Wanderweg L - vom Luisen-Friedhof zur Schloßstraße

Altstadtpfad

  • Wanderweg L

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Ev. Luisenfriedhof I (Luisenkirchhof)

Wanderweg L: Luisenfriedhof - Schloßstraße, ca.3,2 km

In der Altstadt Charlottenburg ist an vielen Stellen noch heute sichtbar, daß es sich um einen Teil des “feudalen” Siedlungskern von Charlottenburg handelt. So ist nicht nur der Grundriß der barocken Stadtanlage fast vollständig erhalten, sondern Sie finden auch Häuser aller Bauepochen der fast 300jährigen Geschichte Alt-Charlottenburgs.

Erst zu Beginn der 80er Jahre wurde man sich der historischen Bedeutung der Altstadt-Charlottenburg bewußt und erklärte die “Altstadt-Charlottenburg” 1983 zum geschützten Baubereich. Um dem Verfall der Bausubstanz entgenzutreten, war das Gebiet von 1984 bis 1987 Förderungsschwerpunkt der Stadterneuerung. In diesem Rahmen wurden öffenliche Mittel für die Modernisierung und Instandsetzung auf diversen Grundstücken bereitgestellt. Soweit möglich, wurden in diesem Zusammenhang auch die Höfe begrünt und die historischen Vorgärten wiederhergestellt. Im Jahre 1990 wurde eine Verordnung über die Erhaltung baulicher Anlagen nach dem Baugesetzbuch erlassen, welche noch bis Ende des Jahrhunderts ihre Gültigkeit behalten wird.

Trotz der sanierungsbedingten Verbesserungen und der städtebaulichen Aufwertung des Areals um den Klausenerplatz und der Schloßstraße besteht immer noch ein Erneuerungs- und Nachbesserungspotential, das häufig zulasten der ansässigen Bevölkerung realisiert wird. Um einer überproportionalen Mietsteigerung und der Verdrängung der Bewohner/innen entgegenzuwirken, hat die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg am 13. Juni 1996 eine Rechtsverordnung über die Erhaltung baulicher Anlagen und der städtebaulichen Eigenart – Ensembleschutz – sowie der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung – Milieu-schutz – des Gebietes nach dem Baugesetzbuch beschlossen.

Der Altstadtpfad mit seinen Stationen führt zu historisch markanten Gebäuden Straßen und Plätzen und zeigt Ergebnisse gemeinsamer Aktivitäten zwischen Bewohnerinnen, Eigentümer/innen und der Bauverwaltung in der Stadterneuerung.

Ausgangspunkt:
Luisenkirchhof I , Eingang Guerickestr. 5 – 9
An der Guerickestraße 1815 angelegt. Seitdem haben auf dem Kirchhof bekannte Charlottenburger Familien ihre letzte Ruhestätte gefunden. Von den erhaltenen baulichen Anlagen und Grabstätten erwähnenswert: Leichenhalle am Eingang, früher Grabstätte Muenchhoff, kleiner tempelartiger Bau aus Ziegeln mit schweren korinthischen Eckpfeilern, Tür, Gebälk und Dreieckgiebel aus Werkstein, um 1860.

Grabstätten (Auswahl):
Familie March, 1847, Familie Hermann, um 1836, Collignon, 1879, Familien Haesel und Zeidler, Warschauer, 1900, Familienkapelle des Barons Kill Mar, 1887, Grabkapelle für die Stiftsdame Ida von Blücher, 1900.

Alt-Lietzow
Ein etwa dreihundert Schritte südlich der Spree gelegener Einzelhof war die Keimzelle Charlottenburgs. Er lag an einer Sumpfwiese (sla-wisch luczina) Wasserpfuhl, Lache, Pfütze: Lutze, Lütze oder Lützow. Der 1239 erstmals erwähnte Einzelhof Lütze entwickelte sich Anfang des 14. Jahrhunderts zu einem Bauerndorf gleichen Namens. Die Höfe lagen rings um eine längliche Dorfaue, das heutige Alt-Lietzow.

Als einzige Spur der dörflichen Vergangenheit findet sich in der denkmalgeschützten Grünanlage Alt-Lietzow die ehem.Dorfaue. Die neue Lietzow-Kirche von 1961 (Archiktekt: Ludolf v. Walthausen) steht an Stelle der alten Dorfkirche. Am westl. Ende der Anlage liegt das 1875 eingeweihte Gefallenendenkmal, ruhender Löwe auf Stufenunterbau mit Gedenktafel der Kriege von 1864, 1866, 1870/71, Entwurf Sockel v.H. Stier, Tierfigur v.A. Wolff).

