Stolpersteine Johann-Georg-Straße 24

Der Stolperstein für Ivan Johann Jacobsohn wurde vom Stolperstein – Team der Johann-Georg-Straße 23/24 gespendet und am 23. Oktober 2019 verlegt.

HIER WOHNTE
Ivan Jacobsohn
JG. 1875
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 26. Juni 1943

Ivan Jacobsohn wird am 14.09.1875 in Friedrichstadt, Kreis Schleswig, als Sohn von Israel Jacobsohn und Fanny Jacobson als Jüngster von 5 Kindern geboren. Er machte Abitur und besuchte danach die Handelsschule. Im 1. Weltkrieg war er Soldat.

In Hamburg heiratet er Gretchen Meyer, einmalig wird ein Sohn – Hans Werner (Jacobsohn) erwähnt.

Seine zweite Frau Euphroisine wird am 11. März 1894 in Frankreich geboren. Sie besuchte die Volksschule und erlernte den Beruf einer Weberin. Ihr erster Mann starb im Krieg. Sie selbst wurde von deutschen Besatzungstruppen aus dem Norden Frankreichs nach Brüssel umgesiedelt. Dort lernte sie Ivan Jacobsohn kennen. Er arbeitet dort als Besatzungssoldat in der Wechselstube der deutschen Armee. Ivan erwirkt für sie die Erlaubnis, ihm bei seiner Rückkehrbefehl nach Deutschland folgen zu dürfen.

Am 23. März 1925 heiratet er sie in Leipzig. Dort lebte seine Schwester. Die Eheleute wählten bewusst das gesetzliche Güterrecht. Um seine Ehefrau zu schützen, kaufte Ivan später alles in ihrem Namen und ließ auch Rechnungen auf ihren Namen ausstellen. Die Dokumente gingen im Rahmen der Durchsuchungen und Kriegsfolgen verloren. Sie verloren allen Besitz.

Zu Beginn ihrer Ehejahre reiste Herr Jacobsohn viel nach Italien und in die Tschechei. Er war zu der Zeit Vertreter für Stahlwaren einiger Solinger Firmen. Danach arbeitete er für die russische Handelskammer in Berlin, das war so um das Jahr 1933. Nach der kriegsbedingten Schließung der Handelskammer übernahm Ivan die Vertretung von sächsischen Firmen. Sein Geschäft, die Vertretung von Textilwaren, betrieb er in dieser Zeit von der hiesigen Wohnung aus.

1938 wurde sein gesamtes Barvermögen auf dem Konto der Dresdner Bank in Berlin Halensee requiriert. Er erhielt auch kein Geld mehr von den bereits belieferten Kunden, da die Schuldner keine Zahlungen mehr an Juden leisten mussten (Schreiben der Dresdner Bank D3 der E. Akte). Ivan versucht noch Geld bei Freunden zu hinterlegen. Diese wollen jedoch keine Quittung ausstellen. Einige haben dann das Geld unterschlagen.

Am 2. Oktober 1942 wird Euphroisine durch SS Leute aus Wien verhaftet – bis zum 15. Dezember 1943 in Moabit inhaftiert. Sie sieht ihren Mann nicht wieder.
Ivan Jacobsohn wird Mitte November 1942 um 7 Uhr morgens aus der Wohnung in der Johann-Georg-Str. 24 abgeholt. Er wird zuerst nach Tegel transportiert, danach nach Mühlheim und schließlich nach Ausschwitz. Durch eine Aufseherin erfährt sie vom Tod ihres Mannes. Diese teilt ihr mit, die Polizei habe sie informiert, dass Ivan Jacobsohn am 26. Juni 1943 in Ausschwitz verstorben ist.

Euphroisine schreibt daraufhin an die Polizei am Alexanderplatz. Sie erkundigt sich nach den genauen Umständen seines Todes und erhält schriftlich die Antwort, Ivan sei in Ausschwitz an einer Krankheit verstorben. Nach Kriegsende bekommt sie nach Vorlage dieses Schriftstückes die Ausweiskarte „Opfer des Faschismus“.

Im März 1943 soll im Auftrag des Rechtsanwalts Dr. Ernst Schäfer Pfändung in der Wohnung durchgeführt werden. Euphroisine erhebt Widerspruch und kämpft mit einem Anwalt erfolgreich gegen die Pfändung an. Ivan Jacobsohn ist zu dieser Zeit bereits deportiert worden. Das Verfahren zieht sich bis 1944 hin, dann verläuft es sich…

Das Testament von Ivan Jacobsohn zu ihren Gunsten fand Euphroisine nach ihrer Entlassung aus Moabit nicht mehr vor, lediglich der leere Umschlag war noch vorhanden. Euphroisine beschreibt ihre Lebenssituation im September 1956 in der Eidesstattlichen Erklärung

Biografische Zusammenstellung:
Stolperstein – Team der Johann-Georg-Straße 23/24

Quellen:
  • Bundesarchiv
  • Zentral- und Landesbibliothek,
  • Historische Adressbücher
  • www.stolpersteine-berlin.de
  • Deportationslisten
  • wikipedia.org KZ Theresienstadt
  • Eidesstattliche Erklärung Else Sperling

    PDF-Dokument (621.7 kB)
    Dokument: im Familienbesitz

  • Eidesstattliche Erklärung Euphrosine Jacobson

    PDF-Dokument (275.8 kB)