Ehemalige Tonwarenfabrik Ernst March und Söhne

Tonwarenfabrik March, Foto: Heimatmuseum

Tonwarenfabrik March, Foto: Heimatmuseum

Auf dem damaligen sogenannten ‘Thiergartenfeld’ errichtete der Keramiker und Töpfermeister Ernst March seit 1836 eine Töpferei, die als Tonwarenfabrik Ernst March und Söhne zum bedeutendsten Unternehmen der keramischen Industrie auf dem europäischen Kontinent wurde. Es produzierte alles, von Tonformen für die Zuckerindustrie, Hartsteingut-Gebrauchsgeschirr über Baukeramik, Wasserrohre, Schmuckfiguren, Garten-Vasen, Ziegeln und Mosaiksteine bis zur Technischen Keramik, besonders für die Chemische Industrie. Die Erzeugnisse der Tonwarenfabrik March sind als Terrakotten, als Ornamente, Pilasterkapitelle, Balustradenschmuck, Reliefs undsoweiter an vielen wichtigen Berliner öffentlichen Gebäuden bis heute gut erhalten: zum Beispiel am Roten Rathaus, am Martin Gropius Bau und an der Friedrich Werderschen Kirche. Dank Schinkels Eintreten für die Ziegelarchitektur, die als ärmlich galt, stieg die Nachfrage nach schmückender Baukeramik.
Nach dem frühen Tod des Gründers 1847 führte seine Witwe Sophie March das Unternehmen bis zur Übergabe an die Söhne Paul und Emil weiter und wurde eine der bedeutendsten Unternehmerinnen des 19. Jahrhunderts – eine absolute Ausnahmeerscheinung in der ansonsten männerdominierten Industrie. Unter Pauls Sohn Albert fusionierte die Fabrik 1902 mit anderen Unternehmen der Branche zur “Vereinigten Tonwarenwerke AG”.
1904 wurden die Fabrikationsanlagen als “Deutsche Ton- und Steinzeugwerke AG” auf diesem Gelände aufgegeben, denn Charlottenburg hatte sich zur Großstadt gewandelt, rund um die Fabrik waren immer mehr Villen entstanden, und die Bewohner fühlten sich durch die Fabrik gestört.
1950 wurde die durch das Gelände führende Sophienstraße umbenannt in Bellstraße nach dem amerikanischen Erfinder Alexander Graham Bell. Die Häuser an der ehemaligen Sophienstraße bzw. Bellstraße wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach dem Krieg abgerissen. 1963 wurde die Straße entwidmet und in den TU-Campus einbezogen. Das einzig übrig gebliebene Haus sie die Villa Bell . Sie dient der TU heute als Kita, AStA-Büro und Café. Sie ist umgeben vom TU-Campus mit den Instituten für Architektur, Heizungs- und Klimatechnik, Luft- und Raumfahrt, Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Wasserbau und Wasserwirtschaft und Mathematik.