165. Kiezspaziergang
Vom Rathaus Schargendorf zum Rüdesheimer Platz
Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann
Treffpunkt:Rathaus Schmargendorf, Länge:ca. 2,5 km
Wegbeschaffenheit:
Der Weg geht über übliche Gehwege und Kopfsteinpflaster. Es
sind mehrere Treppen zu überwinden (im Gebäude Schlangenbader
Straße und am Weinbrunnen).
Herzlich willkommen zu unserem 165 . Kiezspaziergang! Heute
geht’s durch schöne Straßenzüge in Schmargendorf und
Wilmersdorf. Wir werden zuerst etwas zum Rathaus Schmargendorf
hören, dann geht es weiter zur Judith-Kerr-Grundschule und zur
Alt-Schmargendorf-Grundschule, die erstere zweisprachig
deutsch-französisch, die letztere sportbetont. Dann besuchen
wir die alte Dorfkirche Schmargendorf. wo uns Pfarrerin Basse
empfangen wird. Weiter geht es zum Cornelsen-Schulbuchverlag
und zum dahinter liegenden Abenteuerspielplatz und zum
Mosse-Stift. Frau von Pirani, Direktorin des Jugendamtes, wird
uns die dazugehörenden Konzepte erläutern. Ich begrüße Frau
von Pirani in unserer Runde. Anschließend laufen wir unter der
„Schlange“ hindurch zur Lindenkirche. Dort werden wir mit
einem Orgelspiel empfangen. Und nun ist es nur noch ein kurzes
Stück zu unserem heutigen Endpunkt, den wir dieses Jahr
passend zur Weinlese gewählt haben, denn wir beschließen den
Spaziergang am Weinbrunnen am Rüdesheimer Platz. Winzer
Nikolai wird uns begrüßen.
Aber bevor wir starten, möchte ich Ihnen den Treffpunkt für
den nächsten Kiezspaziergang bekanntgeben. Er findet wie immer
am zweiten Samstag im Monat statt, das ist im Oktober der
10.10. um 14 Uhr. Es wird ein besonderer Spaziergang sein, denn
wir werden in den Grunewald gehen, der dieses Jahr „Wald des
Jahres“ ist. Vor hundert Jahren wurde der Dauerwaldvertrag
geschlossen, der den Grunewald vor Spekulation und Bebauung
bewahrte. Auf unserem Spaziergang werden wir auf einer Strecke
von etwa 2 km auf dem Waldklimapfad wandeln. Dazu dann aber
mehr am 10.10. Wichtig zu wissen ist: Die Strecke führt
bergauf und bergab und durchweg auf Waldwegen oder direkt durch
den Wald. Festes Schuhwerk wird also benötigt. Treff- und
Endpunkt ist der Parkplatz am Grunewaldturm. Wer Lust hat, kann
ihn nach der Wanderung auch besteigen.
Station 1: Rathaus Schmargendorf
Schmargendorf wurde wahrscheinlich nach 1220 im Zuge des
Landesausbaus der jungen Mark Brandenburg gegründet. Die
damals regierenden askanischen Markgrafen riefen zur
Stabilisierung Siedler aus Schwaben, Thüringen, Flandern und
Westfalen ins Land. Ein Dorf der slawischen Vorbevölkerung hat
hier sehr wahrscheinlich nicht bestanden.
Die Siedler lebten von der Landwirtschaft, der Schafzucht und
vom Fischfang im Wilmersdorfer See, der zur eiszeitlichen Rinne
der Grunewaldseenkette gehörte und 1915 nach langen
Verlandungsprozessen zugeschüttet wurde.
Im Jahr 1354 wurde der Ort Schmargendorf erstmals urkundlich
erwähnt. In dieser Zeit entstand auch die Dorfkirche.
Der Name Schmargendorf entstand aus Margrevendorf, was
hochdeutsch Markgrafendorf bedeutet und auf die
Besitzverhältnisse hinweist.
Der Ort erhielt 1899 den Status eines selbstständigen
Amtsbezirks (mit etwa 2.000 Einwohnern). 1900 ließen die
nunmehr etwa 3.000 Einwohner das neue Rathaus (damals noch auf
freiem Acker) bauen, nachdem die Gemeinde vor allem durch die
Umsatzsteuer aus Grundstücksverkäufen der Bauern für den
Ausbau des Hohenzollerndamm reich geworden war. Der
Hohenzollerndamm sollte wie der Kudamm ein breiter, prächtiger
Boulevard werden.
Die Landgemeinde Schmargendorf wurde 1920 aus dem Landkreis
Teltow ausgegliedert und nach Groß-Berlin in den damals neuen
Verwaltungsbezirk Wilmersdorf als Ortsteil eingemeindet,
Schmargendorf hatte zu jener Zeit knapp 12.000 Einwohner.
Dieses neue, für eine Gemeinde von 3000 Einwohnern mehr als
stattliche Rathaus ist im Stil der märkischen Backsteingotik
erbaut, enthält aber auch Jugendstilelemente. Der Bau steckt
voller Zitate aus der Profanarchitektur aus Stendal,
Brandenburg, Neubrandenburg und Tangermünde. So finden sich am
Uenglinger Tor der Stendaler Stadtbefestigung neben der
gleichen Turmgestaltung auch bereits die weiß verblendeten
Giebel, die schief liegenden verblendeten Wappenfelder und der
Einsatz von Formsteinen. Architekt war Otto Kerwien. Kerwien
beabsichtigte dem Gebäude ein „malerisches“ Aussehen zu
geben. Hierfür versah er das Gebäude mit zahlreichen Giebeln,
Türmen und Zinnen. Die Baukosten sollten 200.000 Mark
betragen, waren aber bei Eröffnung des Rathauses 1902 wegen
der Inflation und den immer mehr werdenden
Verschönerungswünschen auf knapp 400.000 Mark gestiegen, was
in heutiger Währung ungefähr 2,5 Millionen Euro wären.
