Grünvolumen 2020

Kartenbeschreibung

Die Karte zeigt das Grünvolumen für Block- und Blockteilflächen sowie für das Straßenland. Die höchsten Grünvolumenzahlen kommen erwartungsgemäß in den Waldgebieten Berlins vor. Aber auch innerhalb der Wohnbebauung wurden unterschiedliche Grünvolumina gemessen, die im Folgenden näher beschrieben werden.

Insgesamt weist Berlin ohne die Gewässerflächen ein Grünvolumen von 4.867 km³ auf. Dies entspricht einer durchschnittlichen Grünvolumenzahl von 5,8 m³/m². Damit liegt die durchschnittliche Grünvolumenzahl des gesamten Stadtgebiets beispielsweise höher als in Leipzig (2,4 m³/m²) und Potsdam (4,75 m³/m²) (vgl. Frick et al. 2020). Wie erwartet resultiert mehr als die Hälfte des Grünvolumens aus Wald (2.697 km³, 16,8 m³/m²). Die geringsten Vegetationsvorkommen pro Fläche liegen innerhalb der bebauten Block(teil)flächen (2,6 m³/m²) sowie in den Straßen (3,1 m³/m²) (Tabelle 2, vgl. Karte “Reale Nutzung der bebauten Flächen” und Karte “Grün- und Freiflächenbestand”.

In Bezug auf das Grünvolumen der Straßen ist darauf hinzuweisen, dass in diesen Fällen vor allem Straßenbäume und von Block(teil)flächen hereinragende Vegetation, z. B. Baumkronen, in das berechnete Grünvolumen einfließen. Durch das verwendete Zylindermodell (vgl. Abbildung 1) wird hier das Grünvolumen im Vergleich zu anderen Flächen häufiger überschätzt.

Tab. 2: Grünvolumen verschiedener Nutzungsgruppen und der Straßenflächen im Vergleich der Erfassungen 2020 und 2010

Tab. 2: Grünvolumen verschiedener Nutzungsgruppen und der Straßenflächen im Vergleich der Erfassungen 2020 und 2010

Der Vergleich der Grünvolumenwerte 2010 und 2020 zeigt in der Bilanz eine Reduktion der Gesamtsumme des Grünvolumens seit 2010 um 290 km³. Bereits in der Karte „Vegetationshöhen“ (06.10.2) wurde ein Gesamtverlust an Vegetationsfläche von 2.648 ha beschrieben. Innerhalb der verschiedenen Nutzungsgruppen zeigen sich unterschiedliche Veränderungen der Grünvolumenanteile. Der größte Verlust an Grünvolumen ist mit einer Reduktion von 174,5 km³ auf den Waldflächen zu verzeichnen. Damit geht eine Senkung der Grünvolumenzahl im Wald von 17,9 m³/m² (2010) auf 16,8 m³/m² (2020) einher. Eine einfache Schlussfolgerung bezüglich der Ursachen des Verlustes ist nicht möglich. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich um ein paralleles Wirken verschiedener Einflüsse handelt, zum einen dem Absterben ausgewachsener Bäume in Folge der Trockensommer, zum anderen aber auch den Folgen menschlicher Aktivitäten durch die Holznutzung und den Auswirkungen durch das Mischwaldprogramm der Berliner Forsten zur Erzeugung widerstandsfähiger und artenreicher Wälder.

Auch auf den bebauten Flächen tritt ein deutlicher Verlust an Grünvolumen in Höhe von 174,5 km³ auf. Dies ist auf Neubautätigkeiten und Nachverdichtungsprozesse im Bestand zurückzuführen, die zu einer Reduktion des unbebauten, begrünten Anteils der Block(teil)flächen führen. Auch das Absterben von Altbaumbeständen in Folge der Trockensommer sowie weitere Baumfällungen auf privaten und öffentlichen Grundstücken stellen hier eine mögliche Ursache dar.

