Stolperstein Motzstraße 82

Hausansicht Motzstr. 82

Der Stolperstein für Else Hecht wurde von der Enkelin Ruth Rotstein aus Haifa (Israel) gespendet und am 25.10.2011 verlegt. An dem Gedenken nahm sie mit ihren Töchtern aus New Jersey (USA) und Haifa (Israel) sowie einer Enkelin aus London (Großbritannien) teil. Auch ihre Schwester Inge Goldstein und deren Mann Martin mit deren Tochter (USA) waren anwesend.

Die Stolpersteine für die Familien Fabian und Tennenbaum wurden im Februar 2020 verlegt.

Stolperstein Else Hecht, 2013

Stolperstein Else Hecht, 2013

HIER WOHNTE
ELSE HECHT
GEB. GROSSMANN
JG. 1884
DEPORTIERT 15.8.1942
RIGA
ERMORDET 18.8.1942

Else Hecht geb. Grossmann ist am 28. April 1884 in Schweidnitz (Świdnica) in Schlesien geboren. Sie war von Beruf Modeschneiderin. Verheiratet war sie seit etwa 1904 mit Karl Hecht. Er führte in Plauen im Vogtland ein Geschäft für Herrenbekleidung, sie eins für Frauenbekleidung in der Bahnhofstraße. Den beiden Töchtern Ernestine, geboren am 15. März 1909 in Düsseldorf, und Eva Ingeborg, geboren am 26. November 1912 ebenfalls in Düsseldorf, gelang die Flucht nach Palästina und nach England. Die Eltern blieben in Berlin. Karl Hecht ist im Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus Moabit an einer Lungenentzündung gestorben und auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt. Ihre ältere Tochter Ernestine, die 1969 starb, hat über die Familiengeschichte nie gesprochen.

Die ältere Tochter Ernestine war musikalisch und lernte in Königsberg Piano spielen. Zur Freude ihrer Mutter gab sie auch Konzerte. Beide Schwestern halfen in den Läden. 1929 heirateten Ernestine und Ernst Futter. Als Juden keine Geschäfte mehr führen durften, flüchteten sie 1934 nach Palästina.

Karl und Else Hecht gingen nach Berlin. Dort lebten sie nicht zusammen, weil ihnen gesagt wurde, so seien sie sicherer. Else und Eva eröffneten einen kleinen Laden, wo sie Hemden nähten, aber auch dieses Geschäft wurde von den Nationalsozialisten geschlossen.

Else Hechts nach Palästina geflüchtete Tochter Ernestine und Eric Futter hatten zwei Töchter: Inge Goldstein (geboren 1930 in Plauen) und Ruth Rothstein (geboren 1934 in Jerusalem).

Ein Brief von Else Hecht stammt vom 9. August 1942:

“Geliebtes Kind! Dies Antwort auf beglückenden Junibrief. Nichts von Kindern? Bin gesund, arbeite, verdiene. Sehnsucht unendlich. Bleibt gesund und stark. Innigste Küsse. Dir, Kindern. Mutter.”

Mit Adresse und Datum sind es genau 30 Wörter. Mehr war Juden damals nicht erlaubt zu schreiben. Es war ihr letztes Lebenszeichen.
Am 15. August 1942 ist Else Hecht vom Güterbahnhof Moabit in einem Zug zum Bahnhof Riga-Skirotava deportiert worden. Riga war ihr Todesort. Else Hecht wurde wie fast alle etwa tausend Insassen, darunter 57 Kinder, gleich nach der Ankunft am 18. August 1942 im Wald erschossen.

Text: Helmut Lölhöffel (Berlin) nach Erinnerungen von Ruth Rothstein (Haifa). Siehe auch www.fr.de/panorama/reportage-der-goldene-stein-a-898175

Stolperstein Ilse Johanna Tennenbaum, Motzstraße 82

HIER WOHNTE
ILSE JOHANNA
TENNENBAUM
GEB. FABIAN
JG. 1902
FLUCHT 1938
ENGLAND

Ilse Johanna Tennenbaum, geb. Fabian, kommt am 5. November 1902 in Berlin als Tochter von Emma Fabian, geb. Lewin (am 8. Mai 1870 in Krone an der Brahe, heute Koronowo), und Isidor Fabian, geb. am 22. Mai 1865 in Schrotz (heute Skrzatusz), zur Welt. Ilses Bruder Fritz wird am 25. Oktober 1905 ebenfalls in Berlin geboren. Die Familie lebt am Schleswiger Ufer 6a.

