Stolpersteine Bundesallee 26 (füher Kaiserallee 26)

Hauseingang Bundesallee 26

Hauseingang Bundesallee 26

Der Stolperstein für Margarete Kuttner wurde von Paul Kuttner jr. (New York) gespendet und am 15. Mai 2006 verlegt.

Die Stolpersteine für Annemarie und Paul Kuttner wurden am 24. April 2014 verlegt.

Die Stolpersteine für August, Debora Dora, Hans Alexander, Viktor Meigners wurden und Boris Peter Meigners wurden am 24. Juni 2023 verlegt.

Stolperstein für Margarete Kuttner

Stolperstein für Margarete Kuttner

HIER WOHNTE
MARGARETE
KUTTNER
GEB. FRAENKEL
JG. 1884
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Margarete Kuttner , geb. Fraenkel, wurde am 28. Mai 1884 in Hamburg geboren. Sie war die Tochter von Eugen Fraenkel und Marie Fraenkel, geb. Deutsch. Sie heiratete 1910 den am 13. Januar 1878 in Glogau (Oberschlesien) geborenen Paul Kuttner, mit dem 1912 und 1922 sie zwei Kinder, Annemarie und Paul, bekam.

1927 ließen sie sich jedoch scheiden. Paul Kuttner hatte sich in eine seiner Patientinnen verliebt. Im Scheidungsprozess wurde festgelegt, dass die Kinder den Vater in seiner neuen Wohnung mit Praxis am Kurfürstendamm 72, Ecke Waitzstraße, einmal wöchentlich besuchen sollten. Die 15-jährige Annemarie widersetzte sich aber, als sie sah, wie verzweifelt die Mutter war, und weigerte sich viele Jahre, überhaupt noch irgendetwas mit dem Vater zu tun zu haben.

Margarete Kuttner lebte in der Kaiserallee 26 (heute Bundesallee). Anfangs ging es der Familie materiell sehr gut, aber nach 1933 und erst recht nach 1936, als Paul Kuttner einen Schlaganfall erlitt und halbseitig gelähmt war, konnte er die Praxis nicht mehr weiterführen und den Unterhalt nicht mehr bestreiten. 1939 gelang es ihr, den 16-jährigen Sohn Paul mit einem Kindertransport nach England zu schicken. Die Tochter Annemarie überlebte den Holocaust illegal in einem Versteck in Berlin und übersiedelte später nach New York, wohin ihr der Bruder von England aus folgte.

Am 26. Februar 1943 wurde Margarete Kuttner, die Zimmer untervermieten musste, um zu überleben, nach Auschwitz deportiert. Dort ist sie vergast worden.

An ihren Vater, den bedeutenden Arzt Prof. Dr. Eugen Fraenkel, erinnert im Krankenhaus Hamburg Eppendorf ein Denkmal, dort ist auch eine Straße nach ihm benannt. Sein Grabmal auf dem Ohlsdorfer Friedhof wurde von den Nazis schon 1938 wegen seiner Zugehörigkeit zur jüdischen Religionsgemeinschaft vernichtet. Seine Frau Marie Fraenkel, geb. Deutsch, geboren am 23. Mai 1861 in Neustadt (Oberschlesien), wurde am 24. März 1943 mit 81 Jahren von Hamburg nach Theresienstadt deportiert und dort am 12. Oktober 1943 umgebracht. Zum Gedenken an Marie Fraenkel und an Eugen Fraenkels Bruder Max liegen Stolpersteine in Hamburg. www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&p=41&BIO_ID=1475 und
http://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=656

Text: Paul Kuttner jr., ergänzt von der Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf (siehe auch Paul Kuttner, Kurfürstendamm 72 ). Literatur: Paul Kuttner: An Endless Struggle – Reminiscences and Reflections. Vantage Press, New York, 2010.

Stolperstein Annemarie Kuttner

Stolperstein Annemarie Kuttner

HIER WOHNTE
ANNEMARIE KUTTNER
JG. 1912
SEIT 1942
VERSTECKT GELEBT
ÜBERLEBT

Annemarie Kuttner, geboren am 15. Oktober 1912, wuchs in Berlin auf. Ihre Eltern waren Margarete Kuttner geb. Fraenkel und der Allgemeinmediziner Dr. Paul Kuttner, die 1911 heirateten. Beide waren evangelisch getauft. Während des Ersten Weltkriegs war ihr Vater als Oberstabsarzt eingesetzt und geriet ab 1917 in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung 1919 ließ er sich in Berlin mit einer Praxis erst in der Regensburger Straße, dann am Kurfürstendamm 72 nieder. 1922 wurde Annemaries Bruder Paul geboren. Beide Kinder wurden evangelisch getauft.
1925 trennte sich Paul Kuttner von seiner Familie und ging eine neue Ehe ein. Margarete Kuttner zog mit ihren beiden Kindern in die Kaiserallee 26 (heute Bundesallee). Sie erteilte Klavierunterricht. 1936 erlitt Paul Kuttner einen Schlaganfall. Margarete Kuttner versuchte mit ihren Kindern auszuwandern, doch nur ihrem Sohn Paul gelang 1939 vor Kriegsbeginn das rechtzeitige Entkommen mit einem Kindertransport nach England. Dies kam durch die Bemühungen des Büros des Pfarrers Grüber zustande.

