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Wegner sagt Istanbul-Reise ab
Wegen der innenpolitischen Lage in der Türkei hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner eine übernächste Woche geplante Reise nach Istanbul abgesagt. mehr
Ein selbst ernannter Monarch hält Einzug in Berlin: Der Rio-Reiser-Platz in Kreuzberg wurde am 21. August feierlich eingeweiht.
Im Herzen von SO 36, wie der Kreuzberger Stadtteil von vielen auch bezeichnet wird, bekam der vor fast 26 Jahren gestorbene Musiker Rio Reiser («König von Deutschland», «Alles Lüge») einen nach ihm benannten Platz. Der in der Szene populäre Platz an der Oranienstraße mit vielen Kneipen, Bars und Clubs hieß bisher Heinrichplatz.
In dem bis heute als links-alternativ geltenden Kiez wurde das schon länger erwartete Ereignis kräftig gefeiert. Zur Eröffnung mit Live-Konzerten kamen mehrere Tausend Menschen, darunter auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Die Grünen-Politikerin war in den 80ern einige Jahre Managerin der Politrockband Ton Steine Scherben («Macht kaputt, was euch kaputt macht», «Keine Macht für niemand»), deren Sänger Reiser vor seiner Solo-Karriere war. Einige Zeit lang bewohnten sie auch gemeinsam mit anderen Musikern eine Bauernhaus-WG im nordfriesischen Fresenhagen.
Für Roth ist die Umbenennung eine symbolische Rückkehr von Rio Reiser in einen Bezirk, in dem er jahrelang zu Hause war. Sie erinnerte auch an das Engagement des Sängers. So habe er sich «in einer ausgrenzenden Zeit» offen zu seiner Homosexualität bekannt. Dies sie «verdammt mutig» gewesen, so Roth. «Für Rio war das Private immer politisch», sagte die enge Vertraute des verstorbenen Musikers.
Die Pläne des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg zur Umbenennung des Platzes waren bereits im April 2021 im Amtsblatt veröffentlicht worden. Von Anwohnerseite gab es daraufhin vier Widersprüche, die im Oktober als unzulässig zurückgewiesen. Die Entscheidung war umstritten, etwa weil die männerlastige Liste von Straßen und Plätzen eigentlich durch Frauennamen aufgelockert werden soll.