Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie es ist…

Gewitterwolken am Himmel

von Waltraud Käß

Diese alte Bauernregel zitierte meine Mutter jedes Mal dann, wenn sie sich die Hand- und Kniegelenke rieb. Oft folgte auch der Satz „Ich merk`s im Kopf, es kommt ein Gewitter“. Allerdings war noch kein Wölkchen am Himmel zu sehen, aber die Voraussagen der Wetterprophetin in unserer Familie trafen meistens ein.

Als Kind hielt ich deshalb meine Mutter für eine Hellseherin, doch mit zunehmendem Alter bekam ich selbst diese hellseherischen Fähigkeiten, ich wurde wetterfühlig. Und lange wollte ich es nicht wahrhaben.

Inzwischen weiß ich, dass ich ein Mensch unter Millionen bin, die dieses Phänomen der Wetterfühligkeit, oder Meteoropathie, wie die Mediziner es nennen, kennen. Wenn die Information stimmt, leidet jeder 2. Deutsche unter Wetterfühligkeit, bei den über 60-jährigen Menschen sollen sogar nahezu 70% damit zu kämpfen haben.

Was also ist schuld daran, dass wir uns ein bisschen krank fühlen, mit Kopf- und Gliederschmerzen zu kämpfen haben, abgespannt und müde sind, aber an Schlafstörungen leiden. Und manchmal unsere schlechte Laune an anderen Menschen auslassen. Was passiert da in unserem Körper?

Das vegetative Nervensystem, welches der Mensch nicht willkürlich beeinflussen kann, ist die Steuerzentrale unseres Körpers für so lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Blutdruck, Verdauung und Stoffwechsel oder den Wasserhaushalt. Es reagiert sehr sensibel auf Schwankungen, die von außen auf den Menschen einwirken und versucht sie auszugleichen. Das im Einzelnen hier auszuführen, würde das Thema sprengen. Bleiben wir bei den klimatischen Bedingungen. Große Hitzeperioden z.B. im Sommer oder harte, frostige Winter verlangen eigentlich vom Körper eine längere Zeit der Anpassung.

Aber gerade in den Zeiten des globalen Klimawandels, in denen es nun aktuell schnell wechselnde Wetterlagen gibt, kommt das vegetative Nervensystem nicht mehr hinterher. Der Mensch bekommt gesundheitliche Probleme – insbesondere ältere oder kranke Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind davon betroffen. In Langzeitbeobachtungen wurde festgestellt, dass es unterschiedliche Auswirkungen von Wetterlagen auf den Körper gibt:
  • Schwankungen des Luftdrucks z.B. führen besonders zu Kreislaufbeschwerden und Schwindelanfällen
  • Bei schnellen Temperaturschwankungen verändert sich gleichlaufend die Konsistenz des Blutes
  • Das führt vermehrt zu Herzbeschwerden
  • Feuchtwarme Temperaturen führen bei uns Mitteleuropäern schnell zu Kopfschmerzen
  • Venengeschädigte Menschen leiden an geschwollenen Beinen
  • Bei nasskaltem Wetter reagieren die Gelenke und senden Schmerzsignale aus
  • Sind die Temperaturen sehr kalt, können sich Herz- und Kreislaufbeschwerden verstärken
  • Die Blutgefäße verengen sich und das Herzinfarktrisiko steigt

Hinzu kommt, dass wir Menschen immer stärker gegen unseren Biorhythmus leben. Schichtarbeit, klimatisierte Arbeitsräume mit künstlichem Licht, Sommer- und Winterzeit, zu wenig Schlaf stressen unseren Körper und schwächen damit auch unser vegetatives Nervensystem.

Doch auch hier gilt: Wenn unsere Kondition im Argen liegt, reagiert unser Körper empfindlicher auf Störungen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir unseren Körper stark machen müssen. Wie das gelingt, könnte man mit einem Satz ausdrücken: Erforderlich ist eine gesunde Lebensweise, eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung. Doch das ist mitunter leichter gesagt, als getan.