Von 1920 bis 2014 war hier das Wilmersdorfer Standesamt
untergebracht. Nun wird nur noch der 108 Quadratmeter große
Ratssaal als Trausaal genutzt. Er erstreckt sich mit einer
Höhe von neun Metern über das erste und zweite Obergeschoss.
Zahlreiche Prominente haben hier geheiratet: Ernst Lubitsch,
Albert Einstein, Romy Schneider und Harald Juhnke, um nur
einige zu nennen.
Gekrönt wird die Südfassade von einem langgestreckten Mosaik
des märkischen Adlers.
Außer dem Trausaal befindet sich heute im Rathaus die
Musikschule, die Staatsangehörigkeitsbehörde und die
Adolf-Reichwein-Bibliothek, die nach dem Pädagogen und
Widerstandskämpfer Adolf Reichwein benannt ist.
Die Bibliothek wurde ab 1952 von Hertha Block aufgebaut, die im
Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller aktiv war und
im SA-Gefängnis Papestraße inhaftiert worden war. Zum
Gedenken an Block wurde die 2012 eröffnete
Hertha-Block-Promenade des Ost-West-Grünzugs in
Tempelhof-Schöneberg nach der Bibliothekarin benannt.
Station 2: Berkaer Platz
Der Berkaer Platz ist nach dem Kurort Bad Berka in Thüringen
benannt. Der Name Berka bedeutet soviel wie Stadt der Birken am
Wasser. Bad Berka hat knapp 8000 Einwohner und zahlreiche Kur-
und Reha-Kliniken.
Hier in dieser Gegend sind viele Straßen nach Badeorten
benannt, wie wir gleich noch feststellen werden.
Station 3: Reichenhaller Straße
Bad Reichenhall gehört zum Berchtesgadener Land am Nordrand der Alpen. Der Kurort hat Solequellen und Solebäder. Auch heute noch spielt das Salz in Bad Reichenhall eine große Rolle. Die Stadt vermarktet ihr Reichenhaller Markensalz in ganz Deutschland und darüber hinaus. Abgesehen davon lebt sie vom Tourismus und den Kurgästen. Bad Reichenhall hat knapp 20.000 Einwohner.
Station 4: Kolberger Platz
Der dreieckige Kolberger Platz mit seinen sechs
Straßeneinmündungen heißt seit 1908 nach dem heute
polnischen Ostseebad Kołobrzeg ([kɔˈwɔbʒεk] in
Westpommern. Auch Kolberg ist wegen seiner Solequellen ein
Kurbad. Das Salz spielt seit dem 9. Jahrhundert eine wichtige
wirtschaftliche Rolle. Damals siedelten sich dort Slawen an, um
die Salzquellen an der Mündung des Flusses Persante
auszubeuten. Um das Jahr 1000 wurde Colberger Salz
überregional u.a. nach Polen verkauft, da der eigene Bedarf
gering war. Ab dem 12. Jahrhundert wurden die Salzkoten und
Pfannen durch die pommerschen Herzöge an kirchliche
Institutionen verliehen. Die Klöster transportierten das Salz
zunächst für den Eigenbedarf ab, während sie später ihre
„Salzgerechtsame“ gegen Geld abtraten und diese damit in
bürgerliche Hände kamen. Ab 1255 gingen Aufsicht und Betrieb
der Saline auf den Rat und die Bürger über.
Kolberger Salz wurde im 15. Jahrhundert sowohl auf dem Seeweg
in den benachbarten Küstenstreifen als auch auf dem Land- und
Flussweg nach Polen, in das pommersche Hinterland, die Neumark
und in die Mark Brandenburg ausgeführt. Die Quellen wurden am
Anfang des 19. Jahrhunderts wegen ihres verhältnismäßig
niedrigen Salzgehaltes nicht mehr intensiv ausgebeutet. Heute
leben die Einwohner vorwiegend von Tourismus, dem Kurbetrieb
und der Fischereiwirtschaft.
Station 5: Friedrichshaller Straße
Die Gemeinde Bad Friedrichshall entstand 1933 durch den
Zusammenschluss der Gemeinden Jagstfeld und Kochendorf. Der
Name Friedrichshall leitet sich von der seit 1818 in Jagstfeld
betriebenen Saline her, die nach König Friedrich I. von
Württemberg benannt wurde. Das Prädikat Bad kommt vom Solbad
in Jagstfeld.
Die Heinkel-Flugzeugwerke beanspruchten im März 1944 zwei
Salzkammern des Salzbergwerkes im Stadtteil Kochendorf für die
bombensichere Herstellung von Flugzeugturbinen. Deshalb wurden
im Stadtteil Plattenwald Barackenlager für Zwangsarbeiter
errichtet, in denen 5000 bis 6000 Menschen untergebracht waren,
die in der Rüstungsproduktion arbeiten mussten. Für den
Aufbau und Betrieb der Turbinenherstellung kamen auch
KZ-Häftlinge zum Einsatz. Hierfür wurde extra ein KZ als
Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof gebaut.
