Ein- und Ausblicke im jungen Marzahn-Hellersdorf

Das reetgedeckte Landhaus wird Herzstück des Englischen Gartens sein

von Ursula A. Kolbe

Was hat sich doch alles in diesem jungen, aufstrebenden Stadtbezirk so getan, allen Unkenrufen zum Trotz. Viel, konnte Bezirksbürgermeister Stefan Komoß in Begleitung seiner Bezirksstadträte Dagmar Pohle, Christian Gräff und Juliane Witt auf der jüngsten Journalistentour in Sachen grüne und beste Aussichten konstatieren.

Dabei immer die sozialen Brennpunkte und ihre Projekte im Blick. Geht es doch darum, gerade für die junge Generation Chancen auf eine sinnerfüllte Zukunft zu schaffen.

Stopp in der Casper-David-Friedrich-Schule in der Alten Hellersdorfer Straße. Nicht umsonst wohl ist der große Maler der Romantik und berühmtester Sohn Greifswalds – man denke nur an sein Bild „Kreidefelsen auf Rügen“ – Namensträger dieser Schule mit künstlerisch geprägtem Profil geworden.

Hier wird Erfolgsgeschichte in puncto Berufswahlcoaching in enger Zusammenarbeit mit der ABU geschrieben.

Sprich Masterplan Arbeit und Ausbildung für alle Jugendlichen in Marzahn und Hellersdorf. Im Mittelpunkt hierbei steht die Betreuung von Jugendlichen an den Sekundarschulen des Bezirkes, ist auch das Bezirksamt ein Ansprechpartner.

Bis 2016 soll dieses anspruchsvolle Ziel gegen Null tendieren, ist die erklärte Maxime des Bürgermeisters und seines Teams. Die neuesten Zahlen sprechen für sich: Lt. Statistik waren im Juni 2014 genau 1.646 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahre arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,9 Prozent ( im Vergleich: Berlin hat 10,2 Prozent).

In diesem Gespräch in der Schule werden auch DDR-Erinnerungen wach, wenn von damaliger „Fachproduktiver Arbeit“ die Rede ist. So nehmen alle Schüler der achten bis zehnten Klassen an einer individuellen Berufsberatung teil. Das Coaching sei ein Weg, jetzt noch manch unklare Vorstellungen über die Berufsfindung auf den Weg in reelle Chancen zu lenken. Die angesprochenen 14jährigen zeigten sich sehr aufgeschlossen.

Optimismus im Don-Bosco-Zentrum

Auch im Don-Bosco-Zentrum am S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße spürte man diesen Optimismus. Sicher mit ein Verdienst der „guten“ Seele des Hauses Schwester Margareta, eine resolute, viel Liebe ausstrahlende, fest im Alltag stehende Ordensfrau des schon 1859 vom italienischen Priester Giovanni Bosco gegründeten katholischen Ordens der Salesianer Don Boscos und aller ihrer Mitarbeiter.

Dessen Wirken in 132 Ländern überall auf der Welt: Die ganzheitliche Entwicklung von Straßenkindern und Kindersoldaten egal welchen Glaubens zu fördern.
Hier in Marzahn geht es vor allem um Chancen und Perspektiven der jungen Leute für den Eintritt ins Berufsleben. Das Jobcenter sieht sich der Aufgabe verpflichtet, erst Arbeit, dann staatliche Hilfe anzubieten. Stets offene Ohren dafür hat man im Don-Bosco-Haus. Es steht an jedem Tag im Jahr in jeder Situation rund um die Uhr offen.

Patrick z. B. hat mehrere Lehren abgebrochen, wohl viele persönliche Krisen durchlebt. Bei einer ganz persönlichen Führung für mich durchs Haus erzählt der 23jährige, dass er vom hiesigen Jobcenter ins Don-Bosco-Zentrum vermittelt wurde, um sich hier auf seine Ausbildung im OSZ, einer beruflichen Schule, auf seine Ausbildung zum Sport- und Fitnesstrainer vorzubereiten.

Und schon ein wenig stolz spricht er dann von seinen ersten eigenen ersten „vier Wänden“ in Hellersdorf. Sein neues Schuljahr im OSZ hat er jetzt im August begonnen. Für seinen weiteren Weg wünsche ich ihm viel Erfolg.

Im „Haus Aufwind“ ist viel los

Der Bogen lässt sich dann leicht zum „Haus Aufwind“ in der Nossener Straße schlagen, zum Jugendwerk Aufbau Ost. Das Kinder- und Familienzentrum liegt in einem sozialen Brennpunkt von Hellersdorf, mit der Herausforderung der Alleinerziehenden und jungen Familien im Blick.

Groß ist der Anspruch seiner rund 40 Mitarbeiter, Hilfe anzubieten und eine familiäre Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Es gibt über 40 Angebote. Sie reichen von der Hebammenbetreuung, das Familienpaket, Elternfrühstück über Hausaufgabenhilfe bis hin zu Kooperationsprojekten mit Schulen. Oft auch, bis der Nachwuchs „flügge“ wird.
Und oft „steppt der Bär“, wie viele selbst sagen, so jüngst im diesjährigen Feriensommer, der übrigens als einziger in einem Bezirk der Stadt mit viel Liebe und Engagement auf die Beine gestellt wird. Hilfe und Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer ist immer gern gesehen.

Im Englischen Garten geht’s voran

Um auf die „besten und grünen Aussichten“ zurückzukommen, darf natürlich ein letzter Stopp in den Gärten der Welt und mit Blick auf die IGA 2017 nicht fehlen. Hier blüht Marzahn rasant auf.

Jüngste Etappe: Der Englische Garten des Ensembles nimmt Konturen an.
Wurde im Mai vergangenen Jahres der Grundstein gelegt, ist nun inzwischen der Dachstuhl des reetgedeckten Landhauses, des Cottages, errichtet. In England dienen die eingeschossigen, nicht unterkellerten Häuser traditionell als Wohnstätten, insbesondere für Pächter landwirtschaftlicher Flächen. Hier in Marzahn wird Gastronomie ins Landhaus einziehen.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch der Einwurf von Dagmar Pohle, damalige Bürgermeisterin und heutige Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales, dass die Idee eines solchen Englischen Garten anlässlich des 30. Jahrestages der Gründung des Stadtbezirkes Marzahn vor fünf Jahren von Vertretern der britischen Partnerstadt Halton bei Liverpool ins Gespräch gebracht worden ist und ihnen auch die Entwürfe dafür geschenkt worden sind.

Jetzt sind die Arbeiten in vollem Gange, wie uns Baustellenleiterin Bettina Bonnè bei der Führung anschaulich verdeutlichte. Und ihr Hinweis: Ab Herbst können sich Interessierte bei Baustellenführungen selbst über das aktuelle Geschehen vor Ort ein Bild machen.

Ich bin mir gewiss: Zur IGA 2017 wird der Englische Garten mit Cottage und gepflegtem Umfeld ein prägendes Schmuckstück sein. Und auch dann nach der großen Schau wie die jetzigen schon neun existierenden Gärten der Welt als beliebter Anziehungspunkt Groß und Klein in die Anlagen an Kienberg und Wuhletal locken.