Guiseppe Verdi - ein Leben in Melodien

Guiseppe Verdi beim Dirigieren

Guiseppe Verdi beim Dirigieren

von Sylvia Schreiber

Giuseppe Fortunino Francesco Verdi war ein großer italienischer Komponist der Romantik, der zahlreiche Meisterwerke der italienischen Opernliteratur wie „Nabucco“ (1842), „Rigoletto“ (1851), „La Traviata“ (1853), „Don Carlos“ (1867), „Aida“ (1871) und „Otello“ (1887) komponierte.

Er wurde am 10. Oktober 1813 in Le Roncole bei Busseto in Italien geboren und verstarb mit 87 Jahren am 27. Januar 1901 in Mailand. Sein Todestag jährt sich in diesem Januar zum 120. Mal.

Lauter Meister-Opern

Für viele Italiener ist der Komponist Giuseppe Verdi ein Nationalheld. Kaum zu glauben, dass dessen Karriere beinahe zu Ende gewesen wäre, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Eben bis er die Oper “Nabucco” schrieb …

Giuseppe Verdi: Ein freiheitsliebender Dickschädel und seine Musik

Wer heute an Verdi denkt, hat gleich seinen berühmten “Gefangenenchor” aus der Oper “Nabucco” im Ohr! Dabei hatte sich der junge Giuseppe Verdi eigentlich geschworen, niemals wieder eine Oper zu schreiben. Seine ersten beiden Opern “belohnte” das Publikum nämlich mit Pfeifkonzerten.
Ein Befreiungsschlag: Die Oper “Nabucco”

Verdi ist sein Misserfolg peinlich. Verzweifelt zieht er sich zurück und grübelt, wie er nun Geld verdienen soll. Mit der Musik scheint es ja offensichtlich nicht zu klappen. Ein Freund versucht Verdi zum Weiterkomponieren zu überreden und schenkt ihm das Textbuch zu “Nabucco”. Verdi knallt es wütend auf den Schreibtisch, wo es auseinander klappt. Da liest Verdi zufällig die Zeilen “Flieg Gedanke auf goldenen Schwingen!” – das sind die Zeilen, die später die Gefangenen im Chor singen. Verdi liest weiter und weiter und immer weiter … Die Feder wandert wie von selbst in seine Hand, zufällig liegt auch noch Notenpapier bereit. Die Oper “Nabucco” über die Befreiung aus der Gefangenschaft begeistert ihn! Und das Opernpublikum erst! Es jubelt wie verrückt.

Lebensdaten

Giuseppe Verdi wurde am 10. Oktober 1813 in Le Roncole bei Busseto in Italien geboren und starb mit 87 Jahren am 27. Januar 1901 in Mailand.
War er gestern noch ein armer Schlucker, den kein Mensch kannte, ist Verdi nun ein Star. Der “Gefangenenchor” wird so eine Art Nationalhymne in Italien, jedes Kind kann die Melodie pfeifen. Plötzlich bekommt er Aufträge und soll für die berühmte Mailänder Scala Opern komponieren. Davon hat er doch schon als Kind geträumt, denn damals bereits liebte der kleine Giuseppe Verdi die Musik.

Musik zwischen Nudeltellern …

Als Kind hört Verdi Musik in den Gasthäusern, nicht in der Oper. Für die Oper gibt es kein Geld bei den Verdis. Giuseppe wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater kann nur ein wenig lesen und schreiben, er ist Wirt in einem Gasthaus. Darum fehlt es der Familie wenigstens nicht an Essen. Mit Nudelrezepten und Weinsorten kann Giuseppe aber nichts anfangen, ihn fasziniert die Musik und in der Schule lernt er sogar so gut Orgel spielen, dass er bald schon sein erstes Geld als Organist verdient.

Ausgerechnet der Großhändler, bei dem Giuseppes Vater für sein Gasthaus einkauft, ist verrückt nach Musik. Er setzt es sich in den Kopf, dem begabten Giuseppe zu helfen. Aufs Konservatorium in Mailand soll er gehen. Verdis Gönner sammelt also Geld … Nur am Konservatorium wollen sie nichts wissen von Verdi. Sie halten ihn für unfähig und unbegabt!

