Stolpersteine Güntzelstraße 49

Hauseingang Güntzelstraße 49, 20.12.2011

Hauseingang Güntzelstraße 49, 20.12.2011

Die Stolpersteine für Erika, Betty und Hildegard Blum, Louis Casper, Gertrud Kalischer, Emil Efim, Siegfried und Lucie Zehden wurden am 26.9.2006 verlegt.

Die Stolpersteine für Leopld und Gertrud Cohn, Hedwig und Ilse Heimann, Helene Werner, Georg Stodola, Sally und Martha Gross, Emma Friedländer, Carl Stern, Elise Bloch und Max Auerbach wurden am 20.3.2007 verlegt.

Der Stolperstein für Charlotte Auerbach wurde am 29.3.2008 verlegt.

Die Stolpersteine zum Gedenken an Szilard und Hella Diamant sind am 14.11.2015 auf Wunsch und in Anwesenheit seines Neffen Ralph Blumenthal verlegt worden.

  • Rede von Wolfgang Knoll zur Einweihung von weiteren 12 Stolpersteinen vor dem Haus Güntzelstr. 49 am 20. April 2007

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Stolperstein für Erika Blum

Stolperstein für Erika Blum

HIER WOHNTE
ERIKA BLUM
JG. 1891
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
PIASKI

Stolperstein für Betty Blum

Stolperstein für Betty Blum

HIER WOHNTE
BETTY BLUM
GEB. SANDMANN
JG. 1863
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 14.11.1942

Stolperstein für Hildegard Blum

Stolperstein für Hildegard Blum

HIER WOHNTE
HILDEGARD BLUM
JG. 1889
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
PIASKI

Stolperstein für Louis Casper

Stolperstein für Louis Casper

HIER WOHNTE
LOUIS CASPER
JG. 1867
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 25.9.1942

Stolperstein für Gertrud Kalischer

Stolperstein für Gertrud Kalischer

HIER WOHNTE
GERTRUD KALISCHER
GEB. SCHACKER
JG. 1870
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RIGA

Gertrud Schacher kam am 5. Juni 1870 im schlesischen Breslau (heute: Wrocław / Polen) als Tochter des Kaufmanns Moritz Schacher und seiner Ehefrau Valeska, geb. Steinitz, auf die Welt. Ihr Vater, Konsul und Hoflieferant, gehörte zu einer in ganz Deutschland bekannten Familie von Kürschnern, Pelzfabrikanten und Pelzhändlern. Zu der Firma „S. Schacher, Hofkürschnermeister“, die den Namen des Gründers trug, zählte eine florierende Pelzfabrik für Eisenbahneruniformen. Es gab aber auch – so hatte es wohl begonnen – ein Einzelhandelsgeschäft für Pelze und Rauchwaren am Ring, dem zentralen Marktplatz der Stadt Breslau.
Während der Kindheit und Jugend von Gertrud Schacher wechselte die Familie einige Male die Wohnung – die Einkünfte stiegen, die Familie wurde größer: 1874 wurde der Bruder Franz geboren. Um 1890 wohnte die Familie von Moritz Schacher – er war inzwischen ein reicher Mann geworden – in der Carlsstraße 9/10.
Gertrud Schacher heiratete am 4. Juni 1894 den 1861 in Thorn an der Weichsel (heute: Toruń / Polen) geborenen Kaufmann Isaak Kalischer, der sich „Emil“ nannte. Nach der Hochzeit zogen Emil (noch als Isaak) und Gertrud Kalischer in die Alexanderstraße 8 in Berlin-Mitte.
1895 wurde dort ihr Sohn Hans geboren, der sich später John nannte. 1898 kam Sohn Werner auf die Welt. Die Familie wohnte nun in der Eislebener Straße 9 in Charlottenburg, einer kleinen gutbürgerlichen Wohnstraße.
Anfang des neuen Jahrhunderts starb Gertrud Kalischers Vater. Ihr Bruder Franz wurde der neue Inhaber der Firma. (Von ihm sollte sie bis 1938, dem Jahr seiner Emigration in die USA, einen Teil des Gewinns erhalten.)
Ehemann Emil Kalischer wurde als Textilfabrikant wohlhabend: Er war Gründer und Mitinhaber einer Kammgarnspinnerei, Mitinhaber einer Wollfirma und zweier Strumpfstrickereien. In den folgenden Jahren wohnte die Familie in der Nürnberger Straße, Ecke Kurfürstenstraße, in der Motzstraße 53 und schließlich in der Uhlandstraße 54/55 – immer in einer bürgerlichen Umgebung.
Sohn Hans wurde psychoanalytischer Heilpädagoge, arbeitete im Harz und später wieder in Berlin, zuletzt als Psychoanalytiker in der Wohnung der Eltern in der Uhlandstraße. Sohn Werner wurde Buchhändler und besaß eine anthroposophische Buchhandlung mit Antiquariat in der Kleiststraße 29. Beide Söhne heirateten. 1933 flohen sie aus Berlin: Hans mit seiner Familie nach Frankreich und von dort 1942 in die USA, Werner über Frankreich und Spanien ebenfalls in die USA.
Gertrud Kalischer und ihr Ehemann zogen Mitte der 1930er-Jahre in eine 4-Zimmer-Wohnung in der Güntzelstraße 49. Sie lebten mit hunderten Büchern und Bildern deutscher Impressionisten.
Ihre Hausangestellte von 1932 bis 1939 erinnerte sich später an die Wohnung und auch den kostbaren Schmuck von Gertrud Kalischer. Emil Kalischer erhielt lange Jahre eine Rente aus dem Verkauf seiner Wollfirma. Zuletzt war das Ehepaar allein auf das Geld von Gertrud Kalischer angewiesen, bis 1938. Danach muss es ihnen sehr schlecht gegangen sein. Am 29. Dezember 1940 nahm sich Emil Kalischer das Leben. Gertrud Kalischer war allein. Nach der Erinnerung von Sohn Hans bekam sie von ihm Geld und Lebensmittelpakete.
Am 25. Januar 1942 wurde Gertrud Kalischer in das Ghetto von Riga deportiert. Über 1000 Menschen wurden in Güterwagen vom Bahnhof Grunewald aus nach Osten transportiert. Wegen der herrschenden Kälte erfroren viele bereits auf der langen Fahrt.
Nur 13 Menschen überlebten den Transport und die Zeit im Ghetto, Gertrud Kalischer gehörte nicht zu ihnen.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Vorrecherchen: Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Adressbücher für Breslau und Umgebung;
Berliner Telefonbücher;
Landesarchiv Berlin – Personenstandsunterlagen über ancestry;
https://www.geni.com/people/.
Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Emil Efim Siedner

Stolperstein für Emil Efim Siedner

HIER WOHNTE
EMIL EFIM
SIEDNER
JG. 1880
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
PIASKI

Stolperstein für Siegfried Zehden

Stolperstein für Siegfried Zehden

HIER WOHNTE
SIEGFRIED ZEHDEN
JG. 1889
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Siegfried Zehden kam am 29. September 1883 in Landsberg/Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski / Polen) als Sohn des Kaufmanns Julius Zehden (1847–1913) und seiner Ehefrau Henriette, geb. Wolff, (1855–1929) zur Welt. Sein in Stettin (heute Szczecin in Polen) geborener Vater besaß ein Geschäft für Rohhäute und Felle. Der Großvater von Siegfried Zehden, Cohn Zehden, hatte in Stettin am zentralen Heumarkt ein großes Geschäftshaus mit Fabrikation und Lager von Leinen, Wäsche, Betten- und Bettfedern besessen.
Siegfried Zehden verbrachte seine Kindheit in Landsberg. Er hatte sechs Geschwister: Sein zehn Jahre jüngerer Bruder Kurt starb 1914 als Soldat im Ersten Weltkrieg. Fast 30 Jahre später kam sein deportierter älterer Bruder Arthur im Ghetto von Lodz um, und seine 1886 geborene Schwester Martha wurde im Vernichtungslager Sobibor ermordet.
1906/1907 zog Siegfried Zehdens Vater Julius mit seiner Familie von Landsberg nach Berlin. In Berlin-Charlottenburg lebte sein älterer Bruder Max, Kaufmann in Stettin und Berlin. Dieser hatte neun Kinder, Siegfried Zehden hatte also neben seinen sechs Geschwistern noch zahlreiche Vettern und Cousinen. Sein Vetter Hugo handelte wie Siegfrieds Vater mit Häuten und Fellen, andere waren Arzt oder Ingenieur, die Cousinen heirateten.
Siegfried Zehden findet sich erst spät als „Haushaltsvorstand“ im Berliner Adressbuch. Es scheint, dass er bei seinen Eltern und später bei der verwitweten Mutter gelebt hat. Die Eltern lebten bis zum Tod des Vaters 1913 in der Allensteinerstraße 4 (heute Liselotte-Hermann-Straße) in Prenzlauer Berg. Die verwitwete Mutter lebte danach als Rentiere gemeinsam mit ihren Söhnen Walter und/oder Siegfried weiter in Charlottenburg, zuerst in der Kantstraße und dann in der Schloßstraße 32.
Beide Söhne waren Kaufleute geworden. Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1929 zog Bruder Walter nach Schöneberg, Siegfried Zehden lebte weiter in der Schlossstraße. 1934 übernahm er als Inhaber den 1900 gegründeten Getreidehandel von Max Wolff in der Mommsenstraße 14. Siegfried Zehden wohnte nun in der Bayerischen Straße 7 in der Nähe des Olivaer Platzes. Ob er bis dahin bei der Firma Wolff beschäftigt war? – Da seine Mutter eine geborene Wolff war, könnte Max Wolff ein Verwandter gewesen sein. Die Firma wurde 1939 liquidiert.
In die Güntzelstraße 49 gezogen, heiratete er während des Zweiten Weltkriegs (wahrscheinlich 1941) Lucie Sarner, die seit 1935 in diesem Haus wohnte.
Siegfried Zehden musste als Zwangsarbeiter in einer Abteilung der Firma Warnecke & Böhm AG, einer Fabrik für Lacke und Farben, arbeiten. Der Firmensitz war in Weißensee, die Abteilung in der Greifswalder Straße 140/141. Die Fabrik lieferte Speziallacke für die Luftwaffe. Mitinhaber war Heinrich Richard Brinn gewesen, ein Jude, der nach 1933 aus der Firma gedrängt wurde. (Er wurde 1943 in Auschwitz ermordet.) Nun beschäftigte die Firma jüdische Zwangsarbeiter. Und als diese während der sogenannten Fabrikaktion im Februar 1943 deportiert worden waren, folgten „Ostarbeiter“.
Nach der Deportation seiner Ehefrau Lucie am 26. Oktober 1942 musste Siegfried Zehden die gemeinsame Wohnung verlassen. Er zog als Untermieter zu Hans und Doris Breslauer in die Güntzelstraße 53. Hier wohnte er nur wenig mehr als vier Monate.
Siegfried Zehden wurde am 2. März 1943 mit einem Transport von über 1750 Menschen nach Auschwitz deportiert. 535 Männer und 45 Frauen wurden zur Sklavenarbeit in das Lager selektiert, die anderen ermordet. Siegfried Zehden, fast 60 Jahre alt, war ohne Chance.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Recherchen: Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Stettin;
Deutsches Technikmuseum, Orenstein & Loewe: 20 deutsch-jüdische Erfinder, Ingenieure und Fotografen 1933–1945, Sonderausstellung 20.2. bis 31.12.2013;
Jüdische Gewerbebetriebe in Berlin 1930–1945 (Datenbank);
Landesarchiv Berlin – Personenstandsunterlagen über ancestry;
https://www.geni.com/people/.

Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Lucie Zehden

Stolperstein für Lucie Zehden

HIER WOHNTE
LUCIE ZEHDEN
GEB. SARNER
JG. 1889
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RIGA

Lucie Sarner kam am 27. September 1889 in Stenschewo /Posen (heute: Stęszew / Polen) als Tochter des Kaufmanns Jacob Sarner (1859–1919) und seiner 1862 geborenen Ehefrau Rosalie, geb. Abraham, auf die Welt. Die Eltern kamen aus anderen Orten, beide stammten aus Kaufmannsfamilien. Stenschewo war eine kleine Stadt an einem See, in der zum Zeitpunkt von Lucies Geburt keine 100 Juden lebten, die Mehrzahl der Einwohner war katholisch. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ort polnisch.
Lucie Sarner kam am 5. Januar 1919 nach Berlin. Hier lebte auch ihr 1890 geborener Bruder Hermann, bei dessen Hochzeit im Jahr 1920 Lucie Trauzeugin war. Hermann Sarner starb 1926 in Hamburg.
Lucie Sarner war Kontoristin von Beruf. Bereits 1920 wohnte sie in der Geneststraße 6 in Berlin-Schöneberg, neben der Fabrik von Mix & Genest. Das Gebäude in der Nähe des Sachsendamms steht noch. Eigentümerin war 1920 die Kantorowicz AG, eine bekannte, in Posen gegründete und 1920 verkaufte Likörfabrik, die dann in Berlin – angeschlossen an die Schultheiss-Gruppe – weiterproduzierte.
Lucie Sarner lebte bis 1934/35 in diesem Haus. Laut Berliner Adressbuch war sie die ganze Zeit berufstätig, war Leiterin einer Versandabteilung und Handelsbevollmächtigte, handelte mit Weinen und Likören und war einige Jahre Geschäftsinhaberin einer Weingroßhandlung im Hansahaus am Spittelmarkt 8–10. – Inwieweit sie der Firma Kantorowicz verbunden war, geht aus den Einträgen nicht hervor.
Am 4. April 1935 zog Lucie Sarner in eine 2-Zimmer-Wohnung mit Zentralheizung und Balkon in der Güntzelstraße 49. Ihr Untermieter war von 1939 bis Mai 1941 Carl Stern (1876–1942). Lucie Sarner, die 1940 noch unverheiratet war, heiratete (wahrscheinlich danach) den Kaufmann Siegfried Zehden, dem in den 1930er-Jahren eine Getreidegroßhandlung gehört hatte. Sie arbeitete als Sekretärin bei der Jüdischen Gemeinde in der Oranienburger Straße. Ihr Ehemann musste als Zwangsarbeiter in einer Abteilung der Firma Warnecke & Böhm AG, einer Fabrik für Lacke und Farben, in der Greifswalder Straße 140/141 arbeiten.
Eigentlich sollte das Ehepaar gemeinsam am 26. Oktober 1942 deportiert werden, aber Siegfried Zehden konnte noch wenig mehr als vier Monate in Berlin bleiben: Auf der Vermögenserklärung von Lucie Zehden steht die mit Bleistift geschriebene Notiz „Ehemann ist wegen Arbeitseinsatz hier geblieben.“
So wurde Lucie Zehden allein deportiert. Mit dem Transport vom 26. Oktober 1942 wurden 798 Menschen vom Bahnhof Moabit nach Riga verschleppt, darunter über 200 Angestellte der Jüdischen Gemeinde (daher auch „Gemeindeaktion“ genannt) und 55 Kinder. Die Fahrt dauerte drei Tage. Sie alle wurden sofort nach der Ankunft in den Wäldern bei Riga erschossen.
Siegfried Zehden musste nach der Deportation seiner Ehefrau Lucie die gemeinsame Wohnung verlassen. Am 2. März 1943 wurde er im Rahmen der sogenannten Fabrikaktion nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Biografische Zusammenstellung:
Dr. Dietlinde Peters, Vorrecherchen: Wolfang Knoll
Weitere Quellen
Jüdische Gewerbebetriebe in Berlin 1930–1945 (Datenbank);
Landesarchiv Berlin – Personenstandsunterlagen über ancestry;
https://www.geni.com/people/;
https://www.peachridgeglass.com/wp-….

Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Leopold Cohn

Stolperstein für Leopold Cohn

HIER WOHNTE
LEOPOLD COHN
JG. 1871
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 16.2.1944

Leopold Cohn, der eigentlich Loeser hieß und alle Urkunden entsprechend unterzeichnete, kam am 5. April 1871 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Mendel Simon Cohn und seiner Ehefrau Bräune (Bertha) geb. Herrmann auf die Welt. – Er nannte sich später (wohl im Geschäfts- und Gesellschaftsleben) Leopold: Die hebräisch/jiddischen Vornamen Loeser, Mendel und Bräune gehörten zur Vergangenheit, sie erschwerten das Leben in einer latent oder offen antisemitischen Gegenwart.
Am 26. Mai 1898 heiratete Loeser Leopold Cohn die am 23. April 1870 in Posen geborene Gertrud Baer, die bei ihren Eltern Max und Ida Baer (geb. Schott) in der Goethestraße 85 in Charlottenburg lebte. Einen Beruf hatte seine Ehefrau – wie es üblich war – nicht gelernt. Zum Zeitpunkt der Hochzeit wohnte Loeser Leopold Cohn in der Mommsenstraße 2 (3). Die Straße war erst im Oktober 1897 nach dem Historiker Theodor Mommsen benannt worden, vorher war sie einfach die Straße Nr. 1. Das Haus war ein Neubau zwischen lauter Baustellen. Loeser Leopold Cohn wohnte hier nur kurz: Am 30. Mai 1900 wurde die Tochter Nelly Victoria in der Neuen Friedrichstraße 41/42 geboren – vom gerade erst entstehenden Neuen Westen war das Ehepaar nach Alt-Berlin gezogen.
Loeser Leopold Cohn war Kaufmann von Beruf und viele Jahre selbstständig. Die Firmen, bei denen er angestellt oder Mitinhaber war, sind schwer zu finden. Als Alleininhaber besaß er von 1927 bis 1939 eine Damenwäschefabrik. Der Firmensitz war im Zentrum des Berliner Konfektionsviertels: anfangs in der Kronenstraße 30/31 nicht weit vom Hausvogteiplatz, dann in der Jerusalemer Straße 13, Ecke Krausenstraße. In beiden Gebäuden befanden sich zahlreiche Firmen für Damenkleider, -mäntel, -blusen und -kostüme, sehr viele mit jüdischen Inhabern. Zuletzt war die Adresse der Firma am Kurfürstendamm 213, 1939 wurde sie liquidiert.
Von 1911 bis 1941 wohnte das Ehepaar Cohn in der Güntzelstraße 49 in Wilmersdorf. Die ersten zehn Jahre waren entweder Loeser Leopold Cohn oder seine Ehefrau Gertrud Eigentümer des Hauses, dann blieben sie als Mieter. Ende der 1930er-Jahre wohnten Georg Stodola (1885/1886–1943) und die Witwe Hedwig Heimann mit ihrer erwachsenen Tochter Ilse als Untermieter in der Wohnung. Im August 1941 mussten Leiser Leopold Cohn und seine Ehefrau nach 30 Jahren das Haus Güntzelstraße 49 verlassen und zu dem Ehepaar Nathan und Paula Schrimmer in die Darmstädter Straße 10 ziehen. Dort lebten sie noch ein Jahr und zahlten – nun selbst zu Untermietern geworden – für ein Leerzimmer 38 RM Miete. (Das Ehepaar Schrimmer wurde am 3. März 1943 mit anderen Hausbewohnern in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.)
Am 28. August 1942 wurden Loeser Leopold Cohn und seine Ehefrau Gertrud mit dem „52. Alterstransport“ vom Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg aus nach Theresienstadt deportiert. Gertrud Cohn starb bereits am 19. Januar 1943. Loeser Leopold Cohn lebte noch ein Jahr: Er kam am 16. Februar 1944 in Theresienstadt um.
Tochter Nelly Cohn, die auch viele Jahre in der Güntzelstraße 49 verbracht hatte, war Stenotypistin geworden und wohnte seit 1936 in der Sächsischen Straße. 1938 heiratete sie den in Ostpreußen geborenen Kaufmann/Landwirt Max Cohn (1894–1942) aus der Kaiserallee 170 in Wilmersdorf. Nelly Cohn nahm sich am 19. Dezember 1941 das Leben, ihr Ehemann wurde am 27. September 1942 in Majdanek ermordet.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Recherchen: Nachlass Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Berliner Telefonbücher;
Adressbuch für die Stadt Posen;
HU Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945;
https://www.geni.com/people/;
https://www.juedische-gemeinden.de;
https://www.mappingthelives.org/;
https://www.statistik-des-holocaust… Transportlisten.

Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Gertrud Cohn

Stolperstein für Gertrud Cohn

HIER WOHNTE
GERTRUD COHN
GEB. BAER
JG. 1870
DEPORTIERT 28.8.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 19.1.1943

