Appartementhaus Hohenzollerndamm 35-36

Appartementhaus Hohenzollerndamm 35-36

Appartementhaus Hohenzollerndamm 35-36

1929-30, Hans Scharoun, Georg Jacobowitz
In den Jahren 1928-31 baute Hans Scharoun am Kaiserdamm, Hohenzollerndamm und Flinsberger Platz Appartementhäuser, deren Zielgruppe Ehepaare ohne Familie und beruflich stark beanspruchte Junggesellen waren.
Bauherr für das Projekt, auf teuren Grundstücken und nur mit privatem Kapital Wohnungen zu schaffen, war Georg Jacobowitz. Die Firma des Bauunternehmers entwickelte die Grundrisse zu den einzelnen 35-70 qm großen Wohnungstypen.
Die für die Zeit ausgesprochen luxuriösen 1-Zimmer-Appartements mit Küche/Kochnische und Bad vermitteln auf kleinstem Raum den Eindruck konzentrierter Repräsentation und entlastender hauswirtschaftlicher Organisation.
Das Gebäude besteht aus zwei parallelen Scheiben, die halbgeschossig gegeneinander versetzt sind. Sie werden durch einen Lichthof getrennt, in den ovale verglaste Treppenhäuser eingestellt sind.
Bemerkenswert schafft Scharoun an der Ecke durch die wie Scharniere halbrund auskragenden Balkone eine organische Verbindung zwischen den straßenseitigen Flügeln.
Wie hier die gekurvte über die orthogonale Form dominiert, erinnert an die Bauten Erich Mendelsohns.
Nach der Fertigstellung erhielt der glatte Putz einen weißen Ölanstrich, der der Oberfläche zusätzlich eine membranhafte Zartheit verlieh.

Appartementhaus Hohenzollerndamm 35-36, Feb. 2011

Appartementhaus Hohenzollerndamm 35-36, Feb. 2011

Die scharfe Prägnanz der Putzkanten im Kontrast zu den abgerundeten Fensterlaibungen, das Wechselspiel von heller Putzfläche, dunklem Klinkersockel und blauen Fensterhölzern, zeigen die intensive Auseinandersetzung des Architekten mit dem Einzeldetail.
Die flächige Gesamtwirkung der Fassade wird durch die verschiedenen Fensterformate, leichte Asymmetrien und Loggienöffnungen rhythmisiert. Durch die dynamische Ecklösung erhält das Gebäude eine gestalterische Plastizität.
Den Abschluß des Flachbaus bildet eine vorkragende Platte, die in der Mansfelder Str. beim Wiederaufbau 1950 nicht wiederhergestellt wurde.
Im Dachgeschoß des hinteren Flügels befinden sich Atelierwohnungen, im Hofkeller eine Garage.

Text: Bettina Kühne