2024 - Geschichte einer Burg mit Grit Poppe

Grit Poppe

Eine alte Burg irgendwo in Ostdeutschland

Story-Tausch 2024: Konzept und Schreibaufgabe

Das Gebäude (als Ausgangspunkt der Handlung und verbindendes Element):
eine alte Burg irgendwo in Ostdeutschland, umgeben von Wald und Feldern

• Ursprünglich als Ritterburg im Mittelalter erbaut.
• 1824 Landeswaisenanstalt
• 1900 königlich-preußische Militärarrestanstalt. In dem Burgsaal befindet sich jetzt ein Gerichtssaal.
Nationalsozialismus:
• 1937/38 Erweiterung durch einen Zellentrakt. Alle Fenster des Gebäudes werden vergittert. Um die Burg wird eine Gefängnismauer errichtet.
• 1939 bis 1945 Gerichtsgefängnis mit Arrestzellen der Gestapo
Sowjetische Besatzungszone:
• 1945-49 Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Geheimpolizei NKWD
DDR:
• 1950-1963 Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit
• 1963-1965 Jugendstrafvollzugseinrichtung („Jugendhaus“)
• 1965- 1975 Jugendwerkhof für „schwererziehbare“ Jugendliche (14 bis 18 Jahre alt)
• 1975-1989 Spezialkinderheim für „schwererziehbare“ Kinder (unter 14)
• 1990 Heim für „behinderte“ Kinder (nur ein paar Monate)
Bundesrepublik Deutschland:
• 1990 Die Treuhand versucht das Gebäude an einen Investor zu verkaufen. Vergeblich.
• 1991-1995 Leerstand. Die Burg wird von Fledermäusen besetzt.
• 1995 Die Burg ist so marode, dass sie abgerissen werden soll. Umweltschützer setzen sich – wegen der seltenen Fledermausart – für den Erhalt ein. Erfolgreich. Die Burg bleibt stehen.
• 1996-97 Die Burg wird besetzt durch eine Gruppe von jungen Leuten, die versuchen, den Bau vor dem Verfall zu bewahren. Sie führen Mittelaltermärkte und Ritterturniere durch, bauen Kräuter und Gemüse an. Sie werden zunächst geduldet. Allerdings schicken sie ihre Kinder nicht zur Schule, kleiden sich und leben wie im Mittelalter, zunehmend werden sie als Außenseiter oder gar als Sekte wahrgenommen.
• 1998 Nach einem Brand: Die Polizei räumt die Burg.
• 1998-2000 Leerstand. Neben den Fledermäusen, Mäusen und Ratten leben jetzt auch verwilderte Katzen in der Burg bzw. streunen durchs Gelände.
• 2000 Ein Investor kauft die Burg und beginnt 2002 mit der Sanierung, um ein Hotel zu eröffnen. Die Katzen werden in ein Tierheim gebracht. Allerdings geht der neue Besitzer 2003 Pleite. Nur die Mauer wurde abgerissen und ein Nebengebäude saniert.
• 2003-2004 Leerstand. Ein Wolfsrudel besetzt das Terrain / den Wald neben der Burg.Es werden Welpen geboren. • 2004-2008 Kinderheim im sanierten Teil, private Trägerschaft. Nach „Vorkommnissen“ und kritischer Berichterstattung in der Presse wird das Heim
geschlossen.
• 2008-2015 Leerstand. Zunehmend wird die Burg zu einem Lost-Places-Ort. Es soll dort spuken. In einem der Kellerräume wird immer wieder der Schatten eines kleinen Mädchens gesehen. Ist sie dort gestorben?
• 2015-2018 Flüchtlingsunterkunft im sanierten Gebäude. Zusätzlich werden Container auf dem Hof aufgestellt, die 2018 wieder abgebaut werden.
• 2019-heute Die Burg zerfällt zunehmend, das Betreten des Gebäudes ist strengstens untersagt. Dennoch kommt es zu heimlichen Besuchen des Lost-Places-Ortes. Ehemalige Heimkinder sowie Leute, die schaurige Fotos machen wollen, kommen hierher, aber auch neugierige Touristen, Mittelalter-Fans und Pilzsucher. Und die Fledermäuse sind immer noch da. Oder aggressive Katzen.

Schreibaufgabe:

Suche dir einen Zeitabschnitt aus. Überlege dir eine Handlung und denke dir die Figuren dazu aus. Die Burg ist ein wichtiger Schauplatz.
Was passiert? Aus welcher Perspektive möchtest du schreiben? In welchem Stil? Die Möglichkeiten sind hier sehr verschieden und breit angelegt: Du kannst z. B.
• über einen Ritter im Mittelalter schreiben,
• über die Erlebnisse eines Kindes im Waisenhaus im 19. Jahrhundert,
• über einen politischen Häftling in der Zeit des Nationalsozialismus,
• über einen unschuldig in Haft geratenen jugendlichen Gefangenen oder eine
Gefangene der Sowjets in der Zeit nach 1945 (Stichwort: Speziallager / Gulag),
• über einen Häftling in Stasi-U-Haft,
• über einen Jugendlichen im DDR-Jugendhaus (Jugendknast),
• über die Geschichte eines Jungen oder Mädchens (Insassen oder einer Insassin) eines Spezialheims der DDR,
• über den Kampf der Umweltschützer für die Fledermäuse und den Erhalt der Burg,
• über die Besetzer der Burg in der Zeit nach der Wende,
• über einen Flüchtling aus Syrien, der / die 2015 nach gefahrvoller Flucht in der Burg landet …
• Oder du kannst auch eine Geschichte über ein Tier oder Tiere schreiben
(Fledermäuse, Katzen, Ratten, Mäuse, Wölfe…).
• Oder eine Geschichte mit Fantasy-Charakter
• Auch eine Spukgeschichte über einen Geist in der alten Burg wäre z. B. möglich.

