Schloss Biesdorf

Biesdorfer Landarbeiterfamilie vor dem Haus, 1914

Das Biesdorf bis heute prägende Schloss wurde 1868 von Hans Hermann Freiherr von Rüxleben erbaut, der 1853 das Gut erworben hatte. Nach einer kurzen Zwischenepisode erwarb 1887 die Familie Siemens Gut, Schloss und Park, bis sie es 1927 an die Stadt Berlin veräußerte. Vor allem in den ersten Jahren ließen die Siemens zahlreiche Modernisierungen durchführen, so den Bau der Freitreppe, die Chaussierung der Schlossauffahrt, die Verbreiterung des Balkons an der Südseite und einen Druckwasserleitungsanschluß. Und natürlich wurde das Schloss elektrifiziert. Biesdorf war inzwischen bereits eng mit Berlin verbunden, etwa durch die 1890/93 entstandene Epilepsie-Anstalt Wuhlgarten, das heutige Griesinger-Krankenhaus. 1920 wurde der Ort in Groß-Berlin eingemeindet. Die Stadt nutzte das von Siemens erworbene Anwesen für Wohnungen und öffentliche Zwecke.

Im April 1945 setzten Nazis das Schloss in Brand, es ging wahrscheinlich um die Vernichtung von Dokumenten. Obergeschoss und Innenräume wurden zerstört. 1947 wurde das Schloss provisorisch instandgesetzt. Ab Mitte der fünfziger Jahre nutzte der Stadtbezirk Lichtenberg, zu dem Biesdorf damals gehörte, das Haus als Freizeitzentrum, später als Kulturhaus. 1979 wurde es zum Kulturzentrum des neuen Stadtbezirkes Marzahn In jenem Jahr wurden Schloss, Park und historischer Ortskern in die Denkmalliste des Bezirks eingetragen. Die Mittel, das Gebäude zu restaurieren, fehlten jedoch. Nach der Wende – 1990 bis 1992 – wurde immerhin der Turm teilweise restauriert.
Am 8. September 2009 erfolgte gleichsam symbolisch der erste Spatenstich für den bevorstehenden Beginn der Bauarbeiten im Schloss Biesdorf.
Mit dem bis Sommer 2016 erfolgenden Wiederaufbau des Obergeschosses wird das spätklassizistische Baudenkmal seine schöne historische Gestalt wiedererlangen.

Der Park wurde 1887 auf Wunsch von Siemens neu gestaltet, u. a. um etwa 10 ha in Richtung S-Bahn vergrößert. Nach diesem Vorbild wurde bereits 1984 mit der Rekonstruktion begonnen. 1927 war er zu einem Volkspark umgewandelt worden. Diesen Charakter behielt die Anlage auch, als sie 1955/56 Teil des Ferien- und Freizeitzentrums von Lichtenberg wurde. 1990/92 wurde die Rekonstruktion des Parks fortgesetzt. Er stellt den ältesten und größten zusammenhängenden Baumbestand in Marzahn dar. Beeindruckend sind die um 1990 entstandenen Anlagen wie Fontänenteich, Eiskeller (mit doppelter Freitreppe), Teepavillion und Tennisplatz, der heute als Lesegarten dient.

Etwa seit 1927 verlor Biesdorf Stück für Stück seinen Dorfcharakter. Die schon ab etwa 1900 entstandenen Ortsteile Biesdorf-Nord und -Süd wuchsen in den dreißiger Jahren noch einmal stark und “füllen” sich bis heute auf. So entsteht in Biesdorf-Süd eine neue Eigenheimsiedlung, wächst am Blumberger Damm der “Blumberger Park”. 20.000 Menschen werden dort wohnen. Neben dem Griesinger-Krankenhaus wurde das moderne Unfallkrankenhaus gebaut. Auf Biesdorfer Land entstand Ende der 70er Jahre auch das “Wohngebiet 1” des künftigen Stadtbezirks Marzahn.