82. Kiezspaziergang am 11.10.2008
Vom U-Bahnhof Ruhleben über das Olympiagelände zum Corbusierhaus
Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler
Treffpunkt: U-Bahnhof Ruhleben
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 82. Kiezspaziergang. Mein Name
ist Klaus-Dieter Gröhler. Ich bin Baustadtrat und
Stellvertretender Bezirksbürgermeister im Bezirksamt
Charlottenburg-Wilmersdorf, und ich habe den heutigen
Kiezspaziergang übernommen, weil Bezirksbürgermeisterin
Monika Thiemen zu einer Partnerschaftskonferenz nach Odessa
gereist ist.
Wir werden heute am Murellenberg und Murellenteich entlang zum
Olympiaparkgelände gehen und dort einige Anlagen und Bauten
besichtigen. Wir werden das Olympiagelände aber nur kurz
durchqueren, denn unser Ziel ist das Corbusierhaus an der
Flatowallee, das in diesem Jahr sein 50jähriges Bestehen
feiert. Die Wohnungseigentümergemeinschaft und der
Förderverein Corbusierhaus Berlin e.V. haben ein umfangreiches
Jubiläumsprogramm zusammengestellt, das nach einem Monat an
diesem Wochenende zu Ende geht. Dieser Kiezspaziergang ist eine
der letzten Veranstaltungen in diesem Rahmen. Wir wurden von
der Eigentümergemeinschaft eingeladen, ihr Haus zu besuchen.
Ich freue mich, dass Herr Roth und Herr Matthies vom
Förderverein bereits bei uns sind und mit uns gemeinsam zu
ihrem Haus gehen.
Zuvor will ich Ihnen aber wie gewohnt mitteilen, wo der nächste Treffpunkt ist. Den 83. Kiezspaziergang am 8. November wird meine Kollegin, Sozialstadträtin Martina Schmiedhofer übernehmen, da Frau Thiemen sich dann noch im Urlaub befinden wird. Am 8. November werden die Ereignisse vor 70 Jahren während der Pogromnacht des 9. November 1938 im Mittelpunkt stehen. Treffpunkt ist um 14.00 Uhr auf dem Joachimstaler Platz am Ausgang des U-Bahnhofs Kurfürstendamm, und auf dem Weg über den Kurfürstendamm und seine Seitenstraßen bis zum Bahnhof Charlottenburg am Stuttgarter Platz wird an die große Bedeutung jüdischer Persönlichkeiten und jüdischer Institutionen und an ihre Zerstörung durch die Nationalsozialisten erinnert werden.
U-Bahnhof Ruhleben
Das Bahnhofsgebäude des U-Bahnhofs Ruhleben wurde 1929 von
Alfred Grenander gebaut. Der 1863 in Schweden geborene
Architekt studierte Architektur in Stockholm und von 1885 bis
1888 an der Technischen Hochschule Charlottenburg, der heutigen
TU Berlin. Danach arbeitete er bei Alfred Messel und seit 1890
in Paul Wallots Reichstagsbauatelier. Seit 1901 lehrte er an
den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst
in Charlottenburg. Von 1900 bis 1931 baute er für die Berliner
Hoch- und Untergrundbahn-Gesellschaft, Vorläufer der
BVG, zahlreiche Bahnhöfe, aber auch
die Schwedische Kirche an der Landhausstraße in Wilmersdorf
und andere Bauten. Er starb 1931 in Berlin-Wilmersdorf, Prager
Str. 36.
Seit 2003 vergibt die Arbeitsgemeinschaft City e.V. den
Grenander Award als Auszeichnung für besonders gelungene
Geschäftsideen von Restaurants, Hotels und Geschäften.
Der U-Bahnhof Ruhleben ist einer der modernsten Bauten des
Architekten, sachlich-nüchtern, auf jedes überflüssige
Detail verzichtend. Der U-Bahnhof ist Endbahnhof der Stammbahn,
die von 1896 bis 1929 gebaut wurde. Sie verkehrte zwischen
Warschauer Brücke und Ruhleben. In Charlottenburg wurde sie in
drei Teilabschnitten erbaut und führte zunächst vom Bahnhof
Zoo bis zum Ernst-Reuter-Platz, damals Am Knie, wurde dann bis
zum ehemaligen Deutschen Stadion, dem heutigen Olympiastadion
und schließlich bis Ruhleben erweitert.
