Stolpersteine Horstweg 38

Hauseingang Horstweg 38, Foto: H-J. Hupka, 2014

Hauseingang Horstweg 38,

Die Stolpersteine für Max und Meta Gronemann wurden am 11.12.2007 verlegt.

Der Stolperstein für Bertha Themal wurde am 29.5.2010 verlegt.

Der Stolperstein für Charlotte Marcus wurde am 15.4.2014 verlegt.

Stolperstein für Max Gronemann

Stolperstein für Max Gronemann

HIER WOHNTE
MAX GRONEMANN
JG. 1886
DEPORTIERT 29.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Max Gronemann wurde am 3. Juni 1886 in Groß-Wittfelde (Westpreußen) geboren. Mit seiner Frau -und vermutlichen Kusine- Meta Gronemann geb. Gronemann, geboren am 15. März 1885 in Dramburg (Pommern) lebte er am Horstweg 38 im Gartenhaus im 3. Stock. Max und Meta hatten am 3. November 1910 in Berlin geheiratet. Ihr einziger Sohn Heinz wurde ca. 1913 geboren, starb jedoch schon in frühen Jahren. Die Familie bewohnte eine Wohnung „mit allem Komfort“, wie Max Gronemann notierte, einschließlich „Mädchenkammer“ und Warmwasserheizung, für 80 Reichsmark Miete.

Im Adressbuch 1938 war Max Gronemann als Bankbeamter eingetragen. Von 1941 an war er „Ordner“ im Sammellager an der Großen Hamburger Straße 26, einem ehemaligen jüdischen Altersheim, das für diesen Zweck geräumt worden war. In dieser Funktion war Gronemann vom Jüdischen Kulturverein angestellt – bestimmt nicht freiwillig – und bekam dafür 245 Reichsmark monatlich brutto, wie er selbst angab. Meta Gronemanns Beruf war Kontoristin. Sie hatte bei der Wäscherei „Elite“ in Tempelhof gearbeitet, war allerdings „krankgeschrieben“, wie sie in die zwangsweise abgegebene Vermögenserklärung am 13.1.1943 eintrug.

Ihre Wohnung war gut ausgestattet, unter anderem mit einem Esszimmer mit Buffet und Eichentisch. Der Verkauf der Möbel, der Kleidung und des Hausrats erbrachte eine Summe von 1 432,00 Reichsmark, die sich das Deutsche Reich einverleibte. Gronemanns hatten eine Untermieterin, Bertha Themal, die 40 RM Miete bezahlte.

Deportiert wurden beide am 29. Januar 1943 nach Auschwitz, wo sie ermordet worden sind.

Meta Gronemann war die Tante Erna Gronemanns, die 1939 in der Weimarer Straße 28 wohnte und am 6. März 1943 gemeinsam mit ihrer Mutter Else Buker kurz vor der Deportation Selbstmord beging. Meta und Adolf Gronemann – Ernas Vater – waren zwei von insgesamt neun Geschwistern.

Quellen:
  • collections.arolsen-archives.org
  • Landesarchiv Berlin
  • Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv www.blha.de
  • Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Die familiären Zusammenhänge von Erna Gronemann, Meta und Max Gronemann wurden ergänzt durch Angaben von Hans Peter Lindmann, Norwegen.

Stolperstein für Meta Gronemann

Stolperstein für Meta Gronemann

HIER WOHNTE
META GRONEMANN
GB. GRONEMANN
JG. 1885
DEPORTIERT 29.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein für Bertha Themal

Stolperstein für Bertha Themal

HIER WOHNTE
BERTHA THEMAL
JG. 1896
DEPORTIERT 1.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Bertha Themal wurde am 4. April 1896 in Gnesen (Gniezno/Schlesien) geboren. Ihre Eltern waren Isaac und Flora Themal. Sie war Untermieterin bei Max und Meta Gronemann, die am Horstweg 38 im Gartenhaus wohnten. Sie bezahlte 40 Reichsmark Miete. Vom Leben Bertha Themals ist nichts bekannt, nach Angaben ihres Bruders Ludwig Themal, der in die USA nach Wilmington, Delaware flüchten konnte, auf einem Gedenkblatt der Yad-Vashem-Datei vom 1.6.1979 war sie unverheiratet. Sie wurde am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Stolperstein Charlotte Marcus, Foto:H.-J. Hupka, 2014

Stolperstein Charlotte Marcus

HIER WOHNTE
CHARLOTTE MARCUS
GEB. HECHT
JG. 1883
DEPORTIERT 24.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET 14.5.1942

Charlotte Marcus wurde am 15. Juli 1883 mit dem Mädchennamen Hecht in Storozynetz (Storojinet, Bukowina/Rumänien) geboren. Seit 1930 wohnte sie mit ihrem Mann Manfred Marcus in Charlottenburg am Horstweg 38 im 2. Stock. 1930 war im Adressbuch eingetragen:
Marcus Manfred, Journalist, Charlottenbg., Horstweg Nr. 38 II. T. Wilh. 5751.
1932 muss er gestorben sein, denn von 1933 an lautete der Eintrag:
Marcus – Charlotte, Frau, Charlbg, Horstweg 38

Hier wurde ihr Sohn Norbert Marcus geboren, der vor der Judenverfolgung als junger Mann alleine aus Deutschland nach Palästina flüchtete. Er legte sich dort den Namen Nachum Maron zu und heiratete die 1922 in Danzig geborene Eva Gerson (Chava Maron), die die einzige Überlebende ihrer Familie war. Er kannte das Schicksal seiner Mutter nicht, bis er ihren Namen in der Opferdatenbank der Gedenkstätte Yad Vashem fand. Seinen drei Kindern Omir, Osnat und Yair hat er wenig über seine Eltern und seine Familie erzählt. Weil in Berlin die ganze Habe des Vaters verschwunden ist, gibt es auch keine Fotos oder sonstigen Erinnerungen. Erst nach seinem Tod 2012 erfuhren die Enkel Näheres über ihre Großmutter.

Charlotte Marcus war Hausfrau. In der letzten Phase ihres Lebens musste sie mehrmals zwangsweise umziehen und wohnte zur Untermiete. Am 24. Oktober 1941 wurde sie nach Lodz (damals von den deutschen Besetzern Litzmannstadt genannt) deportiert und von dort weiter nach Chelmno (Kulmhof), wo sie am 12. August 1942 ermordet worden ist.

Die drei Enkel Omri Maron, Osnat Maron Savransky und Yair Maron, sieben Urenkel und vier Ururenkel leben in Israel.

Text: Helmut Lölhöffel. Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Bundesarchiv und Berliner Adressbüchern sowie Informationen der Enkel von Charlotte Marcus.