Fürst Pückler und seine zwei Jubiläen

Blick auf den See mit Pyramide in der Parklandschaft Branitz

von Ursula A. Kolbe

Fällt der Name Fürst Pückler, werden Assoziationen wach: Einer der größten europäischen Landschaftsarchitekten, Schriftsteller, Weltreisender, auch Namensgeber einer berühmten Eisspezialität. Mit Fürst Pückler sind in diesem Jahr aber auch zwei Jubiläen verbunden – sein 150. Todestag und der 175. Jahrestag seines „Meisterstücks“, wie er es selbst die Parklandschaft in Branitz bezeichnete.

Da wegen der Pandemie auf eine öffentliche Gedenkfeier an der Grabpyramide im Branitzer Park verzichtet werden musste, beging die Stiftung Fürst Pückler –Museum in Branitz im Februar war den 150. Todestag von Hermann Fürst von Pückler-Muskau in aller Stille. Traditionell wurde die Gedenksteininsel von den Gärtnern mit Immergrün geschmückt, sodass, wie Parkinspektor Bleyer 1885 schrieb, ein feierlicher Eindruck“ entsteht. Zu Ehren des genialen Parkschöpfers sollten von Bürgern, Freunden, Verehrern und Institutionen Kränze gestiftet werden, die dann – wie die Branitzer Tradition will – zur Insel im Tumulussee übergesetzt werden.

Von der Wüste zur Oase
Die stille Wiederholung der Branitzer Gedenkzeremonie ist Auftakt für ein besonderes Jubiläumsjahr. Vor 175 Jahren, exakt ab Mai 1846, begann der 60jährige Fürst Pückler in der baumlosen und sandigen Umgebung um Cottbus sein Gartenparadies in Branitz, sein „Meisterstück“, zu gestalten. Der „Erdbändiger“ formte das Terrain, ließ Hügel, Berge und Pyramiden aufschütten, tausende Bäume anpflanzen und schuf so aus „der Wüste eine Oase“. Auf mehr als 600 Hektar erstreckt sich dieses Gartendenkmal von internationalem Rang, denn der Branitzer Park inmitten der Parklandschaft gilt als letzter bedeutender Landschaftsgarten Europas.

Mit seinen fein geschwungenen Erdmodellierungen, elegant geführten See- und Wasserläufen und gestalteten Gehölzkompositionen gilt der Branitzer Park als Höhepunkt der Entwicklung der Landschaftsgartenkunst und ist ein Gartendenkmal von internationalem Rang. Neben Joseph Lenné und Friedrich von Sckell zählt Fürst Pückler zu den bekanntesten deutschen Gartengestaltern des 19. Jahrhunderts.

Einzigartig sind die beiden Erdpyramiden, die eine Reminiszenz an Pücklers Orientreise in den Jahren 1834 bis 1840 sind. Doch anders als in Ägypten errichtete Pückler die Pyramiden nicht aus Stein, sondern ließ sie aus Erde aufschütten und begrünen. Sie gehören zu den Höhepunkten romantischer Gartenkunst in Deutschland. Die größere der beiden, der im Pyramidensee stehende und vollständig von Wein über rankte Tumulus, ist seit 1871 Beisetzungsstelle von Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Dorthin wurde 1884 seine Ehefrau und Lebensgefährtin Lucie Fürstin von Pückler umgebettet.

Pücklers Auseinandersetzung mit Leben, Tod und Wiedergeburt sowie seine Erinnerungen an die Orientreise hat er in die Gestaltung des Parks aufgenommen: Im östlichen Parkbereich geht jenseits der Parkschmiede, mit dem in ihr loderndes Feuer als Symbol für den Beginn allen Lebens, die Sonne auf. Gegen Mittag steht sie über dem Schloss Branitz, dem Ort des alltäglichen Lebens, um am Abend im Westen jenseits der Pyramidenebene unterzugehen.
Und der Park zeigt sich zu allen Jahreszeiten in vielen Farben.

Im Frühjahr das frische Grün der Wiesen, im Sommer die Farben der blühenden Bäume, im Herbst das Rotbraun des Laubs und im Winter die weiße Pracht der Wiesen und zugefrorenen Teiche. Der Seepyramide kommt man dann mit einer Gondelfahrt am nächsten. Pückler schuf durch die Gruppierung der Gehölze, die künstlerische Gestaltung des Reliefs und die Wegeführung eine Bildergalerie, die dem Spaziergänger im Park eine Folge dreidimensionaler Gartenbilder darbietet.

Weitere Höhepunkte des Innenparks sind die Historische Schlossgärtnerei mit dem Ananashaus, die neogotische Parkschmiede, das klassizistische Cottbuser Torhaus und das Besucherzentrum mit der Dauerausstellung „Meister der Landschaft. Fürst Pückler und Carl Blechen“.

Graf Pücklers Vermächtnis
Der Tumulussee spielt in der letzten Zeremonie, die Fürst Pückler in seinem Testament festgelegt hatte, eine entscheidende Rolle. In Anlehnung an die griechische Mythologie sollte Pücklers Leichnam von der Ägyptischen Treppe aus mit einem Nachen, einem Einbaum, über den See gebracht werden. Dieser symbolisiert dabei den Fluss Styx, über den die Seelen der Verstorbenen von dem Fährmann Charon übergesetzt werden in die Welt der Toten (Hades), in diesem Fall den Tumulus.

Doch die 1871 geplante Bestattungszeremonie konnte nicht in der gewünschten Form erfolgen, da der Tumulussee zugefroren war. So wurde der Leichnam des Fürsten, da das Eis nicht tragfähig war, stattdessen auf einer hölzernen Behelfsbrücke zum Tumulus gebracht. In einem Stollen im Innern der Pyramide wurde der Sarg aufgestellt, der Stollen mit Bohlen verschlossen und der Eingang von außen mit Erde überdeckt. Die Trauerfeier und Weihung des Grabes fand am 9. Februar 1871 statt.

Seitdem wird der Fürst jährlich mit Kränzen und dem Aufziehen der Fahne auf der Landpyramide an seinen Todes- und Geburtstag geehrt. Als spektakuläres Symbol der Weltoffenheit des Fürsten sind die Pyramiden heute eines der bekanntesten Markenzeichen der Lausitz.