Royal Palast

Royal Palast (1965-2004)

Die beiden Großkinos wurden 1965 im neuen Europa-Center gebaut, ausgeführt von den Architektenbüros Helmut Hentrich, Hubert Petschnigg und Klaus Heese unter Beratung von Egon Eiermann.
Für die Zwillingskinos werden auf dem Wege von Leserumfragen der Boulevardzeitung B.Z. die Namen Royal Palast und City gefunden. Schließlich eröffnen Bollmann-Travniczek und Karl Heinz Pepper am 21. Mai das 1965 das City im Europacenter mit einer Saallänge von 28 Metern und einer Breite von 24 Metern sowie 620 Plätzen.
Bautechnisch gliedert sich das Objekt für den Gast in drei Aufenthaltsphasen: Der Eingang besteht aus einem einstöckigen Pavillon, der wie ein größerer Kiosk nahe zum Fahrdamm positioniert ist und zwei Kassenhäuschen nebst einer zylindrischen Reklamesäule für demnächst laufende Filme beherbergt. Lange Zeit vor Aufkommen der Multiplexe ist das Doppelkino im Europacenter weit und breit auch das einzige, das über eine Rolltreppe verfügt, die hinter dem Kassenpavillon ansetzt. Die Stimmung auf der Rolltreppe gilt als erhebend, suggeriert dem Besucher über verspiegelte Seitenwände Blickversprechen ohne Grenzen, aber auch das Gefühl, er würde wie bei Erklimmung der Turmspitze einer Kathedrale den Ausblick auf ein Panorama erwarten. Dem Ausläufer der Rolltreppe schließt sich ein gleichartiger gläserner Pavillon an, der als Vor- und Verteilerhalle zum angrenzenden Foyer dient, wo geräumige Garderoben, brugunderrot gerobte Platzanweiser und ein pentagonal geschnittener Süßwaren- und Erfrischungsstand den Gast begrüßen. Die hier dominierende Holzvertäfelung setzt sich in allen Um- und Aufgängen fort. Der Übergang zum City vollzieht sich ganz am Ende des Foyers hinter einer vierstufigen Eingangstreppe, während seitlich des großen Torten-Kubus zweistöckige Aufgänge zu den Wandelgängen des Royal geleiten. Die Geländer sind schwarz-eloxiert aus Vierkantstahl gefertigt, ein separater Fahrstuhl dient einem behindertengerechten Zugang sowie dem Pendeln der Filmvorführer zwischen Projektionskabinen, Wandelgängen, dem Foyer sowie dem Straßenausgang.
Am 5.8.1965 feiert der große Saal des Bi-Kinoensembles – der Royal-Palast – seine kommerzielle Eröffnungspremiere mit der George-Stevens-Produktion “Die größte Geschiche aller Zeiten”.
Der Zuschauerraum des Royal ist in der hinteren Raucherloge bezeichnenderweise Weise auf 18 Meter Breite und 6 Meter verengt, wird aber nach vorne zur Super Cinerama-Bildwand hin breiter und breiter und immer höher: hier ist die klassischste aller Tortenstück-Bauweisen der Kinoarchitektur inthronisiert. Vom Tauentzien aus betrachtet erhebt sich der große Saal als Anbau hinter einer Doppelfassade über diversen Ladengeschäften: ein riesiger prismatischer Kubus in Kupferummantelung, der gravimetrisch dem Projektionswinkel erwarteter Super Cinerama-road shows folgt. Sieben Eingangstüren zu jeder Seite führen zu steil sinkenden Wandelgängen, an deren Wänden bis Mitte der 1990-er Jahre Wandverkleidungen Schwarzweiß-Skizzen kollagiert sind, die die Entwicklung der Wahrnehmung, Photographie und Kinematographie thematisieren. Weltweit ohne Vergleich jedoch ist die stark geschwungene, 36 Meter lange und um 120 Grad gebogene Leinwand. Sie erstreckt sich von Wand zu Wand und vom Boden bis zur Decke und war mit 420 Quadratmetern lange die größte In-door-Breitleinwand der Erde.
Am 28.4.2004 wurde das UFA-Royal Palast-Kinocenter geschlossen. Im Zuge der Modernisierung des Euopa-Centers wurde der Kinobau im Sommer 2006 abgerissen. An seiner Stelle baut der russische Architekt Sergei Tchoban das Gebäude für einen Saturn-Markt um, der im Herbst 2007 als “Flagship-Store” eröffnet werden soll.