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Bewährte Musicalware und eine bewegte Vergangenheit: Berlins ältestes Musicaltheater zeigt sich unerschütterlich.
Thalia, die Muse des Schauspiels, ziert den Eingang des Musicaltheaters an der Kantstraße. Sie rümpft ein wenig die Nase. Irgendwie schlägt sie die Augen nach oben, das machen Kantianer ja gerne mal, und blickt in den „gestirnten Himmel über mir“. Dies muss aber nicht als Kommentar zum Geschehen im Bühnenhaus hinter ihr zu deuten sein. Eher als Seufzer zum Standort: Dicht fließt der Verkehr vor dem eng auf die Straßenflucht bezogenen Haus. Die Muse aus Stein hat es tatsächlich nicht leicht, hier am Entree zur leichten Muse. Doch umtost vom Metropolenverkehr ist ja auch der Broadway, den die Betreiber Stage Entertainment seit der Spielzeit 2003/04 bis in die Berliner Kantstraße verlängern möchten.
Mit „Les Misérables“, „Die drei Musketiere“ und „Tanz der Vampire“ setzt der Musicalkonzern hier vor allem bewährte Ware ein. Am Broadway bedeutet ein Flop oft das schnelle Ende der Produktion und mitunter gleich des ganzen Theaters. Solche Situationen können das Theater des Westens aber genauso wenig erschüttern wie der Verkehr vor der Haustür. Schließlich stand es in seiner 115-jährigen Geschichte mehrmals vor dem Aus, seit der Architekt Bernhard Sehring im Herbst 1895 den Kohlenplatz der Meierei Bolle kaufte und in einem wilden Stilmix aus Antike, Mittelalter und Renaissance sein Privattheater erbaute, erstaunlicherweise innerhalb eines Jahres. Trotz Zerstörung des Bühnenhauses durch eine Brandkatastrophe im Jahre 1912 ist es bis heute ein gut erhaltenes Beispiel bürgerlicher Prachtarchitektur. Doch zu nächst ging es in die künstlerische und wirtschaftliche Pleite. Statt Sprechtheater beginnt man 1898, unter der Direktion von Max Hofpaur, Opern und Operetten aufzuführen – darunter sogar Berliner Erstaufführungen.
1905 gibt niemand Geringerer als Enrico Caruso sein Berlin-Debüt im Theater des Westens. Nach dem Krieg findet die ausgebombte Städtische Oper hier jahrelang Asyl, bis sie 1961 mit der Deutschen Oper in der Bismarckstraße ihr neues Domizil findet. Wieder kehrt die leichte Muse an die Kantstraße zurück. Nach einer Komplettrenovierung eröffnet das Theater 1984 unter der Intendanz von Götz Friedrich mit Helmut Baumann als Künstlerischem Direktor und mit dem Musical „Guys and Dolls“. Baumann beschert dem Haus mit der deutschsprachigen Erstaufführung von „La Cage aux Folles – Ein Käfig voller Narren“ einen sensationellen Erfolg, künstlerisch und an der Kasse. 1993 übernimmt Baumann die Intendanz. Er engagiert Stars wie Angelika Milster, Ute Lemper und Helen Schneider, baut aber auch Talente aus dem Ensemble zu Bühnenpersönlichkeiten auf. Mit Elmar Ottenthal zieht 1999 die Marktwirtschaft in die Kantstraße ein.
Während Vorgänger Baumann im Schnitt vier Inszenierungen im Jahr vorstellte und damit auch das Risiko verteilte, setzt Ottenthal Geld, Hoffnung und Reputation in eine „Welt-Uraufführung“, inszeniert vom Intendanten persönlich: „FMA – Falco Meets Amadeus“. Ein rasant gespieltes Nichts mit guten Auslastungszahlen: Dem Publikum gefällt es besser als der Kritik. Doch damit ist das Glück für Ottenthal auch schon vorbei, die nächsten Produktionen floppen, der Senat kündigt den Intendanten-Vertrag, und das traditionsreiche Theater des Westens wird zur Privatisierung ausgeschrieben. Der Musicalkonzern Stageholding, heute Stage Entertainment, übernam das Haus und zeigte seitdem ensuite gespielte Musicals wie „We will rock you“, "Sister Act", „Tanz der Vampire“ oder „Ich war noch niemals in New York“.
Quelle: Kulturverführer Berlin, 10. Auflage
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