Giuseppe Verdi, der später der berühmteste Opernkomponist der Welt wird, dem ein Meisterwerk fast so leicht von der Hand geht, wie einem Bäckermeister die Brezeln, ihm wird das Musikstudium verweigert! Verdi lässt sich nicht unterkriegen und studiert eben auf eigene Faust. Er sucht sich einen guten Lehrer. Und lernt offenbar gut…

Immer mit einem Fuß im Gefängnis

Bald ist er in Italien bekannt wie ein bunter Hund, nicht nur als Komponist, sondern auch als freiheitsliebender Mensch, der sich nichts von niemandem vorschreiben lässt. Zur damaligen Zeit ist das ganz schön gefährlich, aber offenbar versöhnt er alle mit seiner Musik. Die großen Opernhäuser Italiens lecken sich seit der Oper “Nabucco” die Finger nach einer neuen Verdi-Oper. Und Verdi schreibt. Auf seinem gerade gekauften prächtigen Landsitz, wo er eigentlich auch ganz gerne Kartoffeln anbauen würde. Leider keine Zeit dafür!

Als Verdis Oper “Rigoletto” entsteht, wird ihm sein freiheitsliebender Dickschädel fast zum Verhängnis. Es ist inzwischen die 16. Oper von Verdi. Und in “Rigoletto” wagt es Verdi, so manche peinliche Angewohnheit der vornehmen Gesellschaft auf der Opernbühne darzustellen. Und nicht nur das, er verurteilt das Verhalten auch noch: Wie mit Dienstboten umgesprungen wird zum Beispiel. Gerade so, als wären sie Vieh und keine Menschen. Verdi bekommt also Ärger mit der Zensur. Das ist eine Behörde, die darauf achtet, dass keine Peinlichkeiten über die vornehme Gesellschaft ausgeplaudert werden oder kein Aufruf zum Kampf gegen die Herrscher in den Opern auftaucht. Jetzt hat diese Zensur Verdi also am Schlafittchen gepackt und zwingt ihn, seine Oper gefälligst umzuschreiben. Mag er aber nicht und macht er auch nicht!

Verdi setzt sich durch: Er muss nur ein paar Namen innerhalb der Geschichte ändern – und “Rigoletto” kommt auf die Opernbühne in Venedig. Trotzdem, die Zensur hat nun leider ein Auge auf den Opernschreiberling geworfen. Mit dieser Behörde wird Verdi im Laufe seines Lebens noch so manchen Streit austragen müssen!

Reihenweise Meisterwerke

Ein Heerführer mit lässiger Sonnenbrille, eine Liebesgeschichte, die tragisch endet – dazu Pyramiden, Schlachten und eine Mumie.
Jetzt aber schreibt er erst einmal reihenweise Meisterwerke, wie “La Traviata”, “Troubadour”, “Ein Maskenball”, “Aida” oder auch “Otello”. Alle Figuren, die Verdi mit seinen Tönen, mit seinen Melodien erschafft, interessieren ihn nicht nur als Figur einer Geschichte, sondern vor allem interessiert er sich für ihr Seelenleben. Für ihre Gefühle …

Verdi will Wahres über den Menschen auf der Opernbühne erzählen, verpackt in spannende Geschichten. Und diese Wahrheit verpackt er in schöne Melodien. Das ist sein Rezept, das ihn fast 50 Jahre lang zum Herrscher über die Opernbühnen werden lässt – und zwar nicht nur in Italien.

In seiner letzten Oper, Verdi ist inzwischen 76 Jahre alt, zieht er sich als weiser alter Greis die Kasperlmütze auf. Nach all den tragischen Opern komponiert Verdi nun eine Komödie, also eine lustige Oper: über einen grässlich eingebildeten verfressenen Fettwanst, der an hübsche junge Damen Liebesbriefe schreibt und über den am Ende alle lauthals lachen! Dickerchen “Falstaff” wird ein riesiger Erfolg, in Mailand, in Rom, in Paris, in Stuttgart … Ein Erfolg, den Verdi noch mal so richtig genießt, bis er im Jahr 1901 stirbt.