Dokumentation - Fachtag "„Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit in Spandau – Ohne (eigene) Wohnung aber nicht allein?!“ - 01.12.2023

Moderation am Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

1. Einleitung

Inflation, steigende Lebenshaltungskosten und Wohnungsknappheit tragen maßgeblich dazu bei, dass die Themen „drohende Wohnungslosigkeit“ und „Obdachlosigkeit“ in der öffentlichen Wahrnehmung an Bedeutung gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist es dringend erforderlich, die Situation in Spandau bedarfsorientiert und fachübergreifend zu beleuchten und die Schnittstellen dieser komplexen Thematik herauszuarbeiten.

Hierzu fand am 01.12.2023 in den Italienischen Höfen der Zitadelle Spandau der Fachtag „Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit in Spandau – Ohne (eigene) Wohnung aber nicht allein?!“ statt.

Der Spandauer Bezirksbürgermeister Frank Bewig, die Bezirksstadträtin für Jugend und Gesundheit Tanja Franzke, und der Bezirksstadtrat für Soziales und Bürgerdienste Gregor Kempert eröffneten den Fachtag. Thomas Fischer, Leiter des Sozialamtes, führte in die Thematik des Fachtages eindrücklich ein.

Die Veranstaltung wurde von der Organisationseinheit Qualitätsentwicklung, Planung und Koordination mit Unterstützung der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Berlin organisiert. Mit über 100 Teilnehmenden stieß der Fachtag auf große Resonanz. Akteur:innen unterschiedlichster Fachrichtungen trafen sich vor Ort mit dem Ziel, erste Grundlagen einer integrierten bezirklichen Strategie für Spandau zu diesem Thema zu erarbeiten.

Am Vormittag gab der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin einen Gesamtüberblick über die Situation auf Berliner Ebene. Des Weiteren zeichneten die Soziale Wohnhilfe des Sozialamtes, der Träger Fixpunkt e.V. (Projekt „SPAX“) sowie Betroffene selbst ein anschauliches Bild der Lage in Spandau.

Am Nachmittag erarbeiteten die Teilnehmenden im Rahmen von Workshops die Bedarfe, Angebote, Angebotslücken, Ziele sowie Bestandteile eines Leitbildes für Spandau.

2. Begrüßung

Im Folgenden Auszüge aus den Grußworten der Vertreter:innen des Bezirksamtes:

Bezirksbürgermeister Frank Bewig: „Es ist dringend erforderlich die Situation in Spandau bedarfsorientiert, ämter- und trägerübergreifend zu beleuchten sowie die vielfältigen Bezüge der Querschnittsthemen ‘Wohnungslosigkeit‘ und ‘Obdachlosigkeit‘ herauszuarbeiten. Ich freue mich, dass mit dieser Veranstaltung der Grundstein für die Entwicklung einer integrierten Spandauer Strategie gelegt wird, bei dem Bedarfe, Angebote aber auch Angebotslücken herausgearbeitet werden.“

Tanja Franzke, Bezirksstadträtin für Jugend und Gesundheit: „Sowohl drohende Wohnungslosigkeit als auch Obdachlosigkeit stellen ein essentielles Risiko für die Gesundheit von Betroffenen dar. Wir sehen, dass auch junge Menschen von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Um ein gesundes Leben aber auch soziale Teilhabe in Spandau zu fördern, ist eine gemeinsame Verantwortlichkeit für das Thema daher von grundlegender Bedeutung.“

Gregor Kempert, Bezirksstadtrat für Soziales und Bürgerdienste: „Die Bearbeitung der Themen ‘drohende Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit‘ stellt eine Kernkompetenz des Amts für Soziales dar. Gleichzeitig begrüße ich, dass mit diesem Fachtag eine ämter- und trägerübergreifende Entwicklung angestoßen wird, so dass Ressourcen gebündelt und Synergien geschaffen werden.“

