Plattenbau & Ekel-Essen: Ungewöhnliche Museen in Berlin

Berlins Kulturangebot sei reich, heißt es. Stimmt, allein an Museen ist die Auswahl riesig. Allerdings sind Bode-Museum, Nationalgalerie oder Martin-Gropius-Bau nur die Spitze des Eisberges.

Designpanoptikum (1)

DesignPanoptikum

Das Neue Museum mit einer Ausstellung über Nofretete kennen viele. Auch das Naturkundemuseum mit seinen Dino-Skeletten ist über die Stadtgrenzen bekannt, ganz zu schweigen vom Bode-Museum oder der Neuen Nationalgalerie. Doch es gibt auch weniger bekannte Ausstellungshäuser in Berlin.

Zehn der ungewöhnlichsten und weniger beachteten Häuser:

Das Computerspielemuseum

Nimrod gilt als das erste Computerspiel der Welt. Als es auf der Industrieausstellung 1951 in Berlin gezeigt wurde, versuchte sich auch Wirtschaftsminister Ludwig Erhard am Button. Doch er zog den Kürzeren. Heute können Besucher des Computerspielemuseums Nimrod ausprobieren. Insgesamt 300 Raritäten und Kuriositäten aus der Zocker-Geschichte hat die Museumsleitung zusammengetragen - von Retro-Spielautomaten wie Donkey Kong oder Space Invaders, Games-Klassikern wie Pacman oder Bomb Jack bis zu einem 3D-Simulator der ersten Stunde von 1994.

Das Machmit!-Museum

Spielerisch lernen - das machen Kinder ganz nebenbei. Doch in Machmit! Museum für Kinder können sie «nicht ganz alltägliche Dinge» ausprobieren und erforschen. Dauerhaft können sie einen Seifenladen, eine Druckerei und ein Spiegelkabinett erkunden. Zusätzlich werden zwei bis drei Ausstellungen pro Jahr organisiert - die beispielsweise komplexere Zusammenhänge mit Schwerpunkt Ökologie und Umweltschutz vermitteln, wirbt das Museum.

Museum der Unerhörten Dinge

Museum der Unerhörten Dinge

Das Museum der Unerhörten Dinge

Die Geschichten dahinter sind im Museum der Unerhörten Dinge oft wichtiger als die zur Schau gestellten Gegenstände. Warum sonst sollte ein scheinbar unbedeutendes Horn eines Auerochsen oder ein Werbe-Kugelschreiber zu musealen Höhen kommen? Das Museum selbst spricht von einer «Wunderkammer aus allen Bereichen des Lebens» mit Dingen, «denen in der lauten Welt oft nicht zugehört wird». Was nicht heißt, dass nicht auch Exponate mit populärem Hintergrund ihre Geschichte erzählen - ein Brief von Sigmund Freud zum Beispiel oder eine Schreibmaschine von Walter Benjamin.

Die Museumswohnung

Wer die Drei-Raum-Wohnung mit 61 Quadratmetern im Plattenbau Hellersdorfer Straße 179, Parterre rechts, betritt, wird in die Wohnkultur der DDR zurückgebeamt. Von der Tapete über den Fußbodenbelag bis hin zu den Lichtschaltern und dem Toilettenbecken stammt alles aus DDR-Produktion. Auch die Utensilien sind retro: ein Salzstreuer, der einst 4500 Mark teure Chromat-Farbfernseher oder der in der DDR meistverkaufte Kunstdruck «Junges Paar am Strand» von Walter Womacka. Einst gab es 42 000 dieser Wohnungen vom «Typ WBS 70» in Hellersdorf, informiert der Betreiber, die Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft. Davon sei die im Jahr 2004 eröffnete Museumswohnung die letzte «Platte», die originalgetreu erhalten ist.

Designpanoptikum

Designpanoptikum

Designpanoptikum

Das Designpanoptikum präsentiert gewöhnliche Gebrauchsgegenstände, die aufgrund ihres skurrilen oder brachialen Aussehens oftmals nicht als solche erkannt werden. So sehen etwa medizinische Gerätschaften aus vergangenen Zeiten oder technische Spezialbauteile mitunter wie Folterinstrumente oder außerirdische Instrumente aus. Durch die eigenwillige Anordnung der Exponate werden Besucher dazu aufgefordert, zunächst selber den Versuch zu unternehmen, die ausgestellten Objekte zu verstehen.