Stolperstein für Hedwig Heimann

Stolperstein für Hedwig Heimann

HIER WOHNTE
HEDWIG HEIMANN
GEB. SCHACHMANN
JG. 1872
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 12.9.1942

Hedwig Heimann stammte, wie so viele Berliner Jüdinnen und Juden, aus Posen (heute Poznań in Polen). Dort kam sie am 5. Oktober 1872 als Tochter des Wirts und Spirituosenherstellers Jakob Schachmann (1845–1902) und seiner Ehefrau Auguste geb. Präger (1849–1910) auf die Welt. Hedwig Schachmann hatte fünf Geschwister: die Brüder Julius (*1871) und Heinrich (*1877), die Schwestern Sophie (*1874) und Ida (*1882) und den 1890 mit zwei Jahren gestorbenen Bruder Alex. Die Familie wohnte und arbeitete seit 1877 in der Wallischei, einem Arbeiterviertel auf der östlichen Seite der Warthe.
Am 15. August 1893 heiratete Hedwig Schachmann den Kaufmann Julius Heimann (auch Heymann geschrieben) aus Stettin (heute Szczecin in Polen). Kaufleute mit dem Namen Heimann lebten in Stettin, in Altdamm bei Stettin und auch in Berlin. Der Vorname Julius taucht immer wieder auf – auch in derselben Generation. Ob ihr Ehemann ein eigenes Geschäft besaß, bleibt daher unklar. Hedwig Heimann wurde in den ersten Jahren nach der Hochzeit Mutter: In Stettin wurden am 22. Juni 1894 die Tochter Marianne Margaret(h)e und am 13. Oktober 1895 die Tochter Ilse geboren. In diesen Jahren lebte die Familie in der Bugenhagenstraße 1.
Kurz nach der Geburt des zweiten Kindes muss die Familie nach Berlin gezogen sein. Für die Geburt ihres dritten Kindes aber fuhr Hedwig Heimann in ihr Elternhaus: Am 11. September 1898 kam in Posen der Sohn Fritz auf die Welt.
Hedwig Heimanns Posener Elternhaus sollte nicht mehr lange bestehen: 1901 heiratete ihre Schwester Sophie den Gerbereibesitzer Gustav Michaelis in Deutsch-Krone (heute Wałcz/Polen). 1902 starb ihr Vater, und ihre Brüder Julius und Heinrich gingen nach Berlin und kauften dort eine Spirituosen- und Likörfabrik. Julius Schachmann starb bereits 1905. (Seine Tochter, Hedwig Heimanns Nichte, Alice Pauline Schachmann (1905–1957 Los Angeles) lebte in einem ganz anderen Milieu als die übrigen Frauen der Familie: Sie war in erster Ehe mit dem bekannten Strafverteidiger Dr. Alfred Apfel (1882–1941) verheiratet, und nach Trennung, Emigration und Scheidung in zweiter Ehe in den USA mit Franz Waxman (Wachsmann), einem der erfolgreichsten Filmkomponisten Hollywoods.) 1906 zogen auch Hedwig Heimanns Mutter Auguste Schachmann und ihre Schwester Ida nach Berlin. 1910 starb die Mutter in (Berlin)-Charlottenburg, begraben wurde sie in ihrer Heimatstadt Posen.
In Berlin lebte Hedwig Heimann mit ihrem Ehemann und anfangs auch mit ihren Kindern vom Beginn des Jahrhunderts bis 1931 in der Waldemarstraße 29. Das Haus zwischen Adalbertstraße und Elisabethufer (heute Leuschnerdamm) steht noch immer. Die Mitbewohner und Nachbarn waren Handwerker und Facharbeiter, in den Häusern arbeiteten die für Kreuzberg typischen kleinen „Etagenfabriken“. Es war kein Leben in Wohlstand. Hedwig Heimanns Ehemann Julius wird als Kaufmann und Prokurist im Berliner Adressbuch notiert, als Besitzer einer eigenen Firma wird er nicht genannt. Es könnte sein, dass er bei/mit einem seiner zahlreichen Verwandten gearbeitet und dort auch die Vertrauensstelle eines Prokuristen erhalten hat.
Im November 1919 heiratete Hedwig Heimanns Sohn Fritz, Kaufmann wie seine Onkel, die evangelische Christin Hertha Wehner (1899–1974), die zum Judentum konvertierte. Am 19. März 1920 wurde Hedwig Heimanns ältere Tochter Margarete während des Kapp-Putsches erschossen. Im Berliner Tageblatt vom 25.3.1920 beklagten Eltern und Geschwister ihren Tod:

bq. Am Freitag, den 19. März 1920, wurde uns am Alexanderplatz durch die Kugel einer mordenden Soldateska unsere innigstgeliebte Tochter, Schwester und Nichte
Margarete Heimann
im blühenden Alter von 25 Jahren jäh aus dem Leben gerissen.
Wer sie gekannt, begreift, dass unser aller Sonnenschein geraubt wurde.
Dies zeigen in tiefster Trauer an
Julius Heimann und Frau Hedwig geb. Schachmann
Ilse und Fritz Heimann als Geschwister.
Berlin SO., den 24. März 1920.
Waldemarstrasse 29II
Die Beerdigung findet am Donnerstag, d. 25. März, mittags 12 Uhr, von der alten Halle des jüdischen Friedhofes in Weissensee statt.

Vom Alltag einer Hausfrau und Mutter erwachsener Kinder gibt es nur wenige Spuren: Tochter Ilse blieb unverheiratet bei den Eltern. Hedwig Heimann wurde Großmutter: Fritz und Hertha Heimann bekamen zwei Söhne, Karl-Heinz (1920) und Theodor Norbert (1924). 1929 ließ sich das Ehepaar scheiden, lebte aber weiter in Berlin. Im März 1931 starb Hedwig Heimanns Ehemann Julius. Die Witwe Hedwig Heimann und ihre ledige Tochter Ilse zogen um. Ende der 1930er Jahre lebten Mutter und Tochter in der Güntzelstraße 49 als Untermieterinnen bei dem Ehepaar Leopold und Gertrud Cohn. (Das Ehepaar zog im August 1941 in die Darmstädter Straße und wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo beide umkamen.)
Die letzte Anschrift von Hedwig und Ilse Heimann war die Innsbrucker Straße 54 am Bayerischen Platz. Hier wohnten sie wiederum zur Untermiete in der Wohnung der seit 1940 verwitweten Cathi Holländer.
Am 26. August 1942 wurden Hedwig Heimann und ihre Tochter Ilse in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Es war einer der „kleinen“ Alterstransporte mit 100 Personen, die als Teil eines normalen Personenzugs vom Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg abfuhren. Nur elf Deportierte wurden als „arbeitsfähig“ in die Transportliste eingetragen. Ilse Heimann begleitete als „Ordnerin“ die alten Leute.
Hedwig Heimann starb bereits am 12. September 1942 in einem der „Siechenhäuser“ des Lagers an den Folgen der katastrophalen Lebensumstände. Ihre Tochter Ilse wurde am 16. Mai 1944 von Theresienstadt aus nach Auschwitz transportiert und dort ermordet.
Die letzte Vermieterin Cathi Holländer wurde am 26. Oktober 1942 nach Riga deportiert und gleich nach der Ankunft ermordet. Hedwig Heimanns Sohn Fritz Heimann arbeitete laut letztem Eintrag im Berliner Adressbuch von 1941 als Tiefbauarbeiter – dies wird wohl Zwangsarbeit gewesen sein. Am 3. April 1945 ist er laut Angabe der Volkszählung von 1939 gestorben. In den Datenbanken und Gedenkbüchern fehlt sein Name. – Es überlebten allein die nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten „arische“ Schwiegertochter Hertha Heimann und die beiden Enkel, der eine lebte in den USA, der andere in Berlin.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Recherchen: Nachlass Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Berliner Telefonbücher;
Adressbücher für die Stadt Posen;
Adressbücher für Stettin und Altdamm;
HU Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945;
https://www.mappingthelives.org/;
Population Registry of Poznan 1870-1931 – e-kartoteka (Schachmann);
https://www.statistik-des-holocaust… Transportlisten;
https://www.geni.com/people/;
https://www.juedische-gemeinden.de;
Berliner Tageblatt vom 24.3.1920 und vom 25.3.1920 (Artikel zum Straßenkampf am 19.3.1920 und Todesanzeige Margarete Heimann).

Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Ilse Heimann

Stolperstein für Ilse Heimann

HIER WOHNTE
ILSE HEIMANN
JG. 1895
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Ilse Heimann kam am 13. Oktober 1895 in Stettin/Pommern (heute Szczecin in Polen) als zweites Kind des Kaufmanns Julius Heimann (auch Heymann geschrieben) und seiner Ehefrau Hedwig geb. Schachmann auf die Welt.
Die Eltern besaßen bereits eine Tochter, die am 22. Juni 1894 geborene Marianne Margaret(h)e.
Ihre 1872 geborene Mutter Hedwig Heimann stammte aus Posen (heute Poznań in Polen). Der Großvater Jakob Schachmann (1845–1902) war Wirt und Spirituosenfabrikant, mit seiner Ehefrau Auguste geb. Präger (1849–1910) hatte er sechs Kinder: Die beiden Onkel Julius (geb.1871) und Heinrich (geb.1877) sowie die beiden Tanten Sophie (geb.1874) und Ida (geb.1882) gehörten lange Jahre zu Ilse Heimanns Leben. Nur Alex Schachmann, den 1890 mit zwei Jahren gestorbenen jüngsten Bruder ihrer Mutter lernte sie nicht kennen. Die Großeltern wohnten in der Wallischei, einem Arbeiterviertel auf der östlichen Seite der Warthe.
Ihr Vater Julius Heimann stammte aus einer Familie von Kaufleuten, die in Stettin, in Altdamm bei Stettin und in Berlin lebten. Da sein Vorname Julius immer wieder und auch in derselben Generation der Familie auftaucht, bleibt es unklar, ob der Vater von Ilse in Stettin ein eigenes Geschäft besaß.
Kurz nach Ilse Heimanns Geburt muss die Familie nach Berlin gezogen sein. Am 11. September 1898 wurde als drittes Kind in Posen Ilses Bruder Fritz geboren – Hedwig Heimann war für die Entbindung in ihr Elternhaus gegangen.
Das Haus der Großeltern, die Onkel und Tanten in Posen sollte es nicht mehr lange geben: 1901 heiratete die Tante Sophie den Gerbereibesitzer Gustav Michaelis in Deutsch-Krone (heute Wałcz/Polen). 1902 starb der Großvater, und die Onkel Julius und Heinrich Schachmann, beide Kaufleute, gingen nach Berlin und kauften dort eine Spirituosen- und Likörfabrik. Julius starb bereits 1905. Er war mit Elisabeth Weiss (1879–1917) verheiratet. (Seine Tochter, Ilse Heimanns Cousine, Alice Pauline Schachmann (1905–1957 Los Angeles) führte ein ganz anderes Leben als die übrigen Frauen der Familie: Sie war in erster Ehe mit dem Strafverteidiger Dr. Alfred Apfel (1882–1941) verheiratet, und nach Trennung, Emigration und Scheidung in zweiter Ehe mit Franz Waxman (Wachsmann), einem der erfolgreichsten Filmkomponisten Hollywoods.) 1906 zogen auch die Großmutter Auguste Schachmann und die Tante Ida nach Berlin, 1910 starb die Großmutter in (Berlin)-Charlottenburg, begraben wurde sie in ihrer Heimatstadt Posen.
In Berlin lebte die Familie Heimann gemeinsam vom Beginn des Jahrhunderts bis 1919 in der Waldemarstraße 29. Das Haus zwischen Adalbertstraße und Elisabethufer (heute Leuschnerdamm) gibt es noch immer. Die Mitbewohner und Nachbarn waren Handwerker und Facharbeiter, in den Häusern arbeiteten die für Kreuzberg typischen kleinen „Etagenfabriken“. Es war kein Leben in Wohlstand. Ilse Heimanns Vater Julius steht als Kaufmann und Prokurist im Berliner Adressbuch, als Besitzer einer eigenen Firma wird er nicht genannt. Es könnte sein, dass er bei/mit einem seiner zahlreichen Verwandten gearbeitet und dort auch die Vertrauensstelle eines Prokuristen erhalten hat.
Im November 1919 heiratete der Bruder Fritz die evangelische Christin Hertha Wehner (1899–1974), die zum Judentum konvertierte. Am 19. März 1920 wurde die Schwester Margaret(h)e, Stenotypistin von Beruf, während des Kapp-Putsches in der Nähe des Alexanderplatzes erschossen. Im Berliner Tageblatt vom 25.3.1920 beklagten Eltern und Geschwister ihren Tod:

bq. Am Freitag, den 19. März 1920, wurde uns am Alexanderplatz durch die Kugel einer mordenden Soldateska unsere innigstgeliebte Tochter, Schwester und Nichte Margarete Heimann im blühenden Alter von 25 Jahren jäh aus dem Leben gerissen.
Wer sie gekannt, begreift, dass unser aller Sonnenschein geraubt wurde.
Dies zeigen in tiefster Trauer an
Julius Heimann und Frau Hedwig geb. Schachmann
Ilse und Fritz Heimann als Geschwister.
Berlin SO., den 24. März 1920.
Waldemarstrasse 29II
Die Beerdigung findet am Donnerstag, d. 25. März, mittags 12 Uhr, von der alten Halle des jüdischen Friedhofes in Weissensee statt.