Thomas Fischer, Leiter des Sozialamtes: „Die Erfahrungen meiner letzten 40 Jahre zeigen, dass Wohnungs- und Obdachlosigkeit seinerzeit ein eher kleines Problem war, ein überschaubarer Personenkreis, wachsender Wohnraum, gute Hilfsmöglichkeiten und ein gutes Angebot der Kommunen. Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist heute mehr geworden und deutlich wahrnehmbarer. Das Thema betrifft inzwischen nicht nur einheimische Personengruppen, sondern vermehrt Geflüchtete und zunehmend auch arbeitende Personen aus dem EU-Ausland. Von 3048 Untergebrachten in Spandau waren etwa 1800 Personen mit Fluchthintergrund. Die Wohnungsknappheit hat in ganz Berlin dazu geführt, dass das Thema Wohnungslosigkeit in den Fokus gerückt ist und hat dementsprechend auch Auswirkungen auf die Arbeit der Sozialen Wohnhilfe. Waren vor 15 Jahren noch Randgruppen von Wohnungslosigkeit betroffen, so betrifft es heute auch Menschen mit geregeltem Einkommen und positiver Schufa.
Die Bemühungen der Sozialen Wohnhilfe, diesen Wohnungsverlust zu verhindern, wurden intensiviert. Neben postalischen Anschreiben werden unmittelbar nach Kenntnis von Räumungsklagen auch Hausbesuche durchgeführt und es wird versucht, durch Netzwerkarbeit mit Jobcenter und Jugendamt die Kontaktaufnahme für die Betroffenen zu erleichtern.
Die Prävention hat daher den höchsten Stellenwert, da der Verlust einer Wohnung mittlerweile bedeutet, über lange Zeit wohnungslos zu bleiben. Des Weiteren arbeitet die Soziale Wohnhilfe ohne Kostendruck, während Wohnungslosigkeit/Obdachlosigkeit und die Beendigung dieser mit sehr hohen Kosten verbunden ist. Die Einrichtung von bezirklichen Fachstellen „Soziale Wohnhilfe“ und das dazugehörige Fachstellenkonzept sollen Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit entgegenwirken und einheitliche Standards, vor allem im Bereich der Prävention, etablieren. Ein wichtiges Ziel in diesem Kontext ist die verbesserte Zusammenarbeit der Fachstellen mit den Berliner Jobcentern. In Spandau funktioniert diese Zusammenarbeit bereits sehr gut, da es in der Zusammenarbeit in Spandau bereits ein etabliertes Team für Wohnungslose gibt. Die langjährige Zusammenarbeit und die gemeinsamen Erfahrungen ermöglichen inzwischen reibungslosere Abläufe. Dies trägt dazu bei, Räumungsklagen abzuwenden und Wohnraum zu erhalten. In den letzten Jahren konnten durch das Jobcenter und das Sozialamt viele Räumungen verhindert werden: 2020 waren es 42 abgewendete Räumungen, 2021 50, 2022 53 und im ersten Halbjahr 2023 bereits 34. Verlässliche Zahlen zum Vorlauf fehlen. Viel zu oft kommen die Meldungen jedoch erst unmittelbar vor der Räumung, was dazu führt, dass die Räumungsklagen nur mit sehr viel Aufwand abzuwenden sind. Bei den genannten Zahlen handelt es sich ausschließlich um die drohenden Wohnungsverluste, bei denen bereits ein Klageverfahren anhängig ist, ein Großteil der Wohnungen kann glücklicherweise im Vorfeld gesichert werden.
Auch in Bezug auf die Maßnahmen gem. §§ 67 ff. SGB XII (vorübergehende Hilfe für Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind) ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Innerhalb der letzten fünf Jahre ist die Anzahl der Hilfemaßnahmen von 185 auf 316 gestiegen. Der Personenkreis mit dem wir uns beschäftigen, hat sich verändert. Mehr ältere, mehr Pflegebedürftige, viel mehr psychisch kranke Menschen. So benötigen z. B. mehr ältere Menschen sowie junge Erwachsene Unterstützung, da die familiären Ressourcen immer stärker abnehmen und beide Gruppen aus unterschiedlichen Gründen nur erschwert an Wohnraum kommen. Um bei den jungen Menschen eine Verfestigung der Situation und ein „Abrutschen“ in die Obdachlosigkeit zu vermeiden, werden Hilfemaßnahmen installiert, wo früher das familiäre Netzwerk unterstützt hat. Auffällig mehr geworden sind Familien mit Kindern jeglichen Alters in der Wohnungslosigkeit Es zeigt sich, dass die Angebote nicht ausreichend sind, dadurch teure Kompromisse bei der Unterbringung gewählt werden müssen und auch hier es riesige Schwierigkeiten bei der Wohnraumversorgung gibt. Dringend erforderlich sind daher Angebote zur Unterbringung, insbesondere auch mit Betreuung. Jedes Kind länger in der Wohnungslosigkeit ist ein soziales und gesellschaftliches Problem, eine Schande. Zum 31.11.2023 waren es 370 betroffene Kinder in Spandau.
Trotz steigender Fallzahlen und ebenso steigender Intensität und Komplexität der Problemlagen der Menschen halten die Kolleginnen und Kollegen der Sozialen Wohnhilfe an ihrem Bestreben fest, Wohnraum zu erhalten und die Menschen bestmöglich zu unterstützen um drohende Wohnungslosigkeit zu beenden. Um diese Arbeit stetig zu verbessern und das bislang Erreichte zu erhalten, wird ein weiteres Wachsen der Fachstelle unabdingbar sein. Der Ansatz, die Obdachlosigkeit bis 2030 zu beseitigen, wird scheitern, aber mit Nachdruck, Fachkunde und Empathie daran zu arbeiten, ist absolut unerlässlich. Das was wir benötigen sind vor allem Lösungen auf Landes- und Bundesebene, wie beispielsweise Wohnungen, mehr Kontingente, besserer Schutz vor Wohnraumverlust, Schaffung neuer Unterkünfte mit einem sinnvollen und effizienten Zuweisungssystem, mehr Personal.“

