Regionale Speisen, Streetfood und mlincis

Blick in die Blumenhalle

Blick in die Blumenhalle

von Ursula A. Kolbe

Noch nie war eine Grüne Woche – die globale Leitmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau – in den Berliner Messehallen unter dem Funkturm so politisch und grün wie die diesjährige. Und noch nie haben Fragen der Verantwortung für Klima, Tier- und Artenschutz die Sicht der einzelnen Themen und Probleme so bestimmt. Trecker-Demos auf Berliner Straßen machten auch das Pro und Kontra sichtbar. Herkömmliche Produktion oder alternativ? Warum kein gesundes Miteinander?

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, stellte nachdrücklich heraus: „Wir Bauernfamilien ernähren unsere Gesellschaft mit großem Engagement. Aber Land zu bewirtschaften wird zunehmend schwieriger. Geplante Verbote, Auflagen und politische Unsicherheiten hemmen dringend notwendige Investitionen – auch zum Schutz des Klimas. Eine der großen Herausforderungen für die kommenden Jahre ist es, den Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Verlangen nach mehr Ökologie und Tierwohl einerseits und andererseits der fehlenden Bereitschaft, im Laden dafür mehr zu bezahlen, aufzulösen.“

Und deutlicher denn je zeigte sich der Stellenwert der Grünen Woche als Marketing- und Diskussionsplattform für alle Erzeugnisse und Themen der Land- und Ernährungswirtschaft auch an der erneuten Rekordbeteiligung. Wie schon im Vorjahr strömten über 400.000 Messe- und Kongressbesucher, darunter etwa 90.000 Fachbesucher, aus 75 Ländern in die Messehallen. Auch konnte die Messeleitung auf die Rekordbeteiligung von 1.810 Ausstellern aus 72 Ländern verweisen. Die Grüne Woche ist eben d i e Kontakt- und Geschäftsbörse, Testmarke für Produkte und Marketingkonzepte. Kurz: Hoher Informationswert und Erlebnischarakter.

Ein kurzer Querschnitt durch das Messegeschehen:

Partnerland Kroatien mit einzigartiger Geschmacksvielfalt

Für das Land an der Adria ist Deutschland einer der wichtigsten Exportmärkte, auf fast ein Zehntel der Agrar- und Lebensmittelexporte vermarktet wird. Über 50 große und kleine Lebensmittelunternehmen und Familienbetriebe aus den Regionen Istrien, Slawonien, Dalmatien und Zentralkroatien stellten ihre berühmten landestypischen Spezialitäten vor. Kroatische Fleisch- und Fischprodukte, Weine, Olivenöle, kostbarer Trüffel, brachten die Gaumen aller Feinschmecker im Nationalitätenrestaurant in Hochform.

Zum Beispiel fuži aus der dalmatischen Küche oder mlinci, Truthahn im pašticada? Fuži wird aus einheimischen Zutaten und dem unverzichtbaren Zusatz einer besonderen Trüffel-Delikatesse hergestellt, die aus Istrien stammt. Das köstliche Risotto besteht aus Tintenfisch, Schalentierfleisch und Garnelenschwänzen aus dem kroatischen Meer, angereichert mit erstklassigem kroatischem Weißwein und Prosecco, süßem dalmatinischem Dessertwein. Pasticada mit Gnocchi wird dank der aufwendigen Zubereitung voller Aromen und Düfte serviert.

Würzige Lammkoteletts mit Speck, Karotten und Sellerie werden 24 Stunden lang in einer speziellen Soße aus Gemüse, Obst und vielen Gewürzen mariniert, danach in den reichen Aromen der Marinade gebacken und weiter gekocht. Gebratener Truthahn und mlinci sind weitere traditionelle, in Kroatien sehr beliebte Delikatessen, die auf der Grünen Woche auf moderne Weise zubereitet wurden. Mlinci, das ist übrigens dünn gebackener Teig, im heißen Wasser getaucht und mit Backfett gebacken, wird als Lasagne serviert. Für Feinschmecker dieser Speisen ein Hochgenuss.

