Gesetze, Normen und Zertifizierung

Mann sitzt am Tisch und stempelt

Gesetze, politische Strategien und internationale Abkommen

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begünstigen nach wie vor das lineare Wirtschaften. Um negative Auswirkungen der Linearwirtschaft für die Gesellschaft zu bepreisen oder gar zu sanktionieren und zirkuläre Geschäftsmodelle somit wettbewerbsfähiger zu machen, arbeiten sowohl die Bundesregierung als auch die Europäische Union an einer Reihe von Ziel- und Gesetzesvorgaben. Im Folgenden stellen wir Ihnen ein paar ausgewählte Entwicklungen vor, auf die Unternehmen sich rechtzeitig vorbereiten und reagieren sollten, um auch zukünftig gesetzeskonform zu wirtschaften und lukrative neue Geschäftsfelder zu entdecken.

Kreislaufwirtschaftsgesetz: Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) setzt die EU-Abfallrahmenrichtlinie (Waste Framework Directive) in deutsches Recht um und modernisiert das deutsche Abfallrecht umfassend. Es fördert die Kreislaufwirtschaft durch Maßnahmen zur Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Recycling, um Ressourcen effizienter zu nutzen und die Umwelt zu schützen.

Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD): Die CSRD verpflichtet große Unternehmen in der EU ab 2024 zur umfassenden Berichterstattung über ihre Nachhaltigkeitsstrategien und Maßnahmen. Wird der Indikator ESRS E5 „Ressourcen und Kreislaufwirtschaft“ im Rahmen der verpflichtenden Wesentlichkeitsanalyse als für das Unternehmen wesentlich identifiziert, muss das Unternehmen die darin geforderten Datenpunkte berichten. Dies umfasst u.a. den Ressourcenverbrauch, Abfallvermeidung und die Wiederverwendung von Materialien. Wir unterstützen Sie mit unserem individuellen Unternehmensworkshop CSRD-Readiness!

Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS): Die NKWS der deutschen Bundesregierung zielt darauf ab, den Rohstoffverbrauch zu reduzieren und die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Sie umfasst Maßnahmen zur Produktgestaltung, Materialauswahl, Produktion, Nutzung, Wiederverwendung und Recycling, um Abfall zu vermeiden und Ressourcen im Kreislauf zu halten.

EU Circular Economy Action Plan: Der CEAP fördert nachhaltige Produktgestaltung, Kreislaufwirtschaftsprozesse und nachhaltigen Konsum. Als zentraler Bestandteil des Europäischen Green Deal ist er ein Rahmenwerk, aus dem sich mit der Zeit konkrete, bindende Richtlinien und Verordnungen ergeben.

EU Ökodesign-Verordnung: Die Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) erweitert die bisherigen Anforderungen an die Energieeffizienz auf nahezu alle physischen Produkte. Sie fördert die Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit von Produkten, um die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Wir unterstützen Sie mit unserem kostenfreien Angebot zu nachhaltiger Produktgestaltung!

EU Right-to-Repair-Richtlinie: Die Richtlinie zum Recht auf Reparatur erleichtert es Verbrauchern, defekte Produkte reparieren zu lassen, anstatt sie zu ersetzen. Sie fördert die Reparatur als attraktive Option und unterstützt die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle, die auf Reparatur und Wiederverwendung setzen. Die EU-Richtlinie wurde im Sommer 2024 verabschiedet und muss von der Bundesregierung binnen 24 Monaten in nationales Recht überführt werden.

UN Resolution zu Plastikverschmutzung (Global plastic pollution treaty): Die UN-Resolution zur Beendigung der Plastikverschmutzung zielt darauf ab, ein global verbindliches Abkommen zu entwickeln, das den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen berücksichtigt. Dies umfasst Maßnahmen zur Reduzierung der Plastikproduktion, Förderung des Recyclings und Vermeidung von Plastikabfällen. Die UN-Mitgliedstaaten konnten sich bislang noch nicht auf ein konkretes Rahmenwerk verständigen und führen die Gespräche in 2025 fort.

Normen und Standards für zirkuläres Wirtschaften

Die Circular Economy kann nur gelingen, wenn sich die gesamte Wirtschaft bewegt. Ein zirkuläres Produkt, ein zirkuläres Geschäftsmodell oder ein zirkuläres Bauvorhaben muss für alle Akteure gleich definiert sein. Um einheitliche Standards zu schaffen,die der Wirtschaft Orientierung und Sicherheit bieten, entstehen derzeit zahlreiche neue Normen für die Circular Economy. Im Folgenden stellen wir Ihnen ein paar ausgewählte Entwicklungen vor.

