Treptower Park - Wassertechnik

Rosengarten 2015

Vom Damals zum Heute

Bereits bei der ursrpünglichen Planung durch Gustav Meyer wurde an ein umfängliches Wasserleitungsnetz zur Bewässerung der Grünflächen gedacht und zu großen Teilen auch umgesetzt. Sogar, die für diese Zeit, fortschrittlichen Versenkregner wurden für große Rasenflächen geplant, jedoch aus Kostengründen nicht eingebaut. Die Stahlgussleitungen (Rohrdimension DA 80-100) aus “alten Tagen” sind zum Teil noch erhalten und wurden während der letzten Jahrzehnte genutzt. Der Zahn der Zeit hat allerdings auch hier seine Spuren hinterlassen und zu einer Vielzahl an Havarien, Ausfällen und Provisorien gesorgt. Das Wasser für die Parkbewässerung wurde in den letzten Jahrzehnten über zwei Tiefbrunnenanlagen nach oben gefördert. Die Springbrunnen wurden über eine technisch nicht ausgereifte und sehr marode sowie arbeitsintensive Pumpenanlage mit Spreewasser versorgt. Zwei unschöne Betonbauwerke dienten der Pumpenaufnahme und fungierten als Wasserspeicher.

Ansprüche an die weitere Planung

Im Jahr 2014 konnte der zweite Bauabschnitt zur Touristischen Erschließung des Treptower Parks – Spreeseite begonnen werden. Die Vergabe für die „Planung der Wassertechnik” erfolgte an das Ingenieurbüro Irriproject – Dirk Borsdorff.

Damit das Ziel, eine nachhaltige, energie- und wassereffiziente Wassertechnik zu installieren umgesetzt werden konnte, hat Irriproject nach kreativen und zeitgemäßen technischen Lösungen gesucht. Das vorhandene, bereits in vorherigen Bauabschnitten erneuerte Wasserleitungsnetz, wurde mit seinen Eigenschaften in die digitale hydraulische Gesamtplanung einbezogen. Die Bestandstiefbrunnen wurden ebenfalls in diese Planung integriert. Auf der damit geschaffenen virtuellen hydraulischen Kopie des gesamten Bestandswasserleitungsnetzes konnten die Planungstätigkeiten aufbauen.

Im Verlauf der Ideenfindung wurde durch Irriproject das angedachte und beauftragte Wasserleitungsnetz um zusätzliche 800 m Hauptversorgungsleitung erweitert. Damit wurde ein Parkumfassender Ringschluss der Hauptleitung ermöglicht. Der Betrieb der Springbrunnen und Bewässerung sollte anwenderfreundlich, vandalismussicher und ressourcenschonend geplant werden. Keine einfache Aufgabe in einem so stark frequentiertem Park.

Die denkmalgeschützten Springbrunnenanlagen im Bereich des historischen Sommergartens waren für die Planung eine besondere Herausforderung. Das heißt, die neuen Schaumsprudeldüsen sollten das gleiche Wasserspiel (Fontänenhöhe etc.) erzeugen, wie durch vorhandene Archivfotos dokumentiert. Auch durften die baulichen Dimensionen der Wasserbecken nicht verändert werden. Irriproject hat für die Springbrunnenwassertechnik ein Umlaufwassersystem geplant, welches mit einer Filtrierung im “ByPass-System“ das Umlaufwasser permanent sauber hält. Um mit möglichst wenigen technischen Teilen auszukommen wurde eine Spezialarmatur entwickelt die zugleich Düse, Ablauf- und Überlaufarmatur in sich vereint. Zusätzlich sorgt eine Enteisenung (das Brunnenwasser ist eisenhaltig) und eine Mess-Regel- und Dosiereinheit für eine gleichbleibende gute Wasserqualität. Dadurch ist ein wartungsarmer Betrieb mit geringen Reinigungsintervallen gewährleistet.

Die nachhaltige Springbrunnentechnik und das innovative Bewässerungs – und Wassermanagement für den Sommer-, Wasser- und Pergolagarten basiert auf einer hydraulisch kalkulierten und vorher simulierten Planung. Eine unschlagbare Methode wenn es um die Absicherung von geringen Kosten für Betrieb und Wartung der wassertechnischen Anlagen geht.

