Wandlitz inmitten vom Naturpark Barnim

BARNIM PANORAMA

BARNIM PANORAMA

von Günter Knackfuß

Lange dachte ich, die Gemeinde WANDLITZ wäre ein geheimnisvoller Ort… Jetzt war ich dort und habe die Hintergründe erfahren. An der Fehleinschätzung schuld ist die getarnte Waldsiedlung Wandlitz, Ghetto des SED-Politbüros. Dr. Jana Radant, Bürgermeisterin von Wandlitz betont, dass dieser geheime Standort zu Bernau gehört. Ihr Dorf mit den neun unverwechselbaren Ortsteilen Basdorf, Klosterfelde, Lanke, Prenden, Schönerlinde, Schönwalde, Stolzenhagen, Wandlitz und Zerpenschleuse hat eine ganz eigene Geschichte. Die typisch märkischen Anger-, Straßen- und Kolonistendörfer sind Bestandteil einer gemeinsamen Kulturlandschaft. Inzwischen aufgewertet als Teil des Naturparks Barnim.

Barnim Panorama – Tor zum Naturpark

Mitten im alten Dorfkern von Wandlitz hat sich ein noch ziemlich unbekanntes Kleinod des Natur- und Kulturtourismus etabliert: Das BARNIM PANORAMA, ein architektonisch imposanter Neubau von 2013, vereint erstmalig ein Agrarmuseum und ein Naturparkzentrum miteinander. Zugleich werden in einer gemeinsamen Ausstellung die Themen Natur und Landwirtschaft präsentiert. Zusätzlich beherbergt die Touristeninformation. Hervorstechend bereits im Eingangspark die stählernen Zeugen industrieller Landwirtschaft: Unter dem Traktorport positioniert sind ein Dampftraktor von 1930 und ein letzter Kirowez aus Russland. Im 1.650 m² großen Gebäudeensemble hält ein Rundgang durch sechs Themenräume für den Besucher viele Attraktionen bereit. So z.B. eine Armada historischer Traktoren und Landmaschinen, eine beeindruckende begehbare Nationalpark-Karte mit Blick aus der Vogelperspektive.

34 besondere Orte mit besonderen Geschichten werden vorgestellt. Informationstafeln und Audiostationen geben Anekdoten, Schicksale und geschichtsträchtige Plätze zum Besten. Schließlich zu erleben unvergessliche See-Blicke. Insgesamt mehr als ein Museum. Das Team um Kulturamtsleiterin Dr. Claudia Schmid-Rathjen gestaltet in Abständen auch Sonderausstellungen. Ein besonderer Wurf war die Schau „Waldsiedlung Wandlitz – Eine Landschaft der Macht“ von 2016. Dargestellt wurden darin auch die Auswirkungen der Funktionärssiedlung auf die Gemeinde Wandlitz und die Region Barnim. Zum Datum 30 Jahre Mauerfall wird die entlarvende Ausstellung in der Stadt Böblingen in Baden-Württemberg gezeigt (www.barnim-panorama.de).

Wald – Wasser – Wandlitz

Als Tagesausflug lohnt sich Wandlitz zu jeder Jahreszeit. „Wer ein Auto hat oder Motorrad, fährt mit seiner Fee nur nach Wandlitzsee.“ Was der Komponist Karl Alfredy bereits 1927 in seinem Schlager rät, gilt heute so wie damals. Aber auch mit dem öffentlichen Nahverkehr ist die Gemeinde sehr gut erreichbar. Die Tradition Ausflugsziel zu sein, ist lang. Bereits seit dem Bau der „Heidekrautbahn“ vor 100 Jahren ist Wandlitz eine beliebte Gemeinde für Erholungssuchende. Allein zehn Badeseen findet man verstreut in der gesamten Gemeinde. Damit sind nur die echten Badeseen gemeint. Die vielen verträumten kleinen Seen, Bächlein und Teiche etwas abseits wollen auch gefunden werden. Auch sie geben von ihrer idyllischen Ruhe gern etwas ab an wahre Genießer.

Und dann ist ja da noch das weitläufige Wander-Abenteuer Naturpark Barnim. Nur beklagt die Bürgermeisterin bestimmte Verhaltensweisen von Gästen wie Lagerfeuer abbrennen und zunehmende Vermüllung. In kultureller Hinsicht hat Wandlitz Extraklassisches zu bieten: Gleich zwei Theater zeigen anspruchsvolle Programme; das Privattheater und die Kulturbühne Goldener Löwe. Hier kann man per Zufall die Operndiven von morgen erleben. Dazu kommen jede Menge Festivals. Insgesamt ist Wandlitz insofern kein Schlafort (www.wandlitz.de).

Anreise:

Von Berlin: Mit der Heidekrautbahn (RB 27) ab S-Bahnhof Berlin-Karow (S2) bzw. mit dem Bus 894 vom S-Bahnhof Bernau (S2). Ab Wandlitz Bahnhof zu Fuß der Bernauer Chaussee folgen über die B 109 in die Breitscheidstraße (ca. 800 m) oder Bus 902 oder 903 (nur am Wochenende) bis BARNIM PANORAMA.

Die Autoanfahrt kann über die A 10 (Berliner Ring, Abfahrt Mühlenbeck), die A 11 (Abfahrt Wandlitz, B 273) oder die B 109 erfolgen.