1912 trifft die Familie ein schwerer Schicksalsschlag: Isidor stirbt mit 47 Jahren und Emma ist mit ihren beiden Kindern allein auf sich gestellt. Sie entschließt sich, die Unterstützung einer jüdischen Hilfeeinrichtung – des “Baruch Auerbach´schen Waisenhauses” – in Anspruch zu nehmen. Dort können beide Kinder später auch einen Beruf erlernen: Ilse wird Sektretärin und Fritz Handwerker. Da Ilse die klassische Musik über alles liebt und musisch sehr begabt ist, lässt sie sich trotz prekärer finanzieller Verhältnisse zur klassischen Sängerin ausbilden.

Im Januar 1924 heiratet sie den am 13. August 1890 in Lodz (Polen) geborenen Michael Tennenbaum. Seine Eltern sind Salomon (Szlama), *1851 geboren in Czestochowa, und Anna (Chana), *1858, geb. Gottheimer in Sieradz. Michael ist studierter Chemiker und spricht mehrere Sprachen. In Berlin ist er als pharmazeutischer Berater tätig und erforscht und entwickelt Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Am 1. Juli 1931 kommt Tochter Steffa zur Welt. Die Familie wohnte damals in der Bamberger Straße 52. Als assimilierte Juden fühlen sie sich der deutschen Kultur eng verbunden. So wird bei ihnen zuhause – wie sich Steffa erinnert – im Dezember weder Weihnachten noch Chanukka, sondern “Weihnukka” gefeiert. Dass sie Juden sind, erfährt Steffa erst, als sie und ihre Mutter antisemitische Anfeindungen erleben.

Nach der Machtübernahme der Nazis emigriert Michael Tennenbaum im November 1933 umgehend nach England. Frau Ilse und Tochter Steffa folgen ihm 1938. Großmutter Emma, zu krank für die Flucht, und ihr Sohn Fritz bleiben in Berlin zurück.

Für Ilse, Michael und Steffa ist das Leben im englischen Exil sehr schwer. Als Flüchtling darf Michael nur noch als Apotheken-Aushilfe arbeiten. Er leidet sehr darunter, dass er nicht in seinen Beruf zurückkehren kann. Ilse verdient ein wenig als Handelsvertreterin für Frauenbekleidung. Dies bedeutet, viele Stunden am Tag zu Fuß unterwegs zu sein und schwere Musterkoffer tragen zu müssen. Als Ilse 1944 schwer an Krebs erkrankt, übernimmt Michael ihre Arbeit. Ilse ist es nicht vergönnt, ihren Traum, Sängerin zu werden, zu verwirklichen. Sie stirbt nur wenige Tage nach der Befreiung am 22. Mai 1945 im Exil in Liverpool.

Die 13-jährige Steffa, nun allein mit ihrem schwer arbeitenden und chronisch kranken Vater, schafft es, ihren Weg zu gehen: Nach Gymnasium und Studium (Französisch, Kunst und klassische Gitarre) heiratet sie, gründet eine Familie und geht mit ihr 1957 nach Israel. Steffa Reis wird eine international anerkannte Künstlerin, die die Liebe der Mutter zur klassischen Musik selbst in sich trägt und in ihrer Kunst weiterleben lässt.

Biografische Zusammenstellung: Margit Nowak und Ilona Zeuch-Wiese, zusammengestellt durch die Koordinierungsstelle Stolpersteine des Museums Tempelhof-Schöneberg

Stolperstein Michael Tennenbaum, Motzstraße 82

HIER WOHNTE
MICHAEL
TENNENBAUM
JG. 1890
FLUCHT 1933
ENGLAND

Michael Tennenbaum wurde am 13. August 1890 in Lodz (Polen) geboren. Seine Eltern sind Salomon (Szlama), *1851 geboren in Czestochowa, und Anna (Chana), *1858, geb. Gottheimer in Sieradz. Er hat mehrere Geschwister. Wann er seine Herkunftsfamilie in Lodz verlässt, ist nicht bekannt. Michael ist studierter Chemiker und spricht mehrere Sprachen. In Berlin ist er als pharmazeutischer Berater tätig, erforscht und entwickelt Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen.

