Auf den Spuren Bismarcks und der BUGA durch die Altmark

Im Bismarck-Museum Schönhausen

von Ursula A. Kolbe

„Ich werde entweder der größte Lump oder der erste Mann Preußens.“ – Nun, er wurde letzteres: Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck, der erste Reichskanzler Preußens. Mit Blick auf seine Herkunft bezeichnete sich der „Eiserne Kanzler“ gern als „Urpreuße“.

Vieles wurde ihm nachgesagt, aber unbestritten besaß er eines, ein untrügliches Gefühl für die Feinheiten der deutschen Sprache. So allein sein Zitat: „Das wichtigste im Leben ist, zu wissen, was das Wichtigste ist…“.

Und er konterte auch gern. Verbürgt ist, dass sich bei einer Begegnung die Frau des ungarischen Gesandten bei ihm über die vielen Wörter beschwerte, die im Deutschen von ähnlicher oder gleicher Bedeutung sind. Zum Beispiel „Gesandt“ und „geschickt“. Er darauf: Nun, Ihr Mann sei ja ein Gesandter und kein Geschickter.

Bismarcks Geburtstagsjubiläum jährt sich in diesem Jahr am 1. April nunmehr zum 200. Male. Durchaus ein Anlass, seine Heimat, die Altmark im Sachsen-Anhaltinischen Lande zu besuchen und auf dessen Spuren zu wandeln.

Wir kamen in einen Landstrich voller Geschichte, Tradition und Kultur, in einen Landstrich mit verlockenden Reisezielen. Hier, im Dreieck zwischen Berlin, Hamburg und Magdeburg, kann man sich gut erholen oder auch aktiv per Rad, zu Fuß, auf dem Pferd oder zu Wasser unterwegs sein, Neues erleben, interessante Eindrücke sammeln.

Und das durchaus auch in Verbindung mit der Bundesgartenschau 2015, die ja bekanntlich vom 18. April bis 11. Oktober stattfindet, mit der Hanse-, Insel- und Domstadt Havelberg als westliches Tor der Gartenschau, die unter dem Motto „Von Dom zu Dom – das blaue Band der Havel“ stattfindet, ein besonderer Anziehungspunkt.

Wo die Wiege stand

Bismarcks Wiege stand in Schönhausen an der Elbe. Ein Ort, der im frühen 13. Jahrhundert durch die Bischöfe von Havelberg gegründet wurde. Seine Kindheitsjahre verbrachte er auf dem pommerschen Gut der Familie, es folgten Studienjahre in Berlin und Göttingen. 30Jährig kehrte der „tolle Bismarck“, seiner Eskapaden so genannt, in seinen Heimatort zurück.

Und er war kein Lump geworden, sondern bekleidete bald das wichtige Amt des Deichhauptmanns an der Elbe, sammelte als Abgeordneter erste politische Erfahrungen. Diesen Weg beschritt er zielstrebig weiter. Nach vielen Stationen wurde Bismarck in den erblichen Fürstenstand erhoben und zum 1. Reichskanzler des Deutschen Reiches ernannt.

Das alles kann man im Bismarck-Museum im erhalten gebliebenen Seitenflügel des Schönhauser Schlosses, im Torhaus, und des einstigen Gärtnerhauses nachvollziehen. Ein zweifellos wichtiges Verdienst seines Regierens, den auch die Ausstellung verdeutlicht und bis ins Heute strahlt, ist die Sozialgesetzgebung.

1883 führte Bismarck eine Alters- und Invalidenversicherung und ein Jahr später die Unfallversicherung ein. 1891 folgte die gesetzliche Rentenversicherung. Damit war Deutschland der weltweite Vorreiter beim Aufbau des staatlichen Sozialsystems – heute als größte innenpolitische Leistung Bismarcks gewürdigt.

Der preußische Staatsmann war eine Schlüsselfigur der deutschen und europäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts.
Diesen Zusammenhang von Gegenwart und Vergangenheit zu verdeutlichen und zum Verständnis dieser Entwicklungen beizutragen, ist ein wesentliches Anliegen der Otto-von-Bismarck-Stiftung mit Sitz in Friedrichsruh bei Hamburg, seinem Alterssitz, wo er seine letzte Ruhestätte fand. Und ein weiterer Standort ist in Schönhausen.

Besuch bei einem Nachfahren in Döbbelin

Auf Schloss Döbbelin, erbaut 1736, erfuhren wir von einem Nachfahren in der 19. Generation und heutigen Hausherrn Alexander von Bismarck, der mit seiner Frau Irina und den Kindern jetzt hier lebt, dass die ersten Spuren der Familie von Bismarck bis ins Jahr 1344 zurückreichen.