Urban Nation

«Das Museum, das es gar nicht geben dürfte», lautet der Slogan des Street-Art-Hauses Urban Nation in Schöneberg. Gemeint ist der Widerspruch von Straßenkunst in geschlossenen Räumen. Um diesen Effekt abzumildern, verwenden die Betreiber von Urban Nation variable und mobile Elemente der Fassade des Gründerzeitbaus für die Ausstellung. Im Innern können Besucher die Werke von einem Galeriesteg aus betrachten. Oft entfaltet die Street-Art erst aus der Distanz ihre Wirkung. Dauerhaft sehen Besucher Fotografien von Martha Cooper. Die Fotojournalistin begann früh, Entstehung und Entwicklung der urbanen Kunst festzuhalten.

Disgusting Food Museum (6)

Disgusting Food Museum

Disgusting Food Museum

Eine volle Portion Ekel bitte! Das Disgusting Food Museum präsentiert einige der ekligsten Speisen auf dem Globus. Wichtiger als die zu erwarteten Schockmomente und Würgereflexe sind jedoch die Auseinandersetzung und Hinterfragung von Ekelreaktionen. Oftmals lässt sich der erste Ekelreflex nämlich einfangen und mitunter sogar in das Gegenteil umwandeln. Das Museum behandelt ebenfalls Tierschutzpolitische Fragen und deren Zusammenhang mit dem menschlichen Ekelgefühl. An der Tasting Bar können Kostproben erworben werden.

Deutsches Spionagemuseum

Besucher können hier die raffinierten, teils skurrilen Methoden von Agenten «multimedial und interaktiv aufdecken». Der Standort passt schon mal: Bis 1989 verlief hier die Berliner Mauer - selbst einer der größten Auslöser geheimdienstlicher Aktivitäten zwischen Ost und West. Doch Deutschlands einziges Spionagemuseum spannt den geschichtlichen Bogen weiter: Denn Späher, Spitzel, Kodierer und Täuscher gibt es schon lange - nicht erst seit den Aktivitäten der NSA. Eröffnet wurde das Museum im Jahr 2015. Es gibt Multimedia-Anwendungen und 3D-Brillen. So können Gäste Geheimcodes dechiffrieren, ihre persönlich genutzten Passwörter knacken lassen oder Webseiten hacken. Zu den Exponaten zählt auch Hitlers Chiffriermaschine Enigma sowie vieles aus dem Repertoire von Spionen - ein Regenschirm mit Giftpfeil oder «verwanzte» Lederschuhe.

Illuseum

Oben wird zu unten und groß zu klein: Das Illuseum - vormals Museum der Illusionen - widmet sich ganz der Verwirrung des menschlichen Gehirns. Auch wenn der Museumsbesuch dank der kurzweiligen und interaktiven Ausstellung viel Spaß verspricht, erfahren die Besucher auch grundlegende Informationen zum Entstehen von optischen Täuschungen und Illusionen.

Ramones Museum Berlin

Ramones Museum

Ramones Museum

Über 300 Exponate zeugen von der Leidenschaft des Museumsinhabers für die New Yorker Punk-Band The Ramones. Plakate, Merchandise, private Habseligkeiten der Bandmitglieder, Zeitzeugnisse und natürlich Schallplatten sind im Ramones Museum ausgestellt. Besucher erhalten anhand der Exponate einen detaillierten Einblick in die Karriere der Punk-Band. Besonderes Highlight: Mit dem Kauf eines Eintritts-Stickers erhalten Besucher lebenslangen Zutritt zu dem Nischenmuseum.

The Wow Gallery

The Wow Gallery bietet auf 1000 Quadratmetern über 30 interaktive Installationen für tolle Fotos. Besucher können mit Freunden und Familie Fotos für Social-Media-Plattformen machen.

Studio of Wonders

In der Ausstellung Studio of Wonders bietet sich in jedem Raum eine andere Kulisse für Insta & Co. Ob optische Täuschung oder Farbrausch - 90 Minuten lang können Besucher hier auf über 750 Quadratmetern Ausstellungsfläche Fotos knipsen, bis der Speicherplatz auf dem Handy aufgibt.

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Quelle: dpa

Aktualisierung: 13. Dezember 2023