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Die Weltstadt in der Weimarer Republik
Nach Absetzung und Flucht Kaiser Wilhelms II. ins niederländische Exil wird am 11. November durch beiderseitigen Waffenstillstand der Erste Weltkrieg beendet. mehr
© Landesarchiv Berlin/Fotograf: Waldemar Titzenthaler
Berlin wird Hauptstadt des Deutschen Reiches. Dieser Gewinn an politischer Bedeutung, die Industrialisierung und der wirtschaftliche Aufschwung der Gründerjahre führen zur Ansiedlung zahlreicher weiterer Unternehmen in der Stadt. Berlin wird politisches, ökonomisches und wissenschaftliches Zentrum des Kaiserreichs.
Die Berliner Stadtbaurat James Hobrecht beginnt mit dem Aufbau eines umfassenden Entwässerungssystems für die Hauptstadt. In Friedrichshain wird das erste städtische Krankenhaus eröffnet.
Im Mai vereinigen sich in Gotha der von Ferdinand Lassalle 1863 gegründete „Allgemeine Deutsche Arbeiterverein“ (ADAV) mit der 1869 gegründeten „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP) unter der Führung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ (SDAP) mit Sitz in Berlin. 1890 benennt sich die Partei in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) um. Die SPD selbst bezieht sich mit ihrem Gründungsdatum auf die Gründung des ADAV im Jahr 1863.
Die Einwohnerzahl überschreitet die Millionengrenze.
Das „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ verbietet Organisationen, Druckschriften und Versammlungen der als „Reichsfeinde“ angesehen Sozialdemokraten. Es bleibt bis 1890 in Kraft.
Auf der Berliner Gewerbeausstellung stellen Siemens & Halske die erste elektrische Eisenbahn der Welt vor. 1881 fährt in Lichterfelde die erste elektrische Straßenbahn der Welt.
Der von der Stadt zum königlichen Jagdschloss Grunewald führende Knüppeldamm wird bis Halensee nach Vorbild der Champs- Elyseés in Paris zur Prachtstraße ausgebaut. Der „Neue Westen“ um den „Kurfürstendamm“ entwickelt sich zu einer bevorzugten Wohngegend für prominente und reiche Anwohner und einem beliebten Treffpunkt der Kulturszene.
In der Schumannstraße wird das “Deutsche Theater” eröffnet. 1892 folgt das “Neue Theater” am Schiffbauerdamm, als “Berliner Ensemble” die spätere Wirkungsstätte Berthold Brechts.
Zum 1. Mai finden in Berlin die ersten Maifeiern der Arbeiterbewegung statt. Bei den Reichstagswahlen wählt die absolute Mehrheit der Berliner sozialdemokratisch.
Dem Berliner Maschinenbauingenieur Otto Lilienthal gelingt der erste sichere Gleitflug der Geschichte (25 Meter). Lilienthal stirbt bei einem Flugunfall 1896. An ihn und seine Pionierleistung erinnern die Lilienthal-Gedenkstätte am „Fliegeberg“ in Lichterfelde sowie der heutige „Flughafen Otto Lilienthal“ in Tegel.
Berlin hat fast 1,9 Millionen Einwohner; unter Einschluss der 23 Vororte leben insgesamt 2,5 Millionen Menschen im unmittelbaren Einzugsbereich der Stadt. Laut einer “Wohnungs-Enquête” von 1903 ist Berlin die größte Mietskasernenstadt der Welt: Eine Million Wohnungen, davon 400.000 mit nur einem Raum und weitere 300.000 mit zwei Räumen.
Die erste Berliner U-Bahnlinie zwischen Warschauer Brücke und Knie (heute Ernst-Reuter-Platz) nimmt ihren Betrieb auf.
Der Schuster Wilhelm Voigt besetzt als „Hauptmann von Köpenick” mit richtigen Soldaten das Rathaus Köpenick, verhaftet den Bürgermeister und raubt die Stadtkasse.
Im neuen Westen am Wittenbergplatz wird das Kaufhaus des Westens, KaDeWe, eröffnet.
Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (heute Max- Planck-Gesellschaft) wird gegründet. Neben der Wissenschaft blühen auch Kultur, Wirtschaft und Forschung. Berlin gewinnt internationales Profil durch Namen wie Max Liebermann und Walter Leistikow (Berliner Sezession 1898), Max Reinhardt, Rudolf Virchow, Adolf von Harnack, Max Planck und Theodor Mommsen.
Berlin schließt sich mit den umgebenden Städten Charlottenburg, Schöneberg, Wilmersdorf, Lichtenberg, Neukölln und Spandau sowie den Kreisen Niederbarnim und Teltow zum Zweckverband Groß-Berlin zusammen. Adolf Wermuth wird Oberbürgermeister.
Die Einwohnerzahl innerhalb der Stadtgrenzen übersteigt die Zwei-Millionen-Grenze.
Während der Kriegsjahre wird die Versorgung der Millionenstadt immer schwieriger. Hunger und Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung führen gegen Ende des Krieges in Berlin zu Massenstreiks.
Revolution in Berlin. Am 9. November verkündet Reichskanzler Prinz von Baden Abdankung Kaiser Wilhelms II. und übergibt Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert (SPD). Philipp Scheidemann ruft von einem Balkon des Reichstags die freie deutsche Republik aus. Karl Liebknecht proklamiert vom Balkon IV des Berliner Schlosses die freie sozialistische Republik Deutschlands.
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Nach Absetzung und Flucht Kaiser Wilhelms II. ins niederländische Exil wird am 11. November durch beiderseitigen Waffenstillstand der Erste Weltkrieg beendet. mehr
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Die „Machtergreifung“ Adolf Hitlers führt zur Machtübernahme der Nationalsozialisten und zum Ende der Demokratie in Deutschland und Berlin. mehr
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Die Berliner Garnison kapituliert am 2. Mai, sechs Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Weite Teile der Stadt sind zerstört. mehr