Ob Ilse Heimann ebenfalls einen Beruf hatte, ist nicht bekannt. Sie blieb ledig und lebte weiter im Haushalt ihrer Eltern in der Waldemarstraße 29 – ein „Familienleben“. Sie wurde Tante: Ihr Bruder Fritz und seine Ehefrau Hertha bekamen zwei Söhne: Karl-Heinz (1920) und Theodor Norbert (1924). 1929 ließ sich das Ehepaar scheiden, Fritz und seine geschiedene Ehefrau lebten weiter in Berlin. Im März 1931 starb Ilse Heimanns Vater Julius. Die verwitwete Mutter Hedwig Heimann und ihre Tochter zogen um.
Ende der 1930er-Jahre lebten Ilse Heimann und ihre Mutter in der Güntzelstraße 49 als Untermieterinnen bei dem Ehepaar Leopold und Gertrud Cohn. (Das Ehepaar zog im August 1941 in die Darmstädter Straße und wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo beide umkamen.)
Die letzte Anschrift von Ilse und Hedwig Heimann war die Innsbrucker Straße 54, ein Gründerzeitbau am Bayerischen Platz. Hier wohnten sie wiederum zur Untermiete in der Wohnung der 1880 geborenen und seit 1940 verwitweten Cathi Holländer.
Am 26. August 1942 wurden Ilse Heimann und ihre Mutter Hedwig in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Es war einer der „kleinen“ Alterstransporte mit 100 Personen, die als Teil eines normalen Personenzugs vom Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg abfuhren. Nur elf Menschen wurden als „arbeitsfähig“ in die Transportliste eingetragen. Ilse Heimann war die jüngste Insassin der Waggons, sie begleitete als „Ordnerin“ die alten Leute.
Ihre Mutter starb bereits am 12. September 1942 in Theresienstadt in einem der „Siechenhäuser“ an den Folgen der katastrophalen Lebensumstände. Ilse Heimann wurde am 16. Mai 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz transportiert und dort ermordet. Der Tag ihres Todes ist nicht bekannt. – Der Transport vom 16. Mai 1944 war einer von drei „Maitransporten“, mit denen jeweils fast 2500 Menschen aus Theresienstadt in das Vernichtungslager verschleppt wurden. Im Juli 1944 wurden 3000–3500 Deportierte als Zwangsarbeiter/-innen in andere Lager verschleppt, die übrigen wurden in Birkenau ermordet.
Die letzte Vermieterin Cathi Holländer wurde am 26. Oktober 1942 nach Riga deportiert und nach der Ankunft ermordet. Ilse Heimanns Bruder Fritz lebte 1939 in Weißensee und arbeitete laut letztem Eintrag im Berliner Adressbuch von 1941 als Tiefbauarbeiter – dies wird wohl Zwangsarbeit gewesen sein. Am 3. April 1945 ist er laut Angabe der Volkszählung von 1939 gestorben. In den Datenbanken und Gedenkbüchern fehlt sein Name. – Es überlebten allein die nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten „arische“ Schwägerin Hertha Heimann und die beiden Neffen, der eine lebte in den USA, der andere in Berlin.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Recherchen: Nachlass Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Berliner Telefonbücher;
Adressbücher für die Stadt Posen;
Adressbücher für Stettin und Altdamm;
HU Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945;
https://www.mappingthelives.org/;
Population Registry of Poznan 1870-1931 – e-kartoteka (Schachmann);
https://www.statistik-des-holocaust… Transportlisten;
https://www.geni.com/people/;
https://www.juedische-gemeinden.de;
Berliner Tageblatt vom 24.3.1920 und vom 25.3.1920 (Artikel zum Straßenkampf am 19.3.1920 und Todesanzeige Margarete Heimann).

Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Helene Werner

Stolperstein für Helene Werner

HIER WOHNTE
HELENE WERNER
GEB. CARO
JG. 1870
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET APRIL 1944

Helene Caro kam am 26. Februar 1870 in Berlin auf die Welt. Ihre Eltern Hermann und Rosalie Caro geb. Ratzky hatten noch weitere zwei Töchter, deren Namen und Geburtsdaten nicht bekannt sind. Als 21jährige junge Frau heiratete Helene am 6. Februar 1892 in Berlin den zwei Jahre älteren Max Werner, der 23jährig lt. Heiratsanzeige bereits promoviert hatte und als praktischer Arzt tätig war. Das junge Ehepaar zog nach Königshütte, vermutlich hatte Max Werner dort eine Anstellung gefunden oder eine eigene Praxis eröffnet. Ihre einzige Tochter Ruth wurde am 19. März 1893 in Königshütte geboren.

Ruth wurde Schauspielerin und legte sich den Künstlernamen Helga Molander zu. Sie war zwischen 1918 und 1928 eine bekannte Stummfilmdarstellerin. Noch bis 1933 war sie – inzwischen als Schauspielerin in Vergessenheit geraten – sowohl unter ihrem Künstlernamen, als auch unter dem Ehenamen Ruth Eysenck in der Kaiserallee 19 (heute Bundesallee) gemeldet. Verheiratet war sie 2 Jahre lang mit dem Schauspieler und Conférencier Eduard Anton Eysenck. Sie emigrierte bald nach Frankreich, um dann zusammen mit dem Filmproduzenten Max Glass über Brasilien in die USA überzusiedeln.
Ihr 1916 in Berlin geborener Sohn Hans Jürgen Eysenck verließ ebenfalls 1934 Nazideutschland. Er hatte nach dem Abitur schnell erkannt, dass eine Zulassung zum Studium nur über eine Mitgliedschaft in der NSDAP zu erreichen war. So emigrierte er nach Frankreich und studierte französische Geschichte und Literatur an der Universität von Dijon. Später übersiedelte er nach England und wurde dort ein bekannter und vielzitierter Psychologe.

Helene Werner zog zu einem nicht bekannten Zeitpunkt aus Schlesien zurück nach Berlin. Vermutlich lebte sie als Witwe irgendwo in der Stadt zur Untermiete. Über das Schicksal ihres Mannes ist nichts bekannt. Da die Namen Helene und Max Werner in den Berliner Adressbüchern gehäuft vorkommen, ist eine eindeutige personelle Zuordnung nicht möglich. Ebenso wenig existieren Akten oder andere Dokumente, die Auskunft über Helene Werners Leben geben könnten.

In der Sonderkartei für Juden, die im Mai 1939 im Rahmen der Volkszählung angelegt wurde, war die Güntzelstraße 49 als ihr ständiger Wohnsitz vermerkt. Allerdings wohnte sie schon ein Jahr später, 1940, in dem „Jüdischen Familienheim I. Lehmann“ in der Herbertstraße 15 in Grunewald. Dieses war auch die Adresse, die in der Deportationsliste angegeben wurde. Helene Werner war allein in Berlin, Tochter und Enkel im sicheren Ausland und die Situation
der Juden verschärfte sich nahezu täglich durch immer neue Verordnungen und Erlasse. Die medizinische und die Versorgung mit Lebensmitteln waren katastrophal. Helene erkrankte schwer. So befand sie sich am Tag ihrer Deportation, dem 16.Juni 1943, unter den ca. 200 Patienten des Jüdischen Krankenhauses, die als „liegend Kranke“ nach Theresienstadt verschleppt wurden. Mit diesem Transport, der in Theresienstadt unter der Bezeichnung I/96 registriert wurde, räumte man das Jüdische Krankenhaus in der Iranischen Straße 2-4.

Helene Werner musste im Ghetto noch 10 Monate unter den grausamen Bedingungen ohne auseichende Nahrung und sich verbreitender Epidemien verbringen, bevor sie im April 1944 starb.

Text/Recherche: Karin Sievert Quellen: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945 Theresienstädter Gedenkbuch Holocaust.cz Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin Deportationslisten Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“ und weitere Angaben von Uri Shani

https://de.wikipedia.org/wiki/Helga_Molander https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_J%C3%BCrgen_Eysenck https://www.munzinger.de/search/portrait/Hans+J%C3%BCrgen+Eysenck/0/15398.html

Stolperstein für Georg Stodola

Stolperstein für Georg Stodola

HIER WOHNTE
GEORG STODOLA
JG. 1886
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 5.5.1943