Ebenso zeigt sich im Straßenland ein Rückgang des Grünvolumens um 16 km³. Diese Reduktion ist sowohl auf eine generell verringerte Anzahl der Straßenbäume (vgl. SenUVK 2020) als auch auf eine deutliche Verschlechterung des Zustands der bestehenden Straßenbäume durch Schädlingsbefall (vgl. SenUVK 2021) zurückzuführen.
Dem gegenüber steht ein leichter Zuwachs des Grünvolumens von 841,2 km³ auf 870,3 km³ auf sonstigen Grün- und Freiflächen. Dieser Anstieg lässt sich durch wachsende Spontanvegetation auf Brachflächen erklären, deren Grünvolumenzahl von 3,9 m³/m² (2010) auf 4,8 m³/m² (2020) deutlich gestiegen ist. Dieser Zuwachs an Grünvolumen wird durch einen Verlust auf den Friedhofsflächen in der Bilanz abgemildert. Die Senkung der Grünvolumenzahl auf den Friedhofsflächen von 10,4 m³/m² (2010 neu) auf 9,5 m³/m² (2020) ist ebenfalls in Teilen auf eine Reduktion der Altbaumbestände in Wald- und Parkfriedhöfen durch Hitzestress zurückzuführen.

Die nähere Betrachtung auf der Ebene der Flächentypen der Wohnbebauung verdeutlicht auffallende Unterschiede innerhalb der bebauten Fläche. Die Grünvolumenzahlen der Gesamtflächen der jeweiligen Block- und Blockteilflächen der Wohnbebauung schwanken zwischen 0,8 m³/m² für den Flächentyp „Kerngebiet“ und bis zu 4,6 m³/m² für „Villen und Stadtvillen mit parkartigen Gärten“ (vgl. Tabelle 3 und Abbildung 5).

Vergleicht man hingegen die Grünvolumenzahlen der unbebauten Anteile der Block- und Blockteilflächen der Wohnbebauung, erhöhen sich auch die Werte der dicht bebauten Flächentypen zum Teil beträchtlich, dies ist besonders auffällig bei den Typen:

  • „Dichte Blockrandbebauung, geschlossener Hinterhof, 5 – 6-geschossig“,
  • „Geschlossene Blockbebauung, Hinterhof (1870er – 1918), 5-geschossig“,
  • „Geschlossene und halboffene Blockbebauung, Schmuck- und Gartenhof (1870er – 1918), 4-geschossig“ und
  • „Blockrandbebauung mit Großhöfen (1920er – 1940er), 2 – 5-geschossig“.

Hier wirken sich vor allem die noch vorhandenen Altbaumbestände aus, die auf relativ kleiner Flächengröße ein großes Volumen besitzen (vgl. Abbildung 4).

Abb. 4: „Geschlossene Blockbebauung, Hinterhof (1870er - 1918), 5-geschossig“ mit Altbaumbeständen (links: Beispiel zwischen Gips- und Sophienstraße; rechts: Beispiel öst- und westlich der Swinemünder Straße, Hintergrund: Digitale farbige Orthophotos 2020 (TrueDOP20RGB)

Bei Flächentypen mit einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen überbautem und unbebautem Anteil weichen die Grünvolumenzahlen zwischen Gesamtblockfläche sowie unbebautem Anteil nicht so stark ab, und die Grünvolumenzahlen sind in diesen Fällen insgesamt niedriger als in den dicht bebauten Gebieten (vgl. Tabelle 3 und Abbildung 5). Dies hängt auch mit der Grünausstattung zusammen, die vor allem im Geschosswohnungsbau häufig durch einen hohen Anteil niedrigwüchsiger Vegetation bzw. Rasenflächen („Abstandsgrün“) bestimmt wird. Prägend für diese Verhältnisse sind folgende Wohngebietsflächentypen des privaten und Mietwohnungsbaus:

  • „Geschosswohnungsbau der 1990er Jahre und jünger“,
  • „Reihen- und Doppelhäuser mit Gärten“,
  • „Freistehende Einfamilienhäuser mit Gärten“.

Eine Besonderheit im Gesamtbild des Grünvolumens stellen die Waldbaumsiedlungen dar. Dies sind Siedlungen, die in den Randbereichen der Berliner Wälder gebaut wurden. Ihre Gärten und Freiräume sind vielfach noch durch alte Kiefern-, Eichen- und Birkenbestände gekennzeichnet. Das Landschaftsprogramm Berlin weist entlang des Grunewalds, des Spandauer Forsts, in Gatow, im Köpenicker Forst, in Hermsdorf, Frohnau und Waidmannslust Waldbaumsiedlungsbereiche aus (vgl. SenStadtUm 2016b). Im Vergleich zu Wohngebieten, die auf ehemaligen Ackerflächen gebaut wurden (z. B. die aus Geschiebelehm und -mergel bestehenden Grundmoränen der Teltow- und Barnim-Hochfläche) unterscheiden sich die Grünvolumina deutlich zugunsten der Waldbaumsiedlungen.