Station 6: Friedrichshaller Straße 23 / Stolperstein
Wir stehen nun am Stolperstein für Felice Schragenheim, der am
22.10.2004 verlegt worden ist. Auf der Inschrift steht:
HIER WOHNTE
FELICE
SCHRAGENHEIM
JG. 1922
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT
AUSCHWITZ
GROSS ROSEN
? ? ?
Zu Felice Schragenheim hat Erica Fischer recherchiert. Ich
zitiere:
„Felice Rahel Schragenheim wurde am 9. März 1922 in Berlin
geboren. Ihre Eltern Erna und Albert Schragenheim waren
Zahnärzte.
Felice besuchte das Bismarck-Lyceum im Grunewald, das gegen
Ende ihrer Schulzeit in Johanna-von-Puttkamer-Lyzeum umbenannt
wurde. Noch bevor sie das Abitur machen konnte, musste sie nach
der Reichspogromnacht die Schule verlassen. Ihr Abgangszeugnis
ist mit dem 15. November 1938 datiert.
Zu diesem Zeitpunkt waren beide Eltern schon tot. Ihre Mutter
starb 1930 bei einem Autounfall, ihr Vater 1935 an einem
Herzinfarkt. Felices Bemühungen, zu ihrem Onkel in die
Vereinigten Staaten auszuwandern, scheiterten endgültig im
Juli 1941, knapp bevor die USA in den
Krieg eintraten. Zu diesem Zeitpunkt lebte ihre Schwester Irene
bereits seit einigen Jahren in England, ihr Stiefmutter Käte
Hammerschlag in Palästina.
Felice musste in einer Flaschenverschlussfabrik Zwangsarbeit
leisten. Am 6. August 1942 wurden ihre Großmutter Hulda
Karewski (74) und deren Bruder Julius Philipp (78) nach
Theresienstadt deportiert, wo sie im September ums Leben kamen.
Als auch Felice Anfang Oktober 1942 den Deportationsbescheid
erhielt, tauchte sie unter.
Im November 1942 lernte Felice über Vermittlung einer Freundin
Lilly Wust kennen, eine Mutter von vier Söhnen, deren Mann in
der Wehrmacht war. Zwischen den beiden entspann sich eine
Liebesbeziehung. Im April 1943 zog Felice zu Lilly nach
Berlin-Schmargendorf. Über ein Jahr lebte sie mit ihr in
relativer Sicherheit, bis sie am 21. August 1944 von der
Gestapo abgeholt und in das Weddinger „Judensammellager“
gebracht wurde.
Von dort wurde sie nach Theresienstadt und von dort am 9.
Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Nach einer Woche ging
es zu Fuß weiter nach Groß-Rosen im heutigen Polen. Zusammen
mit 1000 Frauen wurde Felice in das 25 Kilometer von Breslau
entfernte Nebenlager Kurzbach (Bukołowo) gebracht, wo die
Frauen Baumstämme schleppen und Panzerfallen graben mussten.
Im November erkrankte Felice an Scharlach und kam ins
Krankenhaus nach Trachenberg (Żmigród). Von dort konnte sie
Lilly mehrere Briefe schreiben und hoffte, im Krankenhaus die
Befreiung zu erleben.
Doch Mitte November wurde Felice ins Lager zurückgeschickt. Am
25. Januar 1945 begann die Evakuierung von Kurzbach. Acht Tage
marschierten die Frauen in Eiseskälte nach Groß-Rosen, wo sie
zwei Wochen blieben. Danach ging es in offenen Viehwaggons nach
Bergen-Belsen. Dort verliert sich Felices Spur.
Nach den Unterlagen ihres Verwandten Martin Feuchtwanger starb
sie im März 1945. Der offizielle Totenschein nennt als
Todesdatum den 31. Dezember 1944, als Todesursache
„Embolie“.
Felice Schragenheims Geschichte wurde in dem Film Jaguar und
Aimée verfilmt. Sie war in dem Film die Jaguar und ihre
Geliebte Lilly Wust Aimée.
Station 7: Friedrichshaller Straße 28 / Stolpersteine
Die Stolpersteine hier an der Nr. 28 wurden am 24.3.2014 verlegt. Sie sind der fünfköpfigen Familie Radziejewski gewidmet: den Eltern Alex (1896), Antonie geb. Nellhaus (1902) und ihren Kindern Rosa (1928), Helga (1929) und Guido (1938). Die ganze Familie wurde am 26.10.1942 deportiert und 29.10.1942 in Riga ermordet.
Station 8: Campus Schmargendorf / Friedrichshaller Straße / Cunostraße / Reichenhaller Straße
Der Campus Schmargendorf besteht aus den beiden unter
Denkmalschutz stehenden Grundschulen, der
Judith-Kerr-Grundschule, vor der wir stehen, und der
Alt-Schmargendorf-Grundschule. Des Weiteren gehört der
Schulhort in der Cunostraße 9 dazu.
Der gesamte Komplex wird in den nächsten Jahren saniert
werden, und zwar stehen 2,5 Millionen Euro aus dem
Sondervermögen „Infrastruktur der wachsenden Stadt“
(SIWA-Mittel) zur Verfügung. Im
Einzelnen sind das folgende Maßnahmen: In der
Alt-Schmargendorf-Grundschule wird das Kellergeschoss trocken
gelegt. Dort können dann Betreuungsräume eingerichtet werden.
