Familie Huldschinsky

Folgende Suchanzeige wurde 2013 in aktuell veröffentlicht:

„Ich suche für eine Huldschinsky Biographie Informationen (Lebensdaten) über die Familie Huldschinsky (Breslau, Gleiwitz, Berlin). Insbesondere über Edwin Huldschinsky (zuletzt Tiergartenstraße 8d), Erich Huldschinsky, Franz Huldschinsky, Dr. Carl und Käthe Huldschinsky, die für Claire Waldoff Texte schrieb.“

Die Anzeige hat Herr Kienberger im Internet gelesen und folgenden Text verfasst:

Beim Rumtrödeln nach einem langen Arbeitstag bin ich soeben und ganz zufällig auf Ihre Frage vom letzten Dezember gestoßen.

Wir haben ein Hotel in den Schweizer Bergen, das 1908 von unseren Urgrosseltern eröffnet wurde. Da wir es immer noch selber führen, ist recht viel von der ursprünglichen Ausstattung erhalten. Dazu gehört auch die Hotelbibliothek meiner Urgroßeltern. Und in einem Band nach dem anderen steht dort: „Dem Waldhaus gewidmet von Herrn und Frau Edwin Huldschinsky“.

Das Traurige ist, dass wir Ihre Frage effektiv auch nicht beantworten können. Die Huldschinskys waren offensichtlich Stammgäste unserer Urgroßeltern, d.h. der Eltern meiner Großmutter (darum nicht Kienberger, sondern Giger), aber in unserer kollektiven Erinnerung ist leider sonst überhaupt nichts über sie zu finden.

Laut unserem ersten Fremdenbuch (dort trug das Hotel die ankommenden Gäste ein; es sind also keine eigenhändigen Einträge der Gäste) wohnten sie schon im ersten Waldhausjahr 1908 nicht weniger als zwei Monate hier, vom 11. Juli bis zum 11. September. 1909 kamen sie vom 2. Juli bis 9. September, 1910 vom 2. Juli bis zum 10. September. 1911 kam zuerst nur „Frau Clara Huldschinsky und Bedienung“, aber bereits am 23. Juni (und bis zum 19. September!). Er selbst kam am 11. Juli nach und blieb offenbar bloß bis zum 30. August. (Immer diese Hektik!). 1912 kamen sie wieder gemeinsam und gleichzeitig, vom 2. Juli bis zum 26. August. Das war aber nach allem, was ich sehe, das letzte Mal; nachher verliert sich jede Spur.

Was gibt’s aber für eine Geschichte dahinter? Keine Ahnung. Sie müssen sich dem Haus und meinen Urgroßeltern offensichtlich sehr verbunden gefühlt haben, sonst wären die ganzen Schenkungen für die Hotelbibliothek schwer zu erklären. Oder war’s Reklame für den Verlag – waren sie also selber Verleger?

Ich würde raten, dass Herr und Frau Huldschinsky schon vor dem Bau unseres Hotels hier in Sils Maria Stammgäste meiner Urgroßeltern waren. Meine Urgroßeltern hatten in den Jahren davor (seit 1890) als „angestellte“ Direktoren ein großes Kurhotel in St. Moritz Bad geführt, das nicht ihnen gehörte: Das Hotel „Du Lac“. Dieses steht leider seit über vierzig Jahren nicht mehr; da sind also keine Spuren zu finden.

Urs Kienberger
Chiffre 115208