Da helfen vielleicht einige Regeln, die man für sich selbst aufstellen kann:
Beim Aufstehen signalisiert das vegetative Nervensystem dem Körper, nun den Blutdruck zu erhöhen, aber keine Schwindelgefühle aufkommen zu lassen. Mit fünf Minuten Gymnastik können wir unseren Körper dabei unterstützen.
Am Tage heißt es dann: Runter vom Sessel und vom Sofa und raus an die frische Luft.

Schon eine halbe Stunde Spaziergang bringen alle Systeme bzw. Organe in Bewegung. Und wer es schafft, kann es gerne eine halbe Stunde länger mit flottem Gehen versuchen. Das sollte nicht nur bei Sonnenschein passieren. Unsere Haut braucht unterschiedliche Reize und muss den Regen und den Wind auf dem Gesicht spüren.

Vergessen wir auch nicht, an den Wasserhaushalt unseres Körpers zu denken. Besonders bei großer Hitze geben die Schweißdrüsen über die Haut viel Feuchtigkeit ab, die ersetzt werden muss. Mindestens 1,5 l Wasser braucht unser Körper über den Tag verteilt. Dann bleibt er im Gleichgewicht.
Der kommende Sommer beschert uns viele frische Früchte, die zu einer ausgewogenen Ernährung dazu gehören.

Ein hübsch dekorierter, bunter Obstteller lädt ja förmlich zum Zugreifen ein und sollte immer auf dem Tisch stehen. Leckeres Gemüse, frischer Rohkostsalat gehören unbedingt zur täglichen Ernährung. Sicher macht das ein wenig Arbeit, aber es lohnt sich. Wer so lebt, neigt auch nicht unbedingt zum Übergewicht, welches unser vegetatives Nervensystem belasten würde.

Sollte es aus unterschiedlichen Gründen doch zu Schlafdefiziten kommen, dann lassen sich doch einige leichte Entspannungsübungen in den Tagesablauf einbauen. Wir sollten uns nicht einreden, dass wir diese fünf Minuten nicht hätten.
Aber natürlich gilt auch hier: Jeder Mensch muss für sich herausfinden, was seine Kondition stärkt und wo seine Grenzen liegen.

Kranke Menschen sollten vor Beginn irgendwelcher sportlicher Aktivitäten immer ihren Arzt konsultieren. Natürlich habe ich mich gefragt, ob auch Tiere „wetterfühlig“ sind und habe interessante Ergebnisse bei der Recherche gefunden:
Tiere reagieren auf Licht und Luftfeuchtigkeit, auf Temperatur und unterschiedlichen Luftdruck.

Natürlich kommt als erster der Frosch ins Spiel. Er klettert bei schönem Wetter wirklich nach oben, bei Regen geht es nach unten zu den Leckerbissen.
Sind Fliegen besonders „anhänglich“, dann wird das Wetter schlecht. Schwül warmes Wetter bringt den Menschen zum Schwitzen, was wiederum für die Fliege ein Lockmittel darstellt.

Maulwürfe sind fleißig vor dem Gewitter, denn der Regenwurm ist da sehr aktiv. Und den möchten sie gerne fressen. Heuschrecken sollen spüren, wo es in der Sahara regnen wird. Tatsächlich fliegen sie so lange mit dem Wind, bis sie eine Stelle finden, wo die Winde zusammen treffen und mit Regen zu rechnen ist.

Gegenwärtig wird erforscht, ob feine Erschütterungen und elektromagnetische Wellen von bestimmten Tieren registriert werden. Das würde bei der Voraussage von Erdbeben wichtig werden.

So sind wir also nicht alleine mit unserer „Wetterfühligkeit“. Doch wenn wir unseren Körper konditionieren, können wir besser mit ihr umgehen.