Stolperstein Helmstedter Str. 28

Hauseingang Helmstedter Straße 28, Foto: H.-J. Hupka

Hauseingang Helmstedter Straße 28, Foto: H.-J. Hupka

Dieser von Katrin Puhlmann gespendete Stolperstein wurde am 2.12.2013 verlegt.

Stolperstein Walter Ephraim, Foto: H.-J. Hupka, 2013

Stolperstein Walter Ephraim, Foto: H.-J. Hupka, 2013

HIER WOHNTE
WALTER EPHRAIM
JG. 1906
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 1.8.1942

Walter Ephraim wurde als zweiter Sohn von Adolph Ephraim und seiner Frau Marta, geb. Jacobsohn, am 15. Juni 1906 in Berlin geboren, 1903 war sein älterer Bruder Kurt zur Welt gekommen.

Sein Vater hatte ein „Blusen Haus“, zunächst in Friedenau in der Rheinstraße. 62, später in der Kirchstraße 18 (heute Schmiljahnstraße), ab 1932 in der Albrechtstraße 109 in Steglitz. Die Familie lebte zunächst in der Rheinstraße 63, im Jahr 1935 erfolgte ein Umzug in die Fregestraße. 80, Quergebäude III, vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen.

Walter studierte Jura und arbeitete in Berlin als Rechtsanwalt. Er war nicht verheiratet.
Nach der Entziehung der Zulassung als Rechtsanwalt versuchte er als Immobilienmakler eine berufliche Existenz aufzubauen, 1936 und 1937 von der Wohnung seiner Eltern in der Fregestraße aus, 1938 und 1939 aus der Helmstedter Straße 28. Er firmierte im Telefonbuch „ Ephraim Walter Immob. Makler Wilmd. Helmstedter Str. 28 über 86 67 48“.

Am 4.November 1938 starb sein Vater. Vom 1.Dezember 1939 an wohnte Walter Ephraim in der Jenaer Straße 22 bei Kocheim, Mitglied einer jüdischen Familie. Der am 14. August 1880 geborene Heinrich Kocheim war ebenfalls Makler und hatte in den Jahren zuvor sein Büro in der Helmstedter Straße 26. Es ist zu vermuten, dass Heinrich Kocheim Walter Ephraim beim beruflichen Start behilflich war.

Im Juni 1940 musste Walter Ephraim in den Pertrix-Werken in Berlin-Niederschöneweide Zwangsarbeit leisten. Er wurde am 18. Oktober 1941 von Berlin nach Litzmannstadt/Lodz deportiert, zusammen mit seiner Mutter sowie seiner Tante Pauline Cohn, geb. Jacobsohn und einer weiteren Verwandten mütterlicherseits, Anna Kulp, geb. Jacobsohn.

Im Ghetto Litzmannstadt wurde er am 22.November 1941 als Schriftführer an das dortige Gericht berufen. In der Chronik des Ghettos Litzmannstadt wird er als Dr. Walter Ephraim aus Berlin bezeichnet, im Gedenkbuch „Die Berliner Juden im Ghetto Litzmannstadt„ dagegen fehlt der Titel, er wird nur als Rechtsanwalt aufgeführt mit letzter Berliner Adresse und seiner „Wohnanschrift“ im Getto: Reiterstraße 21/7. Dort waren auch seine Mutter und seine Tante eingewiesen worden.

Er starb am 1. August 1942 im Krankenhaus des Gettos, als Todesursache wurde angegeben: Herzmuskelentartung. Er wurde nur 36 Jahre alt.

Sein Bruder Kurt emigrierte im Jahr 1939 mit seiner Familie nach Manila, überlebte dort die Schlacht um Manila und wanderte schließlich in die USA ein, wo er 1996 starb .Er hinterließ einen Sohn Frank, der eine Tochter Michelle bekam, die heute am Polytechnischen Institut in Worcester , MA, USA, Englisch lehrt. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.

Recherchen und Text: Angelika Hermes
Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Entschädigungsamt Berlin; Frank Ephraim: Escape to Manila; Michelle Ephraim (ephraim@wpi.edu); Bundesarchiv; Berliner Adressbücher und Telefonbücher; Bundesarchiv, Yad Vashem; Chronik des Ghettos Litzmannstadt; Gedenkbuch: Die Berliner Juden im Ghetto Litzmannstadt 1941 -1944, bearbeitet von Ingo Loose.