Editorial

Wowereit

ein Sprichwort sagt: Berlin ist immer eine Reise wert. Das haben sich im vergangenen Jahr besonders viele Menschen zu Herzen genommen. Rund 6,5 Millionen Gäste aus dem In- und Ausland besuchten Berlin – eine neue Bestmarke

Vor uns liegt das größte internationale Sportereignis dieses Jahres, die Fußball-Weltmeisterschaft vom 9. Juni bis 9. Juli. Deutschland ist Gastgeberland und im Fokus des Geschehens wird die Hauptstadt Berlin stehen. „Die Welt zu Gast bei Freunden“ – so heißt das Motto, mit dem wir die Gäste aus aller Welt einladen, ins WM-Land zu kommen. Berlin ist bestens auf dieses Megaereignis vorbereitet. Die WM kann kommen und wir freuen uns auf die vielen Gäste aus aller Welt. Im modernisierten Olympiastadion finden mehrere Gruppenspiele statt, vor allem aber der Höhepunkt der WM – das Finale am 9 Juli. Und: Vier Wochen lang steigt auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule das offizielle Fan-Fest zur WM.

Das Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft ist auch ein Jahr wichtiger Weichenstellungen für die Infrastruktur der Stadt. Wer Berlin mit Großbaustellen assoziiert, kommt auch in diesen Wochen und Monaten auf seine Kosten. Unter dem Tiergarten ist gerade ein 2,4 Kilometer langer Straßentunnel eröffnet worden, der den Bereich des Potsdamer Platzes im Süden mit dem neuen Hauptbahnhof und der Invalidenstraße im Norden verbindet. Mit dem neuen Hauptbahnhof besitzt Berlins Mitte – rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft – den größten und modernsten Kreuzungsbahnhof Europas.
Und gerade hat die Region vom Bundesverwaltungsgericht „grünes Licht“ erhalten, dass nun mit dem Bau des neuen Flughafens Berlin Brandenburg International in Schönefeld vor den Toren der Stadt begonnen werden kann. Die Eröffnung ist für 2011 geplant. Dann verfügt die Hauptstadt über einen leistungsfähigen und modernen Flughafen, der Verbindungen in alle Welt schafft.
So sehr sich die Stadt in den gut anderthalb Jahrzehnten seit dem Fall der Mauer gewandelt hat (und immer noch wandelt!), den Spuren einer bewegten Geschichte begegnet man auf Schritt und Tritt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen in Berlin oft ungewöhnlich nah beieinander. Berlin ist daher immer auch eine Zeitreise wert.
Eine Vielzahl von Orten lädt dazu ein, sich auf die Geschichte einzulassen. Mehrere Gedenkstätten erinnern an die Geschichte des 20. Jahrhunderts, darunter das im vergangenen Jahr eingeweihte Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Berlin verfügt über großartige Museen wie die Einrichtungen der Stiftung Stadtmuseum, die sich der Geschichte der Stadt widmen. Zu einer Zeitreise durch die etwa 770jährige Berliner Geschichte Berlins lädt die „Story of Berlin“ ein – eine Erlebnisausstellung, die sich großer Beliebtheit erfreut. Im vergangenen Jahr haben wir im Rathaus die vom Verein „Aktives Museum“ gestaltete Ausstellung „Vor die Tür gesetzt“ gezeigt, die sich mit dem Schicksal der während der NS-Zeit verfolgte und ermordeten Berliner Stadtverordneten auseinandersetzt.
Bundespräsident Horst Köhler hat 2005 in seiner Rede vor der Knesset zu Recht festgestellt: „Die Verantwortung für die Shoa ist Teil der deutschen Identität. Dass Israel in international anerkannten Grenzen und frei von Angst und Terror leben kann, ist unumstößliche Maxime deutscher Politik.“
Mit meiner Israel-Reise im vergangenen November wollte ich 40 Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und dem Staat Israel die Verbundenheit Berlins mit Israel dokumentieren und vermitteln, dass Berlin heute eine weltoffene Stadt ist, die sich ihrer Geschichte stellt und in der sich jüdisches Leben wieder entfaltet. Berlin stellt sich der historischen Verantwortung und das heißt vor allem, die Chance einer friedlichen gemeinsamen Zukunft zu nutzen. Geschichte, Gegenwart und Zukunft liegen in Berlin nah beieinander.


Ihr
Klaus Wowereit
Regierender Bürgermeister von Berlin