Luisenfriedhof II
Der Luisenfriedhof II wurde im Mai 1867 wie der Evangelische Luisenfriedhof I außerhalb bewohnter Gebiete auf einem Sandgrubengelände angelegt, auf dem Areal eines während der Cholera-Epidemie 1831 eingerichteten Seuchenfriedhofs.
Zur Anlage gehört eine Kapelle, die 1868 vom Maurermeister
Rudolf Zeitler als neugotischer Backsteinbau erbaut und 1993
bis 1995 restauriert wurde.
Die Aufteilung der Grabstellen folgt dem damals üblichen
Rechteckschema. Als Baumbestand wurden einheimische Pflanzen,
besonders Ahorn, gewählt. Anfangs fanden auf dem Friedhof vor
allem alteingesessene Westender Familien ihre letzte
Ruhestätte. Ab 1881 erfuhr der Luisenfriedhof II, der längere
Zeit als Westend-Friedhof bezeichnet wurde, durch zahlreiche
aufwendig gestaltete Erbbegräbnisse eine räumliche
Erweiterung. Zu den damals für Militärangehörige
Charlottenburgs angelegten Erbbegräbnisstätten gehört die
1882 angelegte Ruhestätte der Familie von der Goltz, der
zahlreiche Offiziere sowie Diplomaten angehörten.
Carl Friedrich Graf von der Goltz (1815-1901) war
Generaladjutant unter den Kaisern Wilhelm I., Friedrich
III. (1831-1888) und Wilhelm II.
(1859-1941). Als 1891 der
Evangelische Luisenfriedhof III
am Fürstenbrunner Weg eröffnet wurde, wurde der
Luisenfriedhof II bis zu seiner Wiedereröffnung 1902
vorübergehend geschlossen. Bedingt durch die Verbreiterung der
Königin-Elisabeth-Straße an seiner Westseite und vor allem
durch den Bau der Stadtautobahn an seiner Ostseite hat sich das
Areal des Luisenfriedhofs II in den 1960er Jahren deutlich
verkleinert. Er verfügt heute über eine Fläche von 49.743
m².
Den damaligen Veränderungen an der Ostseite fielen viele
Erbbegräbnisstätten und Mausoleen zum Opfer, darunter das
Mausoleum der Familie des Zeitungsverlegers Schaeffer-Voit
(1819-1887).
Gleichzeitig bewirkten sie eine unwiderrufliche Zerstörung des
einstigen Erscheinungsbildes des Friedhofes.
Ehrengräber
- Fritsche, Hans (Politiker, Oberbürgermeister, gest. 1898), Grablage: II CIG 6a/b
- Goltz, Familie des Grafen Carl Friedrich von der preuß. General, Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, Träger des schwedischen Seraphim-Ordens, gest. 1901, Grablage: II SE 6a-d
- Oesterlein, Willi (Politiker, Stadtältester, gest. 1992), Grablage: II D 3.R 58/59
- Richter, Liselotte (erste deutsche Professorin für Philosophie und Theologie, gest. 1968), Grablage: II – B 18 – 9
Darüber hinaus sind noch folgende Grabstätten zu nennen:
- Grabanlage mit Christusfigur für den Fabrikbesitzer Beringer aus den 1880er Jahren;
- die neugotische Grabkapelle von Baumeister F. Uterwedde aus dem Jahre 1890 für den Ingenieur und Fabrikbesitzer Max Hasse;
- das Familienbegräbnis von Paul Kromrey, das 1909 von Gustav Goerke (* 1881) im sezessionistischen Stil geschaffen wurde;
- die Grabwand für den Bildhauer Albert Wolff, einem Schüler von Christian Daniel Rauch (1777-1857) und<
- die Grabwand mit dem Relief „Mutter Erde mit Gefallenem“ des Bildhauers Fritz Röll (1879-1956) für den Papierfabrikanten Robert Keilpflug.
Auf dem Luisenfriedhof II fanden auch folgende Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe:
- der Bildhauer Rudolf Siemering,
- der „Altmeister der Statistik“ Richard Boeckh (1824-1907),
- der Germanist, Musikforscher und Herausgeber der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ Rochus Freiherr von Liliencron (1820-1912),
- der Schriftsteller Julius Wolff (1834-1910),
- die Architekten Otto March und Werner March (1894-1976),
- der Schauspieler Harry Walden (1875-1921),
- der Kunsthistoriker und Generaldirektor der Berliner Museen Wilhelm von Bode,
- der Besitzer von verschiedenen „Vergnügungsetablissements“ Karl Buggenhagen (1884-1932),
- die Sozialreformerin und Frauenrechtlerin Hedwig Heyl,
- der Architekt Alfred Schrobsdorff (1861-1940),
- der Schriftsteller Max Kretzer,
- der Architekt Bernhard Sehring,
- der Schauspieler Hans Brausewetter (1899-1945),
- der Architekt Wilhelm Krauss (1887-1958) und
- die erste deutsche Professorin für Philosophie und Theologie Liselotte Richter (1906-1968).