Nicht zu vergessen die Delikatessen wie Prosciutto-Schinken aus Dalmatien mit seinem charakteristischen Aroma und einer unverwechselbaren Geschmacksfülle. Kulen – die weltweit bekannte und preisgekrönte kroatische traditionelle Fleischspezialität, gilt als wahrer nationaler kulinarischer Schatz. Die Empfehlung für Käseliebhaber aber ist Paški sir (Käse von der Insel Pag), der Stolz der kroatischen Gastronomie. Es ist das 24. kroatische Produkt und erst kürzlich in der EU als geschützte Ursprungsbezeichnung registriert.

Regiokarte von Brandenburger Bio-Produzenten für Berliner Schulessen

Regionale Bio-Lebensmittel im Schulessen – das war der Ausgangspunkt für das Projekt „Wo kommt das Essen her?“ Eine Übersicht darüber zeigt die interaktive Karte der Produktions- und Verarbeitungsorte der Bio-Verbände des Landes Brandenburg, die auf der Messe von der Berliner Staatssekretärin für Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Margit Gottstein und der Brandenburger Agrar- und Umweltstaatssekretärin Silvia Bender vorgestellt wurde.

Verbraucherinnen und Verbraucher, insbesondere Lehrer, Eltern und Schüler, sollen mit der Karte nachvollziehen können, wo etwas produziert wird. Nicht nur das Klima, auch der Genuss kann auf der Strecke bleiben, wenn Lebensmittel lange Wege hinter sich haben. Zudem hat die jahreszeitliche Ernährung mit Produkten aus der eigenen Region für viele Menschen wieder einen Wert, wie aktuelle Umfragen zum Konsumverhalten zeigen.

Rund 750 landwirtschaftliche Betriebe wirtschaften in Brandenburg nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Mit den Brandenburger Bio-Anbau-Verbänden wird ein Öko-Aktionsplan erarbeitet, der konkrete Schritte und Maßnahmen enthält, um in den verschiedenen Sortimenten mehr und weiter verarbeitete Bio-Produkte aus Brandenburg bereitstellen zu können. Ein Weg, die Wertschätzung für Lebensmittel zu steigern.

Regionale Köstlichkeiten und Streetfood aus der Markthalle

Auch in diesem Jahr stand das Regionale in den Länderhallen wieder hoch im Kurs – bei den Besuchern wie bei den Experten. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmer, national wie international, konnten ein gewachsenes Interesse bei den Vertretern von Gastronomie und Handel an ihren Produkten registrieren und erwarten ein gutes Nachmessegeschäft.

Auch Streetfood liegt im Trend, und auf der Grünen Woche gab die Markthalle einen guten Einblick in diese Welt. Naschen und Erholen war angesagt: Ob Hotdog-Wraps aus den USA, italienische handgemachte Pasta, ungarische Langos oder Garnelenchips – die Foodtrucks boten eine bunte Vielfalt an süßen und herzhaften Speisen an. Auch exotische Getränke, wie Kaffee mit Quzo, Mojito oder Käsekuchenschnaps versprachen neue Geschmackserlebnisse. Angeboten wurden auch neue Foodtrends wie das Superfood Gerstengras oder proteinreiche Insektensnacks.

Landgard und die Initiative „Blumen – 1.000 gute Gründe“

Wenn auch die Januartemperaturen die ersten Frühlingsboten erahnen ließen, gab es in der Blumenhalle schon blühende Natur pur. Landgard und die Initiative „Blumen – 1.000 gute Gründe“ gaben ihr mit Tausenden Frühjahrsblühern, Gräsern, Sträuchern und Gehölzen den dekorativen Rahmen. Spazierwege durch die facettenreich gestaltete Fläche ließen die Besucher den Messetrubel vergessen.

Auch Selbermachen stand wieder hoch im Kurs. Bei zahlreichen Mach-Mit-Aktionen entpuppten sich viele Besucher als kreative Macher, und sie konnten so manch selbst Gestaltetes mit nach Hause nehmen.