Auf dem Gelände entstand übrigens Bismarcks Weihnachtswelt mit Caf’é und selbstgebackenem Kuchen und Imbiss, ganzjährig geöffnet, aber gerade in den zurückliegenden Weihnachtswochen natürlich ein besonderer Anziehungspunkt für Besucher von fern und nah, was den rührigen Eigentümer immer besonders freut. Insgesamt hat er im 120 zählenden Ort, heute zu Stendal gehörend, 20 Arbeitsplätze geschaffen.

Die Familie lädt auch zu Lesungen in den Festsaal und Gutspark ein; an den Wochenenden sind nach Anmeldung Führungen durch das Wohnschloss möglich (Schlossverwaltung: Tel. 0393229/284; www.bismarck-gmbh.de).

„Klönsnack“ in Warnau

Um sich weiter zu stärken und wer Appetit auf Fisch hat, auf in den „Quappenwinkel“ nach Warnau. Hier lädt Familie Schulze seit 20 Jahren zu einem „Klönsnack“ in ihre Fischerstube ein.

Ob Aal, Zander, Hecht, Barsch, Plötzen, Karpfen – täglich kommt frischer Nachschub aus dem Gülper See, Havel und Elbe. Persönlich gefangen. Und das bereits in fünfter Generation. Die Familie bewirtschaftet heute eine Wasserfläche von rund 350 ha, und der Hauptteil wandert täglich direkt in die eigene Küche.

Auf der Speisekarte stehen rund 30 Gerichte. Jeden Monat mit einem besonderen Angebot. Ich muss es an dieser Stelle gestehen, eigentlich einen Bogen um Fisch zu machen. Aber hier beim appetitlich angerichteten Fischteller habe auch ich kräftig zugelangt. Es hat einfach so gut geschmeckt. Wer sich ebenfalls Appetit holen will: www.fischerstube-warnau.de.

Frischer Wind im alten Creveser Herrenhaus

Den wechselvollen Weg des Herrenhauses Crevese – von 1564 bis 1813 hatte die Familie derer von Bismarck hier ihren Stammsitz – nachzuvollziehen, sprengt an dieser Stelle den Rahmen des Beitrages. Mehr auch darüber in dem sehr informativen Reiseverführer „Bismarcks Land“ vom Tourismusverband Altmark; über info@altmarkttourismus.de, www.altmarkttourismus.de.

Nach 1945 diente das Anwesen verschiedenen sozialen Zwecken, schließlich als POS wie in vielen Orten der damaligen DDR.
Seit 1993 ist das Herrenhaus wieder in Privatbesitz, dient den jungen Eigentümern Ralf Engelkamp und Rainer Kunz mit ihrer Firma „Atelier offen“ als Wohnhaus, Designatelier, als Stätte kultureller Begegnungen und steht auch für angemeldete Führungen offen.

Ihr besonderes Interesse gilt zudem der Wiederherstellung des Anfang des 19. Jahrhunderts angelegten Englischen Gartens. Um hier in Muße einfach entspannen, abschalten, neue Ideen sammeln. Wie z. B. dann im „ Atelier offen“ die beiden Inhaber zusammen mit dem Illustrator Jens Neubert das BUGA-Maskottchen „Wilma Wels“ das „Licht der Welt“ erblicken ließen, das nun als sympathische Figur die Wege und Ereignisse der Bundesgartenschau im Havelland begleiten wird.

Havelberg – das westliche Tor zur BUGA

Das war denn auch für uns das Stichwort in der Insel- und Domstadt im Grünen am Zusammenfluss von Havel und Elbe, wo uns Bürgermeister Bernd Poloski zu einer Besichtigungstour ins westliche Tor der nunmehr im April eröffnenden Gartenschau einlud.

Er führte uns zum bau- und kunsthistorisch wertvollen Dom St. Marien zu Havelberg, der zur Ausstellungsfläche gehört und rundherum von neu entstandenen Blumen- und Grünanlagen geprägt wird. Die Kirche St. Laurentius auf der Altstadtinsel lockt mit insgesamt 16 prächtigen Blumenschauen wie übrigens ja auch in der St. Johannis Kirche in Brandenburg an der Havel.

Das „Haus der Flüsse“ der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, auf altem Industriegelände entstanden, wird viel Wissenswertes über den Artenreichtum der hiesigen Flusslandschaft vermitteln.

Überhaupt, macht uns Bernd Poloski darauf aufmerksam, sind alle BUGA-Kulissen in der Kleinstadt mit knapp 7.000 Einwohnern gut zu Fuß erreichbar. Die Stadt sei kein Ort der weiten Wege, sondern ein Kleinod, das man in Ruhe genießen kann.

Darüber und über lukullische Köstlichkeiten wie auch über die Kaiser- und Hansestadt Tangermünde, wo wir ebenfalls gut nächtigten, speisten, auch eine interessante Stadtführung auf den Spuren Kaiser Karl IV. hatten und wo sicher auch viele Gäste auf Bismarcks Spuren oder BUGA-Besucher Quartier finden werden, in einem weiteren Beitrag.