Die Berliner Industrie befindet sich in einem von globalen Megatrends getriebenen, umfassenden Transformationsprozess. Dieser schließt Entwicklungen wie den Klimawandel, Ressourcenknappheit und den demographischen Wandel ein. Es zeichnen sich drei zentrale transformatorische Schwerpunkte ab:
- die digitale Transformation der Industrie
- die ökologische Transformation der Industrie und
- die Transformation der industriellen Arbeitswelt
Die digitale Transformation der Industrie
Die digitale Transformation ist wesentlicher Treiber zur Optimierung von Entwicklungs- und Produktionsprozessen. Die Verwendung digitaler Technologien beschleunigt die Neu- und Weiterentwicklung von Produkten oder produktbezogenen Services und verkürzt so die Zeit zur Markteinführung. Mit Blick auf den Erhalt bestehender und die Entwicklung neuer industrieller Wertschöpfungsketten im urbanen Raum, bieten neue digitale Geschäftsmodelle sowie digitale Prozessinnovationen besondere Chancen. Diese sind oft kompatibler mit der innerstädtischen Mischnutzung von Flächen als traditionelle Fertigungsprozesse.
Nicht zuletzt können mit Hilfe digitaler Technologien signifikante Effekte bei der Energieeinsparung erzielt und damit zur CO₂-Reduzierung beigetragen werden. Durch die starke Digitalwirtschaft, die hohe Dichte von Technologiegebern – u.a. auch aus dem Bereich Optik und Photonik – und bestehende anwendungsorientierte Kooperationsnetzwerke (z. B. IoT+, AMBER), ist die Industriestadt Berlin bereits sehr gut aufgestellt, um neue Wertschöpfungsmodelle anzuziehen und zu binden.
Es ergeben sich jedoch auch technologieübergreifende Herausforderungen im Bereich der IT- und Cybersicherheit und der digitalen Resilienz von Industrieunternehmen. Schließlich bestehen insbesondere in kleinen und mittelständischen Betrieben weiterhin Herausforderungen beim Digitalisierungsgrad grundlegender Betriebsprozesse.
Die ökologische Transformation der Industrie
Mit Blick auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 und die weitreichende gesellschaftliche Werteorientierung hin zur ökologischen Nachhaltigkeit, ist die grüne Transformation der Industrie unabdingbar. Zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Industrie in Zeiten steigender Energiepreise und geopolitischer Unsicherheiten ist eine weitestgehend unabhängige, auf regenerativen Rohstoffen basierende Energieversorgung zentral. Dies stellt die Politik und Industrie weltweit vor tiefgreifende Herausforderungen. Mit dem Aufbau der notwendigen Infrastrukturen sowie der Entwicklung und Adaption der erforderlichen Technologien gehen hohe Investitionskosten einher.
Die Dekarbonisierung spielt insbesondere im Bereich der Energieversorgung und der Mobilität eine wesentliche Rolle in der Industriestadt Berlin. Hervorgehobene Chancen bestehen hier u. a. für Unternehmen als Entwickler und Anbieter entsprechender Technologien z. B. im Bereich der Wasserstoffanwendungen. Potenziale ergeben sich auch beim Einsatz von Maßnahmen zur Ressourcenschonung und den Übergang zur zirkulären Wirtschaft. Im Vordergrund stehen dabei Technologien und Lösungen wie Leichtbau, Miniaturisierung, nachhaltiges Produktdesign zur Erleichterung der Wiederverwertung sowie verschiedene Produkt- und Prozessinnovationen, die eine ressourcenschonende Fertigung ermöglichen.
Die Transformation der industriellen Arbeitswelt
Die Transformation der industriellen Arbeitswelt birgt durch neu entstehende Berufsbilder und sich verändernde Arbeits- und Organisationsmodelle Chancen für Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zugleich. Die verschiedenen bereits genannten Megatrends und Transformationsprozesse generieren einerseits komplexe Fragestellungen und Unsicherheiten. Andererseits verändern sie die Lebens- und Berufswelt und wirken sich sowohl rasant als auch nachhaltig auf Berufs- und Qualifikationsprofile der Beschäftigten in der Industrie aus.
Neben der kontinuierlichen Identifikation von branchenspezifischen Anforderungen und Qualifizierungsbedarfen gilt es, übergreifend passende Formate für das lebenslange Lernen zu entwickeln und Fortbildung als integralen Bestandteil des Arbeitslebens zu verstehen. Gleichzeitig können Prozessinnovationen und digitale Fertigungstechnologien wesentlich zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beitragen sowie den Herausforderungen des Fachkräftemangels begegnen. Damit dies gelingen kann, müssen Teilhabe- und Mitbestimmung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als Aspekt von immer schneller werdenden Veränderungsprozessen mitgedacht werden.