Text aus: Architekturführer. Die 100 wichtigsten Berliner Bauwerke
Autor: Cobbers, Arnt
Jaron Verlag
Flexcover, 240 Seiten, 108 farbige Fotos
ISBN 978-3-89773-410-4
14 Euro
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Das ICC Berlin gilt bis heute als Prototyp eines modernen Tagungszentrums. Das auffällige Gebäude steht direkt an der Autobahn und überdeckt mit seinen Ausmaßen die ganze Verkehrsinsel zwischen Autobahn, Messedamm und Kantstraße.
Erfolg ist relativ. Seit vielen Jahren ist das 1979 eröffnete Internationale Congress Centrum Berlin das mit Abstand wichtigste Tagungszentrum Deutschlands und eines der am besten ausgelasteten weltweit. Stolz verweist die Messegesellschaft darauf, dass es mehrfach zum beliebtesten Tagungsort der Welt gewählt wurde. Und doch machte es jedes Jahr Verlust.
Zwei große und rund 80 kleinere Säle und Räume bietet Europas größtes Kongresszentrum – und gilt doch als zu klein, zu unökonomisch in der Raumaufteilung, zu teuer, was die Betriebskosten betrifft – und ist zu allem Unglück noch asbestverseucht.
Nach langen Diskussionen um Abriss und Neubau sollte das ICC 2019 generalsaniert und vom Asbest befreit werden. Seitdem wartet das ICC auf den Start der Sanierung. Zudem ist über die künftige Nutzung des Gebäudes noch nicht entschieden. Seit September 2019 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Den Wettbewerb zum Bau einer Multifunktionshalle auf dem Messegelände gewann 1965 das junge Architektenehepaar Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte. Die Vorgaben änderten sich mehrfach, und als die Arbeiten 1975 begannen, war aus der einfachen Halle das größte und teuerste deutsche Bauvorhaben seit dem Zweiten Weltkrieg geworden.
Bis heute gilt der Bau als Prototyp eines modernen Tagungszentrums. Denn er ist anders konzipiert als alle Vorgänger. Der Bauplatz auf einer Verkehrsinsel zwischen Autobahn, Messedamm und Kantstraße ließ die Schülers auf den Gedanken kommen, ihren Bau wie ein Schiff mit verschiedenen Decks anzulegen.
Unter dem Straßenniveau befinden sich drei Kellergeschosse mit den Versorgungszentralen. Durchdrungen wird das Kellerbauwerk von zwei Reihen à 13 runden Stützen mit 2,50 Meter Durchmesser, die an ihren Köpfen – über der Verteilerebene im Erdgeschoss – Elastomerlager besitzen, gummiartige Körper, die die Übertragung von Schall und Vibrationen verhindern. Auf ihnen liegen Stahlbetonbinder auf, zwischen denen die kleineren Säle platziert sind.
Darüber, 13 Meter über dem Straßenniveau, liegt die Ebene der beiden großen Säle, die unter Einbeziehung der mittleren Bühne zu einem großen Raum mit 9100 Plätzen kombiniert werden können.
Die den gesamten Bau umfangende Wand-Dach-Konstruktion hängt an einem silbern eloxierten Stahlfachwerk, das auf außen angesetzten Treppenhäusern aufsitzt. Zwischen den Treppenhäusern und dem Fachwerk dämpfen wiederum Neoprenlager Schall und Vibrationen.
Die Hauptfront des 320 Meter langen und 80 Meter breiten Gebäudes zeigt in Analogie zu einem Schiff eine verglaste (Schiffs-)brücke.
Vom Ehepaar Schüler stammt auch der kuriose "Bierpinsel" in Steglitz, ein 46 Meter hoher, gastronomisch genutzter Turmbau mit knallroten Kunststoffverkleidungen – Paradebeispiel der Pop-Architektur der 1970er Jahre.
Und in Steglitz findet sich auch das berühmteste Beispiel der von Filz und Vetternwirtschaft begünstigen Monumentalarchitektur jener Jahre: das Bürohaus "Steglitzer Kreisel" (Sigrid Kressmann-Zschach 1969–72), mit 119 Metern Höhe noch heute das höchste Gebäude im Westteil der Stadt.
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Autor: Cobbers, Arnt
Jaron Verlag
Flexcover, 240 Seiten, 108 farbige Fotos
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