Kleine Wandererlebnisse

Wanderer in der Natur

von Christa-Dorit Pohle

Mit etwas Wehmut denke ich an die Zeiten zurück, als ich noch einmal in der Woche mit der Wandergruppe unterwegs war. Beim Sortieren von Unterlagen fand ich einige Urkunden von damals, in welchen bestätigt wurde, dass ich bei den Tageswanderungen über 20 km, einmal sogar 30 km, gelaufen bin. Da war ich dann doch etwas stolz auf meine Leistung.

Mit der Gruppe bin ich einige Jahre im Sommer und Winter gewandert. Erkältungen und Rückenschmerzen waren damals kein Thema für mich. In der Gruppe machte mir das Wandern mehr Spaß als solo. Für die großen Touren gab es eine Gruppe von ca. 15 Personen, in dieser Gruppe fühlte ich mich sehr wohl.

Dass Einer für den anderen Verantwortung übernahm, und aufpasste, dass Keiner verloren ging, dass es einen guten Gedankenaustausch gab, das tat schon gut. Natürlich hatten wir bei den großen Wanderungen auch Erlebnisse, welche mir in Erinnerung blieben.

An einem 7. Oktober waren wir in der Schorfheide unterwegs. Niemand hatte daran gedacht, dass wir am Wegesrand Pilze finden könnten. Und dann kamen wir aus dem Staunen nicht heraus, so viele Prachtexemplare von Steinpilzen standen sehr verlockend am Wegesrand. Nun war guter Rat teuer. Pilze gehören nun mal nicht in Plastiktüten, Körbe hatten wir nicht.

Ein Wanderfreund bot an, dass wir die gesammelten Steinpilze in seine Baumwoll-Wanderjacke legen. Diese wurde dann mit etwas Strippe zusammen gebunden, so klappte es mit dem Transport. Der Wanderfreund trocknete die Steinpilze zuhause und verteilte sie dann an die Sammler.

Bei einer anderen Wanderung im Sommer trat Sportsfreund Alfred aus Versehen in einen Ameisenhügel. Er musste sich wohl mal in die Büsche schlagen und hatte den Weg verlassen. Anstatt den Blick nach vorn zu richten, hatte er rückwärts schauen wollen, ob auch niemand schmult. Und so geschah es, dass er mit beiden Füßen im Ameisenhügel stand.

Wir hörten einen Schrei und sahen dann den wild zappelnden Alfred. Seine Schrecksekunde hatten die kleinen Krabbler wohl genutzt, um in die Schuhe zu gelangen, und von dort versuchten sie dann über die Socken und Hosenbeine weiter nach oben vorzudringen. Es bot sich uns ein lustiges Bild, aber wir versuchten alle ernst zu bleiben. Wäre Alfred am Wegesrand geblieben, wäre ihm die Prozedur erspart geblieben, welcher er sich nun unterziehen musste.

Alle anwesenden Männer standen ihm natürlich bei. Ich hatte den Vorschlag gemacht, einen Regenmantel auf dem Weg auszubreiten. Auf diesen stellte sich Alfred, nachdem er Schuhe und Socken ausgezogen hatte. Die Wanderhose musste auch noch runter und ausgeschüttelt werden. Dann konnte er seine inzwischen von den Ameisen befreiten Sachen wieder anziehen.

Dieser Zwischenfall war ja zeitlich nicht eingeplant, so schafften wir den Fernzug für die Heimfahrt nicht. Um die Wartezeit zu überbrücken, gab es dann ein gemütliches Beisammensein in der Bahnhofsgaststätte und unser Alfred hatte die Scheu verloren, am Wegesrand zu bleiben, wenn er mal „musste“.

Einen Monat später gab es bei einer sehr langen Wanderung wieder einen Zwischenfall der besonderen Art. Wir mussten mit einem Sprung einen ausgetrockneten, kleinen Graben überwinden. Otto war schon drüben angekommen, Hannes sprang als Zweiter. Wir alle hatten nicht bemerkt, dass an dieser Stelle ein Erdwespennest war, und durch die Bodenerschütterung waren die Wespen sofort zum Angriff bereit. Das Angriffsziel: Der Popo von Hannes.

Mehrere Dutzend Wespen hatten mit ihren Stichen durch die dünne Wanderhose schon den Popo erreicht. Hannes war sehr tapfer, als er die schmerzhaften Stiche spürte. Er bat darum, dass wir die Insekten von seiner Hose entfernen. Es meldete sich niemand freiwillig, dort Hand anzulegen. Aber ein Taschenmesser leistete gute Dienste, damit konnten die Wespen von der Hose entfernt werden.

Dann zog Hannes schnell die Hose runter und ließ sich mit einem kühlenden Balsam gegen Insektenstiche, den ich immer dabei hatte, den Popo einreiben. Der arme Hannes, er hat tagelang leiden müssen, so viele Stiche hatte er abbekommen. Schlafen auf dem Bauch und nicht sitzen können, das ist schon sehr unangenehm.

Zum Schluss noch ein Erlebnis bei einer Winterwanderung, und dabei gab es gar nichts zu lachen. Wenn man mit einer Wandergruppe läuft, hat man sich ja an bestimmte Regeln zu halten. Sobald jemand zurück bleibt, hat er seinem Nebenmann Bescheid zu sagen, damit darauf geachtet wird.

Vor allem wir Frauen wurden immer wieder ermahnt, dass wir in der Nähe des Weges bleiben sollen, wenn wir uns mal „in die Büsche“ schlagen müssten, damit es keine Unfälle gibt. Aber leider hielten sich nicht alle Frauen an diese Mahnung. So war es auch an diesem Wintertag, es hatte geschneit. Elvira hatte schon immer etwas Scheu, in den Wald gehen zu müssen.

Sie blieb zurück, sagte nicht Bescheid, und erst als der Wanderleiter durchzählte, ob noch alle anwesend sind, fiel auf, dass Elvira fehlte. Also gingen wir den Weg wieder zurück. Zum Glück waren nur einige Minuten vergangen seit dem Verschwinden von Elvira und das auf gerader Wegstrecke. Elvira war ein Stück in den Wald hinein gegangen, war mit dem Fuß in eine Vertiefung getreten, welche durch den Schnee verdeckt war. Sie stürzte, und als sie sich abstützen wollte, hatte sie sich das Handgelenk gebrochen.

Warum sie nicht um Hilfe rief, wussten wir nicht. Vielleicht war sie für kurze Zeit bewusstlos. Glück im Unglück, dass sie noch laufen konnte. Denn es waren noch einige Kilometer bis zum Ziel zu laufen, und mit einem Handy waren wir ja damals noch nicht ausgerüstet.

Ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück, in der ich die wunderschöne Umgebung unserer Stadt auf Schusters Rappen kennenlernen konnte.