An der Ecke, Friedrichshaller / Cunostraße in dem als
„Villa“ bezeichneten Gebäude der Judith-Kerr-Grundschule
wird das Dachgeschoss auf 3 m erhöht und zu einer
Lehrendenstation umgebaut. Dadurch können die jetzigen Räume
Unterrichtsräume werden. Die Schulfassaden werden nach
Vorgaben des Denkmal-schutzes neu verputzt und die Fenster und
Dächer repariert. Der Schulhort in der Cunostraße 9 wird zu
einer Kita umgebaut. Da in den Schulen Ganztagsbetrieb ist,
wird der Hort nicht mehr benötigt, aber wir brauchen dringend
Kitas. Baubeginn ist Oktober 2015, die Fertigstellung ist für
2017 geplant.
Station 9: Judith-Kerr-Grundschule / Friedrichshaller Straße 12-13
Die Judith-Kerr-Grundschule ist eine deutsch-französische
Europaschule. Europaschulen gibt es in Berlin in neun
Sprachkombinationen. In der Judith-Kerr-Schule gibt es ab der
ersten Klasse Französischunterricht. Die Unterrichtssprache
ist aber überwiegend Deutsch, einige Fächer werden auf
Französisch unterrichtet. Zudem gibt es einen Förderverein
mit französischen Erziehern und Erzieherinnen zur
Intensivierung des Spracherwerbs.
Der Verein organisiert auch zahlreiche Projekte, die den
deutsch-französischen Schwerpunkt fördern und gibt Zuschüsse
bei Klassenfahrten. Zur Unterstützung der Kinder gibt es eine
Schulstation, wo die Kinder mit ihren Sorgen und Nöten
hingehen können.
Benannt wurde die Judith-Kerr-Grundschule nach der in London
lebenden Schriftstellerin Judith Kerr, Tochter des
Theaterkritikers Alfred Kerr. Judith Kerr wurde durch ihre
Jugendbücher bekannt, vor allem durch das 1971
veröffentlichte Als Hitler das rosa Kaninchen stahl. Hier wie
in den beiden folgenden Büchern Warten bis der Frieden kommt
(1975) und Eine Art Familientreffen (1979) beschrieb sie die
Flucht ihrer Familie aus dem nationalsozialistischen
Deutschland und das Leben im Exil in Frankreich und
England.
Das Gebäude der Judith-Kerr-Grundschule wurde um 1900 in dem
damals üblichen historisierenden Stil für die Gemeindeschule
Schmargendorf errichtet.
1907-1908 wurde sie von Alfred Solbach (1874-1938) durch ein
weiteres Gebäude an der Reichenhaller Straße erweitert. Das
Gebäude hat dreieinhalb Stockwerke und ist mit roten Ziegeln
verblendet.
Station 10: Alt-Schmargendorf-Grundschule / Friedrichshaller Straße 12-13 / Reichenhaller Straße 8
Die Alt-Schmargendorf-Grundschule hat den Schwerpunkt Sport.
Sie bietet den Schülern und Schülerinnen zwei Turnhallen und
einen neuen Spieleparcours auf dem Schulhof. In der 1., 2. und
4. Klassenstufe haben die Schüler/innen jeden Tag eine
Sportstunde. Die Schüler/innen in der 3. Klasse haben
Schwimmunterricht. Die 5. Und 6. Klassen nehmen neben den drei
Pflichtstunden an einer zweistündigen Sport AG, im Anschluss
an den regulären Unterricht, teil. Mit den umliegenden
Vereinen, dem BSV 92 (Hockey) und
BSC (Leichtathletik) und der
Heidelberger Ballschule gibt es eine gute Zusammenarbeit. Die
Schulmannschaften nehmen regelmäßig an den bezirksinternen
und überbezirklichen Wettkämpfen teil.
Zudem ermöglicht die Schule bereits seit vielen Jahren den
Eltern eine ganztägige Betreuung ihrer Kinder. Die Schüler
können vor der Schule (6:00-7:30 Uhr), nach der Schule bis 18
Uhr und in den Ferien betreut werden. Während dieser Zeiten
können die Hausaufgaben erledigt, gespielt, gebastelt oder
sich in einer der vielen Arbeitsgemeinschaften betätigt
werden. Eine warme Mahlzeit steht den Kindern auch zur
Verfügung.
Station 11: Cunostraße
Die Straße ist nach Rudolf Franz Wilhelm Cuno benannt, der von 1827 bis 1895 lebte. Cuno war Direktor der städtischen Gaswerke Berlin, die gegründet worden waren, „um Berlin zum Leuchten zu bringen“. Die Straße wurde schon am 6.3.1891, also noch zu seinen Lebzeiten nach ihm benannt, das mag daran gelegen haben, dass eines der von Cuno geleiteten Werke an dieser Straße gelegen hat.
Station 12: Cunostraße 109 / Stolperstein
Hier wohnten Martin und Martha Zimmt. Martin Zimmt war Jahrgang 1882, Martha Zimmt Jahrgang 1885. Beide wurden am 14.11.1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet. Die Stolpersteine wurden am 29.3.2008 verlegt.
Wir überqueren nun die Breite Straße und treffen uns wieder
vor der Dorfkirche Schmargendorf.
Hier begrüße ich ganz herzlich Pfarrerin Basse, die uns heute
hier so herzlich empfängt
Station 13: Dorfkirche Schmargendorf
Der Bau der Schmargendorfer Dorfkirche wurde um 1280 begonnen.
Der Kirchenbau ist damit der Frühgotik zuzurechnen. Mit einer
Grundfläche von 66 m² und Platz für etwa 80 Personen ist sie
die kleinste der erhaltenen Berliner Dorfkirchen.
