Thema des Monats Februar 2007

Ein Bauernmarkt im Bezirk?

Die Bezirksverordnetenversammlung diskutiert

Lehniner Platz, 24.1.2007, Foto: KHMM

Lehniner Platz, 24.1.2007, Foto: KHMM

Auf dem Lehniner Platz am Kurfürstendamm gegenüber der Schaubühne soll es bald einen regelmäßigen Bauernmarkt geben, auf dem nur Produkte aus Berlin und Brandenburg angeboten werden sollen. Aus Sicht der Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung sprechen viele gute Gründe für die Einrichtung dieses Bauernmarktes.

SPD-Fraktion

Die SPD Fraktion sieht in der Einrichtung des Berlin-Brandenburger Bauernmarktes eine große Chance, um eine weitere attraktive Einkaufsmöglichkeit zu schaffen. Wir glauben, dass der Markt hier ebenso erfolgreich werden kann, wie am seit 1996 bestehenden Standort am Wittenbergplatz.
Dass auf dem Bauernmarkt nur Unternehmen aus der Region Berlin-Brandenburg ihre Waren anbieten, entspricht unserer Strategie, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen zu unterstützen. Aus diesem Grund sind wir zum Beispiel auch gegen die Einrichtung eines Einkaufszentrums im Kudamm-Karree. Der Bauernmarkt wird vermehrt Laufkundschaft anziehen, was wiederum positive Auswirkungen für den Einzelhandel rund um den Lehniner Platz erwarten lässt. Eine Aufgabe wird noch die Lösung der Parkraumfrage sein.
Auch aus umweltpolitischen Gründen und aus Sicht des Verbraucherschutzes ist die Beschränkung des Angebotes auf regionale Produkte positiv zu bewerten. Zwar werden auf dem Bauernmarkt sowohl Produkte aus biologischen als auch aus konventionellem Anbau angeboten, aber die kurzen Transportwege gewährleisten eine erheblich geringere Belastung der Umwelt durch Schadstoffe. Und Produkte direkt vom Hersteller erwerben zu können, entspricht zunehmend dem Bedürfnis der Verbraucher.
Wichtig ist uns aber auch, dass es durch den Bauernmarkt zu keinen negativen Effekten für die zeitgleich in der Umgebung stattfindenden Märkte, wie zum Beispiel in der Nestorstraße, kommt.
Daniel Bünger

CDU-Fraktion

Die Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung in unserem Land basiert auf dem System der sozialen Marktwirtschaft, wie sie einst von Ludwig Erhard erdacht wurde. Ein Grundpfeiler dieses Wirtschaftssystems ist das privatwirtschaftliche Engagement in Form privater Investitionen. Der Staat selbst beschränkt sich dabei bei seinen öffentlichen Investitionen im Wesentlichen auf die Bereiche der Daseinsvorsorge, so zum Beispiel bei der Schaffung geeigneter Infrastruktur wie dem Straßenbau. Für die CDU-Fraktion stand und steht somit die Förderung privatwirtschaftlichen Engagements durch die Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen zu keinem Zeitpunkt zur Disposition. Daher unterstützt die CDU-Fraktion grundsätzlich zunächst jede sinnvolle privatwirtschaftliche Investition, unabhängig von der Frage, ob nun wie in diesem Falle ein Bauernmarkt oder etwas anderes geplant ist. Die CDU-Fraktion steht daher einer Einrichtung eines Bauernmarktes im Bezirk positiv gegenüber, solange dieser eine Bereicherung des bisher vorhandenen Angebotes darstellt, und die dort ansässigen Gewerbetreibenden in Ihrer Existenz nicht bedroht.
Stefan Häntsch

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Obst aus Werder, Gemüsespezialitäten direkt vom Bauern und dazu ausgesuchtes Kunsthandwerk – der Berlin-Brandenburger Bauernmarkt zieht mit seinen Produkten wöchentlich bereits seit über 10 Jahren Berliner und Touristen am Wittenbergplatz an.
Produkte aus der Region, direkt vom Erzeuger – das ist nicht nur attraktiv für den Kunden sondern auch ökologisch und verkehrspolitisch zukunftsweisend. Deswegen begrüßt es Bündnis 90/Die Grünen ganz besonders, dass nun an einem zusätzlichen Standort der City-West, nämlich auf dem Lehniner Platz, ebenfalls einmal wöchentlich zum bunten Markttreiben eingeladen werden soll. Im Gegensatz zum Einkauf beim Billig-Discounter können die Verbraucherinnen und Verbraucher sich hier von der hohen Qualität der Produkte aus der Region überzeugen sowie den Weg vom Erzeuger auf den Esstisch direkt nachvollziehen. Wir fordern die Marktbetreiber darüber hinaus auf, den bereits guten Anteil an Bio-Produkten weiter zu erhöhen und durchgängig zu gewährleisten, dass sämtliche angebotenen Produkte gentechnikfrei erzeugt sind.
Bündnis 90/Die Grünen freut sich über die Belebung des Quartiers, wir streben weiterhin eine qualitativ hochwertige Umgestaltung des Platzes an.
Nicole Ludwig

FDP-Fraktion

Mit dem auf dem Wittenbergplatz erfolgreichen Bauernmarkt könnte ein weiteres attraktives Angebot für unsere Bürgerinnen und Bürger auch in unserem Bezirk die Angebotsvielfalt erweitern. Wenn Politik und Verwaltung keine unnötigen Hindernisse schaffen, wird ab dem Frühjahr der Kudamm am Lehniner Platz einen neuen Markt haben. Mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region wird unseren Bürgern ein optimiertes Angebot in der Marktlandschaft gemacht.
Ein solches privatwirtschaftliches Engagement sollte von der Politik nicht gehemmt werden. Wir Liberalen wollen hier fördern und unterstützen. Hier ist Verwaltung als Dienstleister gefragt. Die FDP hofft, dass diese “Zweigstelle” genauso erfolgreich und nachgefragt sein wird, wie das Original.
Eigeninitiative braucht unser Bezirk mehr als staatlichen Regelungswahn. Daher heißt es jetzt: Umsetzen und genehmigen. Schluss mit dem Warten! Die FDP wird darauf drängen, im Sinne der Bürgerinnen und Bürger unseres Bezirks.
Florian P. Block

Fraktionslose Bezirksverordnete (Die Linkspartei.PDS)

Bauern auf dem Kudamm? Der Initiator des Bauernmarktes auf dem Wittenbergplatz ist an den Bezirk herangetreten. Er will auf dem Lehniner Platz einen weiteren Wochenmarkt für landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Brandenburg organisieren – ohne Kosten für den Bezirk, denn sogar die Müllbeseitigung wird von den Marktbetreibern selbst übernommen.
Die Verbraucher werden dies als positive Ergänzung zu den Angeboten auf dem Markt in der Nestorstraße empfinden, einige PKW-Halter können dann samstags allerdings nicht mehr auf dem Lehniner Platz parken, aber dies sollte kein Hinderungsgrund sein. Denn ein zusätzliches Angebot von heimischen Produkten direkt vom Produzenten an den Endverbraucher bereichert den saisonalen Speisezettel und hilft – zumindest teilweise – die stetig steigende Nachfrage nach Bio-Produkten zu befriedigen.
Die Standmieten richten sich übrigens nicht nach einem festen Quadratmeterpreis, sondern danach, was der einzelne Händler sich aufgrund seiner Umsätze leisten kann, und heben sich damit wohltuend von der heute allgemein üblichen Praxis ab. Insgesamt ein kleines Beispiel für nachhaltiges Handeln – also: keine Bedenken.
Hans-Ulrich Riedel