Alt- Lietzow 28, Standesamt
Die ehem. Villa Kogge, 1864 erbaut, als einzige von zahlreichen herschaftlichen Villen der Schinkelnachfolge in Charlottenburg erhalten. Spätklassizistischer, rechteckiger Putzbau mit Risaliten bzw. Vorbauten an allen vier Seiten. Zum Platz hin mit geschlossenen Säulenvorbau, gegen die Warburgzeile mit einem Eingang, zum Garten hin mit figurengeschmücktem Giebel, einer 3-Fenster-Gruppe und Abgüssen von Rauchs Friedrichsdenkmal, auf der 4. Seite ein polygonaler Erker. Ein Fries und darüber ein Konsolengesims schließen die Fassadenwände ab.

Rathaus Charlottenburg
Otto-Suhr-Allee 100, 1899-1905 von Reinhardt und Süßenguth erbaut und zur 200 Jahr-Feier Charlottenburgs 1905 eingeweiht. Es dokumetiert teilweise Jugenstildekor, teilweise Anklänge an die Moderne.
Das Rathaus der bis 1920 selbständigen Stadt Charlottenburg stellte mit seinem 88 m hohen Turm das Wahrzeichen des politischen Zentrums dar. Mir dieser beabsichtigten außergewöhnlichen Höhe stellte der Turm eine beabsichtigte Konkurrenz zur von hier aus sichtbaren Kuppel des Charlottenburger Schlosses dar.

Richard-Wagner-Platz
König Friedrich I. und Baumeister Eosander entwarfen 1705 die “Residenzstadt” Charlottenburg. Sie repräsentiert mit den Sichtachsen auf das zentrale Schloß – der heutigen Otto-Suhr-Allee und der Schloßstraße die Machtstellung des Königs im Staat. Der barocke Stadtgrundriß mit dem rechtwinkligen Straßenraster ist heute noch erhalten. Der Richard-Wagner-Platz war früher der Markplatz Charlottenburgs und wird auch heute noch so genutzt.

Richard-Wagner-Straße
Das ortstypisches Stadtbild wird seit 1984 mit seinen Häusern und Höfen, Straßen und Plätzen instandgesetzt, modernisiert und restauriert; die Gebäude Nr. 45 – 49 in den Jahren 1984 – 1986.

Haubachstr. 8
Das eingeschossige Bürgerhaus entspricht dem barocken fünfachsigen Modellhaus Eosanders von 1705. Es verdeutlicht den Häusertyp wie er sich bis Mitte des 19.Jahrhunderts gehalten hat.

Wilmersdorfer Straße
Die Einkaufsstraße der Altstadt, spiegelt auch heute noch mit vielen kleinen Läden und Gewerbebetrieben im Erdgeschloß und den darüber liegenden Wohnungen die typ. Einkaufstraße bis 1945 wieder. Die
Fassaden der Häuser Nr. 156 und 157 wurden 1987 orginalgetreu restauriert.

Haubachstraße
Die fast 300jährige Entwicklung der Altstadt ist in der Haubachstraße besonders deutlich erkennbar: Vom eingeschossigen Bürgerhaus Wilmersdorfer Str. 18 (Baudenkmal vor 1800) über das zweigeschossige Haus Haubachstr. 15 (Baudenkmal um 1880), die viergeschossigen Häuser Haubachstr. 17 (1883) und 19 (1888) bis zu den fünfgeschossigen Mietshäusern Nr. 21 (1897) und Nr. 23 (1900).

Gierkezeile 32 und 34
Die Grundstücke waren vor Errichtung der noch vorhandenen Mietshäuser mit eingeschossigen Bürgerhäusern bebaut. Die Nutzung der Höfe und ihre Bebauung entwickelte sich von Schuppen, Ställen und Remisen über kleine Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe zu Miethinterhäusern und Seitenflügeln.

Gierkezeile 39
1785/86 von Schulze im Zopfstil erbaut. Erstes Schulhaus Charlottenburgs. Heutiges Erscheinungsbild entspricht dem Zustand von 1798.
Nach Kriegszerstörungen 1957-59 wieder hergestellt.