Hempelsteig
Der Hempelsteig wurde 1937 nach dem Kommunalpolitiker Carl
Hempel benannt. Er hat von 1833 bis 1903 gelebt und war
Stadtverordneter in Charlottenburg.
Die Wildschweinspuren, die wir gleich ausgiebig besichtigen können werden, deuten auf eine in dieser Gegend weit verbreitete Plage hin.
Murellenteich
Der Murellenteich ist Teil eines Naturdenkmals. Die
Hügellandschaft entstand in der Eiszeit im Spree-Havelgebiet.
Zu ihr gehört der 62 Meter hohe Murellenberg mit der 30 Meter
tiefen Murellenschlucht. Um 1840 entstanden erste militärische
Anlagen am Murellenberg mit Kasernen und Schießständen.
Später missbrauchten die Nationalsozialisten die
Murellenschlucht als Hinrichtungsstätte für Deserteure und so
genannte Wehrkraftzersetzer. Daran erinnert seit 2002 ein
Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der
NS-Militärjustiz am Murellenberg. Das Gelände war lange Zeit
militärisches Sperrgebiet und wurde bis 1990 von den Briten
genutzt, danach von der Berliner Polizei. Im südöstlichen
Ausläufer der Murellenschlucht wurde 1934-36 die Waldbühne
errichtet.
Seit 1993 steht das Gebiet unter Naturschutz. Trotz teilweise
massiver Eingriffe in die Landschaft durch die militärischen
Anlagen wie Schießschutzwälle, Kugelfänge und Zaunanlagen
konnten sich relativ ungestört Biotopqualitäten entwickeln.
In der mit seltenen Pflanzen bewachsenen Schlucht wurden 97
verschiedene fliegende Insekten registriert, von denen 57
selten oder gefährdet sind. Auch elf seltene
Schmetterlingsarten leben dort. Ende 2007 wurde der größte
Teil des ehemaligen Sperrgebiets als rund 38 ha große neue
Erholungsfläche der Öffentlichkeit übergeben. Damit ist
dieses Gebiet nach rund 150 Jahren militärischer Nutzung
wieder öffentlich zugänglich. Murellen sind übrigens eine
alte Kirschsorte.
Rominter Allee
Die Rominter Allee wurde 1927 beziehungsweise in diesem
Abschnitt 1936 benannt nach der ostpreußischen Stadt Rominten
in der Nähe von Königsberg, heute russisch Krasnolesje an der
polnisch-russischen Grenze.
Hanns-Braun-Straße
Die Hanns-Braun-Straße wurde 1936 benannt nach dem Sportler
Hanns Braun. Er wurde 1886 in München geboren, stellte 1909
einen Weltrekord im 1.000-Meter-Lauf auf. Er hielt 13 deutsche
Rekorde und nahm an den Olympischen Spielen 1908 in London und
1912 in Stockholm teil und gewann dabei Bronze- und
Silbermedaillen. Der damals erfolgreichste deutsche
Leichtathlet starb beim Absturz seines Kampfflugzeuges am Ende
des Ersten Weltkrieges am 9.10.1918 in Frankreich.
Olympiaparkgelände (Eingang Tor Ost,
Hanns-Braun-Straße)
Zunächst wurde auf dem Gelände eine Pferderennbahn angelegt.
Seit 1909 wurde es nach Plänen von Otto March für die 1916
geplanten Olympischen Spiele bebaut. Am 8.6.1913 wurde das
“Deutsche Stadion” als damals größtes
Sportstadion der Welt in der Mulde der Grunewaldrennbahn
eröffnet. Die Olympischen Spiele 1916 wurden aber wegen des
Ersten Weltkriegs abgesagt.
Seit 1926 wurde auf dem nördlich an das Stadion angrenzenden
Terrain nach Entwürfen von Werner March das Deutsche
Sportforum gebaut.
Seit 1931 wurde es im Hinblick auf die XI. Olympischen Spiele
neu konzipiert, zwischen 1934 und 1936 wieder abgerissen und
als Reichssportfeld wieder unter der Bauleitung von Werner
March neu aufgebaut. 1936 wurden im Stadion und auf dem
gesamten Gelände die XI. Olympischen Spiele veranstaltet, die
bekanntlich von den Nationalsozialisten sehr erfolgreich für
ihre Propagandazwecke genutzt wurden.
Im Zweiten Weltkrieg diente das Gelände als Flakstellung.