Steuerungstechnik und Bewässerungsmanagement für die Zukunft

Die Digitalisierung und Vernetzung von Systemen ist auch im Bereich der Wasser- und Bewässerungstechnik angekommen. Durch die Anbindung der Steuerungstechnik an das Internet, gemeinsam mit elektronisch gekoppelten Brunnenpumpen (abwechselnder Betrieb bei leistungsabhängiger Zuschaltung, mit Frequenzregelung) entstand die Möglichkeit, jederzeit durch Fernzugriff eine präzise Anpassung an die geänderten klimatischen Bedingungen vorzunehmen und die Wassertechnik für die Bewässerung kostengünstig zu überwachen. Es ermöglicht die Höhe der Wassergaben an die klimatische Wasserbilanz (Niederschlag minus Verdunstung) anzupassen und dadurch eine bedarfsgerechte Bewässerung zu realisieren. Störungen im Betrieb der Springbrunnenanlage und Bewässerungsanlage werden in Echtzeit an die Verantwortlichen via Alarmmeldungen versendet. Die Wasser- und Energiekosten sind nun jederzeit abbildbar, protokolliert. Bewässerungtechnik wird somit zum Instrument für ein stabiles Stadtklima!

Verdunstung dient unseren Pflanzen unter anderem als „Motor“ für die Aufnahme von Nährstoffen und Flüssigkeit. Uns dienen die Pflanzen nicht nur als Sauerstofflieferant. Die Verdunstung der Pflanzen sorgt für die willkommene Abkühlung des Stadtklimas in den Sommermonaten. In den urbanen Räumen, wie z. B. in Berlin, spüren wir die länger werdenden Trockenperioden (aufgewärmte Gebäude, Asphalt und trockene Luft) sehr stark. Darunter leiden die Stadtbewohner und die Grünflächen! Der Treptower Park mit seinen groß angelegten Grünflächen trägt erheblich zu einem gesunden Stadtklima (Verdunstungskühlung) bei. Damit die Pflanzen die Verdunstung aufrechterhalten können muss genügend Wasser im Boden/Substrat o.ä. zur Verfügung stehen. Sollte jedoch der Bodenwasserspeicher aufgebraucht sein, kommt es zu Trockenstress und zu unnötigen Trockenschäden an Grünflächen und Stadtbäumen (z.B. gelbe bis braune Rasenflächen, Blattrandnekrosen, frühzeitiger Laubverlust, Absterben von jungen Trieben). Die Investion in die Grünflächen ist gefährdet und die Funktion der Verdunstungskühlung stark herabgesetzt, dann hilft nur eine zusätzliche Bewässerung. Bedarfsgerechte Bewässerungstechnik stellt ein zeitgemäßes Instrument zur Absicherung der Funktion der Verdunstungskühlung für ein angenehmes Stadtklima dar.

Grünflächen sind wichtige Funktionsflächen, die mit einem definierbaren Beitrag für ein lebenswertes gutes Stadtklima sorgen. Die Bewässerung ist dabei die technische Absicherung für eine ausreichende Wasserversorgung zum Erhalt der Vitalität und des Wertes unserer Grünflächen.

Zusammenfassung

Der Treptower Park wurde durch die ausgeführten Baumaßnahmen, unter den Vorgaben des Denkmalschutzes, in seine ursprüngliche Form zurückgeführt. Die Wassertechnik wurde an den Stand der Technik und an die Anforderungen eines ausgewognenen wirtschaftlichen und pflanzenorientierten Betriebes angepasst.

Zusätzliche stationäre Wasserentnahmestellen in regelmäßigen Abständen, innerhalb der Grünflächen, erleichtern den manuellen Bewässerungsaufwand in kritischen Trockenperioden. Die automatische Bewässerung des Rosengarten, Sommerblumengarten/ Pergolagarten/ Wassergarten sorgt für eine große Reduzierung des Arbeitsaufwandes. Durch die tägliche Anpassung der Wassergaben an die tatsächliche Pflanzenverdunstung wird der Pflanzenbestand in einem dauerhaft vitalen Zustand gehalten und sorgt so mit seinem repräsentativen Aussehen als Magnet für Besucher und Touristen.

Die Wassertechnik der Springbrunnen konnte in starkem Maße modern gestaltet werden. Durch zeitgemäße Mess- und Regeltechnik kann der Wasserkreislauf des Springbrunnenwassers über einen großen Zeitraum in einem hygienisch sicheren und ansehnlichen Zustand gehalten werden.

Der für Besucherinnen und Besucher unsichtbare Einsatz der angemessen kalkulierten Technik schont die öffentlichen finanziellen Mittel und sorgt für die transparente Abbildung der eingesetzten Ressourcen. Zusätzlich wurde ein hohes Maß an Zukunftstauglichkeit realisiert.

Das Ingenieurbüro Irriproject – Dirk Borsdorff konnte seine ganzen technischen Erfahrungen und fortschrittlichen Gedanken in diesem Bauvorhaben einbringen und freut sich über eine gelungene Arbeit.