Schustehrusstr. 13
1712, ältestes Haus Charlottenburgs, entsprach ursprünglich dem barocken fünfachsigen Modellhaus Eosanders. Seit 1981 geschütztes Baudenkmal. Das Haus ist orginalgetreu nach dem Zustand von 1800-1844 mit alten ursprünglichen Baumaterialien in alter Handwerkstechnik rekonstruiert.

Ev. Luisenkirche, Gierkeplatz
Grundstein für die barocke Stadt- und Parochialkirche 1712 gelegt. Den Plan Gerlachs, einen turmlosen Aufriß über der Grundsrißfigur eines griechischen Kreuzes und mit einem Dachreiter im Schnittpunkt der Dächer modifizierte Böhme 1713-1716. 1823-1826 erneuerte Schinkel den nun Luisenkirche genannten Bau und fügte den Turm im Biedermeierstil an.

Schustehruspark
Er gehörten füher zur “Villa Oppenheim”. Charlottenburg erwarb das Gelände 1911. Der Gartendirektor Erwin Barth legte 1914 die geometrische öffentliche Parkanlage an.

Schlesienoberschule, Schustehrusstr. 39 – 43
ehem. Sophie-Charlotte-Schule, 1919-22 von H. Winterstein unter Einbezug der “Villa Oppenheim”, 1881 von C. Heidecke. An der Hofseite 1929/30 aufgestockt. Zweiflügeliger Bau mit Hauptseite zum Schustehruspark. Im unteren Bereich mit rotem Backstein verblendet, oberer Bereich teils geputzt, teils mit dunklem Holz verkleidet, 4. Obergeschoß über kurzem Pultdach. Mit feinen Details in den Fensterformen, z.B. Aula zum Park mit Kielbögen.

Villa Oppenheim, Schloßstr. 55
Die Villa ist nach den früheren Eigentümern benannt und steht unter Denkmalschutz. 1881/1882 vom Architekten Heidecke auf dem Grundstück der alten Villa des Königl. Grafen von Kameke erbaut. In den Formen der Renaissance und mit dem klassisch symmetrischen Grundriß der historisierenden Gestaltungselemente der damaligen Zeit erbaut. Beachtenswert, der original aufgebaute Dachstuhl mit Schieferdeckung.

Nithackstr. 8 – 16 , Eosander- und Schinkel-Schule
ehem. 31. u. 32. Gemeindeschule Charlottenburgs, 1913/14 von Weingärtner erbaut, nach den Baumeistern Eosander und Schinkel benannte Grundschulen. Im 1. Weltkrieg als Lazarett und Kaserne genutzt. Südl.Schulhaus mit bräunl. Keramikplatten verkleidet und von stark vertikaler Struktur, schwarze Terrakotten an den beiden Portalen erneuert. Der nördl. Teil mittig zurückspringend, die die beiden Eckbauten verbindende Pergola wiederhergestellt. Terrakotten (Vier Jahreszeiten) an der Fassade nach dem 2. Weltkrieg.

Wulfsheinstraße 8
Der Kern des denkmalgeschützten, ehemals zweigeschossigen Bürgerhauses geht mit seiner ursprünglichen schlichten Fassade und den 7 Fensterachsen auf das Jahr 1829 zurück. 1869 um 2 Geschosse aufgestockt und die beiden Balkone aufgebaut und mit Elementen des Spätklassizismus verziert. 1979 grundlegend instandgesetzt und modernisiert.

Christstraße
Zahlreiche ein- bis zweigeschossige Wohnhäuser aus der Gründerzeit, spätklassizistische Putzbauten mit wenig Zierrat, saniert. Nr. 34, 1872 v. Ernst Schuffenhauer; Nr. 35-37, 1873/74 von F. Mair Rolph; Nr. 39, 1873 von L. Mertens; Nr. 40, 1875 von E. George. Die fast unzerstört erhaltende Straße bietet ein in Charlottenburg sonst kaum mehr so anzutreffendes geschlossenes Bild der Bebauung.

Sophie-Charlotte-Str.88
1892 – 1929 Wohnung des Malers, Zeichners und Fotograf Heinrich Zille.

Klausenerplatz
1844, Reitplatz für das Regiment Gardes du Corps. 1885 zu Ehren des verstorbenen Prinzen Friedrich Karl von Preußen benannt, seit 1889 als solcher nicht mehr benutzt und von Miethäusern umbaut. Durch den Entwurf des Gartendirektors Erwin Barth bekam der Platz 1921 eine gute Gartenarchitektur.

