Berlin beschließt Gesundheitsziele für alleinerziehende Menschen

Pressemitteilung vom 04.10.2023

Berlin ist die Stadt der Alleinerziehenden. 111.344 Mütter und Väter leben in unserer Stadt ohne Ehe- oder Lebenspartnerin oder -partner mit ledigen Kindern in einem Haushalt zusammen. Das sind 30,3 Prozent aller Berliner Familien. Etwa 90 Prozent aller Alleinerziehenden sind Frauen.

Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege: „In keiner Region in Deutschland leben so viele alleinerziehende Menschen wie in Berlin. Die Gesundheit von Alleinerziehenden ist von entscheidender Bedeutung, um den täglichen Herausforderungen gerecht zu werden und ein erfülltes Leben zu führen. Selbstfürsorge, Stressmanagement und regelmäßige Gesundheitsvorsorge sowie adäquate Möglichkeiten der Kinderbetreuung sind wichtige Aspekte, die in den Fokus gerückt werden sollten. Deshalb freue ich mich, dass die ersten Gesundheitsziele formuliert wurden. Strukturelle Veränderungen und soziale Unterstützungssysteme sind notwendig, um die Belastungen für Alleinerziehende zu verringern.”

Kommen zur alleinigen Verantwortung und Care-Arbeit weitere Belastungen hinzu, wirkt sich das auf die Gesundheit aus. Hier ist insbesondere das deutlich erhöhte Armutsrisiko von alleinerziehenden Menschen und ihren Kindern zu nennen, das wiederum in starkem Maße mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen assoziiert ist. Alleinerziehende bewerten z. B. ihren allgemeinen Gesundheitszustand seltener als gut und leiden häufiger an Depressionen oder Rückenschmerzen als Eltern, die in Paarhaushalten leben. Fehlende soziale Ressourcen und eine geringe Zeitsouveränität verstärken zudem die psychosozialen Belastungen.

Die Berliner Landesgesundheitskonferenz hat nun Gesundheitsziele beschlossen, die die Gesundheit und Teilhabe alleinerziehender Menschen verbessern sollen. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Verwaltung und Praxis hat erste Ziele und Maßnahmen formuliert:
• Eine flexible Kinderbetreuung soll in allen Bezirken eingerichtet werden, damit Alleinerziehende Unterstützungsangebote besser nutzen können.
• Ein Konzept soll erarbeitet werden, was medizinisches Fachpersonal für die Bedarfe von alleinerziehenden Menschen sensibilisiert, damit sie sie noch besser unterstützen können.
• Bei der Weiterentwicklung der Primärversorgung inkl. digitaler und aufsuchender Angebote sollen die besonderen Bedarfe alleinerziehender Menschen berücksichtigt werden.
• Es sollen mehr digitale Angebote für Bewegung, Entspannung und Prävention geschaffen werden, da alleinerziehende Menschen oft keine Zeit für lange Wege zu derartigen Angeboten haben.
• Familienzentren, Nachbarschaftshäuser und Sportvereine sollen sich regelmäßig zu Bedarfen und Angebotslücken austauschen und vernetzen, um Alleinerziehenden bedarfsgerechte Bewegungsangebote anzubieten. Eine transparente Öffentlichkeitsarbeit für gemeinsame Bewegungsangebote soll etabliert werden.
• Sport- und Bewegungsangeboten mit paralleler Kinderbetreuung und/oder parallelem Bewegungsangebot für Kinder sollen eingerichtet und etabliert werden.

Die Berliner Landesgesundheitskonferenz schiebt erste Maßnahmen an und wird die Gesundheitsziele kontinuierlich weiterentwickeln.

Am 16.10.2023 findet in der Zeit von 10-13 Uhr ein Fachgespräch zum Thema „Gesund teilhaben für alleinerziehende Menschen – Gesundheit und Schnittstellen zu beruflichen Perspektiven“ bei LIFE e.V., Rheinstr. 45, 12161 Berlin statt.

Weitere Informationen:

Gesundheitsziele für alleinerziehende Menschen
Berliner Landesgesundheitskonferenz

Pressekontakt: Sarah Oswald
Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege
pressestelle@senwgpg.berlin.de