Das Monitoring umfasst unterschiedliche Erscheinungsformen von Gewalt in Berlin, gibt Auskunft über langjährige Trends und informiert über die Lage in den 12 Bezirken. Die erste Ausgabe des Monitorings Gewaltdelinquenz, das das frühere Monitoring Jugendgewaltdelinquenz fortschreibt, steht unter den Eindrücken der Corona-Pandemie. Das Monitoring verbindet polizei- und sozialstatistische Daten mit weiteren Informationen, um Entwicklungstrends unterschiedlicher Erscheinungsformen von Gewalt in Berlin kleinräumig darzustellen. „Die Pandemie hat auch den Blick auf Gewalt verändert. Mit dem Berliner Monitoring Gewaltdelinquenz 21 haben wir eine hervorragende Grundlage, um unser Gesamtkonzept „Berlin gegen Gewalt“ nach den Erfahrungen der Pandemie weiterzuentwickeln“ sagt die Vorsitzende der Landekommission Berlin gegen Gewalt.
Die vier Haupttrends sind:
1. Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen hat in der Pandemie zugenommen. Entwicklungen der Vorjahre setzten sich damit fort, zugleich werden Erfahrungen heute oft selbstbewusst öffentlich gemacht. Seit 2017 steigt die Zahl der Anzeigen von partnerschaftlicher und familiärer Gewalt sowie insbesondere bei Sexualdelikten. Auch im Corona-Jahr 2020 zeigen sich erneut Anstiege.
Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen belief sich laut Verlaufsstatistik der Polizei Berlin 2020 auf 16.327 Straftaten partnerschaftlicher und familiärer Gewalt, 5.011 Sexualdelikte, 829 Fälle von Kindesmissbrauch. Berlin hat die Schutzplätze für Frauen deutlich ausgebaut, um Betroffene besser zu unterstützen.
2. Die Gewaltbelastung der Quartiere unterscheidet sich deutlich. Die Quartiere entwickeln sich nicht auseinander. Ungleichheiten der Gewaltbelastung haben sich in den letzten Jahren verringert.
In allen Bezirken sind Präventionsräte gegründet worden, die passgenau lokale Probleme bearbeiten können. Neben bestimmten Wohngebieten spielt sich Gewalt oft in Ausgehvierteln ab. Innenstadtquartiere sind auf den ersten Blick stärker belastet. Aber auch in den Bezirken am Stadtrand gibt es stärker belastete Kieze.
3. Politisch motivierte Hassgewalt betrifft nicht nur die direkten Opfer. Sie greift das Zusammenleben in der Stadt an und geht deshalb alle an
Die Polizei Berlin erfasste zuletzt steigende Fallzahlen politisch motivierter Kriminalität. Im Coronajahr 2020 ist die Zahl von hassmotivierten Gewalttaten sprunghaft angestiegen. „Politisch motivierte Kriminalität“ hat unterschiedliche Erscheinungsformen: Am häufigsten sind in Berlin rechte Taten. Die Zuwächse an Hasstaten gehen nicht auf junge Berliner*innen, sondern auf Erwachsene zurück. Berlin hat einen Fonds zur Unterstützung von Betroffenen von extremistischer Gewalt eingerichtet.
4. Gewalt von jungen Berliner*innen ging im Pandemiejahr 2020 stark zurück Kontaktbeschränkungen in der Pandemie und digitaler Distanzunterricht brachten für Kinder und Jugendliche aber erhebliche Einschränkungen mit sich Häufungen von Jugendgewalt – wie am Alexanderplatz oder am Kurfürstendamm – gehen auch auf intensive Nutzungen in einer verdichteten, wachsenden Stadt zurück. Dass Gewaltprävention und die Vermittlung von Respekt sind zurecht im Berliner Rahmenlehrplan.