1945-94 stand es unter Verwaltung der Britischen Streitkräfte,
die hier auch ihr Hauptquartier einrichteten. 1963 wurden das
Olympiastadion und das Schwimmstadion in die Verwaltung des
Landes Berlin überführt. Nach dem Fall der Mauer wurden im
Zuge der Aufgabe alliierter Rechte sämtliche Bauten des
Olympiageländes an den Bund übergeben, der sie 2001 auf das
Land Berlin übertrug.
2006 wurde in dem Gebäude unter dem Glockenturm das
Dokumentationszentrum Geschichtsort Olympiagelände
1909-1936-2006 eröffnet und im gleichen Jahr der Lehrpfad mit
45 zweisprachigen Informationstafeln zur Geschichte des
Olympiageländes.
Seit dem 1.9.2006 ist der Olympiapark Berlin –
Geschichtspfad Teil II zur historischen Kommentierung des
Olympiageländes öffentlich zugänglich. Zuständig dafür ist
die Senatsverwaltung für Inneres und Sport – Olympiapark
Berlin.
Normalerweise kostet die Besichtigung des Geländes 1.-
EUR Eintritt. Aber wir dürfen es
heute dank der Unterstützung von Frau Dienst von der
Senatsverwaltung kostenlos betreten und erhalten am Eingang den
Flyer mit dem Plan, auf dem alle Informationstafeln verzeichnet
sind.
Wir werden heute aus Zeitgründen nur einen kleinen Teil des
Geländes besichtigen können. Ausführliche Besichtigungen
bietet das Sportmuseum an (Tel 305 8300).
Friedrich-Friesen-Allee
Die Friedrich-Friesen-Allee wurde 1936 nach dem Mitbegründer
der deutschen Turn- und Sportbewegung Karl Friedrich Friesen
benannt. Er wurde 1784 in Magedeburg geboren und kam nach dem
Schulbesuch nach Berlin. Gemeinsam mit “Turnvater”
Friedrich Ludwig Jahn legte er 1810 den ersten öffentlichen
Turnplatz in der Hasenheide an. Er starb 1814 im
Befreiungskrieg im Ardennenwald in Frankreich.
Jahnplatz mit dem Haus des Deutschen
Sports
Tafeltext:
Schwimmhaus im Norden, Turnhaus im Süden und das zentrale Haus
des Deutschen Sports umschließen den Jahnplatz. Die Gestaltung
der Gesamtanlage folgte dem Entwurf von 1926, auch wenn bis zur
Fertigstellung zehn Jahre vergingen.
Die Hofanlage entspricht Werner Marchs Absicht, im Bereich des
Sportforums “mehr nach innen gerichtete Bezirke zu
schaffen, die ein Gefühl von Sammlung und Gemeinschaft
vermitteln”.
Mit der hohen Pfeilerhalle, dem großzügigen Schwimmbecken und
dem Skulpturenprogramm sollte der Jahnplatz einen feierlichen
Rahmen bilden für Sport- und Festveranstaltungen.
Die Stufen der Freitreppe und die offenen Balkone über dem
ringsumlaufenden Pfeilergang sollten “nach Art eines
mittelalterlichen Turnierhofes” Platz für Zuschauer
bieten.
Die Anordnung der Bronzeplastiken unterstreicht die axiale
Ausrichtung der gesamten Anlage. Nur der “Ruhende
Athlet” von Georg Kolbe weicht von der symmetrischen
Aufstellung ab. Adolf Strübes Figuren “Stier” und
“Kuh”, motivgeschichtlich Sinnbilder für Stärke
und Fruchtbarkeit, bilden den westlichen Abschluss des Platzes.
Dienstvilla des
“Reichssportführers”
Tafeltext:
Anstelle des offenen “Tanzrings” für den
Frauenbereich wurde 1937 die Dienstvilla des
“Reichssportführers” Hans von Tschammer und Osten
erbaut. Die Pfeilerhalle bildet räumlich den Endpunkt der
Sichtachse und architektonisch den Gegenpart zum Portikus am
Haus des Deutschen Sports. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die
Villa – bis zum Abzug der britischen Alliierten 1994 – als
Gästehaus und Offiziersmesse genutzt.
Der “Reichssportführer” war Präsident der
Reichsakademie für Leibesübungen, Leiter des Reichssportamtes
beim Innenministerium und Führer des Deutschen Reichsbundes
für Leibesübungen. Erster Amtsinhaber war Hand von Tschammer
und Osten.
