Bibliothek & Architektur

Architektur

Der heutige Ort der Familienbibliothek entstand in den Jahren 1898 bis 1900 als Schule nach den Entwürfen von Ludwig Hoffmann. In direkter Nachbarschaft auf der Reichenberger Straße eröffnete zur gleichen Zeit auch die Volksbibliothek mit der Volkslesehalle. Auf dem Schulkomplex in der Glogauer Straße 13 befanden sich damals eine Turnhalle, ein Schulgebäude und ein Lehrerwohnhaus. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg blieben nur die straßenseitigen, heute denkmalgeschützten, Gebäude des ehemaligen Lehrerwohnhauses und der Turnhalle erhalten. Auch die benachbarte Volksbibliothek in der Reichenberger Straße wurde zerstört. Die Bibliothek wurde bereits im September 1945 für die Öffentlichkeit in dem Gebäude der Turnhalle in der Glogauer Straße 13 wieder eröffnet. 1951 kam eine Freihand-Jugendbücherei hinzu. 1994 wurde die Erwachsenenbibliothek geschlossen. Die Bibliothek wurde im Jahr 2000 nach der jüdischen Schriftstellerin Else Ury (1877–1943) benannt, die in Auschwitz ermordet wurde.

Impressionen

  • Familienbibiothek Else Ury Außenansicht
  • Innenansicht Familienbibliothek Else Ury
  • Innenansicht Familienbibliothek Else Ury
  • Innenansicht Familienbibliothek Else Ury

Namensgeberin Else Ury (1877 - 1943)

Johanna Else Ury (1877-1943) wurde am 1. November 1877 in Berlin geboren. Sie war eine jüdisch-deutsche Autorin, die sich in ihren Werken insbesondere an Mädchen und Frauen richtete. Else Ury war vor allem durch ihre Kinderbuchreihe „Nesthäckchen“ bekannt.
Else Ury wurde als drittes Kind, neben ihren zwei älteren Brüdern und ihrer jüngeren Schwester geboren. Nach ihrer Schulausbildung 1894 erlernte sie keinen Beruf und lebte weiterhin bei ihren Eltern, was der Lebensstation einer Zeitgenossin einer gutbürgerlichen Familie entsprach.
1905 erschien Else Urys erstes Buch „Was das Sonntagskind erlauschte“, eine Märchensammlung, welche sich an ein christliches Publikum richtete. Ihr zweites Buch „Studierte Mädel“ ragte mit dem Thema, dass eine akademische Ausbildung für Mädchen trotz Familie und Ehe möglich sei, hervor und machte Else Ury 1906 bekannt. 1908 erschien ein weiterer Märchen- und Erzählband „Goldblondchen“, für den sie 1913 ihre einzige öffentliche Auszeichnung „Die Jugendschriften-Warte“ erhielt.
Kurz vor dem 1. Weltkrieg erschien der erste Band der „Nästhäckchen“-Reihe, die bis 1925 auf insgesamt zehn Bände anwuchs und Else Ury zu einer der bekanntesten Kinderbuchautorinnen der Weimarer Republik machte. Ab den 1930er Jahren wurden einige ihrer Bände in den verschiedensten Sprachen übersetzt und bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts fast sieben Millionen Exemplare verkauft. In diesen Bänden beschreibt Sie fast ein ganzes Frauenleben in 70 Jahren der Titelheldin Annemarie Braun, eine Arzttochter aus Berlin, welche zu einer Identifikationsfigur für viele Mädchengenerationen wurde.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Else Ury 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was gleichbedeutend ein Berufsverbot für sie war. Am 6. Januar 1943 musste Sie sich in der Deportationssammelstelle in der Großen Hamburger Straße 26 in Berlin einfinden und wurde direkt nach ihrer Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz am 13. Januar in der Gaskammer ermordet.