Bibliothek & Architektur

Baustelle Bezirkszentralbibliothek

Bibliotheksneubau - Vom Schulgebäude zur Bibliothek

2010 bezog die Bezirkszentralbibliothek ihr heutiges Domizil in Berlin-Friedrichshain. Das damalige Bauvorhaben erschloss ein zuletzt leer stehendes Schulgebäude der 1960er Jahre, das in Stahlskelettbetonbauweise errichtet worden ist, in neuer Funktion. Im Rahmen eines komplexen und kompletten Gebäudeumbaus wurde ein anspruchsvoll gestaltetes Bauwerk geschaffen, das in seiner Form und Funktion auf die Bedürfnisse einer öffentlichen Bibliothek zugeschnitten ist.

Seitliche Hinteransicht der Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda mit ihren prägnanten Holzpanelen

Den Umbau des früheren Schulgebäudes übernahm das Architekturbüro Peter W. Schmidt Architekt BDA. Prägendes gestalterisches Element ist vor allem die vorgehängte Vollholz-Lamellen-Struktur-Fassade. Der Eingang des Gebäudes zeichnet sich durch einen offenen und geräumigen, sich über zwei Geschosse erstreckenden Foyerbereich aus. Mit dem Umbau zur Bezirkszentralbibliothek setzte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ein Zeichen für Bildung und Kultur, für anspruchsvolle Architektur und Raumkonzepte und für Nachhaltigkeit im Umgang mit dem bestehenden Stadtraum.

Dokumentationen

Impressionen

  • Seitliche Vorderansicht der Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda mit ihren prägnanten Holzpanelen
  • Außenansicht Bibliothek von der Gartenseite
  • Foyer im Erdgeschoss
  • Jugendbereich im 2. Stock
  • Artothek
  • Kinderbibliothek im 1. Stock
  • KlimaZone (Raum mit Medien zu Klimathemen)
  • Pablo-Neruda-Bibliothek Innenimpression

Namensgeber und Büsten

Pablo Neruda_Portrait-Stele

Pablo Neruda (1904-1973)

In Würdigung vor allem seiner politischen Verdienste wurde 1974 der damals größten Bibliothek Friedrichshains in der Mollstraße 31 der Ehrenname „Pablo Neruda“ verliehen. Zur gleichen Zeit fand auch die Porträt-Stele Pablo Nerudas des Künstlers Peter Kern in dem Gebäude ihren Platz. Als die Bibliothek 1989 wegen Bauschäden geschlossen werden musste, verwahrte der Künstler die Stele 21 Jahre lang. Als 2012 die heutige Bezirkszentralbibliothek wieder nach Pablo Neruda benannt wurde, kehrte auch die Portrait-Stele wieder nach Friedrichshain zurück.

Kurzbiografie

Pablo Neruda wurde 1904 als Neftali Ricardo Reyes in Chile geboren. Das Pseudonym Pablo Neruda legte er sich 1920 in Anlehnung an den tschechischen Dichter Jan Neruda zu und veröffentlichte bereits während seiner Schulzeit erste Gedichte. Nach seinem Pädagogik-Studium trat Neruda 1927 den Konsularischen Dienst an, der ihn unter anderem nach Südostasien, Argentinien und ab 1935 nach Spanien führte. Als Honorarkonsul pflegte er in Madrid einen freundschaftlichen Umgang mit der jungen Dichtergeneration Spaniens, z.B. Garcia Lorca, Alberti oder Guillèn.
Als Anfang November 1936 die Putschisten vor den Toren Madrids standen, flüchtete Neruda nach Paris, wo er sich einer Gruppe spanischer Politiker*innen, Künstler*innen und Journalist*innen anschloss, darunter auch Pablo Picasso. 1943 bat er um seine Entlassung aus dem Diplomatischen Dienst und kehrte nach Chile zurück. Dort trat er 1945 in die kommunistische Partei Chiles ein und wurde zum kommunistischen Senator für Südchile gewählt. Aufgrund seiner starken Proteste gegen die Politik seiner Regierung wurde seine parlamentarische Immunität aufgehoben. Er sollte vor Gericht gestellt werden. 1948 entzog er sich der Verhaftung und ging ins Exil, zunächst nach Argentinien später Europa.
1950 erschien in Mexiko sein bedeutendstes Werk „Canto General“ (Der Große Gesang). 1952 kehrte er wieder nach Chile zurück und widmete sich fünf Jahre lang ausschließlich seinem dichterischen Schaffen. Anschließend reiste er wieder um die Welt und nahm an Konferenzen und Debatten teil. 1969 wurde er zum Präsidentschaftskandidaten der Kommunistischen Partei Chiles nominiert. Nicht nur wegen seines Gesundheitszustandes sondern auch zugunsten von Salvator Allende verzichtete Neruda auf die Kandidatur.
1971 erhielt Pablo Neruda den Literatur-Nobelpreis. 1973 starb Neruda an Krebs. Sein Anwesen wurde nach seinem Tod geplündert. Sein Begräbnis wurde zu einem ersten Protest gegen die Militärjunta.

Peter Kern neben der Portrait-Stele Pablo Neruda

Bildhauer Peter Kern

Der Bildhauer Peter Kern, 1945 in Lomnitz bei Dresden geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. 1981 erhielt er den Preis der V. Internationalen Kleinplastik-Biennale Budapest. Peter Kern stellte seine Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen aus. Seine Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen wie der Nationalgalerie Berlin, dem Märkischen Museum oder dem Albertinum Dresden und sind im öffentlichen Raum in Berlin, Cottbus, Jena und Potsdam ausgestellt.

Büste von Alfred Döblin

Als im August 2010 die 45 Zentimeter hohe Bronzebüste Alfred Döblins, die in der Karl-Marx-Allee vor dem Kino Kosmos stand, von Metalldieb*innen abgesägt wurde, startete das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg zusammen mit der Akademie der Künste und der Berliner Zeitung einen Spendenaufruf für einen Neuguss der Büste, dem viele Döblin-Freund*innen folgten. Insbesondere der Präsident der Akademie der Künste, Professor Klaus Staeck, und der Schriftsteller und Journalist der Berliner Zeitung, Harald Jähner, haben durch ihr Engagement diesen Spendenaufruf maßgeblich unterstützt. So konnte die Büste in der Gießerei Flierl neu gegossen werden. Aus Sicherheitsgründen wurde sie nicht an ihrem alten Standort sondern am 27. Juli 2011 in Anwesenheit des Künstlers Siegfried Wehrmeister im Foyer der Bezirkszentralbibliothek neu aufgestellt.

Siegfried Wehrmeister und Büste von Alfred Döblin

Bildhauer Siegfried Wehrmeister

Der Diplom-Bildhauer und Restaurator Siegfried Wehrmeister wurde 1949 in Heiligenstadt / Eichsfeld geboren. Als ausgebildeter Steinmetz und Steinbildhauer studierte er 1977-82 Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. In den 1980er Jahren lehrte er plastisches Gestalten und wurde 1986 Mitglied des VBK (nach 1989 Berufsverband Bildender Künstler (BBK)). Seit 1992 ist Mitglied der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGKB) und seit 2001 Mitglied des freiberuflichen Restauratoren e.V., später Verband der Restauratoren (VDR). Zwischen 2004 und 2012 war er an Restaurierungsarbeiten in der Immanuelkirche beteiligt, führte Projekte mit Kindern und Jugendlichen durch, hielt Vorträge über Restaurierung und unterstützte bei Veranstaltungen in der Immanuelkirche