Vorschlag für diejenigen, die sich für den Zeitabschnitt „DDR“ entscheiden:
Führe ein Gespräch mit einem Zeitzeugen, der in einem Spezialheim (Spezialkinderheim oder Jugendwerkhof) oder aus politischen Gründen in einem Gefängnis der DDR gewesen ist (zum Beispiel wegen „Republikflucht“, also dem Versuch die DDR illegal zu verlassen). Nach dem Interview schreibe einen Text. Das kann ein Porträt oder auch eine Geschichte – mit einer Mischung aus realen und fiktiven Ereignissen – sein.

Vorschlag für diejenigen, die keinen der genannten Zeitabschnitte wählen wollen:
Überlege Dir, was in der Zukunft in der Burg sein und passieren könnte.
Du bist der Burgherr oder die Burgherrin und kannst entscheiden.

Und nun kanns losgehen! Grit Poppe hat die Eröffnungsgeschichte geschrieben, die jede Art von Fortsetzung möglich macht.

  • Eröffnungsgeschichte (Prolog)

    PDF-Dokument (73.6 kB)

Über Grit Poppe

Wir freuen uns, dass wir für 2024 die Autorin Grit Poppe als Co-Autorin gewinnen konnten.

Sie schreibt sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene. In ihren Büchern geht es um Themen wie z.B. die Menschenrechte, die Umwelt oder den Umgang mit Tieren. Sie setzt sich ein für die Verteidigung der Würde von Kindern und Jugendlichen in Vergangenheit und Gegenwart. Oft arbeitet sie mit Zeitzeugen zusammen, die in ihrer Kindheit und Jugend Schlimmes erlebt haben, die nicht selten „weggesperrt“ wurden. Deren Geschichten in die Öffentlichkeit zu holen, damit nicht vergessen wird, was passiert ist und sich diese Geschehnisse nicht wiederholen, ist ihr ein großes Anliegen.

Werke
Der Fluch. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)/Leipzig 1989, ISBN 3-354-00591-2
Andere Umstände. Berlin-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-8270-0229-X
Alabusch oder das Herz des Vulkans. Altberliner Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-357-00863-7
Geteiltes Glück. Kiepenheuer, Berlin 2006, ISBN 3-378-00676-5
Käpten Magic. Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2006, ISBN 978-3-7915-1603-5
Dragid Feuerherz – Hüter der Drachen. Arena Verlag (Edition Bücherbär), Würzburg 2007, ISBN 978-3-401-09148-8
Dragid Feuerherz – Die Perle des Lichts. Arena Verlag (Edition Bücherbär), Würzburg 2007, ISBN 978-3-401-09149-5
Dragid Feuerherz – Im Bann der Magier. Arena Verlag (Edition Bücherbär), Würzburg 2008, ISBN 978-3-401-09334-5
Dragid Feuerherz – Die Rache des Dschinn. Arena Verlag (Edition Bücherbär), Würzburg 2009, ISBN 978-3-401-09440-3
Anderswelt. Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-7915-1608-0
Weggesperrt. Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-7915-1632-5[3][4]
Abgehauen. Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-7915-1633-2[5][6]
Das Geheimnis der Saurierinsel. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012, ISBN 978-3-423-76043-0
Monty Vampir. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012, ISBN 978-3-423-76067-6[7]
Monty Vampir. Gefahr bei Vollmond. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2013, ISBN 978-3-423-76084-3[8]
Schuld. Dressler Verlag, Hamburg 2014, ISBN 978-3-7915-1634-9[9]
Joki und die Wölfe, Peter Hammer Verlag 2018, ISBN 978-3-7795-0588-4
Wilma Wunderhuhn, Carlsen Verlag 2020, ISBN 978-3551513076
Alice Littlebird, Peter Hammer Verlag 2020, ISBN 978-3779506324
Angstfresser, Mitteldeutscher Verlag 2020, ISBN 978-3963112393
Verraten, Dressler Verlag, Hamburg 2020, ISBN 978-3-7915-0164-2
Die Weggesperrten. Umerziehung in der DDR – Schicksale von Kindern und Jugendlichen, Berlin 2021, ISBN 9783549100400 Zusammen mit Niklas Poppe.
Rabenkinder, Ullstein Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-548-06655-4

Für “Verraten” erhielt die Autorin den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis 2021. Im gleichen Jahr war es nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Grit Poppe und Zeitzeuge Detlef Jablonski zu Gast in der Schreibwerkstatt am 03.02.2024

Ein Mitschnitt, erschienen im Podcast “Mittwochs in der Bibliothek”

Gegen das Vergessen