Frühlingsbräuche – Der Winter wird vertrieben

Ein Osterfeuer auf einer Wiese

von Edelgard Richter

Nachdem der Winter zu Ende geht, freuen sich die Menschen auf den Frühling und begrüßen ihn mit traditionellen Bräuchen. Darin fließen heidnische und christliche Ursprünge ineinander.

Das Feuer ist das Symbol der Sonne, weshalb in einigen Gegenden Deutschlands das Scheibenschlagen noch üblich ist. Glühende Holzscheiben oder aus Stroh geflochtene brennende Räder werden von einem Hügel oder Berg ins Tal laufen gelassen. So soll der Winter verbrannt bzw. vertrieben werden.

Die Räder und Scheiben gelten schon seit alters her als Symbol der Sonne. Der Brauch der Winterverbrennung findet heutzutage noch vielfach im Südwesten Deutschlands statt, insbesondere im Schwarzwald.

Viele Frühlingsbräuche sind eng mit Laetare verknüpft. So wird seit dem Mittelalter der vierte Fastensonntag nach Karneval genannt. An diesem Tag beginnt das Gebet in den Kirchen mit den Worten „Laetare, Jerusalem“, das heißt „Freue dich, Jerusalem“. Alle sollen sich auf den bevorstehenden Sommer freuen.

Laetare ist in diesem Jahr am 18. März. In Rheinhessen und der Pfalz finden an diesem Tag traditionell Sommertagsumzüge statt, um den Winter zu vertreiben. In Thüringen organisiert seit 1897 die „Sommergewinnzunft“ in Eisenach in jedem Jahr wieder den „Sommergewinn“.

Es eines der größten Frühlingsfeste in Deutschland. In diesem Jahr findet der Sommergewinn am 14. März mit einem großen Festumzug prächtig geschmückter Wagen statt. Er endet auf dem Marktplatz, wo dann ein Streit zwischen der warmen und der kalten Jahreszeit beginnt: Frau Sunna als Sonnengöttin und Herr Winter als Eiskönig liefern sich ein Streitgespräch, das Herr Winter verliert.

Er wird anschließend symbolisch als Strohpuppe verbrannt. Zehntausende von Besuchern kommen jedes Jahr zu der Veranstaltung und verfolgen am Straßenrand die mit Pferden bespannten Festwagen und Kutschen, die durch die historische Altstadt von Eisenach zum Marktplatz rollen.

Der 21. März wurde bereits bei den alten Germanen als Sonnenfest gefeiert. Es ist der Tag der Tagundnachtgleiche, an dem astronomisch der Frühling beginnt. An diesem Tag sind Tag und Nacht jeweils zwölf Stunden lang. Danach beginnt die Osterzeit. Der Name Ostern soll von einer germanischen Frühlingsgöttin namens Ostara hergeleitet worden sein.

Es bestehen allerdings Zweifel, ob es diese Ostara überhaupt gab. Sei es, wie es sei. Unzweifelhaft stammen Ostereier und Osterhase ursprünglich ebenfalls aus heidnischer Zeit und stehen für Frühling und Fruchtbarkeit. Beide sind Symbole der Fruchtbarkeit. Schließlich ist bekannt, dass sich der Hase insbesondere im Frühling stark vermehrt.

Zu den Symbolen des Frühlings gehören auch der Hahn, der mit seinem Krähen den Sonnenaufgang und damit das Tageslicht verkündet, und die Brezel, die ohne Ende und ohne Anfang ist und für den unendlichen Wechsel der Jahreszeiten steht.

Zur Erneuerung im Frühling war es früher auch Sitte, dass zu Ostern neue Kleidung getragen wurde. Nach alten Brauch sollte sich im Frühling auch der Mensch erneuern und nicht nur die Natur. Zu den Frühlingsbräuchen gehört auch das Osterfeuer, das am Karsamstag oder am Ostersonntag angezündet wird. Damit soll der Winter ebenfalls vertrieben werden.

Höhepunkt der endgültigen Vertreibung des Winters ist die Walpurgisnacht am 30. April, benannt nach Walburga, einer englischen Äbtissin, die von 710 bis 779 gelebt hat. Für ihr Leben in Keuschheit und dem Wirken für die katholische Kirche wurde sie später durch Papst Hadrian II. heiliggesprochen. Ihr Namenstag ist der 30. April.

Die Feuer werden in dieser Nacht in vielen Regionen Deutschlands auf Höhenzügen und Bergen angezündet und sind weithin sichtbar. Auch mit ihnen soll symbolisch der Winter ausgetrieben werden. Dieser Brauch wird ebenfalls in der Schweiz, in Schweden und Finnland gepflegt. Am nächsten Tag, dem 1. Mai wird dann in vielen Orten in Deutschland der Maibaum aufgestellt, der die Fruchtbarkeit der Natur symbolisiert. Der Winter ist endgültig vorbei.