Wer durch den Chamissokiez in Kreuzberg flaniert, bekommt einen guten Eindruck vom Berlin vor 100 Jahren. Wie eine Art Freilichtmuseum erinnern das Kopfsteinpflaster, die Laternen (wenn auch ohne Gas), die Stuckfassaden, die verbotenen Neonreklamen und die hergestellten Balkone an vergangene Tage. Wer sich die Autos wegdenkt und Pferdefuhrwerke vorstellt, hat fast das Berlin vor Augen, das Heinrich Zille in seinen Zeichnungen und Fotografien noch in den Zwanzigern festhielt.
Schlechte Wohnverhältnisse hinter schönen Fassaden
Die Häuser im Chamissokiez wurden wie die meisten Berliner Mietshäuser der Arbeiterbezirke in der späten Kaiserzeit errichtet. Die sozialen Verhältnisse waren unbeschreiblich, die Häuser übervölkert, die sanitären Verhältnisse sehr schlecht. Im Grunde lebten die Menschen hier in einem Slum. Allerdings wurde der Slum im ordentlichen Preußen hinter geschmückte Stuckfassaden gezwängt und in gemauerten - durch enge Hinterhöfe jedoch schlecht beleuchteten und belüfteten - Steinhäusern übereinandergestapelt. Gelegenheiten, in die Höfe der Häuser zu schauen, sollte man nutzen, denn diese sind völlig unterschiedlich und zum Teil sehr stimmungsvoll.
Hausbesetzer verhindern Abriss
Aufgrund der furchtbaren Vorkriegszustände in den Hinterhöfen wollten maßgebliche Planer in beiden Teilen Berlins die alten kaiserzeitlichen Mietshäuser vollständig abreißen. Hier im Chamissokiez haben auch die Hausbesetzer ab Ende der siebziger Jahre dazu beigetragen, dass diese Straßenzüge stehenblieben.
Im Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg stehen gleich zwei Sehenswürdigkeiten aus Zeiten deutscher Teilung: der Checkpoint Charlie und die East-Side-Gallery.
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