  • Grußwort Hr. Bewig am Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

    Grußwort Hr. Bewig

  • Grußwort Fr. Franzke am Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

    Grußwort Fr. Franzke

  • Grußwort Hr. Kempert am Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

    Grußwort Hr. Kempert

  • Grußwort Hr. Fischer am Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

    Grußwort Hr. Fischer

3. Perspektiven von Betroffenen

Peter, 69 jähriger Rentner aus Siemensstadt, erzählte in Form des Audiobeitrags, wie er seine Lebenssituation wahrnimmt. Er fühlt sich aufgrund seiner geringen Rente von Wohnungslosigkeit bedroht, da er seine Rente für die immer weiter ansteigende Miete seiner Wohnung benötigt und selbst von Grundsicherung lebt. Den Audiobeitrag finden Sie hier.

In dem Videointerview berichtet die Rentnerin Gaby, 69 Jahre, seit 1961 in Spandau lebend. Im Frühling 2022 kündigte ihr der Vermieter die Wohnung.

Steven, Manne und Thomas berichteten in ihrem Videobeitrag von den Herausforderungen und Ängsten, die der Alltag auf „der Straße“ mit sich bringt.

Wir bedanken uns bei den Interviewten für das Vertrauen als auch bei den Mitarbeitenden von Sozial-kulturelle Netzwerke casa e. V. und Fixpunkt e. V. für die Kontakte und die Zusammenstellung der eindrücklichen Schilderungen.

4. Impulsvorträge

Zur fachlichen Vertiefung hielten die folgenden drei Fachreferent:innen Impulsvorträge:

Frau Radlbeck, Referentin für Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungspolitik beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin, stellte das Berliner Hilfesystem vor. Sie erläuterte und differenzierte die Begriffe ‘‘Wohnungslosigkeit‘‘ und ‘‘Obdachlosigkeit‘‘: Als „wohnungslos“ bezeichnet man einen Menschen, der nicht über mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügt und daher in Notunterkünften oder Wohnheimen, bei Verwanden und Freunden vorübergehend unterkommt. Als „obdachlos“ bezeichnet man Menschen, die ohne jede Unterkunft auf der Straße oder in Behelfsunterkünften, wie z.B. Abrisshäusern, Gartenlauben oder Autos leben. Den ganzen Fachvortrag können Sie hier einsehbar.