Der zuvor in der Sportwelt unbekannte SA-Führer betrieb als
oberster Sportfunktionär des Dritten Reichs die Entmachtung
der Vereine und Verbände und brachte sie unter die Kontrolle
der NSDAP.
Im Garten der Villa steht eine Skulptur, oft
“Falkner” genannt. Der adlergleich dargestellte
Falke ist bezwungen von einem Jäger mit
“nordischer” Physiognomie. Der Dolch des Falkners
in Form des römischen Kurzschwerts war das Standessymbol der
SS. Auch von Tschammer und Osten trug einen solchen Dolch.
Annaheim
Tafeltext:
Das Annaheim wurde 1927-28 von Werner March als Wohnhaus für
die Studentinnen der Deutschen Hochschule für Leibesübungen
erbaut und nach der Frau des Berliner Oberbürgermeisters Böß
benannt.
Das Haus mit zwei unterschiedlich hohen Flügeln für Schlaf-
und Aufenthaltsräume bot fünfzig Bewohnerinnen Platz. Es lag
unmittelbar am nördlichen Rand des Sportforums. Hier bricht
das Gelände steil zur eiszeitlichen Murellenschlucht ab. Von
der Terrasse des Hauses bot sich eine unerwartete Fernsicht auf
die umliegende Landschaft. Ein Brunnen mit einer Amor-Figur von
Hugo Lederer (1871-1940) schmückte den südlich gelegenen
Garten, den einzelne hohe Kiefern als ehemaliges Waldstück
auszeichnen.
Das umgebende Areal war bereits 1925 in der Vorplanung des Architekten Johannes Seiffert als “Frauenbezirk” des Sportforums ausgewiesen. Dazu gehörten neben dem Wohnheim besondere Übungsplätze wie der “Frauenplatz” und der Tanzring, auf denen “eine der weiblichen Eigenart angepasste Form der Leibesübungen” stattfinden sollte.
Heute residiert im Annaheim die Verwaltung des Olympiaparkgeländes, eine Außenstelle der Senatsverwaltung für Inneres und Sport.
Glockenturm und Dokumentationszentrum
Der Glockenturm wurde 1934-36 im Zuge des Neubaus des
“Reichssportfeldes” mit dem Olympiastadion gebaut.
Nach schweren Kriegsschäden sprengten britische Pioniere den
Turm am 15.2.1947 und vergruben die Olympiaglocke auf dem
Vorplatz. Die Glocke wurde am 16.12.1956 wieder ausgegraben und
vor dem Stadion aufgestellt. Der Glockenturm wurde 1961-62 nach
den Plänen des Architekten Werner March neu errichtet, am
23.12.1961 wurde die neue Glocke eingebaut.
Der 77,17 m hohe Turm bietet eine prächtige Sicht über das
Olympiagelände, den Grunewald mit dem Teufelsberg,
Charlottenburg und Spandau. Nach oben fährt ein Expressaufzug.
Zur Fußballweltmeisterschaft 2006 wurde der Turm
einschließlich der Glocke für 7 Mio Euro saniert. Die Glocke
darf allerdings nicht geläutet werden, da sie den Turm in so
starke Schwingungen versetzt, dass diese den gläsernen Aufzug
zur Aussichtsplattform gefährden könnten.
In der Halle unter dem Glockenturm wurde im Mai 2006 ein
Dokumentationszentrum zum Geschichtsort Olympiagelände
eröffnet. Es wurde vom Deutschen Historischen Museum
gestaltet. Im Inneren wird auf großen Informationstafeln, in
Videofilmen und Simultationen die Geschichte des
Olympiageländes von der 1909 eröffneten Pferderennbahn bis
zur Eröffnung des umgebauten Olympiastadions 2004 erklärt.
Die im Obergeschoss befindliche “Langemarckhalle”
wurde in das Dokumentatinszentrum einbezogen. Sie sollte an die
Schlacht von Langemarck erinnern, bei der im Ersten Weltkrieg
im November 1914 zehntausende junge Deutsche umgekommen waren.
Die Nationalsozialisten verherrlichten dies als Heldentod. Ein
Schwerpunkt der Ausstellung widment sich den Olympischen
Spielen von 1936 und der entsprechenden Nazi-Propaganda.
