Alte Synagoge

Mitte Heidereutergasse Synagoge

Alte Synagoge, ehemaliger Standort Heidereutergasse

ehem. Alte Synagoge in der Heidereutergasse in Berlin-Mitte, erbaut 1712-1714

Von der Alten Synagoge Berlin existieren einige historische Innen- und Außenansichten. Sie geben einen Bau auf rechteckigen Grundriss von ca. 29 × 19 m wieder, der mit einem Walmdach mit Gauben gedeckt und NO-SW orientiert war. Die Gebäudehöhe war vermutlich geringer als die der umgebenden Gebäude, da der Betraum ca. 1 m im Boden eingetieft wurde. Die Längsseiten des Gebäudes waren durch sechs, die Schmalseiten durch fünf hohe Rundbogenfenster und Lisenen gegliedert. Größere architektonische Umgestaltungen erlebte die Synagoge 1854-56 durch den Architekten Knoblauch, der eine Apsis an das Hauptgebäude anfügen ließ und die Synagoge mit Anbauten im Osten erweiterte.

Alte Synagoge, erhaltene Mauerreste

1884 schrieb J. Rodenberg: “Der Synagoge in der Heidereitergasse sieht man ihr Alter nicht an; nichts Spinnwebartiges, Finsteres oder Staubiges ist in ihr. Neuerdings restauriert, glänzen ihre Wände von Weiß, der Sonnenschein dringt durch bunte Scheiben und schön getäfelt ist die Decke. Doch der Gottesdienst bewegt sich in den alten strengen Formen.”

Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurde die Synagoge bei Bombenangriffen stark zerstört und nach Kriegsende abgerissen.

Während der Ausgrabung im Jahr 2000 wurden Mauern bzw. ein Fußboden mit ca. 10 m 2 Fläche gefunden, die zur ältesten Nutzungsphase der Synagoge im 18. Jh. oder zur ersten Umbauphase in der Mitte des 19. Jh. gehörten. Die ausgegrabenen Befunde befanden sich in der Nord-Ecke der ehemaligen Synagoge. Die vorgefundenen Mauerbefunde waren durch die Abrissmaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Aufgehendes Mauerwerk konnte an keiner Stelle festgestellt werden. Die erhaltenen Mauerreste aus Rüdersdorfer Kalkbruchsteinen wurden bis zur Rasenoberfläche neu aufgemauert.

Erstes Zeugnis für ein öffentlich jüdisch-religiöses Leben in Berlin

Alte Synagoge, ehemaliger Standort in der Heidereutergasse

Die wechselvolle Geschichte der jüdischen Bevölkerung Berlins zeigt sich u.a. dadurch, dass nur relativ späte Zeugnisse ihrer Sakralarchitektur vorliegen. Erste Nachrichten jüdischen Lebens in Berlin liegen für das 14. Jh. aus Spandau vor. Die dort ansässigen Juden besaßen einen Betraum, doch genauere Informationen gibt es nicht. Um 1446, im frühen 16. Jh. und 1573 wurden Juden aus Berlin und der Mark Brandenburg vertrieben. Erst im Jahr 1671 erhielten fünfzig wohlhabende, aus Wien ausgewiesene jüdische Familien eine Erlaubnis sich in Berlin niederzulassen. Sie waren zwar mit einigen Privilegien ausgestattet, doch durften sie keine Synagogen halten, d.h. öffentliche Gottesdienste waren untersagt. Nur private Gottesdienste in privaten Räumen und Häusern waren gestattet.

Alte Synagoge, Radierung von Friedrich August Calau, Ende 18.Jh.

Um 1700 folgten weitere 117 jüdische Familien aus Wien, sodass die Zahl der in Berlin lebenden Juden stetig anstieg und sich ein jüdisches Gemeindeleben konsolidierte. Nach langem Widerstand der Betreiber der Privatsynagogen, einflussreichen Gemeindemitgliedern und der Obrigkeit konnte 1711 ein Grundstück an der Heidereutergasse für den Bau einer Synagoge erworben werden. Auf diesem Grundstück wurde dann in den Jahren von 1712-1714 die sog. Alte Synagoge erbaut und noch 1714 eingeweiht.

Die ausgegrabenen Fundamentmauern der Alten Synagoge stellen eine Informationsquelle dar, die über die bloße Lokalisierung hinaus das erste Zeugnis für ein öffentlich sichtbares jüdisch-religiöses Leben in Berlin darstellen, das sich ohne Unterbrechung bis ins 20. Jahrhundert durch den Bau weiterer Synagogen fortbildete.

Mitte Heidereutergasse Synagoge

Ausgrabung der Alten Synagoge in der Heidereutergasse (2000)