Ehemalige Synagoge Fasanenstraße

Synagoge Fasanenstraße 1956, Foto: Landesarchiv Berlin

Synagoge Fasanenstraße 1956, Foto: Landesarchiv Berlin

Die große Synagoge der Jüdischen Gemeinde Charlottenburg wurde 1910-1912 von Ehrenfried Hessel als dreischiffiger Monumentalbau mit drei Kuppeln und Tonnengewölbe errichtet, der sich stilistisch an frühchristlich-byzantinische Kirchenbauten anlehnte. Die Synagoge bot 2.000 Menschen Platz. Sie wurde am 26.8.1912 eingeweiht. Es war die erste große Synagoge außerhalb des alten Berlins. Sie kündete vom Selbstbewusstsein des liberalen jüdischen Bürgertums: Nicht mehr versteckt im Hinterhof wie noch die wenige Jahre zuvor geweihte Synagoge in der Rykestraße, sondern als sichtbares Zeichen im Stadtbild. Von 1912 bis 1938 war Julius Galliner (1872-1949) Gemeinderabbiner.
In der Pogromnacht vom 9. zum 10.11.1938 wurde die Synagoge angezündet und brannte aus.
Ein Charlottenburger Augenzeuge schrieb folgenden Bericht:
“Die Nacht vom 9. zum 10. November und den 10. November 1938 kann niemand aus dem Gedächtnis löschen, der die entfesselte Unterwelt aus dem Abgrund steigen sah. Mit Knüppeln und langen Stangen, johlend und lachend, brachen sie auf dem Kurfürstendamm, in seinen Nebenstraßen und in der Tauentzienstraße in die Geschäfte, Büros und Wohnungen der jüdischen Einwohner ein. Wie aus dem Boden gewachsen tauchten plötzlich Hunderte von jungen Burschen auf, die an ihrer SA-Herkunft nur durch die Schaftstiefel zu erkennen waren, verteilten sich nach einem festgelegten Plan auf beiden Seiten des Kurfürstendammes und zertrümmerten die großen Schaufenster der jüdischen Geschäfte.
Andere Trupps zogen nach der Fasanenstraße und begingen das schändlichste Werk der an Verbrechen reichen Nacht: Sie drangen in das Gotteshaus, in die Synagoge ein und setzten sie in Brand. Hoch loderten die Flammen als, von empörten Passanten alarmiert, die Feuerwehr eintraf. Und dann geschah das Unfassbare, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt: Die Feuerwehr durfte nicht löschen, die Polizei durfte nicht den Mob verjagen! Hilflos standen die Löschmannschaften vor der brennenden Synagoge: Die SA-Männer hinderten sie am Auslegen der Schläuche, und die Polizei drehte dem schamlosen Schauspiel den Rücken.”
(aus: 250 Jahre Charlottenburg, Berlin 1955, S.41)

Weitere Zerstörungen folgten im Krieg. 1957/58 wurde die Ruine abgerissen. An ihrer Stelle bauten Dieter Knoblauch und Hans Heise 1958-60 das Jüdische Gemeindehaus.