In direkter Nachbarschaft zur Kirche befindet sich der Friedhof
Alt-Schmargendorf. Er wurde um etwa 1250 angelegt.
Anfangs gehörte die Kirche zum Bistum Brandenburg. Der
Gottesdienst in der Kirche war demnach die lateinische Messe
der römisch-katholischen Kirche. Mit der Reformation wandte
sich am 1. November 1539 der brandenburgische Kurfürst Joachim
II. dem Protestantismus zu, womit auch die Bauern und ihre
Dorfkirche protestantisch wurden.
Während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges starben sieben
Mitglieder der Familie von Wilmersdorff, der zu dieser Zeit das
Dorf Schmargendorf gehörte. Hans von Wilmersdorff (1579-1635),
Gesandter der brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund
(1572-1620) und Georg Wilhelm (1595-1640), hatte sich im
Dreißigjährigen Krieg große Verdienste um den Schutz des
Dorfes erworben. Die Särge der von Wilmersdorff wurden 1937
bei Installationsarbeiten für eine Heizung wiederentdeckt, die
Grabbeigaben und Schmuckstücken, auch die Trauringe des
Paares, dem Märkischen Museum übergeben.
Dafür bekam die Kirche ein Kruzifix aus der Zeit um 1700. 1831
erhielt der Giebel der Dorfkirche einen Turm aus Fachwerk, der
1957 mit Brettern versehen wurde. Im Kirchturm hängen zwei
undatierte Glocken, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Eine
der Glocken ist eine sogenannte „Cum-Pace-Glocke“: Sie
trägt die lateinische Inschrift „O rex glorie Christie veni
cum pace” („Oh König der Herrlichkeit Christus komme mit
Frieden“).Ein Abendmahlskelch aus Silber trägt die
vergoldete Widmung “EVWGB
1.6.3.4” (Eva von Wilmersdorff geborene Below 1634). Im
19. Jahrhundert kam auch das erste Gestühl in die Kirche –
bis dahin wurde während des Gottesdienstes gestanden und beim
Beten gekniet.
Nun übergebe ich das Wort an Pfarrerin Basse.
Vielen Dank, Frau Basse!
Wir gehen nun ein größeres Stück die Breite Straße hinunter, biegen zuerst rechts in die Wiesbadener Straße, dann gleich hinter Reichelt links in den Franz-Cornelsen-Weg und treffen uns wieder am Abenteuerspielplatz
Station 14: Franz-Cornelsen-Weg / Cornelsen Verlag
„Bildung ist die wichtigste Investition in den Menschen.“
Diese Worte des Verlegers Franz Cornelsen können wir sicher
alle unterschreiben. Franz Cornelsen wurde 1908 in Minden
geboren und starb 1989 in Berlin.
1946 gründete er zusammen mit Gert H. Theunissen und Sinus
Sinodoru zunächst den Minerva Verlag und bald danach in der
Künstlerkolonie hier in der Nähe, gemeinsam mit seiner Frau
Hildegard den Cornelsen-Verlag. Die grundlegende Idee
war:
„Wer miteinander reden kann, der wird keine Kriege
gegeneinander führen.“
Im Jahre 1948 erschien die erste Auflage von Hildegard
Cornelsens Englisch-Lehrbuch: „Peter Pim and Billy Ball“
.Der Verlag konzentrierte sich von Anfang an auf das Thema
Sprachen, was sich 1964 auszahlte, als Englisch Pflichtfach an
deutschen Schulen wurde. Das Buch wurde DAS Lehrwerk für Englisch und der Cornelsen
Verlag Marktführer.
Der Cornelsen Verlag hat zahlreiche weitere Verlage übernommen
und gehört heute zu den führenden Schulbuchverlagen in
Deutschland. Die Marken blieben teilweise erhalten, bekannt
sind z.B. der Verlag Volk und Wissen oder der Duden
Schulbuch-Verlag.
Der Cornelsen-Verlag hat 24.000 laufende Titel rund um
Kindergarten, Schule und Unterrichtsvorbereitung im Programm
und beschäftigt an unterschiedlichen Standorten 800
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Franz Cornelsen analysierte die gesellschaftliche Funktion von
Verlagen treffend, indem er sagte:
„Verlage sind eine merkwürdige Mischung aus Geist und
Kommerz. Wo allein der Geist regiert und der Kommerz
vernachlässigt wird, bleibt der Erfolg oft aus. Verlage, in
denen nur der Kommerz alles bestimmt, werden eines Tages von
anderen überholt, die die beiden Phänomene stets in Einklang
bringen können.“
Franz Cornelsen errichtete auch zwei gemeinnützige Stiftungen
zur Förderung von Bildung und Erziehung.
Station 15: Abenteuerspielplatz
Der Abenteuerspielplatz wird von der Schreberjugend „InSideOut“ betrieben. Es ist ein offenes Angebot für alle Kinder und Jugendlichen von 6-18 Jahren. Der Spielplatz bietet zahlreiche Angebote zur Freizeitgestaltung, z. B. Experimente mit Feuer, Wasser, Erde und Luft, künstlerische Gestaltungstechniken mit Lehm, Ton, Holz, Glasbeton und viel Platz für Sport und Bewegungsspiele im Freien. In den Innenräumen kann man Tanz- und Theateraufführungen einstudieren, Billard und Tischtennis spielen und PCs nutzen.