Georg Stodola kam am 12. März 1885 in Posen (heute Poznań/Polen) als fünftes von zehn Kindern des Bäckermeisters Hermann Stodola (1848–1912) und seiner Ehefrau Hulda geb. Elkeles (1858–1921) auf die Welt. Die Eltern lebten anfangs in Kurnik (heute Kórnik/Polen), südöstlich von Posen. Dort waren die älteren Geschwister von Georg Stodola geboren worden: die Brüder Ignatz (*1878) und Siegfried (*1881) sowie die Schwestern Paula (*1879) und Mina (*1882).
Anfang der 1880er-Jahre kaufte der Vater in Posen das Haus Judenstraße 13/14 (polnisch Ulica Żydowska) im jüdischen Viertel der Stadt. Das Haus gehörte seinem verwitweten Schwiegervater Michaelis Elkeles (1824–1891). Die benachbarten Häuser Nr. 15 und 16 waren Eigentum der Synagogengemeinde: Hier stand die alte Synagoge der Stadt, und hier wohnten der Rabbiner, der Geschäftsführer der Gemeinde und der Gemeindediener. In den folgenden Jahren kamen in Posen nach Georg Stodola noch seine fünf Brüder Leonhard (*1883), Max (*1886), Gustav (*1887), Wilhelm (*1890) und Martin (*1894) auf die Welt.
Georg Stodola war von Beruf Pfefferküchler, er stellte also Lebkuchen, Honigkuchen und ähnliches Dauergebäck her – ein altes Handwerk, das es heute noch in Sachsen (Pulsnitzer Lebkuchen) als Spezialisierung des Bäckers gibt. Noch vor dessen Tod übernahm er das Geschäft des Vaters.
Nach dem Ersten Weltkrieg zogen Mutter Hulda Stodola und der ledige Sohn Georg nach Berlin, wo bereits die Söhne Leo und Max lebten. Mutter und Sohn wohnten in der Freisinger Straße 6 in Berlin-Schöneberg.
Nach dem Tod der Mutter 1921 zog Georg Stodola in die Jenaer Straße 19 in Berlin-Wilmersdorf und lebte dort bis Mitte der 1930er-Jahre. Anfangs besaß er ein Geschäft in der Kleiststraße 6, im Berliner Telefonbuch 1923 als „Schokoladen-, Honigkuchen- und Keksfabrik“ bezeichnet, im Adressbuch als „Konfitürenhandel“ bzw. „Konfitürenfabrik“. Seit Beginn der 1930er-Jahre befand sich seine Firma als „Konfitürenfabrik“ in der Mariannenstraße 31/32 in Berlin-Kreuzberg. In dem Gebäude befand sich die typische „Kreuzberger Mischung“ von Wohnen und Arbeiten, wobei die „Fabriken“ meist größere Handwerksbetriebe oder Manufakturen waren. Dies wird auch bei Georg Stodola so gewesen sein. Gleichzeitig gab es dort ein Geschäft für Schokoladen, Zuckerwaren und Konfitüren: Seit Mitte der 1930er-Jahre gehörte es der Witwe Wilhelmine Dannowski und ihrer Tochter Johanna.
Während der NS-Diktatur verlor auch Georg Stodola seine Firma. Der genaue Ablauf bleibt unklar: Nach der Erinnerung einer ehemaligen Mitarbeiterin wurden 1939/40 die großen Maschinen aus dem Betrieb in der Mariannenstraße beschlagnahmt und/oder in die Gipsstraße 12a zur Waffel- und Konfitürenfabrik Friedrich Auswitz geschafft, im Wiedergutmachungsverfahren auch als letzte Firmenadresse von Georg Stodola angegeben. – Die Gebäude in der Gipsstraße und in der Mariannenstraße wurden im Bombenkrieg zerstört.
Georg Stodola lebte nun als Untermieter. 1939 wohnte er in der Güntzelstraße 49 bei dem Ehepaar Leopold und Gertrud Cohn. Seine letzte Unterkunft fand er bei Erna Merkin und ihrem Sohn Bernhard in der Templiner Straße 17 in Prenzlauer Berg. In der 1½-Zimmer-Wohnung lebten noch ein weiterer Untermieter und zeitweise die Eltern der Frau.
Am 4. März 1943 wurde Georg Stodola mit über 1100 Menschen nach Auschwitz deportiert. Er gehörte wohl zu den zur Zwangsarbeit ins Lager eingewiesenen Männern, überlebte aber nur zwei Monate: Georg Stodola wurde am 5. Mai 1943 in Auschwitz ermordet.
Von seinen Geschwistern waren bereits der Bruder Max Stodola 1940 als Opfer der Euthanasie in der Tötungsanstalt Brandenburg a.d. Havel ermordet worden und die Schwester Paula Riefflin 1942 nach der Deportation in das Ghetto von Piaski. Der Bruder Martin Stodola war 1938 nach Palästina, der Bruder Leonhard 1939 nach Shanghai geflohen. Beide überlebten.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Vorrecherchen: Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Adressbücher Posen;
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry;
https://www.geni.com/people/;
http://www.juedische-gemeinden.de;
https://www.myheritage.de.
Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Sally Gross

Stolperstein für Sally Gross

HIER WOHNTE
SALLY GROSS
JG. 1874
FLUCHT IN DEN TOD
25.1.1942
VOR DEPORTATION

Sally Gross (Groß) kam am 16. Juli 1874 in dem Ort Schlochau in Westpreußen (heute Człuchów in Polen) als Sohn des Kaufmanns Louis Gross und seiner Ehefrau Rosa (Rochle) geb. Weile auf die Welt. Der Ort besaß zu jener Zeit eine große jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge und Friedhof. Eine eigene Schule hatte es nur kurz gegeben, während der Kindheit und Jugend von Sally Gross besuchten die jüdischen Kinder die städtische Schule.
Sally Gross hatte vier jüngere Geschwister: die beiden Brüder Alex (*1876) und Leopold (*1881) sowie die beiden Schwestern Ernestine (*1877) und Bertha (*1879). Die Eltern verbrachten ihr ganzes Leben in Schlochau. Nach dem Tod der Mutter blieb der jüngste Sohn Leopold bei dem verwitweten Vater. Die anderen Kinder gingen um die Jahrhundertwende nach Berlin.
Sally Gross wird anfangs als Untermieter gelebt haben: So gab er im Jahr 1905 als Trauzeuge bei der Hochzeit seines Bruders Alex mit der ebenfalls aus Schlochau stammenden Rosa Dora Salinger als Anschrift die Alte Jakobstraße 56 in Berlin-Mitte an, ohne im Berliner Adressbuch verzeichnet zu sein. – Vor Alex hatte bereits 1902 die Schwester Ernestine geheiratet, den Kunstmaler Bernhard Jellinek. 1909 heiratete die Schwester Bertha den Kaufmann Isaak London. Beide Schwestern waren Schneiderinnen. Der Bruder Leopold blieb ledig.
Sally Gross wohnte von 1907 bis 1917 in der Alten Jakobstraße 48. – Nun war er als „Haushaltsvorstand“ im Berliner Adressbuch eingetragen. Er hatte ebenfalls geheiratet. Seine Ehefrau war die 1884 geborene Martha Silbermann aus Nikolaiken im südlichen Ostpreußen, dem Ermland (heute Mikołajki in Polen). Das Ehepaar blieb ohne Kinder.
Nach der Erinnerung seines Neffen Yehuda Gross war Sally Gross Schneidermeister und Kaufmann. Seit 1907 gehörte ihm gemeinsam mit dem Kaufmann Felix Bojanower die seit 1870 bestehende Firma J. Horwitz & Co., Herrenmoden, eine der exklusivsten Berliner Maßschneidereien. Sie hatte anfangs den Brüdern Jacob (ca. 1838–1898) und Heinrich Horwitz (ca. 1840–1914) gehört, dann allein Heinrich Horwitz, dessen Ehefrau eine geborene Bojanower war. Die Geschäftsräume waren zuerst im ersten Stock der Leipziger Straße 87, dann in der Leipziger Straße 91 und schließlich in der Mohrenstraße 25. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Peter Paul Juhnke der dritte Mitinhaber.
Sally und Martha Gross zogen gegen Ende des Kriegs in den Berliner Westen, in die Augsburger Straße 27, nicht weit vom KaDeWe. Aber hier wohnte das Ehepaar nur kurze Zeit. Wohlhabend geworden, zog es weiter In den Villenbezirk Dahlem: Sally Gross war von 1922 bis 1930 Besitzer einer neu gebauten Villa in der Hittorfstraße 10.
1931 folgte die Übernahme der Firma, die bis 1934/1935 weiterhin den Firmennamen Horwitz trug, aber in die Charlottenstraße 59, Ecke Mohrenstraße, zog. Die Maßschneiderei arbeitete während der folgenden Jahre als OHG und dann KG unter Peter Paul Juhnkes Namen weiter, d.h. es gab neben P. Juhnke mindestens einen weiteren Inhaber. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs war der Firmensitz der Peter Paul Juhnke KG, begr. 1870 (!) in der Französischen Straße 49, Ecke Friedrichstraße. – Nach dem Ende der NS-Diktatur ging es am schicken Kurfürstendamm weiter, nun mit dem neuen Inhaber Carl Ahrberg. Eine Arisierungsgeschichte? Nach der Erinnerung seines Neffen blieb Sally Gross bis zum Herbst 1938 Miteigentümer, war nach dem Tod von Peter Paul Juhnke sogar für ein paar Monate Alleineigentümer.
Sally Gross und seine Ehefrau waren Anfang der 1930er-Jahre in eine Wohnung in der 2. Etage des Hauses Güntzelstraße 49 gezogen. Sally Gross war nicht mehr berufstätig, lebte aber noch immer in sicheren Verhältnissen. Dies änderte sich nach dem Herbst 1938. Im März 1939 musste das Ehepaar Gold, Silber und Schmuck bei der Städtischen Pfandleihanstalt in der Jägerstraße abliefern, ein Guthaben bei der Deutschen Bank wurde eingezogen. Alle Emigrationsversuche scheiterten. Verwandte der Ehefrau von Sallyl Gross hatten in den USA gebürgt und Geld hinterlegt – vergebens.
Mitte Oktober 1941 begannen die Deportationen aus Berlin in den Osten. Der Bruder Alex Gross und seine Ehefrau Rosa Dora wurden am 13. Januar 1942 nach Riga deportiert. Die Schwestern Bertha und Ernestine, ohne Kinder und inzwischen verwitwet, wurden aus der gemeinsamen Wohnung in der Schönhauser Allee 174 in Prenzlauer Berg am 19. Januar 1942 ebenfalls nach Riga deportiert. – Niemand kehrte zurück.
Am 22. Januar 1942 setzten Sally Gross und seine Ehefrau Martha ein gemeinschaftliches Testament auf, in dem sie die jüdische Kultusvereinigung als Erben einsetzten. Dann beendeten sie ihr Leben: Ehefrau Martha Gross starb am 24. Januar 1942, Sally Gross am 25. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus. Ihr Grab ist in Weißensee.
Der Bruder Leopold Gross wurde am 29. November 1942 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Überlebt hat allein der Sohn von Alex und Rosa Dora Gross, der 1909 geborene Heinz Gross, der 1935 nach Palästina emigriert war und sich dort Yehuda Gross nannte.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Recherchen: Nachlass Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Telefonbücher Berlin West 1948, 1952, 1954;
Indra Hemmerling: Biografische Zusammenstellung zu den Stolpersteinen von Bertha London (geb. Gross), Rosa Dora Gross, Ernestine Jellinek (geb. Gross) (http://stolpersteine-berlin.de/de/b… 4829–4831);
HU Datenbank Jüdische Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945;
https://collections.ushmm.org/searc…. (Stamm family papers);
https://www.geni.com/people/;
https://www.juedische-gemeinden.de;
https://sztetl.org.pl/pl/miejscowos…
Einzahlungskarten des Jewish Transmigration Bureau (Büro jüdischer Auswanderung), 1939–1954 (JDC).

Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Martha Gross

Stolperstein für Martha Gross

HIER WOHNTE
MARTHA GROSS
GEB. SILBERMANN
JG. 1884
FLUCHT IN DEN TOD
24.1.1942
VOR DEPORTATION

Martha Silbermann kam 30. August 1884 in Nikolaiken im südlichen Ostpreußen (heute Mikołajki in Polen) als Tochter des 1848 geborenen Berreck (Berech) Silbermann und seiner Ehefrau Lina Bielinski auf die Welt. Der Fischerort inmitten der masurischen Seenlandschaft, der zu einem beliebten Ferienort werden sollte, besaß zu jener Zeit eine relativ große jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge und einem um 1881 (wahrscheinlich schon früher) angelegten Friedhof. Der Vater von Martha Silbermann starb am 5. Februar 1890 in Nikolaiken und liegt auf diesem Friedhof begraben. Der Grabstein existiert noch und war die einzige sichtbare Spur, die sich von ihren Eltern finden ließ. Die Witwe blieb mit vier kleinen Kindern zurück, neben Martha mit dem 1882 geborenen Walter und den Töchtern Anna (*1886) und Amalie Gertrud (*1887).
Martha Silbermann heiratete um 1907 den 1874 geborenen Kaufmann und Schneidermeister Sally Gross (Groß) aus dem westpreußischen Schlochau (heute Człuchów in Polen). Er war das älteste von fünf Kindern des Kaufmanns Louis Gross und seiner Ehefrau Rosa (Rochle) geb. Weile. Die Eltern verbrachten ihr ganzes Leben in Schlochau, während die Kinder nach Berlin gingen.
1907 wurde ihr Ehemann Mitbesitzer der seit 1870 bestehenden Herrenmoden-Firma J. Horwitz & Co., einer der exklusivsten Berliner Maßschneidereien. Nun taucht er auch im Berliner Adressbuch auf: Von 1907 bis 1917 wohnte Sally Gross als „Haushaltsvorstand“ in der Alten Jakobstraße 48. Martha Gross blieb als Teil des Haushalts ihr ganzes Eheleben ohne eigenen Eintrag. Die Wohnung lag an der Ecke Stallschreiberstraße, die Nachbarn im Haus waren um 1912 Kaufleute, Gastwirte, ein Konzertmeister, eine Friseurin, ein Feuerwehrmann.
Martha und Sally Gross blieben ohne Kinder. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges zogen sie in den Berliner Westen und wohnten für kurze Zeit in der Augsburger Straße 27, nicht weit vom KaDeWe. Wohlhabend geworden, zogen sie weiter In den Villenbezirk Dahlem: Von 1922 bis 1930 lebte Martha Gross mit ihrem Ehemann in einer gerade gebauten Villa in der Hittorfstraße 10. Dort wird sie sicherlich Dienstboten gehabt und einen repräsentativen Haushalt geführt haben. Die Nachbarn waren nun der Architekt Hans Jessen, Ärzte und Universitätsprofessoren.
Die Geschwister von Martha Gross lebten bereits während des Ersten Weltkriegs gemeinsam im hessischen Kassel. Bruder Walter Silbermann war Mitinhaber eines großen Modehauses. Die Schwester Anna heiratete 1919 den Kaufmann Gustav Stamm, der Vater eines Sohnes aus erster Ehe war, und wohnte dann in Gladenbach/Hessen, der Heimatstadt ihres Ehemanns. 1920 bekamen die beiden die Tochter Liesel, 1922 den Sohn Werner. Die Geschwister Walter und Gertrud Silbermann blieben in Kassel. Während der NS-Diktatur zogen sie alle nach Frankfurt/Main. 1938 emigrierte Walter Silbermann in die USA, 1939 folgte seine Schwester Anna Stamm mit ihrer Familie. Gertrud Silbermann blieb in Frankfurt und wurde am 15. September 1942 nach Theresienstadt und von dort 1943 weiter nach Auschwitz verschleppt, wo sie ermordet wurde.
In den 1930er-Jahren zog sich Sally Gross aus dem „sichtbaren“ Mitbesitz der Firma Horwitz zurück. Nach der Erinnerung seines Neffen blieb er aber bis zum Herbst 1938 Miteigentümer, war sogar für ein paar Monate Alleineigentümer. Martha Gross und ihr Ehemann waren Anfang der 1930er-Jahre in eine Wohnung in der 2. Etage der Güntzelstraße 49 gezogen. Das Ehepaar lebte noch immer in materiell sicheren Verhältnissen. Dies änderte sich nach dem Herbst 1938. Im März 1939 mussten die beiden Gold, Silber und Schmuck bei der Städtischen Pfandleihanstalt in der Jägerstraße abliefern, ein Guthaben bei der Deutschen Bank wurde eingezogen. Martha und Sally Gross versuchten in die USA zu emigrieren. Martha Gross’ Bruder Walter Silbermann hatte für sie gebürgt und Geld hinterlegt – aber der Versuch misslang. (Ein Koffer von Anna Stamm/Silbermann mit den Briefen von 1939 bis 1941 an ihre Verwandten in Deutschland befindet sich im United States Holocaust Memorial Museum.)
Mitte Oktober 1941 hatten die Deportationen aus Berlin in die Ghettos und Lager des Ostens begonnen. Schwager und Schwägerinnen wurden nach Riga deportiert: Schwager Alex Gross und seine Ehefrau Rosa am 13. Januar 1942, die verwitweten und kinderlosen Schwägerinnen Bertha London und Ernestine Jellinek aus ihrer Wohnung in der Schönhauser Allee 174 am 19. Januar 1942. (Dort sind für die drei Frauen 2012 Stolpersteine verlegt worden.) Niemand kehrte zurück. – Im November desselben Jahres wurde dann als letzter der Schwager Leopold Gross aus Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Überlebt hat allein Heinz (Yehuda) Gross, der 1909 geborene Neffe von Martha Gross (Sohn von Alex und Dora Gross), der 1935 nach Palästina emigriert war.
Martha und Sally Gross setzten am 22. Januar 1942 ein gemeinschaftliches Testament auf, in dem sie die jüdische Kultusvereinigung als Erben einsetzten. Dann beendeten sie ihr Leben: Martha Gross starb am 24. Januar 1942, Sally Gross einen Tag später am 25. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus. Ihr Grab ist in Weißensee.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Recherchen: Nachlass Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Adressbücher Frankfurt/Main;
Indra Hemmerling: Biografische Zusammenstellung zu den Stolpersteinen von Bertha London (geb. Gross), Rosa Dora Gross, Ernestine Jellinek (geb. Gross) (http://stolpersteine-berlin.de/de/b… 4829–4831);
HU Datenbank Jüdische Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945;
Helmut Thiele: Die jüdischen Einwohner zu Kassel 1700-1942, Familiendaten und Adressen, als Manuskript vervielfältigt, Kassel 2006 (https://orka.bibliothek.uni-kassel….);
http://www.kirkuty.xlp.pl.August/20… Friedhof Nikolaiken;
https://collections.ushmm.org/searc… (Stamm family papers);
https://www.geni.com/people/;
https://www.mappingthelives.org/;
https://www.juedische-gemeinden.de;
https://sztetl.org.pl/pl/miejscowos…
Einzahlungskarten des Jewish Transmigration Bureau (Büro jüdischer Auswanderung), 1939–1954 (JDC)

Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Emma Friedländer

Stolperstein für Emma Friedländer

HIER WOHNTE
EMMA FRIEDLÄNDER
GEB. ARONADE
JG. 1872
DEPORTIERT 1942
RIGA
ERMORDET 18.8.1942

Emma Aronade kam am 18. Mai 1872 in Rybnik/Oberschlesien (heute in Polen) als Tochter des 1823 geborenen Kaufmanns Jonas Aronade und seiner elf Jahre jüngeren Ehefrau Dorothea, geb. Rahmer, zur Welt. Die Kreisstadt im oberschlesischen Bergbaurevier gehörte erst seit einem Jahr zum Deutschen Kaiserreich. Die Bewohner des Landkreises waren in der großen Mehrzahl katholisch. In der Stadt Rybnik selbst gab es eine größere jüdische Gemeinde, darunter viele Kaufleute. Der Vater von Emma Aronade besaß einen Großhandel für Kolonialwaren, Getreide und Glas.
Emma Aronade war das jüngste von sieben Geschwistern, vier Jungen und drei Mädchen. Die Brüder Adolf und Alfred besaßen später in Rybnik am Ring (dem Marktplatz) Geschäfte für Kolonialwaren und Glas-, Porzellan- und Luxuswaren. Die Schwestern heirateten: Regina (Jg. 1867, verh. Jacobowitz) wurde 1943 in Auschwitz ermordet, Maria (Jg. 1860, verh. Altmann) konnte nach Südamerika entkommen. Von den vier Brüdern konnte der Bruder Hugo (1869–1943) ebenfalls nach Südamerika emigrieren, während der Bruder Adolf (1871–1942) in Theresienstadt umgekommen ist.
Emma Aronade heiratete in Rydnik Hermann Friedländer, 1868 geboren in einem Dorf im Kreis Rybnik. Er war – wie schon sein Vater – Destillateur und Inhaber einer Likörfabrik und Weinhandlung.
Das Ehepaar zog nach Berlin. 1898 taucht Hermann Friedländer das erste Mal im Berliner Adressbuch auf: In der Prenzlauer Straße 25 in der Nähe des Alexanderplatzes befand sich seine „Liqueurfabrik“. 1900 wurde die Tochter Käthe geboren, 1902 der Sohn Walter. Während dieser Zeit wohnte die Familie in der Nr. 36, einem Neubau auf der anderen Straßenseite. Seit 1902 war Emma Friedländers Ehemann der Eigentümer des Hauses Nr. 25. Fabrik und Wohnung waren nun in einem Gebäude, später sollte noch eine Weinhandlung dazukommen.
Zum Ende des Revolutionswinters 1918/1919 änderte sich das Leben von Emma Friedländer auf furchtbare Weise. Am 6. März 1919 kamen Ehemann und Sohn bei den schweren Kämpfen am Alexanderplatz ums Leben. Es soll ein „Unglücksfall“ gewesen sein. Sohn Walter, inzwischen Kaufmannslehrling, wurde auf dem Alexanderplatz erschossen, Hermann Friedländer starb an seinen Verletzungen in einem Lazarett in der Brauerei Königstadt. Die Todesanzeige findet sich am 16. März 1919 im Berliner Tageblatt.
Emma Friedländer erbte das Haus in der Prenzlauer Straße und wohnte dort bis 1930, zuletzt als Mieterin. 1932 heiratete ihre Tochter Käthe. In den folgenden Jahren muss Emma Friedländer zur Untermiete gelebt haben oder, wahrscheinlicher, bei Verwandten.
Die Tochter Käthe und Schwiegersohn Walter Becker emigrierten während der NS-Diktatur nach Rio de Janeiro. Die 1910 geborene Nichte Doris, Tochter von Adolf Aronade, wurde in Berlin-Britz von Gerda Geyer und ihrer Schwester versteckt und konnte überleben.
Im Mai 1939 wohnte Emma Friedländer in der Güntzelstraße 49, im 1. Stock des linken Seitenflügels. Sie lebte von ihrer Rente, ihren Schmuck hatte sie abliefern müssen. Seit dem 1. September 1940 war sie schließlich Untermieterin bei Jenny Goldberg in der Pfalzburger Straße 73. Auch Jenny Goldberg wurde deportiert und ermordet.
Emma Friedländer wurde am 15. August 1942 mit dem „18. Osttransport“ vom Güterbahnhof Moabit nach Riga transportiert. Die ungefähr 1000 Insassen wurden gleich nach der Ankunft in den Wäldern um Riga erschossen. Nur eine einzige Frau, eine Krankenschwester, überlebte.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Vorrechechen: Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Deutsches Reichs-Adressbuch für Industrie, Gewerbe und Handel 1902/03;
Jüdisches Adressbuch für Gross-Berlin 1929/30, 1931;
Landesarchiv Berlin – Personenstandsunterlagen über ancestry;
szufladamalgosi.pl/tag/emma-aronade/;
https://www.geni.com/people/;
Berliner Tageblatt v. 16.3.1919.
Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Carl Stern

Stolperstein für Carl Stern

HIER WOHNTE
CARL STERN
JG. 1876
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.11.1942