Im Januar 1924 heiratet er die am 5. November 1902 in Berlin geborene Ilse Fabian, Tochter von Emma und Isidor Fabian. Am 1. Juli 1931 kommt die Tochter Steffa zur Welt. Die Familie wohnte damals in der Bamberger Straße 52. Als assimilierte Juden fühlen sie sich der deutschen Kultur eng verbunden. So wird bei ihnen zuhause – wie sich Steffa erinnert – im Dezember weder Weihnachten noch Chanukka, sondern “Weihnukka” gefeiert. Dass sie Juden sind, erfährt Steffa erst, als sie und ihre Mutter antisemitische Anfeindungen erleben.

Im November 1933 emigriert Michael nach England. Frau Ilse und Tochter Steffa folgen ihm 1938. Großmutter Emma, zu krank für die Flucht, und ihr Sohn Fritz bleiben in Berlin zurück.

Für Ilse, Michael und Steffa ist das Leben im englischen Exil sehr schwer. Als Flüchtling darf Michael nur noch als Apotheken-Aushilfe arbeiten. Er leidet sehr darunter, dass er nicht in seinen Beruf zurückkehren kann. Ilse verdient ein wenig als Handelsvertreterin für Frauenbekleidung. Dies bedeutet, viele Stunden am Tag zu Fuß unterwegs zu sein und schwere Musterkoffer tragen zu müssen. Als Ilse 1944 schwer an Krebs erkrankt, übernimmt Michael ihre Arbeit. Ilse stirbt nur wenige Tage nach der Befreiung am 22. Mai 1945 im Exil in Liverpool.

Die 13-jährige Steffa, nun allein mit ihrem schwer arbeitenden und chronisch kranken Vater, schafft es, ihren Weg zu gehen: Nach Gymnasium und Studium (Französisch, Kunst und klassische Gitarre) heiratet sie, gründet eine Familie und geht mit ihr 1957 nach Israel.

Über das Schicksal der Familie von Michael Tennenbaum in Lodz (Litzmannstadt) ist nur das Schicksals seines Bruders Adolf bekannt: Er, seine Frau Eugenia und ihre gemeinsamen Kinder wurden 1942 in Majdanek ermordet.

Biografische Zusammenstellung: Margit Nowak und Illona Zeuch-Wiese, zusammengestellt von der Koordinationsstelle Stolpersteine des Museums Tempelhof-Schöneberg

Stolperstein Steffa Emilia Tennenbaum, Motzstraße 82

HIER WOHNTE
STEFFA EMILIA
TENNENBAUM
VERH. REIS
JG. 1931
FLUCHT 1938
ENGLAND

Steffa Emilia Tennenbaum kommt am 1. Juli 1931 als Tochter von Ilse Tennenbaum, geb. Fabian *5. November 1902 in Berlin, und Michael Tennenbaum *13. August 1890 in Lodz (Polen) zur Welt. Ihre Großmutter mütterlicherseits ist Emma Fabian, zu der sie ein inniges Verhältnis haben wird. Ihren Großvater mütterlicherseits lernt sie nicht mehr kennen; er ist lange vor ihrer Geburt gestorben.
Sie hat einen Onkel namens Fritz Fabian, der am 25. Oktober 1905 ebenfalls in Berlin geboren wurde. Mit ihm verbindet Steffa viele schöne Kindheitserlebnisse, z.B. sommerli-che Ausflüge an die Berliner Seen und Bummel durch die Berliner Innenstadt.

Ihr Vater Michael ist studierter Chemiker und spricht mehrere Sprachen. In Berlin ist er als pharmazeutischer Berater tätig, erforscht und entwickelt Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Die Familie wohnte damals in der Bamberger Straße 52. Als assimilierte Juden fühlen sie sich der deutschen Kultur eng verbunden. So wird bei ihnen zuhause – wie sich Steffa erinnert – im Dezember weder Weihnachten noch Chanukka, sondern “Weihnukka” gefeiert. Dass sie Juden sind, erfährt Steffa erst, als sie und ihre Mutter antisemitische Anfeindungen erleben.
Ihre Mutter ist Sekretärin. Da Ilse die klassische Musik sehr liebt, hatte sie sich trotz prekä-rer finanzieller Verhältnisse zur klassischen Sängerin ausbilden lassen.