Schloss Charlottenburg (Luisenplatz)
Einziges noch erhaltenes Hohenzollernschloß Berlins, ist zugleich das bedeutendste historische Bauwerk im Westteil der Stadt. 1695-99 nach Entwurf von J.A. Nehring, Ausführung M. Grünberg den ältesten Teil als Lustschloß für die Kurfürstin Sophie Charlotte von Brandenburg in damals ländlicher Umgebung ausgeführt. Nach dem östl. davon gelegenen Lietzow urspr. Lietzenburg oder Lützenburg genannt, erhielt es nach dem Tod der Bauherrin 1705 den Namen Charlottenburg.

Erweiterung zur Dreiflügelanlage mit Turm, Kapelle und Orangerie 1702 bis 1713 von J.F.Eosander unter Verbreiterung des Kernbaus und Einschluß eines östl. Nebengebäudes von 1698. Vergoldete Fortuna auf dem Turm 1711 vollendet (urspr.Figur von A. Heidt, nach Kriegszerstörung Nachschöpfung von R. Scheibe 1954).
Der Neue Flügel, östl. Pendant zur Orangerie, 1740-46 von Knobelsdorff. 1787-91 Verlängerung des Orangerietraktes durch das Theater von Langhans.
1943 schwere Kriegsschäden, Kernbau sowie östl. Hälften von Orangerie und Neuem Flügel ausgebrannt. Äußere Wiederherstellung der abrißgefährdeten Ruine 1956-62 auf Initiative und unter wissenschaftlicher Leitung von Margarete Kühn, innere Rekonstruktion bis zum Ender 70er Jahre. Heutige Nutzung als Schloßmuseum mit historischen Räumen (Kernbau und Neuer Flügel), Verwaltung der Schlösser und Gärten Berlins (Ehrenhofflügel), Konzertsaal (Eosanderkapelle), Ausstellungsort (1. Obergeschoß des Mittelteils und Orangerie), Galerie der Romantik (Erggeschoß Neuer Flügel), Museum für Vor- und Frühgeschichte (Theater)

Schloßstraße 70 und Schloßstraße 1
dem Mitteltrakt des Schlosses Charlottenburg gegenüber, liegen die beiden 1851-59 von Stüler erbauten ehem. Gardekasernen. Die östl. (Nr. 70) enthält heute das Ägyptische Museum und Papyrussammlung, die westliche (Nr. 1) die Sammlung Berggruen der Staatl. Museen Preußischer Kulturbesitz.
Auf quadratischem Grundriß erheben sich die gleichartigen Bauten in je 3 Stockwerken mit gequadertem Sockelgeschoß; darüber dominiert eine durchgehende Pilastergliederung. Mit dieser repräsentativen Form unterscheiden sie sich von den benachbarten Häusern Schloßstr. 1a (Böhan-Museum und Spandauer Damm 15 – 17). Architektonische Beziehung zum Schloß durch die tempelartigen, auf einem Säulenkranz stehenden Kuppeln über den Dächern. Unter den Säulen dieses aufgesetzten “Monopteros” liegt eine flache Kuppel als Oberlicht für das festliche, durch alle Geschosse reichende runde Treppenhaus im Inneren. Ihre rippenartig angeordneten klassizist. Ornamente weisen auf die hier verwendete Eisenkonstruktion hin.

Bröhan-Museum, Schloßstr. 1 a
Ehem. Infanteriekaserne, 1892/93 von Garnison-Bauinspektor Kahl zusammen mit dem dazu gehörigen Wohnhaus für verheiratete Unteroffiziere (Spandauer Damm 15-17) in spätklassizst. Formen geschickt den Stüler Kasernenbauten angepaßt.

Schloßstraße, Mittelstreifen
Prinz-Albrecht von Preußen, Bronzestandbild, 1901 von E.Boermel und C. Freyberg, auf dem Sockel Szenen des Krieges 1870/71.

Schloßstraße
früher Breite Str. wurde 1698 vom Schloß aus als senkrechte, barocke Sichtachse angelegt; der Mittelstreifen um 1840. Anschließend wurden die Vorgärten repräsentativ umgestaltet. -Die Vorgärten 15 a – 23 und 65, 66 und 76a wurden von der Gartendenkmalpflege 1986 wieder hergestellt.

Schloßstr. 67
von den spätklassizist. Häusern der Schloßstraße erhielten sich nur die Nr. 67, mit einem Altan, der zwei ionische Säulen zwischen Pfeilern hat, und die ganz schlichten Häuser 18 und 18 a (um 1860-70).

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