Station 16: Mosse-Stift
Auch Rudolf Mosse war, wie Franz und Hildegard Cornelsen,
Verleger. Wir haben schon im Juni von ihm gehört, im
Zusammenhang mit seinem Kauf des Areals um die Schaubühne
herum. Er und seine Frau Emilie bauten Ende des 19.
Jahrhunderts das Mossestift als Waisenhaus für bedürftige
Kinder aus der verarmten Mittelschicht. Architekt war Gustav
Ebe. Näheres berichtet uns jetzt Frau von Pirani.
Vielen Dank, Frau von Pirani!
Wir gehen nun durch die Rudolf-Mosse-Straße zur „Schlange“.
Station 17: Autobahnüberbauung SchlangenbaderStraße
Schlangenbad ist ein weiterer alter Kurort mit Heilquellen in
der Nähe von Wiesbaden und Mainz im Taunus. Durch das
mediterranes Klima gibt es dort auch Äskulapnattern, was dem
Ort seinen Namen gab. Die Äskulapnatter windet sich um den
Stab des griechischen Gotts Äskulap, der Gott der Heilkunst.
Das Symbol des Stabs mit der Schlange ist heute allgemeinhin
das Symbol für Humanmediziner, aber auch die Tiermediziner und
die Apotheken benutzen dieses Symbol.
Uns interessiert heute aber mehr als die Herkunft des Namens
die Bebauung selbst.
In den siebziger Jahren herrschte in dem durch die Mauer
begrenzten West-Berlin Wohnungsmangel und wenig Baugrund.
Die Bebauung durch große Trabantenstädte, wie Gropiusstadt
und Märkisches Viertel hatte den Druck zwar etwas genommen,
aber es wurden auch die ersten sozialen Risse in diesen
Vorstädten sichtbar. Die landeseigene Gesellschaft
DEGEWO entschloss sich daher eine
Wohnanlage über der Autobahn zu bauen. Architekten waren Georg
Heinrichs und Gerhard und Klaus Krebs. Eingeweiht wurde die
Anlage 1982.
Die Autobahn wird durch zwei statisch und akustisch vom
übrigen Bauwerk getrennte Hohlkästen geführt. Die Länge des
Baukomplexes beträgt 600 m, die Höhe 46 m, und es gibt 2200
Wohnungen in maximal 14 Geschossen. Im unteren Teil sind es
Terrassenhäuser, im oberen Wohnungen. Es ist der größte
Baukomplex in Berlin. Des Weiteren sind in der Überbauung 118
Hobbyräume, vier Gästewohnungen und zwölf
Gemeinschaftsräume sowie diverse Fahrrad- und
Kinderwagenräume untergebracht. Auf dem Gelände wurden
Spielplätze und Hundetoiletten angelegt.
Es gibt 28 Gewerberäume mit insgesamt 7210 m² Fläche. Die
Anlage wird durch Fernwärme mit Energie versorgt.
Unterhalb der unter der Überbauung gelegenen Autobahntrasse
befinden sich zwei Tiefgaragendecks mit 760 Stellplätzen (606
Garagen, 154 offene Stellplätze). Ein separates Parkhaus mit
437 weiteren Plätzen wurde erbaut.
Nach Fertigstellung kam es zu Bodenabsenkungen des Erdreichs im
Bereich der Überbauung, was durch nachträgliche Verdichtung
des Grundes und durch Stahlauflagekeile oberhalb der
Trägerbrücken kompensiert werden musste. Die Gesamtbaukosten
beliefen sich auf 400 Millionen Mark (kaufkraftbereinigt in
heutiger Währung: rund 435 Millionen Euro).
Das Gesamtwerk wurde 2002 mit dem Renault Traffic Design Award
für fortschrittliche Verkehrsarchitektur in der Kategorie
„Historischer Award“ ausgezeichnet.
Station 18: Homburger Straße
Nun kommen wir zu unserem letzten Kurbad heute: Bad Homburg
liegt ebenfalls im Taunus und grenzt direkt an das Stadtgebiet
von Frankfurt am Main. Es darf sich seit 1912 Bad nennen. Bad
Homburg hat zahlreiche Heilquellen. Der Kurpark wurde von Peter
Joseph Lenné gestaltet. Viel wichtiger für die Stadt als der
Kurbetrieb ist aber die Tatsache, dass sie bevorzugtes
Wohngebiet für in Frankfurt tätige, meist gut verdienende
Pendler ist. Bad Homburg wies im Jahr 2012 einen weit
überdurchschnittlichen Kaufkraftindex von 156 Prozent des
Bundesdurchschnitts (100 Prozent) auf und belegte damit einen
bundesweiten Spitzenwert. Im Hochtaunuskreis haben lediglich
Königstein (191 Prozent) und Kronberg (179 Prozent) einen
höheren Wert. International bekannt ist Bad Homburg auch wegen
seines Casino, das „Mutter von Monte Carlo“ genannt wird.
Zugleich ist Homburg Sitz einer Reihe von Unternehmen, deren
Belegschaft mehr aus Auswärtigen als aus Einheimischen
besteht, z.B. Hewlett Packard, die Verwaltung der
Quandt-Gruppe, Fresenius.
Die Stadt ist Sitz des Bundesausgleichsamtes und Bundesamtes
für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen.
Station 19: Homburger Straße 48/ Lindenkirche
1924 erwarb die Wilmersdorfer Terrain-Rheingau AG das 4714 m²
große Grundstück auf dem Homburger Platz für 50.000 Mark.
Unter seinen Linden fanden bis zur Einweihung der Kirche 1936
die Gottesdienste im Freien statt, daher ihr Name
Lindenkirche.