Als die Nazis an die Macht kommen, emigriert ihr Vater Michael im November 1933 nach England. Frau Ilse und Tochter Steffa folgen ihm 1938. Großmutter Emma, zu krank für die Flucht, und ihr Sohn Fritz bleiben in Berlin zurück.

Für Ilse, Michael und Steffa ist das Leben im englischen Exil sehr schwer. Als Flüchtling darf Michael nur noch als Apotheken-Aushilfe arbeiten. Er leidet sehr darunter, dass er nicht in seinen Beruf zurückkehren kann. Ilse verdient ein wenig als Handelsvertreterin für Frauenbekleidung. Dies bedeutet, viele Stunden am Tag zu Fuß unterwegs zu sein und schwere Musterkoffer tragen zu müssen. Als Ilse 1944 schwer an Krebs erkrankt, über-nimmt Michael ihre Arbeit. Ilse ist es nicht vergönnt, ihren Traum, Sängerin zu werden, zu verwirklichen. Sie stirbt nur wenige Tage nach der Befreiung am 22. Mai 1945 im Exil in Liverpool.

Die 13-jährige Steffa, nun allein mit ihrem schwer arbeitenden und chronisch kranken Vater, schafft es, ihren Weg zu gehen: Nach Gymnasium und Studium (Französisch, Kunst und klassische Gitarre) heiratet sie Herrn Reis, gründet eine Familie und geht mit ihr 1957 nach Israel. Steffa Reis wird eine international anerkannte Künstlerin, die die Liebe der Mutter zur klassischen Musik selbst in sich trägt und in ihrer Kunst weiterleben lässt.

Berlin, der Stadt, die sie als Siebenjährige verlassen musste, ist sie noch heute verbun-den. 1989 widmete ihr das Kunstamt Tempelhof eine umfassende Retrospektive, das Jü-dische Museum zeigte ihre Bilder und die Berliner Galerie Sievi in der Kreuzberger Gnei-senaustraße vertritt sie bis heute.

Biografische Zusammenstellung: Margit Nowak und Ilona Zeuch-Wiese, zusammengestellt durch die Koordinierungsstelle Stolpersteine des Museums Tempelhof-Schöneberg

Stolperstein Emma Fabian, Motzstraße 82

HIER WOHNTE
EMMA FABIAN
GEB. LEWIN
JG. 1870
DEPORTIERT 22.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 3.11.1942

Emma Fabian wird am 8. Mai 1870 als Emma Lewin in Krone an der Brahe (heute Koronowo) bei Bromberg geboren, das heute zu Polen gehört. Emma wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen in einer assimilierten jüdischen Familie auf. Später heiratet sie den Geschäftsmann Isidor Fabian, der am 22. Mai 1865 in Schrotz im Landkreis Deutsch Krone (heute Skrzatusz) in Westpreußen geboren wird, das heute ebenfalls zu Polen gehört. Wann und unter welchen Umständen Emma nach Berlin zog, wo sie Isidor kennenlernte, wann sie heirateten, ist nicht bekannt.

Am 5. November 1902 kommt die Tochter Ilse zur Welt und am 25. Oktober 1905 der Sohn Fritz. Die Familie lebt in Berlin am Schleswiger Ufer 6a. Emma mochte Berlin sehr, sie war eine “echte” Berlinerin. 1912 trifft die Familie ein schwerer Schicksalsschlag: Isidor stirbt mit 47 Jahren und Emma ist mit ihren beiden 9- und 7-jährigen Kindern Ilse und Fritz allein auf sich gestellt. Sie entschließt sich, die Unterstützung einer jüdischen Hilfeeinrichtung – des “Baruch Auerbach`schen Waisenhauses” in der Schönhauser Allee 162 – in Anspruch zu nehmen. Dort können beide Kinder später auch einen Beruf erlernen: Fritz wird Handwerker, Ilse Sekretärin. Und weil sie die klassische Musik über alles liebt und musisch sehr begabt ist, lässt sich Ilse trotz prekärer finanzieller Verhältnisse zur klassischen Sängerin ausbilden. Im Januar 1924 heiratet Ilse den am 13. August 1890 in Lodz (Polen) geborenen Michael Tennenbaum. Am 1. Juli 1931 kommt Tochter Steffa zur Welt.

