Blätterdach – Höhle – Wohnung

Ein Höhleneingang

Ein Höhleneingang

von Rudolf Winterfeldt

Die Natur unserer Erde ist nicht in jedem Fall dem Lebewesen entgegenkommend. Ermöglicht sie insgesamt das Vorhandensein von Leben in seiner verschiedensten Form, so hält sie doch auch eine Unmenge von Gefahren und Widerlichkeiten bereit, vor denen sich Tier und Mensch schützen müssen. Ich denke dabei insbesondere an Kälte, Regen, Sturm, Schnee und Hagel, aber auch an Sonne, Sandstürme und nicht zu vergessen, feindlich gesinnte Artgenossen.

Die einfachste Art sich vor Regen zu schützen, war das Blätterdach. Tiere konnten diese Möglichkeit ohne großen Aufwand nutzen. Noch heute werden von den Urvölkern große Blätter dazu verwandt, sich sozusagen „ein Dach über dem Kopf“ zu errichten. Wer aber in den kalten Zonen der Erde lebte, konnte sich damit nicht vor Kälte schützen. Die Menschen suchten nach Höhlen in den Bergen oder gruben solche in die Erde. Hier konnten sie es schon eine Weile aushalten.

Mit dem Feuer wurden diese Möglichkeiten wesentlich erweitert. So war die Beheizung der Unterkunft möglich und der Kälte konnte besser getrotzt werden. In solchen Höhlen suchten auch Tiere Zuflucht und schützten sich vor den Unbilden der Natur. Aber nicht nur dafür waren diese Höhlen gut geeignet, sondern auch zur Verteidigung und zum Schutz vor Feinden. Verschlossen sie den Höhleneingang, dann war es Raubtieren schwer möglich Beute zu machen. Höhlenzeichnungen aus der Vergangenheit zeugen von der Vielzahl der Nutzung solcher Möglichkeiten.

Tiere leben noch heute in solchen Behausungen. Wenn sie nicht natürlich vorhanden sind, werden sie oft auch künstlich angelegt. Denken wir nur an den Fuchs-, Dachs- oder Kaninchenbau. Auch Vögel bauen sich ihre Nester und manche sind wie Höhlen gebaut und hängen an den Ästen der Bäume.

Mit zunehmender Zivilisation weiteten die Menschen ihre Lebensbereiche aus. Sie blieben nicht mehr nur an einem Ort, sondern mussten ihrer Nahrung im gewissen Sinne folgen. Diese Lebensart zwang dazu, sich schnell zu fertigende oder mitzunehmende Behausungen zu beschaffen. Sie fertigten Hütten aus Ästen und Blättern, Zelte aus Stangen und Tierfellen an. Diese waren schnell aufgebaut und die Menschen saßen und schliefen im Trockenen und Warmen. Nomaden leben heute noch in solchen Zelten und auch in der Dominikanischen Republik bauen sich die einfachen Plantagenarbeiter Hütten aus der Rinde der Königspalme. Bei den armen Menschen blieb das auch über viele Jahre so bestehen.

Mit der Ausbeutung des Menschen aber waren reiche Menschen in der Lage, sich feste Behausungen zu bauen. Sie wurden sesshaft und deshalb lohnte sich auch so ein Bau. Die armen Leibeigenen oder Sklaven lebten weiterhin in einfachen und billigen Hütten. Später baute sie sich Lehmhütten. Diese waren schon beständiger und boten, besonders in den Wintermonaten, besseren Schutz vor der Kälte. Hier hatten die Menschen nun ihr eigenes Zuhause und konnten mit ihrer Familie leben.

Menschenkonzentration führte zur Städtebildung. Aber auch hier war der Wohlstandsunterschied zu bemerken. Reiche Leute wohnten in einem Viertel und arme in einem anderen. Betrachtet man in Berlin Reinickendorf und Prenzlauer Berg in den früheren Jahren, wird das deutlich. Nun aber waren die Wohnungen schon massiv gebaut und mit Öfen ausgestattet. Elektrizität und Gas sowie Wasseranschluss waren auch vorhanden. So wie zu früheren Zeiten konnte und brauchte jetzt keiner mehr leben.

Die Zeit brachte es mit sich, dass die Wohnung für den Menschen zu einem wichtigen Bestandteil seines Lebens wurde. Der eine brauchte eine Villa mit unzähligen Zimmern und der andere war mit einer Dreiraumwohnung im Plattenbau zufrieden. Wichtig war immer, dass sie den Bedürfnissen entsprach und zu bezahlen war. Immer moderner wurde der Wohnungsbau und kann bei uns heute schon als ausreichend komfortabel bezeichnet werden.

Sehen wir uns die Verhältnisse in anderen Ländern an, können wir erst beurteilen, wie gut es uns hier und heute geht. Viele Versuche von verschiedenen Regierungen in den Ländern sollten gerade diese Geißel der Menschheit beseitigen, aber nicht immer ist es auch gelungen. Wer heute genügend Geld hat oder sich in Schulden stürzt, kann in einem eigenen Haus wohnen und sich wohl fühlen. Der das nicht kann wohnt zur Miete und muss mit dem zufrieden sein, was ihm dort geboten wird. Besser ist es allemal als in einer Hütte, einer Baracke oder in einem Zelt zu wohnen.