In der Nacht auf den 2. März 1943 zerstörten Bomben den
größten Teil der Kirche und der übrigen Gebäudeteile. Sie
wurde Anfang der 50er-Jahre wieder aufgebaut.
Die Kirche hat Platz für etwa 600 Besucher und ist mit ihren
schlichten und gradlinigen Formen als Nachwirkungen der Neuen
Sachlichkeit zu betrachten. Der wiederhergestellte Innenraum
ist gegenüber dem ursprünglichen Zustand nur wenig
verändert. Die Altarwand aus Keramik, sowie Kanzel und
Taufbecken aus dem gleichen Material, geschaffen von Felix
Kupsch, blieben unbeschädigt, ebenso das von Ernst Gorsemann
stammende hohe Kruzifix.
Der kleine Gemeindesaal sowie die Wohnungen und Gemeinderäume
im ersten und zweiten Geschoss wurden wieder aufgebaut, ebenso
das Gemeindehaus mit Schwesternstation und Wohnungen. Das
große Glasgemälde hinter der Altarwand wurde nach einem
Entwurf von Adolf Dahle im Jahr 1953 hergestellt. Die anderen
zwischen 1958 und 1960 hergestellten Fenster stammen von
Herrmann Kirchberger. Der große Gemeindesaal mit
Kindertagesstätte und Jugendräumen wurden anschließend
errichtet. 1962 war die Wiederaufbauarbeit mit dem Neubau von
zwei Pfarrhäusern abgeschlossen.
Überdauert hatte die beiden Weltkriege eine Glocke aus dem 16.
Jahrhundert von einem unbekanntem Gießer. Nach dem Verlust der
anderen Glocken während der Zeit des Nationalsozialismus goss
Franz Otto vier neue aus Bronze, die in einem
d-Moll-Septimenakkord erklingen.
Im September 1965 konnte auf der Empore die neue Orgel, die den
Mittelpunkt für die Kirchenmusik bildet, eingeweiht werden.
1993 wurde die große Orgel der Werner Bosch Orgelbau
vollendet. Der Einbau eines Fernwerks, des Rückpositivs, eines
Spielbocks und der Umbau von einer viermanualigen zu einer
fünfmanualigen Klaviatur machen diese Orgel zu einer der
größten Orgeln in Berlin. Kirchenmusikalische Höhepunkte
machten die Lindenkirche weit über die Gemeindegrenzen hinaus
bekannt.
Nun hören wir eine eigene Komposition des Organisten der
Lindenkirche, Herrn Schirmer.
Vielen Dank, Herr Schirmer!
Station 20: Rüdesheimer Platz
Das so genannte Rheingauviertel zwischen Laubacher und Binger
Straße ist ein Versuch der ausgehenden Kaiserzeit, den
Charakter englischer Gartenstädte mit großstädtischer Dichte
zu verbinden. Der Plan zu einer einheitlichen Bebauung des
Viertels stammt von 1906. Die viergeschossigen Mietshäuser
sind in Anlehnung an den englischen Landhausstil erbaut. Vor
allen Häusern befinden sich ansteigende Rasenvorgärten und in
den Erdgeschossen Rankgerüste. 1909 erhielt der Platz seinen
Namen. Straßennamen und Skulpturenschmuck beziehen sich auf
das damals beliebte Reiseziel Rheingau. Mittelpunkt ist der
Rüdesheimer Platz.
Nach Vertrag von 1906 hatte die Terraingesellschaft
Berlin-Südwesten die Plätze zu entwerfen und nach Genehmigung
durch die Gemeinde auszuführen. Die Gesellschaft schrieb einen
hoch ausgepreisten Wettbewerb aus, an dem sich über 300
Künstler beteiligten.
Die Ergebnisse wurden deutschlandweit beachtet und 1911 in den
Zeitschriften Gartenkunst und Gartenwelt publiziert. Den ersten
Preis erhielt die Arbeitsgemeinschaft des Gartenarchitekten
Heinrich Berg und des Architekten H. von Hoven, beide aus
Frankfurt am Main. Der Entwurf sah eine Dreigliederung des
Platzes vor: Im Westen eine erhöhte Terrasse mit einem
Springbrunnen an der Kante, dessen Wasser sich über die
Stützmauer in ein darunter befindliches rechteckiges Becken
ergoss. Die Terrasse war mit würfelförmig geschnittenen
Bäumen bepflanzt. Der Mittelteil bestand aus einer
schmucklosen Rasenfläche. Im Osten war ein Baumhain
vorgesehen. Dieser Teil schloss mit einer halbrund
vorspringenden Balustrade gegen die Rasenfläche ab.
Ein nicht näher bezeichneter Entwurf wurde im Februar 1911
genehmigt. Die Akte mit dem Planungsvorgang fehlt. Der Plan der
Wettbewerbssieger wurde für die Ausführung stark modifiziert.
Möglicherweise hat der Architekt Paul Jatzow oder der
Wilmersdorfer Stadtgarteninspektor Rudolf Thieme an den
Änderungen mitgewirkt.
In einem Artikel von 1943 heißt es sogar, Thieme habe den
Platz wie den Olivaer Platz selbst angelegt. Nach Angaben der
Berlinischen Bodengesellschaft erfolgte hingegen die
Ausführung des Platzes durch sie. Viele Details sprechen
dafür, dass Thieme Planung und Bauleitung machte und die
Gesellschaft die Aufträge vergab. In den westlichen Ecken der
großen Rasenfläche waren quadratische Blumenbeete mit
dreifach gestaffelter Bepflanzung, innen Rhododendron.