Frau Albig schilderte die Situation der Sozialen Wohnhilfe in Spandau (Amt für Soziales). Die Soziale Wohnhilfe Spandau, ist ein multiprofessionelles Team aus Verwaltungfachkräften, Sozialarbeiter:innen und Sprachmittler:innen. Die Soziale Wohnhilfe in Spandau bearbeitet drei Themenschwerpunkte: (1) Prävention, um Wohnungsverlust zu vermeiden, (2) Bewilligung von sozialpädagogischen Leistungen nach §§ 67 ff. SGB XII sowie (3) Zuweisung in Obdachlosenwohnheime für Menschen, die keinen Schlafplatz haben (ASOG – Unterbringung nach dem allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz des Landes Berlin). Die Prävention hat den höchsten Stellenwert, da der Verlust einer Wohnung mittlerweile bedeutet, über lange Zeit wohnungslos zu bleiben. Den ganzen Fachvortrag können Sie hier einsehen.

Herr Ciomber vom Träger Fixpunkt e.V. ist seit 2010 im Rahmen des Spandauer Projektes SPAX tätig. Hierbei ist er bei der Streetwork und der Beratung in der Kontaktstelle vor Ort täglich mit den Bedarfen und Sorgen der Adressatengruppe konfrontiert. Durch die aufsuchende Unterstützung wird den wohnungslosen und obdachlosen Menschen dabei geholfen, den Zugang zum bestehenden Hilfesystem zu finden. Herr Ciomber berichtete von einer stetig steigenden Anzahl von Besuchenden und komplexer werdenden Bedarfen seit Beginn seiner Tätigkeit im Projekt im Jahr 2018. Den ganzen Fachvortrag können Sie hier einsehen.

Vortrag Fr. Radlbeck am Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

Vortrag Fr. Radlbeck

Vortrag Fr. Albig am Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

Vortrag Fr. Albig

Vortrag Hr. Ciomber am Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

Vortrag Hr. Ciomber

5. Workshop-Phase

In der Workshop-Phase, welche in Form eines „World Café“ erfolgte, erarbeiteten die Teilnehmenden des Fachtages in Kleingruppen folgende Themen: Bedarfe, Angebote, Angebotslücken, Ziele sowie Bestandteile eines Leitbildes in Hinblick auf (drohende) Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit in Spandau. Die Zuordnung der Gruppen erfolgte per Zufallsprinzip – jedes Start-Thema hatte hierbei eine Farbe. Während der Bearbeitung rotierten die Teilnehmenden zwischen den Thementischen – die Bearbeitungsdauer pro Thementisch lag bei ca. 15 Minuten. Begleitet wurde die Gruppenarbeit durch eine Moderation, die die erarbeiteten Ergebnisse an Pinnwänden visualisierte, und die durch die nachfolgenden Gruppen ergänzt wurden.

Workshop "Angebotslücken" vom Fachtag 01.12.2023
Workshop "Bedarfe" vom Fachtag 01.12.2023
Workshop "Leitbild" vom Fachtag 01.12.2023

6. Ergebnisse der Thementische

An den Thementischen ging es nun konkret „zur Sache“. Bestehende grundsätzliche Bedarfe, Themen, Angebote und Lücken zu benennen, die sich aus dem Expertenwissen der Teilnehmenden speisen, war an den Thementischen ausdrücklich gewünscht.