Waldbühne
Auf dem Areal des ehemaligen Reichssportfeldes errichtete
Werner March die Waldbühne im 1934-36 erbauten
Olympiade-Komplex im Sinne nationalsozialistischer Konzeption
als kultische und nationale “Weihestätte” im 30 m
tiefen Kessel der Murellenschlucht im Stil eines griechischen
Theaters für 20.000 Zuschauer.
Sie wurde am 2.8.1936 eröffnet als
“Dietrich-Eckart-Bühne”, benannt nach einem
überzeugt antisemitischen und nationalsozialistischen
Schriftsteller, den Hitler als Gründungsmitglied der
NSDAP “meinen väterlichen
Freund” nannte.
1961 wurde der kriegsbeschädigte Bühnenbereich
wiederhergestellt, 1982 die Zeltdachkonstruktion über der
Bühne.
Nach dem Krieg wurde die Waldbühne zunächst vor allem für
Boxveranstaltungen genutzt. Nach der Instandsetzung entwickelte
sie sich zu einem kulturellen Veranstaltungsort. Legendär
waren der Boxkampf von Max Schmeling 1948, die Trauerfeier für
Kurt Schumacher 1952 und das Konzert der Rolling Stones 1965.
In Folge der Tumulte bei diesem Konzert und wegen der
unkalkulierbaren Witterungsverhältnisse gab es danach in den
60er und 70er Jahren nur noch vereinzelte Veranstaltungen. 1980
trat Bob Marley in einem sensationellen Konzert auf.
Seit 1981 bespielt der Konzertveranstalter Peter Schwenkow die
Waldbühne mit Open-Air-Veranstaltungen: Rock-, Pop- und
Klassikkonzerten, sowie Kinovorstellungen. Am 30.6.1984 traten
erstmals die Berliner Philharmoniker in der Waldbühne auf
– unter der Leitung von Reinhard Peters. Das Experiment
mit der Freiluft-Klassik wurde zum Publikumsrenner: Das
jährliche Konzert zum Abschluss der Saison der Berliner
Philharmoniker in der ausverkauften Waldbühne ist inzwischen
ein Highlight des Berliner Veranstaltungskalenders. Dirigiert
haben bisher Daniel Barenboim, Erich Leinsdorf, Rafael
Frühbeck de Burgos, Lorin Maazel, Sir Colin Davis, Claudio
Abbado Sir Simon Rattle und Gustavo Dudamel.
Hauptveranstalter der Waldbühne ist bis Ende 2008 Peter
Schwenkows Deutsche Entertainment AG DEAG. Nach einer Ausschreibung des Berliner
Senats für den neuen Pachtvertrag ab 2009 wurde am 8.9.2008
der Zuschlag an den Veranstalter CTS
Eventim gegeben.
Parkplatz an der Waldbühne
Im Mai dieses Jahres beschloss der Berliner Senat, die
Deutschlandhalle abzureißen. Auf dem Parkplatz an der
Glockenturmstraße neben der Waldbühne soll für 11 Mio Euro
eine neue Eissporthalle gebaut werden.
Passenheimer Straße
Die Passenheimer Straße wurde 1937 nach der masurischen Stadt
Passenheim benannt, heute polnisch Pasym.
Jesse-Owens-Allee
Die frühere Stadionallee wurde 1984 nach dem amerikanischen
Sportler Jesse Owens benannt. Er wurde 1913 in Danville als
James Cleveland geboren und starb 1980 in Tucson. 1935 stellte
er innerhalb einer Stunde bei vier Starts vier Weltrekorde ein.
Bei den olympischen Spielen 1936 in Berlin gewann er 4
Goldmedaillen über 100 Meter, 200 Meter, Weitsprung und in der
4 mal 100 Meter Staffel. Seine 10,2 Sekunden im 100-Meter-Lauf
blieben als Rekord 20 Jahre bestehen, seine 8,13 Meter im
Weitsprung 25 Jahre.
Coubertinplatz
Der Coubertinplatz vor dem Südtor des Olympiastadions trägt
den Namen von Pierre Baron de Coubertin (1863 – 1937),
dem Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit. Er war
IOC-Vorsitzender von 1894 bis 1925,
danach Ehrenpräsident aller Olympischen Spiele. Aus Anlass der
Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurde am 23.4.1936 der Platz
nach ihm benannt.
