Studie zur Circular Economy in der Berliner Industrie – auf dem Weg zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft

Studie Circular Economy Berlin Titelblatt

Pressemitteilung vom 09.11.2023

Vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel, Ressourcenknappheit und Biodiversitätsverlust müssen Herstellungsketten in der Industrie nachhaltiger gestaltet werden. Bei dieser ökologischen Transformation stehen neben dem Einsatz erneuerbarer Energien auch insbesondere ressourcenschonende Ansätze im Fokus. Im Rahmen des Masterplan Industriestadt Berlin 2022-2026 wurde daher eine Studie der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Auftrag gegeben. Hierbei wurden Potenziale und Anforderungen der Circular Economy im industriellen Sektor Berlins erarbeitet und heute erstmalig im Steuerungskreis Transformation der Industrie vorgestellt.

Die Studie analysiert den Status Quo des zirkulären Wirtschaftens in Berlin und zeigt, in welchen Industriebereichen besonders hohe Potenziale für die Transformation zur Circular Economy liegen. Darauf aufbauend wurden branchenübergreifend Stärken, Schwächen, Chancen und Herausforderungen identifiziert, die die Berliner Industrie mit Blick auf die Circular-Economy-Transformation aufweist und Empfehlungen für die künftige Unterstützung durch die Politik ausgesprochen. Hierzu wurden Handlungsbedarfe in vier Feldern ausgemacht: „Sichtbarkeit und Agenda-Setting“, „Information und Kompetenzaufbau“, „Kooperation und Vernetzung“, „Konkrete Anreizsetzung für Unternehmen“.

Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Die Zukunft der Wirtschaft ist die Kreislaufwirtschaft. Damit die ökologische Transformation der Wirtschaft gelingt und wir gleichzeitig ein gesundes Wirtschaftswachstum haben, müssen wir weniger Ressourcen verbrauchen. Der Industrie kommt eine Schlüsselrolle bei der Etablierung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu. Um die Anforderungen und Potenziale dafür im industriellen Sektor Berlins zu erkennen, hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Hierbei wurde zunächst ermittelt, woran es derzeit noch bei der Umstellung zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft hakt. In einem nächsten Schritt wurden vier Aktionsfelder identifiziert, in denen wir Maßnahmen ergreifen werden, um Unternehmen gezielt zu unterstützen. Reduzierter und nachhaltiger Ressourcenverbrauch bedeutet gleichzeitig auch, dass die Treibhausgasemissionen gesenkt werden. Denn unser Ziel ist, dass Berlin vor 2045 klimaneutral wird. Auch mit den Erkenntnissen aus unserer Studie werden wir die Berliner Industrie bestmöglich auf diesem Weg unterstützen.“

Circular Economy als zentraler Baustein für die Reduktion von Ressourcenverbräuchen

Die Circular Economy, oder zirkuläre Wirtschaft, ist ein Wirtschaftssystem, das darauf abzielt, den Wert von Produkten, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf zu halten und Abfall und Umweltauswirkungen zu minimieren. Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sind Wiederverwendung, Reparatur, Wiederaufbereitung und Recycling. Das heißt im Alltag beispielsweise, dass Komponenten eines Produkts ausgetauscht oder repariert werden können. Aber auch das Teilen von Produkten, zum Beispiel bei Carsharing-Angeboten, oder das Weitergeben von Waren in Second-Hand-Läden zählt dazu. Und am Ende des Produktlebens wird es nicht zu Abfall, sondern die Einzelteile werden als Wertstoffe gesehen und wieder genutzt.

Die Circular Economy leistet durch das Ressourcenschonen auch einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz. Um die europäischen, nationalen und Berliner Klimaziele erreichen zu können ist es daher notwendig, dass das Wirtschaftswachstum vom zunehmenden Ressourcenverbrauch entkoppelt wird. Eine lineare Wirtschaftsweise, bei der Materialien geradlinig von der Produktion zur Mülldeponie gelangen, ist schon lange nicht mehr zukunftsfähig. Stattdessen müssen wir verstärkt auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise hinarbeiten, bei der Produkte, Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle nach dem Prinzip der Circular Economy ausgestaltet sind. Um die eigene Wirtschaft zukunftsfähig aufzustellen und damit deren Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, möchte der Berliner Senat die Transformation zur Circular Economy noch zielgerichteter unterstützen, Hürden für Unternehmen abbauen und Prozessumstellungen fördern.

Studie deckt Potenziale und Hemmnisse für Transformation zur Circular Economy auf

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Transformation der Berliner Industrie in einem komplexen Feld mit politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen stattfindet. Sie untersucht, in welche Richtung sich Anforderungen an Unternehmen von Seiten der EU und des Bundes entwickeln werden und welche Branchen im Fokus dieser Transformation liegen. In einer Bestandsaufnahme des zirkulären Wirtschaftens in Berlin zeigt die Studie, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie, das Baugewerbe und die Elektrotechnik-/Elektronikindustrie besondere Relevanz für die Circular-Economy-Transformation in Berlin aufweisen. Berlin kann auf die hohe Innovationskraft seiner Wirtschaft sowie sein gut ausgebautes Wissenschafts- und Forschungsökosystem setzen. Probleme für die Umsetzung bestehen allerdings bei einem noch ausbaufähigen Bewusstsein für das Thema bei den Unternehmen und einer bisher noch geringen politisch-strategischen Positionierung. Chancen liegen in langfristigen wirtschaftlichen Potenzialen für Unternehmen, digitalen Entwicklungen, öffentlicher Beschaffung sowie Potenzialen im Bereich Urban Mining (das Aufbereiten von wertvollen Rohstoffen in eigenen Lagerstätten, z. B. von Elektrogeräten oder Autos). Risiken ergeben sich aus der oftmals fehlenden (kurzfristigen) Wirtschaftlichkeit kreislauffähiger Materialien, bürokratischen Hürden und dem Fachkräftemangel.

14 Handlungsempfehlungen

Aus der Analyse der Chancen und Risiken wurden vier Handlungsfelder abgeleitet, in denen Berlin künftig Maßnahmen ergreifen kann, um die Circular-Economy-Potenziale des industriellen Sektors in Berlin bestmöglich zu nutzen. Daraus entstanden wiederum 14 Handlungsempfehlungen: u. a. die Sichtbarkeit des Themas in Industrie und Politik zu erhöhen (z. B. durch kommunikative Maßnahmen), Kompetenzen zur Umsetzung von Circular-Economy-Ansätzen bei kleinen und mittleren Unternehmen auszubauen (z. B. durch Informations- und Beratungsangebote), die Kooperation zur Nutzung unternehmensübergreifender Potenziale zu stärken (z. B. durch Vernetzung von Kooperationspartnern im Kreislauf) und konkrete Anreize für Unternehmen zu schaffen, um Prozesse zirkulär zu gestalten (z. B. durch Förderangebote).

Download-Link zur Studie „Anforderungs- und Potenzialanalyse zur Circular Economy im industriellen Sektor Berlins“: https://www.berlin.de/industriestadt/masterplan-industriestadt-berlin/blog/artikel.1383656.php

Die Studie wurde erstellt von Ramboll Management Consulting GmbH im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.

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