Am Thementisch „Bedarfe“ konnte frei assoziiert werden: Welche Strukturen, Bedingungen und Aspekte, die in der täglichen Arbeit relevant sind, können verknüpft, verstärkt oder verbessert werden? Zunächst lässt sich hierbei steigender Anpassungsbedarf der bestehenden Strukturen und der Bedarf an neuen Schnittstellen und engeren Kooperationen herauslesen. Benannt wurde beispielsweise der Wunsch nach mehr Ressourcen und Schnelligkeit im Verwaltungshandeln, um Menschen zu erreichen, bevor die Wohnung geräumt werden muss. Als wirkungsvoll benannt werden u. a. eine transparente Informationsübermittlung zu den Trägern, die Möglichkeit der niedrigschwelligen psychotherapeutischen Anbindung, eine engere Verzahnung bestehender Kooperationen wie Jugend- und Eingliederungshilfe sowie Wohnhilfe und Jobcenter, und der Wunsch nach mobilen psychosozialen bezirklichen Teams – um effizienter, schneller, fallorientierter und ggf. aufsuchend Handeln zu können. Dafür benötigt es wiederum den Willen, politische Rahmenbedingungen zu adaptieren und zu gestalten, z.B. die Entbürokratisierung im Zuwendungsbereich anzugehen, die Gewinnung von Fachpersonal als prioritär zu erachten und „Kümmererstrukturen“ langfristig und gesichert zu finanzieren.
Allgegenwärtiges Thema ist die Knappheit von Wohnraum und deren Auswirkungen auf alle Bereiche, so auch auf Unterkünfte nach dem allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz Berlin. Hierbei wurden u.a. Mindeststandards in Betreuung und Ausstattung sowie einheitliche Zahlungen (Eigenanteil) in allen Wohnheimen benannt. Für Menschen mit Suchterkrankungen und Pflegebedarf ist es besonders schwer, eine passende Unterbringung zu organisieren. Jedoch ist es auch für Familien mit mehreren Kindern generell schwierig, geeigneten Wohnraum zu finden. Unterbringungsorte für Jugendliche und junge Erwachsene sollten ausgebaut werden, so einige Teilnehmende. Als weiterer Bedarf wird die gesundheitliche Versorgung von Menschen ohne Anspruchsberechtigung benannt. Um den generellen Transfer von Leistungen zu ermöglichen sind außerdem folgende Aspekte wichtig: Wie kann die Erreichbarkeit obdachloser Menschen ohne Meldeadresse gesichert werden? Damit verbunden ist die Rolle der Nachbarschaft als Multiplikator und auch die Frage danach, wie es gelingen kann, ein würdevolles Dasein am Ende des Lebens zu gestalten.
Zu vielen Themen, die hier benannt wurden, sind in Spandau und/ oder auf Landesebene bereits Angebote vorhanden. Um einen guten Überblick bestehender Angebote zu schaffen, wurde am Thementisch „Angebote“ Bestehendes zusammengetragen und zusammengefügt.

Angebote zum Thema „Wohnungslosigkeit“ und „Obdachlosigkeit“ sind in einer Vielzahl vorhanden, beispielsweise im Bereich der Beratung (Immanuel Beratung u.a.), der aufsuchenden Arbeit (SPAX, Staakkato, Outreach u.a.), spezifische Angebote für Frauen* (Eulalia Eigensinn, Frauenwohnstatt – Ginko u.a.) oder auch im Bereich der Beschäftigung und des Aufenthalts (Creso, SPAX u.a.).

Trotz der Vielzahl an bereits bestehenden Angeboten wurden von den Teilnehmenden zahlreiche Angebotslücken benannt: u.a. wurden diese in Bezug auf den Wohnungsmarkt vor allem in einem Ausbau des geschützten Marktsegments gesehen, in Unterkünften, die auf spezifische Merkmale ihrer Nutzer:innen eingehen können (bspw. Haustiere, Altersgruppen, Familiensituationen) und in einer medizinischen Versorgung, die niedrigschwellig Menschen ohne Krankenversicherung und Haustieren von Wohnungslosen zur Verfügung steht. Für das Hilfesystem wünschten sich die Teilnehmenden eine zielgerichtetere Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Akteur:innen rund um das Thema „Wohnungslosigkeit“ Hausverwaltungen/Vermieter:innen, Hilfsangeboten, dem Jobcenter und der sozialen Wohnhilfe. Darüber hinaus wurde der Ausbau von Präventionsangeboten gefordert, die dabei helfen sollen, Wohnungslosigkeit zu verhindern, eine Angebotsübersicht für Spandau sowie zielgruppengerechte Beschäftigungsangebote für von Wohnungs-/Obdachlosigkeit Betroffene.