Den Adressbüchern Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre ist zu entnehmen, dass Emma – mit und ohne ihre Familie – in der Motzstraße 38 (heute 82) gewohnt hat. Dort sind abwechselnd Emma, Ilse und Fritz Fabian als Bewohner verzeichnet. Michael Tennenbaum, der Schwiegersohn, gab in den Entschädigungsakten an, dass seine Schwiegermutter dort eine vollständig möblierte 3,5-Zimmer Wohnung bewohnt hat.

Als die Nazis an die Macht kommen, emigriert Michael im November 1933 nach England. Frau und Tochter folgen ihm 1938. Großmutter Emma, zu krank für die Flucht, und ihr Sohn Fritz bleiben in Berlin zurück. 1936 muss Emma in ein Leerzimmer im Haus Heilbronner Straße 5 umziehen; das Haus wird 1939 zu einem sog. “Judenhaus”. Hier lebt sie bis zu ihrer Deportation am 22. September 1942 mit dem sog. “64. Alterstransport” nach Theresienstadt. Zwei Möbelstücke aus ihrer großen Wohnung in der Motzstraße 38 hatte man ihr gelassen – Bruchstücke ihres alten Lebens, die in ihrer Entschädigungsakte aufgeführt sind. Nur wenige Wochen nach ihrer Deportation stirbt sie am 3. November 1942 in Theresienstadt.
Biografische Zusammenstellung: Margit Nowak und Ilona Zeuch-Wiese, zusammengestellt durch die Koordinierungsstelle Stolpersteine des Museums Tempelhof-Schöneberg

Stolperstein Fritz Fabian, Motzstraße 82

HIER WOHNTE
FRITZ FABIAN
JG. 1905
DEPORTIERT 12.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Fritz Fabian kommt am 25. Oktober 1905 in Berlin als Sohn von Emma Fabian, geb. Lewin (am 8. Mai 1870 in Krone an der Brahe heute Koronowo), und Isidor Fabian, geb. am 22. Mai 1865 in Schrotz (heute Skrzatusz), zur Welt. Fritz hat noch eine ältere Schwester namens Ilse, die am 5. November 1902 ebenfalls in Berlin geboren wurde. Die Familie lebte am Schleswiger Ufer 6a.

1912 trifft die Familie ein schwerer Schicksalsschlag: Isidor stirbt mit 47 Jahren und Emma ist mit ihren beiden Kindern allein auf sich gestellt. Sie entschließt sich, die Unterstützung einer jüdischen Hilfeeinrichtung, des “Baruch Auerbach´schen Waisenhauses”, in Anspruch zu nehmen. Dort können beide Kinder später auch einen Beruf erlernen: Fritz wird Handwerker, Ilse wird Sekretärin. Den Adressbüchern Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre ist zu entnehmen, dass Emma – mit und ohne ihre Familie – in der Motzstraße 38 (heute 82) gewohnt hat. Dort sind abwechselnd Emma, Ilse und Fritz Fabian als Bewohner verzeichnet. Michael Tennenbaum, Fritz’ Schwager, gab in den Entschädigungsakten an, dass seine Schwiegermutter dort eine vollständig möblierte 3,5-Zimmer Wohnung bewohnt hat.

Über Fritz ist aus den Entschädigungsakten nur zu erfahren, dass er vermutlich bis 1933 als Polsterer und Dekorateur tätig war und nach Verlust dieser Anstellungen keine weitere Arbeit mehr ausüben durfte. Die letzten drei Monate vor seiner Deportation bewohnt er in der Coubiérestraße 1 – einem sogenannten “Judenhaus” – ein möbliertes Zimmer. Seine Vermögenserklärung ist auf den 5. Januar 1943 datiert. In einem sogenannten Schätzungsblatt des Hauptgerichtsvollziehers, in dem das Inventar einer Wohnung aufgelistet und bewertet wird, heißt es: “Es ist nichts vorhanden. Die vorhandenen Sachen sollen dem Hauptmieter P., nach Angaben des Portiers, gehören. Die Schlüssel befinden sich bei dem Portier”.

Fritz Fabian wird am 12. Januar 1943 mit dem sog. “26. Osttransport” nach Auschwitz deportiert. Zum 8. Mai 1945 (das offizielle Datum des Kriegsendes) wird er für tot erklärt.

Biografische Zusammenstellung: Margit Nowak und Ilona Zeuch-Wiese, zusammengestellt durch die Koordinierungsstelle Stolpersteine des Museums Tempelhof-Schöneberg