Der Gartenprofessor

Der Karl-Foerster-Staudengarten in den "Gärten der Welt"

Der Karl-Foerster-Staudengarten in den "Gärten der Welt"

von Kempen Dettmann

Wer die „Gärten der Welt“ in Marzahn/Hellersdorf besucht macht sich zu Recht auf eine Weltreise und sucht sicherlich in erster Linie die etwas exotischen Gärten auf: Nach China, Japan, Korea, Bali, in den Orient, nach England und Italien führt diese Reise durch die Themengärten.

Seit 2017 kamen die internationalen Gartenkabinette hinzu, die den Besucher von Australien, über den Libanon nach England, China, Thailand, Südafrika, Chile, Brasilien und Los Angeles führen. Mit dieser wahrlich weltumfassenden Darstellung sind die „Gärten der Welt“ so auch einmalig in der Welt.

Mag sein, dass der eine oder andere Besucher versäumt, seine Reise auch nach Deutschland zu führen, denn in den „Gärten der Welt“ gibt es auch einen deutschen Garten – den Karl-Foerster-Staudengarten. Hinter dieser fachlich-technischen, etwas trockenen Bezeichnung steckt allerdings eine ganze Gartenphilosophie, die eben von Karl Foerster geprägt wurde.

Die Spezialisten wissen das: bei einigen Führungen habe ich das deutlich gemerkt. Eine Gruppe finnischer Landschaftsarchitekten fragte gleich zu Beginn ihres Besuchs nach dem Foerster-Garten und Gartenarchitekten aus der Schweiz wollten unbedingt den Garten zuerst sehen. Schon diese Beispiele belegen, welch internationale Größe mit Karl Foerster die „Gärten der Welt“ den Besuchern darbieten. Foerster war Professor, Gartenarchitekt, Züchter, Schriftsteller. Er lebte von 1874 bis 1970. In diesem Jahr jährt sich also sein 50. Todestag.

Der Karl-Foerster-Staudengarten in den „Gärten der Welt“ sticht durch seine türkisfarbige Pergola aus dem bewaldeten Umfeld hervor. Auf insgesamt 3.600 qm sind formale Gartenbereiche mit geometrischen Beeten, eingerahmt durch Buchsbaumhecken, zu sehen, die außerhalb der Pergola von landschaftlich geformten Gartenteilen kontrastiert werden. In den Beeten finden sich natürlich Stauden, die Foerster seinerzeit gezüchtet hatte.

Sie sind auch ein Spiegelbild der Idee Foersters von den Farbdreiklängen. Grundlage für eine derartige Gestaltung war Foersters Buch „Einzug der Gräser und Farne in die Gärten“, das er 1957 geschrieben hatte und das jeder Landschaftsarchitekt kennen muss. „Es wird durchgeblüht“, schrieb er einstmals zur Gestaltung eines Gartens.

Besonders stolz auf Karl Foerster sind die Potsdamer. In Potsdam-Bornim verwandelte Foerster ein 5.000 qm großes Ackergelände 1910 zu einem Gartenreich mit dem berühmten Senkgarten. Von dem von ihm entworfenen Wohnhaus hatte er immer einen freien Blick auf diesen Garten. Er ist übrigens der meist besuchte Privatgarten Deutschlands.

Auch viele internationale Besucher kommen nach Bornim. Hier züchtete Foerster viele neue Sorten von Stauden und anderen Vielblühern. Schon bald nach Eröffnung dieses Gartenwunderlandes galt es als etwas Besonderes, bei der Gärtnerei Foerster zu arbeiten. Foerster selbst wurde von seinen Angestellten liebevoll „Karlchen“ genannt. Schon bald erhält Foerster auch große Aufträge, darunter z.B. die Bepflanzung der Anlagen um Schloss Cecilienhof (heute Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens von 1945). Oder auch die Restaurierung des Goethe-Gartens in Weimar, in dem noch heute viele Pflanzen vorzufinden sind, die aus seiner Gärtnerei stammen.

Besondere internationale Wertschätzung erwarb sich Foerster allerdings mit einen unzähligen Neuzüchtungen. Die Phlox, die Feuerblume, hatte es ihm dabei besonders angetan. Mit etwas Schmunzeln hat er einmal gesagt und dann auch aufgeschrieben: „Ein Garten ohne Phlox ist ein Irrtum!“

Während der Kriegsjahre lagen Züchtung und Verkauf natürlich brach. Es musste Gemüse angebaut werden und Foerster schimpfte ständig über das viele Unkraut, das an seine kostbarsten, wichtigsten Neuzüchtungen heranwuchs. 1945 nimmt die sowjetische Militäradministration „die Gärtnerei als Züchtungs- und Forschungsbetrieb winterharter Blütenstauden“ unter Schutz.

Erzählt werden auch seine spezifischen Züchtungsmethoden: Er sperrte 2 Pflanzen, die er kreuzen wollte, in einem Raum ein und ließ dazu Bienen rein, die dann die Arbeit – Bestäubung – verrichteten.

In unzähligen Büchern und Schriften hat Foerster sein Wissen und seine Erfahrung hinterlassen. Er war auf diese Weise auch Philosoph. „Ich glaube, dass der Gärtnerberuf ebenbürtig den vornehmsten und auch geistesspannendsten Betätigungen des Menschen ist.“ Über sich selbst hat er einmal gesagt: „Ich bin kein Träumer, wie manche meinen, sondern ein Traumverwirklicher.“

Die „Gärten der Welt“ haben ihm mit dem Staudengarten ein würdiges Denkmal gesetzt.