Aus Bitterem wird Süßes

Es ist an der Zeit, dass ich mich wieder einmal für die Zusendung von aktuell und die Publikation „Berlin gestern und heute“ bedanke. Beide Publikationen gehen mir regelmäßig zu. Ich lerne eine Menge daraus und ich lese sie immer mit großem Interesse. Zu dem Artikel über die Königliche Porzellan Manufaktur Berlin von Dr. Frank Otto gestatte ich mir, eine (wie mir scheint nicht unwesentliche) Ergänzung hinzuzufügen.

Im Neuen Lexikon des Judentums, erschienen 1992 im Bertelsmann Verlag, herausgegeben von Prof. Julius Schoeps, erscheint auf Seite 242 eine Notiz, die ich der Einfachheit halber wörtlich kopiere: „Judenporzellan, von den Juden Preußens unter Friedrich II. zwangsweise bei Eheschließungen, Todesfällen, Hauskäufen u. a. aus der Berliner Porzellan Manufaktur anzukaufendes Porzellan. Die erpress. Methode ging sogar so weit, jedes Judenprivileg (Konzessionen, Geschäftsgründung u. a.), das erbeten wurde, nur dann auch zu bewilligen, wenn die Juden auch gleichzeitig eine bestimmte Menge Porzellan abnahmen.“ (Literatur: G. Kolb, Geschichte der Königl. Porzellan Manufaktur Berlin, 1863.)

Da ich mich ausführlich mit der Judenfrage in Deutschland beschäftigt habe, weiß ich seit vielen Jahren, was es mit dem so genannten Judenporzellan für eine Bewandtnis hat.

Der Grund für diesen Zwangserwerb war die nach dem Siebenjährigen Krieg darnieder liegende Berliner Wirtschaft, der auf die Beine geholfen werden sollte. So kamen viele Juden nolens volens in den Besitz des Berliner Porzellans, das später ganz unbeabsichtigt zu einer Kostbarkeit wurde. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Aus Bitterem wird Süßes …


Elisheva Lernau
Chiffre 205202