Annemarie besuchte das Flecksche Lyzeum bis zum Abschluss und absolvierte bei der Rackow Handelsschule eine Büro-Ausbildung. Im Anschluss daran bildete sie sich als Zahnarzthelferin weiter. In diesem Beruf arbeitete sie, als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Sie arbeitete zwischen 1936 und 1939 bei dem Zahnarzt Dr. L. Wolff in Berlin-Wedding. Am 31.3.1939 wurde der Familie die Wohnung gekündigt, weil es den „Ariern“ nicht zuzumuten sei, in Hausgemeinschaft mit Juden zu leben. Nach diesem Zeitpunkt hausten sie in diversen Pensionen, bis Margarete und Annemarie Kuttner ab Oktober 1939 in der Holsteinischen Straße 24 bei Robert Müller wohnen konnten. Annemarie Kuttner wurde ab 1940 zur Zwangsarbeit herangezogen, die sie in der Tempelhofer Fesselballonfirma „Luftschiffbau Zeppelin“ verrichten musste.
Die Arbeitsbedingungen waren unvorstellbar hart, weil sie als Kleberin giftigen Dämpfen ausgesetzt war. Die Deportationen ab Herbst 1941 zeigten der jungen Annemarie, dass irgendwann jeder Jude an der Reihe sein wird. Ihre Mutter Margarete fühlte sich zu alt für einen Versuch, durch Untertauchen ihr Leben zu retten. Sie wurde am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde.
Annemarie tauchte vorher unter, und zwar Ende Dezember 1942. Sie trug nicht immer den verordneten Stern. Ende 1942 flüchtete sie zu Paul und Lola Radtke nach Neuenhagen bei Berlin, die dort in der Hohe Allee 68 wohnten. Dort blieb sie bis Ende Februar 1943.
Von Anfang März 1943 konnte sie bei der Familie Fritz Schwarz in der Rigaer Straße 5 bleiben, wo sie als Kindermädchen der drei Söhne Günther (*1938), Gerhard (*1939) und Reiner (*1940) galt. Wegen der Bombengefahr zog Familie Schwarz im August 1943 nach Brätz ins östliche Brandenburg, und Annemarie Kuttner kam nun bei Dr. Helmut von Frankenberg in der Xantener Straße 11 in Berlin-Charlottenburg bis Ende September 1943 unter.
Ab 25. September 1943 wurde sie langfristig von Margarethe (geb. Troll, geboren am 16.2.1890) und Otto Hübner in der Neuköllner Emser Straße 10 (oder 130) beherbergt. Hübners kannten Annemarie Kuttner als Zwangsarbeits-Kollegin und Freundin ihrer Pflegetochter, die als Jüdin galt. Annemarie nächtigte in der Mädchenkammer. Hübners sorgten auch für ihre Ernährung, was nicht leicht war. Als Annemarie Kuttner zwischendurch ernsthaft erkrankte, behandelte sie der in „Mischehe“ lebende Arzt Dr. Erich Gottschalk.
Ende März 1945 meldete sie sich unter dem falschen Namen Annemarie Paetzold als Flüchtling aus Glogau bei Hübners polizeilich offiziell an. Nun bekam sie ganz legal Lebensmittelrationen. Sie überlebte in Hübners Obhut. Sie wollte auswandern, was ihr im Sommer 1946 gelang. Ende August 1946 gelangte sie vom Zehlendorfer United Nations Relief and Rehabilitation (UNRRA)-Lager in die USA.
1955 heiratete sie den Sohn einer ihrer Helferinnen, Joachim Klimmeck, in den USA. 1964 starb sie an Knochenkrebs.

Für ihren Vater Paul Kuttner ist ein Stolperstein am Kurfürstendamm 72 verlegt.

Quelle: Gedenkstätte Stille Helden, Berlin

Stolperstein Paul Kuttner

Stolperstein Paul Kuttner

HIER WOHNTE
PAUL KUTTNER
JG. 1922
FLUCHT 1939
ENGLAND

Stolperstein August Meigners

Stolperstein August Meigners

HIER WOHNTE
AUGUST
MEIGNERS
JG. 1887
DEPORTIERT 18.10.1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET 8.5.1942

Stolperstein Debora Dora Meigners

Stolperstein Debora Dora Meigners

HIER WOHNTE
DEBORA DORA
MEIGNERS
GEB. SCHRAGIN
JG. 1890
DEPORTIERT 18.10.1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET 8.5.1942

Stolperstein Hans Alexander Meigners

Stolperstein Hans Alexander Meigners

HIER WOHNTE
HANS ALEXANDER
MEIGNERS
JG. 1930
DEPORTIERT 18.10.1941
ŁODZ / LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET 8.5.1942

HIER WOHNTE
VIKTOR MEIGNERS
JG. 1923
FLUCHT 1940
PALÄSTINA
MIT MS PATRIA
UNTERGANG ÜBERLEBT

Stolperstein Boris Peter Meigners

Stolperstein Boris Peter Meigners

HIER WOHNTE
BORIS PETER
MEIGNERS
PIERRE KAUFMANN
JG. 1920
FLUCHT 1939
FRANKREICH
VERHAFTET
FREMDENLEGION
ÜBERLEBT