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Stadtführung: Afrikanisches Viertel und Kolonialismus
Die Stadtführung durch das Afrikanische Viertel im Wedding zeigt, dass die afrikanische Kultur seit Jahrhunderten Teil von Berlin ist und thematisiert die deutsche Kolonialgeschichte. mehr
Im Afrikanischen Viertel im Weddinger Norden wechseln sich Siedlungen der Moderne ab mit Einfamilienhäusern und Schrebergärten. Und gleich nebenan glitzert der Plötzensee.
Das Afrikanische Viertel ist vergleichsweise grün und ruhig mit fast vorstädtischem Flair. Im Gegensatz zu den Kiezen im Süden des Weddings dominieren hier Wohnstraßen mit moderner Architektur und großzügigen Grünflächen.
Der Name des Afrikanischen Viertels rührt von der kolonialen Vergangenheit Deutschlands. Der Kiez liegt im nordwestlichen Teil des Weddings und schmiegt sich wie ein spiegelverkehrtes "L" an den Volkspark Rehberge. Außer durch den Park wird der Kiez von Müller- und Seestraße sowie dem Schwarzen Graben und einer Kleingartenanlage begrenzt. Östlich an das Afrikanische Viertel schließt sich das Englische Viertel an, das ebenfalls zu Wedding gehört.
Am Goethepark stehen Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften, am U-Bahnhof Rehberge die Lauben einer Kleingartenkolonie. Der Rest des Afrikanischen Viertels wird durch Mehrfamilienhäuser geprägt. Altbauten gibt es nur wenige. Die meisten der Häuser sind in den 1920er und 1930er Jahren entstanden, zum Teil im Stil des Neuen Bauens mit klaren Linien und kubischen Formen. Die zwei bekanntesten Beispiele sind die von Mies van der Rohe gestalteten Wohnblöcke an der Afrikanischen Straße und die Friedrich-Ebert-Siedlung an der nordwestlichen Spitze des Afrikanischen Viertels.
Die Straßen im Viertel sind breit, die Straßenbäume zahlreich und prächtig. Zu den Alteingesessenen im Kiez gesellen sich immer mehr Kreative und Familien. Das Freiluftkino Rehbergee, das City Kino Wedding, das Stadion im Volkspark und der Plötzensee werden gerne zur Freizeitgestaltung genutzt. Geschäfte, Restaurants, Cafés und Kneipen gibt es bisher nur wenige. Aber es werden mehr. Und wer nicht findet, was er sucht, schlendert einfach in den nächten Kiez.
Schon sehr lange gibt es Kritik an der Namensgebung für die Straßen im Viertel. Hochproblematisch waren vor allem diejenigen, die nach Kolonialisten benannt sind. Warum sie überhaupt so heißen, ist historisch begründet. Vor dem Ersten Weltkrieg plante Tierhändler und Zoodirektor Carl Hagenbeck auf dem Gebiet des heutigen Volskparks Rehberge eine Anlage, in der Tiere und Menschen aus den damaligen deutschen Kolonien in Afrika vorgeführt werden sollten. Zwar verhinderte der Krieg die Pläne, die Straßennamen waren aber schon vergeben.
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Initiativen zur Umbenennung waren inzwischen teilweise erfolgreich. Die Lüderitzstraße wurde nach Cornelius Fredericks benannt, die Petersallee nach Anna Mungunda bzw. nach dem Maji-Maji-Aufstand. Der Nachtigalplatz, benannt nach Gustav Nachtigal als Schlüsselfigur der deutschen Kolonialpropaganda, wurde zum Manga-Bell-Platz. Heute leben im Afrikanischen Viertel tatsächlich viele Afrikaner:innen und ihre Familien. Viele sind in den 1990er Jahren zugezogen. Andere wohnen schon viel sehr viel länger in dieser schönen Ecke von Berlin.
Grün ist das Afrikanische Viertel nicht nur durch die teils üppig begrünten Innenhöfe, Straßenbäume, Gärten und Kleingärten, sondern auch dank der Kirchhöfe an der Seestraße und des Goetheparks. Der Park bietet eine große Liegewiese, Spazierwege, einen alten Baumbestand, Sitzbänke und einen kleinen Kinderspielplatz. Der große Volkspark Rehberge und der Plötzensee mit Freibad und Promenade sind nur einen Katzensprung vom Afrikanischen Viertel entfernt. Ebenfalls in der Nähe, Richtung Osten, liegt der großzügig angelegte Schillerpark mit Spazierwegen, Wiesenflächen, Spielplätzen, Plansche, Rodelbahn, Rosengarten und Kastanienhain.
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