Rede am 15.09.2012 zum Richtfest des Cumberland

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann Kurfürstendamm 193

Sehr geehrter Herr Eckel!
Sehr geehrter Herr Maruhn!
Sehr geehrter Herr Germandi!
Sehr geehrter Herr Dr. Bscher!

Ein Tag der Freude für Charlottenburg-Wilmersdorf, ja Berlin! Natürlich sind Richtfeste generell angenehme Termine für Kommunalpolitiker, aber dieses Richtfest ist wirklich etwas ganz besonderes. Es lässt erkennen, was für ein gewaltiges, wunderbares Schmuckstück hier am Kurfürstendamm auf ganz neue Weise wieder aufersteht. Es ist Ausdruck des großen Interesses für die City West, das manche eine Zeitlang vermisst haben.
Und es ist ein schönes Beispiel für die gelungene Verbindung von Geschichte und Zukunft an Berlins Boulevard.
In gewisser Weise wird das Haus erst jetzt, 100 Jahre nach seinem Bau, wirklich seiner Bestimmung zugeführt. Weil das ursprüngliche Konzept nicht aufging, musste das Unternehmen noch vor der Eröffnung Konkurs anmelden, und seither gab es nur provisorische Nutzungen, die im Grunde eine Zweckentfremdung waren. Jedenfalls waren sie einem so repräsentativen Haus am Kurfürstendamm nicht angemessen. Man ist versucht, an die Odyssee zu denken: Nach langer Irrfahrt wird dieses große Haus jetzt endlich fertig gestellt.
Das Haus Cumberland wurde 1911 bis 1912 von Robert Leibnitz, dem Architekten des alten Hotels Adlon gebaut als Boarding-Palast, das heißt als eine Art Wohnhaus mit Hotelkomfort:
Den Gästen sollten mehrzimmrige Suiten mit eigenen Hausdienern und vielen Service-Angeboten zur Verfügung stehen. Dazu kam es nicht, das Mobiliar wurde versteigert. Nach einer kurzen Zeit als Luxushotel wurde es während des Ersten Weltkrieges teilweise als ‘Kaiserliches Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt’ genutzt.
In den 1920er Jahren gab es wechselnde kulturelle Nutzungen, darunter das Kabarett “Palmenhaus”, das “Palmenhaus-Kino´” und das Nelson Theater.
1936 wurde hier die Oberfinanzkasse des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg untergebracht, die an der Enteignung und Ausplünderung von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern mitwirkte. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten wechselnde Ämter der Finanzverwaltung das Haus, zuletzt die Steuerabteilung der Oberfinanzdirektion.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlten sich wohl in ihren Büros – kein Wunder mit reich verzierten Stuckdecken und Waschbecken mit goldenen Wasserhähnen. Außerdem gab es seit 1951 das Kino “Filmtheater Berlin” mit mehr als 500 Plätzen.
Die letzten Mitarbeiter der Oberfinanzdirektion zogen im September 2002 aus. Zuletzt wurden die Räume für Film- und Fernsehproduktionen vermietet.
Als 2010 die jetzigen Eigentümer ein schlüssiges Konzept vorlegten konnten wir aufatmen. Endlich bekam das Cumberland eine vielversprechende Zukunft. Wie groß das Interesse an diesem Schmuckstück war und ist, konnten wir feststellen, als wir im Februar 2011 gemeinsam mit den Investoren einen unserer so beliebten Kiezspaziergang zum Cumberland angeboten haben.
Weit mehr als 600 interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen und wollten die Baustelle besichtigen, was alle Beteiligte vor große logistische Probleme stellte, die aber bewältigt werden konnten. Im Mai 2011 weckte ein Feuer im Dachstuhl große Befürchtungen. Aber dank des vorbildlichen Einsatzes der Feuerwehr hielten sich die Schäden in Grenzen, so dass die weiteren Bauarbeiten zügig fortgesetzt werden konnten. Ich bin sicher: Nach 100 Jahren Irrfahrt hat dieses Haus jetzt eine große Zukunft, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die künftige gastronomische Ausstrahlung.
Ich freue mich über dieses Richtfest, ich danke allen herzlich, die an diesem Projekt beteiligt sind, den Investoren, den Architekten, Planern und Bauleitern und den Arbeiterinnen und Arbeitern der verschiedenen Gewerke. Und ich wünsche diesem großen Bauprojekt viel Erfolg und denen, die zukünftig hier wohnen und arbeiten werden, viel Freude mit ihrem schönen Haus Cumberland am Kurfürstendamm.