Carl Stern stammte aus Geseke, einer Kleinstadt im (bis heute) streng katholischen Teil Westfalens. Hier wurde er am 3. Juni 1876 in die jüdische Familie Stern hineingeboren. Zu dieser Zeit waren ungefähr vier Prozent der Einwohner des Ortes Juden. Sie dominierten besonders den wichtigen Getreide- und Viehhandel, in dem auch viele Mitglieder der Familie Stern tätig waren und wohlhabend wurden. Die „Familie“ war eigentlich eine Sippe mit unzähligen Geschwistern in allen Zweigen und Generationen. Sie trugen oftmals dieselben Namen und heirateten wohl auch untereinander. Carl Stern war der Sohn des Getreide- und Pferdehändlers Samson Stern (1842–1898) und der Johanna Stern, geb. Leszynsky (1853–1895). Das erste Kind seiner Eltern, die 1875 geborene Laura, war nur vier Wochen alt geworden. 1878 kamen Carl Sterns Bruder Erich und 1881 seine Schwester Frieda, die sich „Frida“ nannte, auf die Welt.
1882 zogen die Eltern mit ihren kleinen Kindern von Geseke nach Hameln an der Weser. Hier wurde 1883 der jüngste Bruder Ludwig geboren. In Hameln wohnten der Großvater Josua Leszynsky und der Onkel Sally Leszynsky (1845–1917). Carls Vater Samson Stern übernahm die Getreidehandlung des Onkels Sally Leszynsky, der 1882 nach Berlin ging. 1893 starb der Großvater Leszynsky, 1895 die Mutter von Carl Stern und 1898 sein Vater.
Carls Bruder Erich war im Todesjahr der Mutter als Kaufmannslehrling nach Berlin gezogen. Nach dem Tod des Vaters folgten ihm seine Schwester Frida und der Bruder Ludwig ebenfalls in die Hauptstadt Berlin. Es ist unklar, ob Carl Stern bereits mit Erich nach Berlin gezogen war. Er fehlt in den vorhandenen Berichten. Die unverheirateten Geschwister Carl, Erich, Frida und Ludwig wohnten anfangs in der Brückenallee 17, Ecke Holsteiner Ufer nahe der Spree. Die nicht mehr existierende Straße und das durch einen Neubau ersetzte Haus lagen am östlichen Rand des Hansaviertels, heute teilweise die Bartningallee. An der gegenüberliegenden Ecke befand und befindet sich noch immer die in Berlin bekannte „Konditorei Buchwald“. Carl Stern, der sich manchmal mit „K“ schrieb, war der „Haushaltsvorstand“. Er war Bankangestellter geworden. – Der wohlhabende Onkel Sally Leszynsky wohnte zu dieser Zeit in der Bayreuther Straße. Später sollte er ein eigenes Haus in Berlin-Dahlem besitzen. Das weitere Leben der Geschwister: Frida Stern heiratete 1901 in Berlin den Rechtsanwalt Fritz Levy (1874–1936) und zog mit ihm nach Essen. Erich Stern lebte als Kaufmann und Fabrikant in Berlin. Ludwig Stern studierte Jura in Bonn, promovierte und wurde Rechtsanwalt.

Im Berliner Adressbuch von 1910 ist Carl Stern als Mieter einer Wohnung im dritten Stock des Hauses Elberfelder Straße 15 verzeichnet. – Dies war ein Neubau im bürgerlichen Teil von Moabit und wird seine erste eigene Wohnung nach der Heirat gewesen sein. Carl Stern hatte die am 30. September 1887 in Berlin geborene Therese Stern, genannt Röschen, geheiratet. Sie war die Tochter von Adolf und Mathilde Stern, geb. Markstein. Zum Zeitpunkt der Geburt von Therese war ihr Vater noch Kellner, ein Jahr später war er bereits „Cafetier“ im bekannten Börsen-Hotel in der Burgstraße. Später war Mutter Mathilde Stern die Besitzerin des Hotel-Cafés, danach führte sie ein eigenes Café in der Friedrichstraße.
Das erste Kind von Carl und Röschen Stern, ein Junge, kam 1910 tot auf die Welt. Wenige Jahre später zog das Ehepaar in die Innsbrucker Straße 21. Am 24. Juni 1914 findet sich im Berliner Tageblatt unter den Familienanzeigen eine Annonce, in der Carl Stern und seine Ehefrau Röschen die Geburt von zwei Töchtern anzeigen: Hanna und Hilde, am 19. Juni 1914 geborene Zwillinge.
Während des Ersten Weltkriegs zog die Familie nach Wilmersdorf, in die Mainzer Straße 12, wo sie bis 1933 wohnte.
Carl Stern wurde „Bankvorsteher“ und Mitte der 1920er-Jahre „Bankier“. Dies konnte vieles sein, auch Börsenmakler. Vielleicht hatte er im Café an der Börse seine Ehefrau kennen gelernt? Am 22. Mai 1933 starb Röschen Stern in der Mainzer Straße an einer Lungenentzündung. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begraben.
In den folgenden Jahren fehlt der Name von Carl Stern in den Berliner Adressbüchern, er scheint bereits zur Untermiete gewohnt zu haben. Vielleicht bei seiner Tochter Hildegard? Sie war Buchhalterin geworden und wohnte Mitte der 1930er-Jahre in der Rosenheimer Straße 18 in Schöneberg.
Carl Sterns Brüder Erich und Ludwig emigrierten, Erich Stern hatte zuletzt in Berlin, Ludwig Stern in Mannheim gelebt. Seine Schwester Frida und der Schwager Fritz Levy hatten weiterhin in Essen gewohnt und vier Kinder bekommen. Beide waren politisch aktiv, die Schwester in den Vereinen des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung, der Schwager in der SPD. 1933 wurde der Schwager verhaftet, das Ehepaar musste Essen verlassen, Fritz Levy starb 1936 nach langer Krankheit in Wuppertal. Carl Sterns Schwester Frida zog nach Berlin zu Tochter und Schwiegersohn und stand ihnen während einer Haftstrafe bei. Nach dem Ende der Haft 1939 konnte ihre Tochter emigrieren, der Schwiegersohn wurde im KZ ermordet. Frida Levy blieb in Berlin.
Carl Stern zog 1939 in die Güntzelstraße 49 zu Lucie Sarner, die dort schon seit 1935 wohnte. Lucie Sarner heiratete um 1941 Siegfried Zehden. Beide wurden später deportiert und ermordet. Carl Stern musste wieder umziehen. Seit Mitte Mai 1941 wohnte er als Untermieter in einem möblierten Zimmer bei Margarete Glogauer im 2. Stock des Gartenhauses der Kaiserallee 21, der heutigen Bundesallee. Auch das Ehepaar Glogauer wurde deportiert und ermordet.
Seine Schwester Frida wurde am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet. Sie ist nicht vergessen: In Essen ist 2001 eine Schule nach Frida Levy benannt worden, und in Berlin erinnert seit 2012 ein Stolperstein vor dem Haus Xantener Straße 20 an die Schwester von Carl Stern.
Am 3. Oktober 1942 wurde Carl Stern mit dem „3. großen Alterstransport“ in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. Bereits vier Wochen später, am 2. November 1942, ist er dort umgekommen.

Seine Tochter Hildegard, die zuletzt in der Nestorstraße 3 bei dem Kaufmann Samuel Gans wohnte, wurde am 1. März 1943 im Rahmen der „Fabrikaktion“ nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die Tochter Johanna konnte emigrieren. Sie lebte in den 1950er-Jahren, verheiratet mit Dr. Felix Salomon, in Israel.

Quellen:
Arbeitskreis „Jüdische Familien in Geseke“: Juden in Geseke, Beiträge zur Geschichte der Stadt Geseke 10, Geseke 1997
Berliner Adressbücher
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Centrum Judaicum, Grabkartei Weißensee
Gedenkbuch Bundesarchiv
Alfred Gottwaldt/Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich, Wiesbaden 2005
Ludger Hülskemper-Niemann: Für Frieden und Gerechtigkeit, Frida und Fritz Levy und ihre Kinder – zwei Essener Biographien, Alte Synagoge Essen (Hg.): Donnerstagshefte über Politik, Kultur und Gesellschaft, Band 12, Essen Dezember 2018
Ludger Hülskemper-Niemann, Frida-Levy-Gesamtschule Essen: Text zum Stolperstein Xantener Straße 20
Jüdisches Adressbuch für Gross-Berlin 1929/30, 1931
Landesarchiv Berlin, WGA
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen über ancestry
https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/e-g/718-geseke-nordrhein-westfalen/
https://www.geni.com/people/
Berliner Tageblatt v. 24.6.1914

Gespräche, Informationen und Hinweise:
Friedhelm Budde, Geseke
Ludger Hülskemper-Niemann, Essen
Reinhard Marx, Geseke

Vorrecherchen aus dem Nachlass von Wolfgang Knoll

Stolperstein für Elise Bloch

Stolperstein für Elise Bloch

HIER WOHNTE
ELISE BLOCH
GEB. PINCUS
JG. 1879
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Elise Pincus kam am 3. Januar 1879 in Posen (heute Poznań / Polen) als Tochter des Kaufmanns Ludwig Pincus (1837–1895) und seiner Ehefrau Auguste Golda, geb. Czapski, (1846–?) auf die Welt. Ihr Vater besaß gemeinsam mit seinem Bruder Siegfried Pincus (1835–1884) und nach dessen Tod mit der Witwe Emilie Pincus eine Essigfabrik und Brennerei. Die Firma und die Wohnungen der beiden Familien befanden sich in einem gemeinsamen Haus im Zentrum der Stadt. Auch die Großeltern Czapski und viele Onkel und Tanten lebten in Posen. Elise Pincus verbrachte also Kindheit und Jugend inmitten einer großen Verwandtschaft. Sie hatte drei ältere Geschwister: Max Pincus, geboren 1869, wurde Kaufmann wie der Vater; Rosa Pincus, geboren 1870, von Beruf Lehrerin, heiratete und bekam vier Kinder, sie wurde 1929 Witwe und lebte in Hamburg; Friedrich Pincus, geboren 1871, wurde Augenarzt und lebte seit 1896 in Köln.
Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1895 blieb die Mutter von Elise Pincus zuerst in Posen, dann verkauften sie und ihre Schwägerin Haus und Firma. Elise Pincus zog nach Köln zu ihrem Sohn Friedrich – dies wohl nach der Hochzeit ihrer Tochter Elise.
Elise Pincus hatte den 1861 geborenen Juristen Dr. Max Bloch geheiratet. Ihr Ehemann stammte aus Kempen (heute Kępno/Polen) in der Provinz Posen und kam ebenfalls aus einer Kaufmannsfamilie. – Sein Vater Hermann Bloch (1825–1900) war mehrere Jahrzehnte Vorsitzender des Stadtrats von Kempen und der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde.
Als Ehefrau „folgte“ Elise Bloch der Karriere ihres Ehemannes: Max Bloch war zunächst Amtsrichter in Soldau im Kreis Neidenburg (heute Działdowo/Polen), einer kleinen Stadt im Südwesten von Ostpreußen. Dort wurde das einzige Kind des Ehepaares, die Tochter Anita, am 24. Mai 1904 geboren. Von Soldau zog die Familie schon nach wenigen Jahren nach Guben an der Neiße in Brandenburg. (Der östlich der Neiße gelegene Teil der Stadt gehört heute als Gubin zu Polen.) Am dortigen Landgericht wurde Max Bloch Landgerichtsrat. In einem Haus am Lindengraben, einer sehr guten Wohngegend (heute in Gubin/Polen), lebte Elise Bloch mit ihrer Familie über 25 Jahre: Hier wuchs ihre Tochter auf und wurde erwachsen, hier starb der Ehemann. (1930 wohnte Elise Bloch als Witwe eines Landgerichtsrats mit ihrer Tochter zwar in demselben Haus, diese hatte aber wohl einen eigenen Haushalt und erhielt damit auch einen eigenen Eintrag im Adressbuch, als „Fräulein Anita Bloch“.)
1936 wurde Elise Bloch im Berliner Adressbuch zum ersten Mal als Mieterin in der Güntzelstraße 49 notiert. Sie wohnte dort bis 1940 mit ihrer Tochter Anita in der 1. Etage des Gartenhauses. Dann zogen Mutter und Tochter um: Anita Bloch heiratete den 1883 in Meiningen/Thüringen geborenen Rechtsanwalt Dr. Max May, dem seit September 1938 als „Konsulent“ nur noch die Vertretung oder Beratung von Juden erlaubt war.
Laut Berliner Adressbuch von 1941 wohnten sowohl Elise Bloch als auch Dr. Max May (als Haushaltsvorstand, die Ehefrau bleibt ungenannt) 1940 also in der Bayerischen Straße 2. Noch war Elise Bloch Hauptmieterin, danach fehlen die Namen Bloch und May. Aber die Bayerische Straße 2 blieb auch laut Transportliste ihre letzte Anschrift in Berlin:
Am 29. Januar 1943 wurde Elise Bloch vom Güterbahnhof Moabit aus mit über 1000 Menschen nach Auschwitz deportiert und ermordet. – Ihre Wohnung brannte am 1. März 1943 vollständig aus.
Schwiegersohn Dr. Max May, zuletzt Auguststraße 14–15, nahm sich vermutlich das Leben, er starb am 26. April 1943. Tochter Anita, zuletzt ebenfalls in der Auguststraße wohnhaft, wurde am 17. Mai 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Auch die Geschwister von Elise Bloch wurden deportiert und ermordet.