Neben den konkreten Rückmeldungen aus der Praxis zu den Bedarfen, Angeboten und Angebotslücken, formulierten die Teilnehmenden an den Thementischen „Leitbild“ und „Ziele“ erste Bausteine einer zukünftigen bezirklichen Strategie.

Der Thementisch „Leitbild“ hat sich damit beschäftigt, welche Werte/Normen, welche Grundprinzipien und welches Selbstverständnis die Strategie für Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Spandau umfassen soll.
Bei diesem Thementisch wurde angemerkt, dass als erster Schritt das Problem definiert und als zweiter Schritt ein gemeinsames Verständnis entwickelt werden muss. Ziel der Strategie soll es sein, schnelle und pragmatische Lösungen zu schaffen, eine Steigerung der Akzeptanz, Enstigmatisierung sowie eine Wertschätzung gegenüber Menschen in Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit zu erzielen. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass hierfür ausreichend Personal gebraucht wird und das ehrenamtliche sowie Spenden nur unterstützend begleiten können. Zu beachten ist außerdem, dass einige freie Träger bereits eigene Leitbilder entwickelt haben. Diese könnten zu Beispiel als Vorlage bzw. Anregung genutzt werden.

Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurden die Ziele für Spandau diskutiert. Dabei wurden nicht nur die Ziele der Teilnehmenden, sondern auch ihre individuellen Wünsche ausgesprochen. Ein wichtiger Punkt war die Gewinnung von mehr Personal und die Schaffung einer vereinfachten und unkomplizierten Bürokratie, um die Bearbeitungsdauer zu verkürzen und die Verständlichkeit für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Es wurde auch das Ziel formuliert, mehr Sprachmittler einzusetzen.
Ein weiteres Ziel war die Schaffung von mehr Wohnraum, um die dringende Wohnungsnot in Spandau zu lindern. Dies unterstreicht die Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt und die steigende Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum für verschiedene Bevölkerungsgruppen.

  • Ergebnisse "Bedarfe" vom Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

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Abschlussmoderation vom Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

7. Wie geht es nun weiter?

Alle erarbeiteten Ergebnisse fließen in die Spandauer Strategie „Wohnungslosigkeit/ Obdachlosigkeit“ ein. Dafür wurden die Ergebnisse im Nachgang des Fachtages durch die Vorbereitungsgruppe geclustert. In Arbeitsgruppen werden nun die Wirkungsziele, SMARTE Handlungsziele sowie Maßnahmen für Spandau formuliert. Diese Zielmatrix ist grundlegender Bestandteil des strategischen Rahmenkonzeptes.

Vorbereitungsteam vom Fachtag Wohnungslosigkeit & Obdachlosigkeit 01.12.2023

Vorbereitungsteam

Ein großer Dank geht an unser Vorbereitungsteam:

  • Fr. Reinelt und Fr. Rösch – Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit
  • Fr. Albig – Sozialen Wohnhilfe des Sozialamtes
  • Hr. Rosin – Sozialpsychiatrischen Dienstes
  • Hr. Ciomber – Fixpunkt e. V.
  • Tom Liebelt und Fr. Holz – Gemeinwesenverein Heerstraße Nord e. V.
  • Hr. Schmitz und Hr. Gust – Sozialkulturelle Netzwerke – Casa e. V.
  • Fr. Götz-Arsenijevic, Hr. Jünemann, Fr. Schulz, Fr, Fritz und Fr. Safi – OE QPK