Der Baumhain im Osten wurde abweichend vom Wettbewerbsentwurf
in der Mitte durch ein kleines Rasenparterre unterbrochen, um
die Blickbeziehung zur Landauer Straße freizugeben. Auf die
Balustrade an dieser Seite wurde verzichtet, der Vorplatz
schwingt nur im leichten Bogen zum Rasenraum vor.
Bereits im Juni 1911 wurde der Platz mit einem Gartenfest
eingeweiht.
Statt des Springbrunnens wurde eine monumentale Skulptur eines
Pferde bändigenden Siegfrieds von Emil Cauer ausgeführt,
daneben zwei Flussgötter (Vater Rhein und Weinbaugöttin,
irrtümlich auch “Mosel” genannt). Acht Masken in der
Stützwand spritzen Wasser in das Becken. 1913 übernahm die
Stadt den Platz in ihre Pflege.
1978 wurde anstelle des Rasenparterres ein Blumengarten von
Landschaftsarchitekt Prof. Eberhard Fink angelegt. Er besteht
aus Blumenfeldern in der Mitte und Rosenbeeten am Rand.
Dazwischen befinden sich Rasterflächen auf denen weiße
tragbare Gartenstühle und Oleander aufgestellt wurden. Ziel
der Umgestaltung war die Gewinnung eines vom Ballspiel
ungestörten Aufenthaltsraumes.
1988 wurde der Platz als wichtiges Zeugnis der
Reformgartenkunst kurz nach 1900 unter Denkmalschutz
gestellt.
Seit 1967 gibt es von Mai bis September auf dem Rüdesheimer
Platz im Rheingau-Viertel den Rheingauer Weinbrunnen. An einem
– für den Rheingau typischen– Weinprobierstand werden Wein
und Sekt aus der Region ausgeschenkt.
Im Moment versorgt uns das Weingut Nikolai mit dem kostbaren
Trank. 1972 hatte der Rheingau eine Patenschaft für den Bezirk
Wilmersdorf übernommen, die 1991 in eine Partnerschaft
umgewandelt wurde.
Zu der Patenschaft gehörte auch der Anbau von Reben. Bereits
in den 70er Jahren war auf dem Teufelsberg vorübergehend das
Wilmersdorfer “Teufelströpfchen” angebaut worden.1984
wurden an den nördlichen Tribünenhängen des Stadions
Wilmersdorf auf 250m² je 100 Rebstöcke der Sorten Weißer
Riesling und Ehrenfelser aus dem Partnerlandkreis angepflanzt.
1986 gab es die erste Ernte. Seitdem werden jährlich aus ca.
250 kg Trauben etwa 120 Liter “Wilmersdorfer Rheingauperle”
hergestellt.
2003 wurde die Fläche des Weinbergs durch die Ersatzpflanzung
von neuen Rieslingreben erweitert, die der Landkreis dem Bezirk
Charlottenburg-Wilmersdorf im Jahr 2002 zum 30-jährigen
Bestehen der Partnerschaft geschenkt hatte. Wegen Frostschäden
und Hasenfraß konnte nach 2010 kein Wein mehr geerntet
werden.
Die Winzer des Rheingau-Taunus-Kreises haben inzwischen neue
Rebstöcke gepflanzt. Die erste Ernte wird voraussichtlich 2016
sein.
Am Freitag, den 10. Juli 2015, unterzeichneten Monika Thiemen,
Vorsitzende des Heimatvereins Wilmersdorf, Adam Basting,
Gesellschafter der Rheingauer Weinbrunnen Gesellschaft GbR und
Bezirksstadtrat Marc Schulte eine Pflegevereinbarung über den
Weinberg im Stadion Wilmersdorf. Der Verein pflegt
unterstützend und unentgeltlich den Weinberg. Die Weinbrunnen
GbR verpflichtet sich, aufgrund der bestehenden Partnerschaft
des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf mit dem Landkreis
Rheingau-Taunus, das Lesegut unentgeltlich zu verarbeiten und
in Flaschen abgefüllt dem Bezirk zur Verfügung zu
stellen.
Der Heimatverein Wilmersdorf ist für das Pflanzen der Reben,
den Rebschnitt, das Binden und Biegen der Reben und nicht
zuletzt die Weinlese zuständig.
Nun begrüße ich ganz herzlich Herrn Nikolai, Winzer aus
Erbach, der einige Worte an Sie richten möchte.
Vielen Dank, Herr Nikolai!
Nun wollen wir aber nicht mehr länger warten, sondern schauen,
ob wir noch ein Plätzchen bekommen. Ich beende hiermit den
165. Kiezspaziergang und wünsche Ihnen noch einen schönen
Samstagnachmittag und –abend. Auf Wiedersehen, bis in vier
Wochen im Grunewald.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_Schmargendorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Schmargendorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Berka
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Reichenhall
http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/stolpersteine/artikel.180217.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Ko%C5%82obrzeg
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Friedrichshall
https://de.wikipedia.org/wiki/Judith-Kerr-Grundschule
http://berlin.kauperts.de/Strassen/Cunostrasse-14193-14199-Berlin
https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Schmargendorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Autobahn%C3%BCberbauung_Schlangenbader_Stra%C3%9Fe
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Homburg_vor_der_H%C3%B6he
https://de.wikipedia.org/wiki/Lindenkirche_%28Berlin%29
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCdesheimer_Platz