Flatowbrücke und Flatowallee
Die Flatowallee wurde am 21. Februar 1997 benannt nach den
beiden jüdischen Turnern Alfred und Gustav Flatow. Die Straße
hieß von 1914 bis 1936 Rennbahnstraße und von 1936 bis 1997
Reichssportfeldstraße. Seit den 80er Jahren wurde über eine
Umbenennung des von den Nationalsozialisten gewählten Namens
diskutiert. Nachdem die Umbenennung dann 1995 angeordnete
wurde, gab es Anwohnerproteste und Klagen, so dass es
schließlich noch einmal 21 Monate dauerte, bis die Straße
tatsächlich neu benannt werden konnte.
Alfred Flatow wurde 1869 in Danzig geboren. Er kam 1887 nach
Berlin und errang mit der deutschen Turnerriege bei den ersten
Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen 1896 Gold am Barren
und Reck und im Einzelturnen Gold am Barren und Silber am Reck.
In Berlin hatte er einen kleinen Fahrradladen und lebte
zurückgezogen in Schöneberg, später in Kreuzberg. 1936 war
er noch Ehrengast der Olympischen Spiele hier im
Olympiastadion.
Danach wurde er als Jude mehr und mehr diskriminiert, 1942 von
den Nazis zum “Reichsfeind” erklärt und am 30.
Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er im Alter von
73 Jahren den Hungertod starb.
Gustav Felix Flatow wurde 1875 in Berent geboren, kam 1892 nach
Berlin und nahm gemeinsam mit seinem Cousin Alfred Flatow
ebenfalls an den Olympischen Spielen 1896 in Athen teil. Bei
den Spielen in Paris im Jahr 1900 blieb er erfolglos, zog sich
vom Sport zurück und führte seine 1899 gegründete
Textilfirma. 1933 emigrierte er nach Holland, wurde dort an
Silvester 1943 verhaftet und im Februar 1944 in das KZ
Theresienstadt deportiert. Dort fanden ihn Mithäftlinge am 29.
Januar 1945 verhungert und erfroren vor einer Baracke.
1979 wurde die heutige Flatowbrücke anstelle der 1936 gebaute Vorgängerbrücke in Betrieb genommen. Sie ist 47 Meter lang und 36 Meter breit. Der Zugang zur Empfangshalle des S-Bahnhofs Olympiastadion bildet den östlichen Brückenkopf.
S-Bahnhof Olympiastadion
Der S-Bahnhof Olympiastadion wurde 1909 von Schwarz und Dörgé
als Teil der ehemaligen Vorortbahn nach Spandau gebaut, 1936
wurde er für den Ansturm zu den Olympischen Spielen umgebaut.
Von September 1980 bis Januar 1998 war die S-Bahn hier außer
Betrieb.
Corbusierhaus
Das Corbusier-Haus wurde 1956-58 von Le Corbusier im Rahmen der
Internationalen Bauausstellung Interbau als “Unité
d’habitation, Typ Berlin“errichtet. Nach Marseille
und Nantes ist es die dritte derartige Wohnanlage als
17-geschossiges auf Stützen stehendes Hochhaus mit 557
Wohnungen, die über neun mittig angelegte
“Straßen” erschlossen werden. Das Haus ist 141 m
lang, 23 m breit und 53 m hoch. Die Bauvorschriften erzwangen
allerdings bauliche Veränderungen. Statt der vorgesehenen
Raumhöhe von 2,26 m mussten es entsprechend den Vorschriften
des sozialen Wohnungsbaues 2,50 m werden. Auch die geplanten
infrastrukturellen Einrichtungen wurden gegenüber dem
ursprünglichen Entwurf reduziert, was zur Distanzierung des
Architekten vom ausgeführten Bau führte.
Le Corbusier hatte sein drittes Großprojekt zunächst für das
Hansaviertel in Tiergarten vorgesehen. Da das Haus für dieses
Gebiet jedoch zu groß war, einigte er sich mit dem Berliner
Senat auf den “olympischen Hügel”. Das Gebäude
wurde in einer Rekordzeit von 18 Monaten als eigenständige
kleine Stadt errichtet. Die Wohnungen boten maximalen Komfort
auf minimalem Raum. 1979 wurden die Mietwohnungen in
Eigentumswohnungen umgewandelt
Ich freue mich, dass Mitglieder des Fördervereins
Corbusierhaus uns ihr Haus heute zum 50jährigen Jubiläum
präsentieren.