Tab. 3: Grünvolumenzahl der Flächentypen

Tab. 3: Grünvolumenzahl der Flächentypen

Abb. 5: Grünvolumenzahl der Flächentypen der Wohnbebauung

Abbildung 6 zeigt die Werteverteilung auf der aggregierten Ebene der Nutzungen. Auf die Wertespanne innerhalb der heterogenen Wohngebietstypen wurde bereits eingegangen. In dieser Aufstellung sind besonders die hohen Werte der unbebauten Flächenanteile für „Friedhöfe“ sowie „Gemeinbedarf- und Sondernutzungen“ auffällig. Strukturell unterscheiden sich die Friedhöfe vor allem hinsichtlich ihres Baumbestandes. Besonders die Wald- und alten Parkfriedhöfe beeinflussen die Höhe der Grünvolumenzahl positiv.

Die „Gemeinbedarfs- und Sondernutzungen“ weisen die höchste Grünvolumenzahl unter den bebauten Nutzungen auf. Ursache sind zahlreiche Flächen mit hohem Grün- bzw. Baumanteil wie etwa der Olympiapark und Krankenhausstandorte mit Altbaumbestand, die zu diesem Nutzungstyp gezählt werden.

Die relativ niedrige Grünvolumenzahl der Kleingärten von 1,5 m³/m² ist mit den Pflanz- und Bewirtschaftungsvorschriften zu erklären, die das Anpflanzen großwüchsiger Laubbäume und Ziergehölze untersagt. Im Vergleich dazu liegt die Grünvolumenzahl von Wochenendhaus- und kleingartenähnlichen Nutzungen, in denen diese Bewirtschaftungsvorschriften nicht gelten, mit
2,8 m³/m² höher. Für Parks und Grünflächen sind Baum- und Strauchanteile zumindest teilräumig prägend, so dass dort die dritthöchsten Grünvolumenzahlen nach denjenigen der Wald- und Friedhofsflächen auftreten.

Abb. 6: Grünvolumenzahl verschiedener Nutzungen und Straßen

Abb. 6: Grünvolumenzahl verschiedener Nutzungen und Straßen

Vergleicht man die Vegetationsvolumina in den 12 Berliner Bezirken, fallen zunächst alle Bezirke mit umfangreichen Waldarealen durch erhebliche Vegetationsvolumina auf. Diese Bezirke zeichnen sich durch ihre Randlage und eine große Gesamtfläche aus. Führend ist der Bezirk Treptow-Köpenick, der als waldreichster Bezirk Berlins alleine fast 30 % des gesamten Berliner Grünvolumens stellt. Weitere Bezirke mit großen Grünvolumenzahlen sind Reinickendorf mit dem Tegeler Forst, Steglitz-Zehlendorf mit dem Forst Grunewald, Spandau mit dem Spandauer Forst, Charlottenburg-Wilmersdorf ebenfalls mit dem Grunewald und Pankow mit dem Bucher Forst (siehe Abbildung 7, die Sortierung erfolgt nach der Bezirksnummerierung der Verwaltungsgliederung in Berlin).

Abb. 7: Grünvolumina und Grünvolumenzahlen in den 12 Berliner Bezirken 2010 und 2020

Abb. 7: Grünvolumina und Grünvolumenzahlen in den 12 Berliner Bezirken 2010 und 2020

Die Abnahme der Grünvolumenzahlen von 2010 zu 2020 zeigt sich in den genannten Bezirken mit großen Waldarealen am deutlichsten. Auf die vielschichtigen Ursachen, gerade in Bezug auf die Verluste an Grünvolumen in den Berliner Waldgebieten, wurde bereits hingewiesen.

Der einzige Bezirk mit einer Zunahme des Grünvolumens ist Marzahn-Hellersdorf. Hier liegen zahlreiche Brach- und Parkflächen vor, deren Grünvolumen in der vergangenen Dekade zugenommen hat. Zusätzlich wurden auch Umgestaltungsmaßnahmen mit dem Ziel der Minderung des reinen Abstandsgrüns auf den unbebauten Anteilen der Großsiedlungen vorgenommen.