Biografische Zusammenstellung
Dr. Dietlinde Peters, Vorrecherchen: Wolfgang Knoll
Weitere Quellen
Adressbücher Guben 1910, 1930,
Adressbücher Posen;
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry;
https://www.geni.com/people/;
Aaron Heppner / Isaak Herzberg: Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Band 1, Breslau 1929, zu Kempen S. 514-525;
Recherchen und Auskunft: Sören Bott, Berlin

Von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Stolperstein für Max Auerbach

Stolperstein für Max Auerbach

HIER WOHNTE
MAX AUERBACH
JG. 1890
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Max Auerbach wurde am 1. April 1890 in Rawitsch (Rawicz) im Bezirk Posen (Poznan) geboren. Er war Ingenieur und Patentanwalt und ein großbürgerlich liberaler Intellektueller, der nicht glauben wollte, dass die Nationalsozialisten an der Macht blieben.
Verheiratet war er mit Charlotte Nora Auerbach geb. Borchardt, geboren am 12. August 1902 in Memel (Klaipeda). Sie studierte Kunst.
Am 29. April 1931 wurde der Sohn Frank in Berlin geboren. 1939 schickten ihn die Eltern nach Großbritannien. Er war noch keine acht Jahre alt, als er mit fünf weiteren jüdischen Kindern mit dem Schiff nach England fuhr und so gerettet wurde. Er wurde dort ein berühmter Maler mit einem eigenwilligen Stil, der keiner Kunstrichtung zuzuordnen ist.

Bis 1.8.1941 wohnten sie in der Güntzelstraße 49, dann mussten sie kurzfristig zwangsweise in die Nestorstraße 34 umziehen, danach sind sie in ein Leerzimmer in die Fasanenstraße 54 bei Davidsohn gezogen. Max musste als Zwangsarbeiter bei der Firma Riedel in Britz für einen Wochenlohn von ca. 25 RM, Charlotte bei der Firma Elektrolux in der Oberlandstraße in Tempelhof Rüstungsgüter herstellen. Bei der sogenannten Fabrikaktion am 27. Februar 1943, als Juden von ihren Arbeitsplätzen weg verhaftet wurden, sind auch Max und Charlotte Auerbach abgeholt und ins Sammellager Große Hamburger Straße verschleppt worden. Am 1. März 1943 wurde Max Auerbach vom Berliner Güterbahnhof Moabit ins 720 Kilometer entfernte Konzentrationslager Auschwitz in Polen deportiert. Ihm folgte Charlotte Auerbach am 3. März 1943 ebenfalls nach Auschwitz. In dem ersten Zug drängten sich 1722 Menschen, in dem zweiten 1726. Beide sind dort ermordet worden – Max Auerbach zu einem unbekannten Zeitpunkt, Charlotte Auerbach am 30. Juni 1943.

Ihr letztes Inventar, das sie in die Fasanenstraße hinüberretten konnten, wurde am 8.5.1943 vom Obergerichtsvollzieher Neumann auf 1.482 RM geschätzt und im Februar 1944 für 1.305 RM verkauft

Der nebenan in der Güntzelstraße 53 wohnende Schüler Marcel Reich-Ranicki, der einer der bedeutendsten deutschen Literaturkritiker war, ist von Max und Charlotte Auerbauch gelegentlich als Babysitter des Sohns Frank engagiert worden. Sie waren Cousins. Auch für Reich-Ranickis Eltern, David und Helene Reich, sind Stolpersteine verlegt.

Siehe Beiträge im Berliner Tagesspiegel und http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/bayerisches-viertel/nachbarn-im-kiez-als-marcel-reich-ranicki-der-babysitter-von-frank-auerbach-war/11653122.html

Berichtigung 2022: Neuere Recherchen zeigen, dass Max und Charlotte Auerbach nach ihrer Verhaftung nicht in das allgemeine Sammellager Große Hamburger Straße gebracht wurden. Wegen der großen Anzahl der im Rahmen der “Fabrikaktion” am Arbeitsplatz Festgenommenen, hatte die Gestapo mehrere provisorische Sammellager eingerichtet. Max Auerbach wurde in der Fahrzeughalle der Göring-Kaserne in Reinickendorf bis zu seiner Deportation festgehalten, Charlotte im umfunktionierten Tanzsaal “Clou” in der Mauerstraße in Mitte.

Hinweis von Stefan Fuhrmann.

Stolperstein für Charlotte Auerbach

Stolperstein für Charlotte Auerbach

HIER WOHNTE
CHARLOTTE
AUERBACH
GEB. BORCHARDT
JG. 1902
DEPORTIERT 3.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 30.6.1943

Berichtigung 2022: Neuere Recherchen zeigen, dass Max und Charlotte Auerbach nach ihrer Verhaftung nicht in das allgemeine Sammellager Große Hamburger Straße gebracht wurden. Wegen der großen Anzahl der im Rahmen der “Fabrikaktion” am Arbeitsplatz Festgenommenen, hatte die Gestapo mehrere provisorische Sammellager eingerichtet. Max Auerbach wurde in der Fahrzeughalle der Göring-Kaserne in Reinickendorf bis zu seiner Deportation festgehalten, Charlotte im umfunktionierten Tanzsaal “Clou” in der Mauerstraße in Mitte.

Hinweis von Stefan Fuhrmann.

Stolperstein Szilard Diamant

HIER WOHNTE
SZILARD DIAMANT
JG. 1900
FLUCHT 1939
SLOWAKEI
DEPORTIERT 15.4.1942
LUBLIN
ERMORDET APRIL 1942

Ehepaar Diamant

Szilard Diamant wurde am 26. April 1900 in dem südpolnischen Bergdorf Rajcza (südwestlich von Krakau/Kraków) geboren. Seine Frau Hella Diamant geb. Better wurde am 14. Juni 1908 in Auschwitz (Oswiecim) geboren. Sie heirateten 1932. Er gab seine Staatsangehörigkeit mit „tschechisch“ an. Von Beruf war er Metallhändler.
In Berlin wohnten sie von 1935 bis 1939 in der Güntzelstraße 49, im Adressbuch 1936 ließ er sich als „Kaufmann“ eintragen. 1939, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, flüchteten sie in die Tschechoslowakei nach Nitra.

Die starke jüdische Gemeinde in Nitra (heute im Westen der Slowakei) wurde durch antijüdische Gesetze und Abschiebungen in die deutschen Vernichtungslager fast vollständig ausgelöscht. Diamants wurden am 15. April 1942 von Nitra nach Lublin deportiert.

Szilard Diamant wurde in einem Konzentrationslager der Nazis umgebracht, allerdings gibt es widersprüchliche Angaben, in welchem. Eine Quelle nennt Majdanek, eine andere Bergen-Belsen. Während des Transports wurde das Ehepaar am 19. April 1942 getrennt. Nach Darstellung ihres Stiefsohns in Australien wurde Hella nach Auschwitz gebracht. Es sei ihr – vermutlich aus dem Deportationszug oder während eines Arbeitseinsatzes außerhalb des KZ – gelungen zu flüchten. Unter falschem Namen habe sie als Katholikin getarnt während des Zweiten Weltkriegs in Polen gelebt. Sie heiratete 1952 wieder, zog in die Schweiz und ging schließlich nach Australien, wo sie in den 1990er Jahren starb. Jedenfalls ist weder der Todesort Szililard Diamants Todesort noch sind die Umstände der Flucht Hella Diamants zweifelsfrei belegbar.

Ehepaar Diamant, Ostern 1931

Szilard Diamant (born 1900 in Rajcza, Poland) and his wife Hella (born 1908, Oswiecim) married in 1932. He was a metal dealer who listed his nationality as Czech. They lived at 49 Güntzelstrasse until 1939 when they fled to Czechoslovakia. They were deported from Nitra to Lublin on Transport 2 on April 15, 1942. Szilard died in a Nazi camp but there is conflicting information on which camp. One record from Yad Vashem says Majdanek, another Bergen Belsen. During the transport, Szilard and Hella were separated on April 19, 1942. According to her stepson, Hella was sent to Auschwitz but managed to escape from the deportation train, or a KZ and survived the war living as a Catholic under another name in Poland. She remarried in 1951 and moved to Switzerland and then Australia where she died in the 1990s.

Text: Ralph Blumenthal (USA), Neffe von Szilard Diamant, von 1968/69 Korrespondent der New York Times in Deutschland, langjähriger Reporter und jetzt Professor an einem College in New York. Ralph Blumenthal schrieb in der New York Times diesen Artikel über Szilard und Hella Diamant.
Quelle: Yad Vashem „List of Jews from Nitra and the Nitra vicinity deported to the Lublin region on 15/04/1942”

Stolperstein Hella Diamant

HIER WOHNTE
HELLA DIAMANT
JG. 1908
FLUCHT 1939
SLOWAKEI
DEPORTIERT 15.4.1942
LUBLIN
FLUCHT / ÜBERLEBT