ISO 59000-Normenfamilie
Die ISO 59000-Normenfamilie ist eine neue Reihe von internationalen Normen, die ein gemeinsames Verständnis und einheitliche Leitlinien für die Umsetzung der Circular Economy in Organisationen schaffen soll. Dazu gehört unter anderem ein einheitliches Vokabular, Grundsätze und Leitlinien, um Organisationen aller Branchen einen einheitlichen Einstieg in eine nachhaltige, zirkuläre Wirtschaftsweise zu bieten. Damit bildet sie einen wichtigen Schritt hin zu einer Standardisierung auf internationaler Ebene, welche für die praktische Umsetzung der Circular Economy unabdinglich ist.

Zirkuläres Bauen
Die DIN SPEC 91484 „Verfahren zur Erfassung von Bauprodukten als Grundlage für Bewertungen des Anschlussnutzungspotentials vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten (Pre-Demolition-Audit)“ bietet einen klaren Handlungsrahmen zur systematischen Erfassung des Gebäudebestands zwecks Ermöglichung von Materialkreisläufen in der Bauwirtschaft.

Weitere Normen mit Bezug zum zirkulären Wirtschaften finden Sie in der DIN-Normenrecherche Circular Economy ( DIN-Normenrecherche Circular Economy)

Zertifizierung für nachhaltige Produkte

Zertifizierungen können Unternehmen dabei helfen, durch das Erreichen der geforderten Standards Fortschritte in ihrer nachhaltigen Transformation zu machen und ihre Produkte am Markt zu platzieren. Folgend finden Sie eine erste Auswahl entsprechender Zertifizierungssysteme. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf vollständigkeit und stellt keine Empfehlung dar. Zertifizierungsprozesse sind in der Regel mit Kosten verbunden. Im Gespräch bieten wir Ihnen gerne Orientierung.

Blauer Engel: Der Blaue Engel ist das Umweltzeichen der deutschen Bundesregierung und zeichnet seit über 45 Jahren umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen aus. Es setzt strenge Standards für Umweltverträglichkeit und hilft Verbrauchern, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen.

EU Ecolabel: Das EU Ecolabel ist ein freiwilliges Umweltzeichen der Europäischen Union, das Produkte und Dienstleistungen auszeichnet, die während ihres gesamten Lebenszyklus eine geringere Umweltbelastung aufweisen. Es hilft Verbrauchern dabei, umweltfreundliche Produkte zu erkennen und zu wählen.

EU Energielabel: Das EU Energielabel informiert Verbraucher über die Energieeffizienz von Produkten wie Haushaltsgeräten. Es klassifiziert Produkte von A (höchste Effizienz) bis G (geringste Effizienz) und fördert so den Kauf energieeffizienter Geräte.

Cradle to Cradle (C2C) Certified Product Standard: Dieses Zertifizierungssystem bewertet Produkte in fünf Kategorien: Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, saubere Luft und Klimaschutz, Wasser- und Bodenschutz sowie soziale Fairness. Das C2C Certified Material Health Certificate konzentriert sich auf die Materialgesundheit und stellt sicher, dass die in Produkten verwendeten Chemikalien und Materialien sicher für Mensch und Umwelt sind. Es ist ein Baustein auf dem Weg zur vollständigen Cradle to Cradle Zertifizierung.

ISSC PLUS: Sustainability Certification for the Circular Economy and Bioeconomy: Dieses Zertifizierungssystem bewertet die Nachhaltigkeit von alternativen Rohstoffen in der Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie und setzt den Fokus auf Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette. Es deckt den gesamten Lebenszyklus von Produkten ab und stellt sicher, dass Materialien aus nachhaltigen Quellen stammen. ISCC PLUS zertifiziert verschiedene Arten von Materialien, darunter recycelte fossile Abfälle, biologische Abfälle und nachhaltig angebaute landwirtschaftliche Rohstoffe.

Grüner Knopf: Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien, das sowohl soziale als auch ökologische Kriterien berücksichtigt. Es bewertet, ob Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette einhalten und ob die Produkte umwelt- und sozialverträglich hergestellt wurden.

TÜV Green Product: Das Green Product Mark von TÜV Rheinland zeichnet Produkte aus, die hohe Umweltstandards in Design, Produktion und Lebenszyklus erfüllen. Es bietet eine transparente und nachvollziehbare Kennzeichnung für nachhaltige Produkte

Kontakt:

Koordinierungsstelle für Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz und Klimaschutz im Betrieb (KEK)